Dimmu Borgir - Death Cult Armageddon

Review von Opa Steve vom 17.09.2003 (13842 mal gelesen)
Dimmu Borgir - Death Cult Armageddon Da ist sie nun, die mit Spannung erwartete Scheibe. Dimmu Borgir, die mit ihrem letzten Album wieder richtigen Wind in die Segel bekommen hatten, wollen ihren Stand als Könige des symphonischen Black Metals weiter festigen und den gefundenen Stil ausbauen.

Wenn man etwas Besonderes kreieren will, muss man aus der Masse herausragen. Und was Cradle Of Fear recht war, ist den Borgirs nur billig. Statt Keyboards wird auch hier ein komplettes Orchester herangezogen und nicht nur in Intros verheizt, sondern echt im Arrangement aufgenommen. Diese Symbiose läutet tatsächlich eine neue Dimension ein, denn der Black Metal Sound bekommt durch diesen neuen Aspekt eine Atmosphäre wie ein Filmsoundtrack.

Dass dies nicht immer funktionieren muss, zeigt sich leider schon beim Opener, der irgendwie nicht so recht wirken will. Aber was direkt darauf folgt, ist der Hammer: "Progenies Of The Great Apocalypse" besitzt einen wirklich stilvoll arrangierten Orchestereinsatz, welcher als dramaturgisches Element durchaus in großen Hollywood-Produktionen Verwendung finden könnte. Die Idee, Orchester auf eine Metal-Tour mitzunehmen, ist ja schon lange nichts Neues mehr und wirkt schon irgendwie ausgelutscht, aber dieser Titel wäre es einfach wert, auf großer Bühne mit vollem Personaleinsatz dargeboten zu werden. Ganz starkes Werk!

Beim darauf folgenden "Lepers Among Us" verlässt man sich als Kontrast wieder auf ratternde Doublebass-Parts und progmäßiges Riffing, und auch Nicholas Barker, der sich auf dem neuen Album etwas mehr zurückhält, darf wieder ein paar seiner berüchtigten Blastparts in die Menge feuern, und Vortex steuert seinen pathetischen Gesang treffend hinzu.

Mit "Vredesbyrd" und "Allehelgens Dod I Helveds Rike" hat die neue Scheibe seit langem sogar gleich zwei Titel in der Landessprache auf der Pfanne. Beide Stücke haben ihren eigenen Reiz. Vredesbyrd hat eine richtige Ohrwurmmelodie, die auf Gigs sicher durch ihre leichte Nachvollziehbarkeit für gute Stimmung sorgen wird. Ein sehr typisches Dimmu Borgir Stück, genau wie "Allehelgens...", welches eher die Riffstärken der Band in den Vordergrund bringt.

Überraschungen gibt es ohnehin recht wenige. "Blood Hunger Doctrine" kommt ungewohnt kommerziell mit 80er Heavy-Riffing daher. Hat seinen Reiz, aber läuft sich mangels Abwechselung schnell tot. Quasi der Ausrutscher der Scheibe. Nach dem panzergleichen Doublebass-Hammer "Cataclysm Children" darf das Orchester noch einmal richtig loslegen und bietet ein Intro, welches zwischendurch auch im Stück an das Hellraiser-Theme erinnert.

Dimmu Borgir tanzen mit diesem Album auf Messers Schneide. Auf der einen Seite bieten sie gewohnte Qualität und erstklassige Songs, auf der anderen Seite kopieren sie sich selbst ein wenig stark. Auf der einen Seite haben sie durch einen originellen Orchestereinsatz eine völlig neue Komponente geschaffen, auf der anderen Seite wirkt die superperfekte Produktion mit all ihren Effekten, Samples und Triggerdrums ein wenig leblos. Trotz aller Stärke ist die Entwicklung also mit Vorsicht genießen, und aufgrund der unbestrittenen Qualität und auch starken Songs vergebe ich nochmals wie beim letzten Album eine hohe Punktzahl. Dieser Bonus bleibt aber nicht auf Dauer, denn wenn man beim nächsten Album merken sollte, dass die Musik wirklich nur noch aus dem Kopf statt aus dem Bauch kommt, werden sicher die ersten Abnutzungserscheinungen zum Vorschein kommen.

Besonderer Dank gilt aber Nuclear Blast für eine andere Geschichte: in der heutigen Zeit einen etablierten Act mit toll aufgemachtem Booklet, aber dafür ohne diese furchtbaren Experimente mit PC-Behinderung (auch fälschlicherweise oft als "Kopierschutz" bezeichnet) auf den Markt zu bringen, ist leider keine Selbstverständlichkeit mehr. Also Leute, wenn ihr das Album zum korrekten Preis irgendwo seht: ihr könnt bedenkenlos zugreifen. Es ist eine echte CD!

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
Allegiance
Progenies Of The Great Apocalypse
Lepers Among Us
Vredesbyrd
For The World To Dictate Our Death
Blood Hunger Doctrine
Allehelgens Dod I Helveds Rike
Cataclysm Children
Eradication Instincts Defined
Unorthodox Manifesto
Heavenly Perverse
Band Website: www.dimmu-borgir.com
Medium: CD
Spieldauer: 63:00 Minuten
VÖ: 09.09.2003

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