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Take off: 30.08.2013 - Review (13679 mal gelesen) |
Freitag
Sic-Zone
Relativ pünktlich öffnet der Einlass um 15 Uhr, was wir selbst aber nicht mitbekommen. Wir trudeln nämlich arbeitsbedingt leider erst kurz nach Vier ein. Somit verpassen wir knapp den einheimischen Opener des Festivals: die Jesus-inspirierten Metalcore-Jungs RAISED FROM DEATH.
Kurz nachdem dann das erste Bier gesichert ist, beginnen die auf den Plakaten noch als A-RISE angekündigten SIC-ZONE ihren Set. Der Namenswechsel war nur rechtlich notwendig, hat aber auf die Musik der Kölner keinen Einfluss. Der Vierer steht nach wie vor für modernen Thrash. Da um diese Uhrzeit noch sehr wenig auf dem Gelände allgemein und vor der Bühne im Speziellen los ist, geht der Set ein wenig unter. Zwar versucht die Band durch ein paar Aktionen, die Stimmung anzuheizen, indem Drummer KY in den 3. Song ein Drumsolo einbaut, Fronter PY etwas später die Bildzeitung (verbrennen darf er sie nicht) zerreißt und am Schluss ein paar Leute zum Mitbangen auf die Bühne geholt werden. Allerdings bleibt es insgesamt bei einer Darbietung unauffälliger Qualität.
(Krümel)
Steelpreacher
Kurz vor 17 Uhr kommt endlich etwas Stimmung in die Bude, äh, soll heißen: auf's Gelände. Das in der hiesigen Gegend schon fast zum Kult avancierte Trio STEELPREACHER beginnt, das Equipment auf die Bühne zu bringen. Das bewirkt, dass einige der bis dato auf dem Gelände verstreuten Leute zielstrebig in Richtung Bühne wandern und der Platz davor voller wird. Denn die eingefleischten Fans aus dem Großraum Koblenz wissen: hier geht's gleich so richtig rockig-flockig ab. Die Kuttenträger erwartet nämlich Headbanger-Mucke von Hardrock bis schnellem Powermetal und rotziger MOTÖRHEAD-Attitüde - das alles mit einem mächtigen Augenzwinkern. Und so ist die Meute schon sehr gespannt und heißt ihre Lieblinge mit lautem Gegröle willkommen. Die Stahlprediger lassen sich auch nicht lange bitten und verzichten nahezu völlig auf einen Soundcheck. Man beginnt einfach mit dem total schrägen Blockflöten-Intro vom Band. Das geht aber gleich schon in die Hose und die Musik reißt ab - egal! STEELPREACHER lassen sich davon nicht irritieren und spielen trotzdem munter drauflos. Doch was ist das?? Direkt nach erstem Akkord geht das Gitarrenkabel verloren. Woraufhin sich folgener "Dialog" entspinnt: "Wir fangen nochmal an, oder?" .... "Könnt ihr noch?" - "Jaaaa!" - "Aber wir nicht mehr!" Spätestens bei 'Hammered And Down' hat das sympathische Trio die Leute fest im Griff und präsentiert bestens aufgelegt sowohl neuere Stücke ('Bitchcraft', 'Give 'em Hell') als auch älteres Material wie 'Raising Hell'. Die Songs werden von den Maniacs natürlich lauthals mitgesungen. Aber was wäre eine STEELPREACHER-Show ohne 'We Want Metal (We Want Beer)'? Der bandeigenen Tradition folgend, verteilt ein netter Mensch vom Fotograben aus Bier aus einem Partyfässchen. Jede durstige Kehle kann sich daran laben, das Bier wird direkt in den Rachen gespritzt. Manchmal erhält man aber auch gleich eine komplette Bierdusche... Das heizt natürlich die Stimmung im Publikum noch mehr an. Im Set geht's weiter mit Krachern wie 'D.O.A.' und 'Hellbent For Beer'. Leider ist auch der schönste Auftritt irgendwann einmal zu Ende und so verlassen STEELPREACHER nach (dem für manch einen Headbanger am nächsten Morgen prophetischen...) 'Metal Hangover' unter großem Jubel die Bühne.
(Krümel)
Metal Inquisitor
Bevor die nächsten Lokalmatadoren an der Reihe sind, schlendere ich erst einmal um den Platz, um die paar Merchandise-Stände anzuschauen. Viele sind es nicht, die sich angesiedelt haben, aber für ein Festival dieser Größe ausreichend. Hauptsache, es gibt genug Bier! Und nachdem sich der Ein oder Andere eine weitere Gerstenkaltschale am Bierbrunnen geholt hat, kann's auch gleich weitergehen. Pünktlich betreten dann Koblenzer METAL INQUISITOR die Bretter des JUZ Open Air. Die fünf Kerle wirken sympathisch wie immer, vor allem wegen Sänger "El Rojo" (so wurde er früher wegen seiner langen roten Haare getauft - heute ist Rob in Ehren enthaart...), der mit seiner Kowwelenzer Schnauze fröhlich drauflos plappert. Aber da alle hier sind, um eine ordentliche Portion Metal zu hören, wird natürlich nicht nur geredet. Die metallischen Inquisitoren legen mit ihrer Mixtur aus True, Power und Speedmetal mit einem Schuss IRON MAIDEN los. Mit im Gepäck haben sie für die Banger-Fraktion sowohl alte und als auch neuere Songs, die sie sie routiniert präsentieren. Die Stimmung der Leute auf und vor allem vor der Bühne steigt zunehmend bei Stücken wie 'Persuader' (2010), 'Thane Of Cowder' (2005), 'Bernardo Gui' (2002), 'Doomsday for The Heretic' (2005), 'Betrayed Battalion' (2010), 'Take Revenge' (2002), 'Drowning Death' (2010), 'Restricted Agony' (2005) und 'Zombie Driver' (2002). Aber auch den brandneuen Titel 'Bounded Surface', der recht gut bei den Zuschauern ankommt, haben METAL INQUISITOR für uns parat. Für die ältesten und treusten Fans der ersten Stunde gibt es zum guten Schluss dann das 1999er 'R.I.F. - Resistance Is Futile'. Insgesamt liefert der Fünfer mal wieder eine souveräne Show und hat sich damit den anerkennende Applaus am Ende verdient.
(Krümel)
The New Black
THE NEW BLACK haben das Problem, dass sie sich stilistisch nicht so ganz zwischen modernem Metal und traditionellem Hardrock entscheiden können. Die Blues-Wurzeln sind in den Gitarrenriffs immer wieder sehr präsent, aber gerade die Gesangsführung und einige Melodien klingen doch wesentlich moderner. Das macht den Sound nicht wirlich schubladenfrei, da einem im Kopf laufend diese beiden Genres rumspuken. Das Publikum ist ähnlich gespalten, und so sind die Reaktionen auf die erdigen Riffs und das groovende Schlagzeug insgesamt eher verhalten. Vielleicht ist es auch einfach undankbar, nach den Lokalmatadoren STEEPLREACHER und METAL INQUISITOR die Bühne zu betreten, denn die Stimmung können sie trotz agilen Einsatzes des Sängers nicht halten. Letzterer ist am Rand der Stadt Andernach angesichts der Kulisse (man sieht am Ende der Felder den Kühlturm des stillgelegten AKWs von Mülheim-Kärlich) ganz begeistert, im Schatten dieses Kühlturms auftreten zu dürfen. Am Schluss gibt's noch den Einsatz der Wrestling-Maske, was als Farbtupfer auf der ansonsten dezent dunklen Bühne zwar auffällt, aber auch etwas overdressed ist.
(Opa Steve)
Orden Ogan
Ich muss gestehen, vor dem Auftritt von ORDAN OGAN bin ich ein bisschen skeptisch. Die Band haben wir schon mehrmals gesehen, aber gerade der (meiner Meinung nach) sound- und gesangsmäßig sehr suboptimale Gig beim diesjährigen Rock Hard-Festival ist noch in Erinnerung geblieben. Doch wie sagt man so schön: neuer Tag, neues Glück! Und so warte auch ich wie viele andere gespannt darauf, dass der Arnsberger Vierer in seinem bekannt urig-paganen Outfit (aber warum um alles auf der Welt schnallt sich Sänger Seeb einen Autoreifen auf die Schulter?) auf die Bühne kommt. Als es soweit ist, steigt gleich mit dem Intro direkt die Stimmung und die Pagan-Folk-Melodic-Power-Metaller starten mit dem Opener 'The Frozen Few' durch. Schnell bin ich beruhigt, denn meine Skepsis zu Anfang war absolut unbegründet. Sowohl der Sound allgemein als auch die Stimme des Frontcharismatiker sind an diesem Abend nicht nur deutlich besser als ein paar Wochen zuvor. ORDAN OGAN sind sogar richtig gut. Auch wenn viele Zuspieler vom Band abgespielt werden, kommen Stücke wie z. B. 'The Lords Of The Flies', 'The Things We Believe In', 'This World Of Ice' oder 'To The End' bei den Leuten sehr gut an. Viele Kehlen stimmen in die Refrains mit ein. Zwischendurch reißt dem Bassisten Niels eine Saite. Um die notwendige Pause zu überbrücken macht Seeb ein paar Spielchen oder fragt Niels: "Welchen Song kannst du jetzt noch spielen?" - "Einen auf 4 Saiten".... Oder er erzählt folgenden Flachwitz: "Was macht ein Pirat am Computer? Er drückt die Enter-Taste!"... Auch ansonsten lockert man zwischendurch immer wieder die Stimmung. So folgt auf den Ausruf "Hallo Andernach" wunschgemäß "Fuck You Pussy" als Antwort und bei 'Fist Of Fate' gibt es ein Singspiel. Witzig sind die paar jungen Fans, die sich immer wieder zum Schattenrudern auf den Boden setzen. Alles in allem merkt man, dass sowohl die Musiker auf, als auch die Menschen vor der Bühne ihren Spaß haben und den Auftritt genießen. Als ORDAN OGAN ihren Gig beenden, ernten sie dafür verdient großen Beifall.
(Krümel)
Powerwolf
Schon im Herbst letzten Jahres prophezeite ich: wenn POWERWOLF ihre nächste Scheibe auf dem Markt haben, werden sie ganz groß durchstarten. Und ich sollte Recht behalten. POWERWOLF starteten mit "Preachers Of The Night" im Sommer schnurstracks durch bis auf Platz 1 der deutschen Albumcharts, und es kann angesichts dessen nur als Glücksgriff bewertet werden, diese Band auf dem schnuckeligen Billing in Andernach als Headliner für den Freitag begrüßen zu dürfen. Entsprechend voll ist es auch vor der Bühne, die in der Kulisse eines Kirchenschiffs in düsterem Blau beleuchtet wird. Und los geht es direkt mit dem Uptempo-Banger 'Sanctified With Dynamite'. Die Band ohne Bassisten macht allein durch Gitarren und Drums genügend Druck und Attila ist gut bei Stimme. Natürlich dürfen seine rumänischen Gag-Ansagen nicht fehlen, über deren Humor man zwar geteilter Meinung sein darf, aber irgendwie nehme ich das dem Kerl nicht übel.
Nach der aktuellen geilen Sampler-Auskopplung 'Amen & Attack', bei dem ein paarhundert gut geölte Kehlen in dieser lauen Sommernacht mitbrüllen, gibt es schon bald die zweite Hymne 'Ressurection By Erection' vom 2009er 'Bible Of The Beast'. Vor allem die "alten" Titel wie auch 'Catholic In The Morning ... Satanist At Night' werden abgefeiert, während die ganz frischen Titel wie das deutsche 'Kreuzfeuer' noch etwas Zeit brauchen, um sich bei den Fans im Kopf festzusetzen. Insofern ist es recht clever, sich auf den Backkatalog zu konzentrieren und die neuen Titel etwas sparsamer anzugehen. Hier darf man gespannt sein, ob sich die kommende Tour-Setlist im Herbst davon abheben wird. Kurz gegen Mitternacht erwähnt Attila dann, dass sich doch glatt die Polizei gemeldet hätte und man nun langsam zum Ende kommen müsse. Zum Abschluss segnet er die Metal-Gemeinde (wobei die Polizei ausdrücklich ausgenommen wird), es gibt noch als Zugabe 'Raise Your Fist, Evangelist' und das Publikum grinst nach diesem gelungenen Ende des ersten Tages glücklich im Kreis, während es den Pegel beim letzten Abschlussbierchen oder beim Feiern auf dem Campground nochmal auf Eröffnungstag-übliche Höhen hebt.
(Opa Steve)
Samstag
Iron Fate
Da RULER ihren Set überpünktlich ihren Set am zweiten Festivaltage beginnen, verpassen wir wie schon am Tag zuvor den Opener. Ok, dann heißt es also, sich in Ruhe ein Bier zu holen und auf IRON FATE warten. Diese wirken bei der Präsentation ihres traditionellen, manchmal mit Doublebass gespickten, NWOBHM recht routiniert und spielen trotz der sehr wenigen Zuschauer um diese Zeit, als stünde eine größere Menschenmenge vor der Bühne. Passend zum Musikstil gibt es natürlich den hohen Eier-Gesang. Leider trifft Sänger Denis die Töne nicht immer richtig. So richtig Stimmung mag nicht aufkommen, auch wenn die Band versucht, die paar Anwesenden immer wieder mit "Hey, Hey, Hey"-Rufen zu animieren. Insgesamt wirkt die Performance ein wenig belanglos. Auch die Tatsache, dass IRON FATE beim JUDAS PRIEST-Cover 'Victim Of Changes', welches instrumental eigentlich ein recht simples Stück ist, diesem mit einigen Verhauern den Spirit nehmen (und der Fronter wahrlich kein Rob Halford ist), trägt nicht zum wirklichen Überspringen des berühmten Funkens bei. Als zum Schluss wegen Zeitüberschreitung dann die PA abgedreht wird, gibt es aber dennoch Höflichkeitsapplaus.
(Krümel)
Ra's Dawn
RA'S DAWN hatte ich vor Jahren schon mal in Andernach sehen dürfen. Im Gedächtnis waren sie als "OK, aber nicht überragend" geblieben. Auch wenn die Band optisch teilweise brutalst an ZDF Fernsehgarten erinnert, kommen sie dieses mal wesentlich besser in die Pötte als ich erwartet hatte. Während des recht kurzen Sets nimmt sich der Sänger noch die Zeit, um mal den Enthusiasmus des Andernacher JUZ-Liveclubs zu loben, die regelmäßig diese Veranstaltungen mit hohem Value-For-Money auf die Beine stellen. Recht hat er. Die Musik aus Power-Metal mit etwas sperrigen Prog-Elementen dient aber auch nicht weiter dazu, die Stimmung anzuheizen, und ein aufkommender fieser Nieselregen drängt die meisten Besucher Richtung überdachter Bierbrunnen. Diese Band ist live in meinen Augen etwas unterrepräsentiert, weswegen man sie häufig aus dem Fokus verliert. Daran müssten sie noch etwas arbeiten.
(Opa Steve)
Billion Dollar Babies
Kurz vor dem Auftritt der BILLION DOLLAR BABIES fängt es leider an zu regnen, so dass sich viele Leute zunächst von der Bühne entfernen, um sich erst einmal an den Bierständen unterstellen. Doch was so eine richtige Glam Rock Band ist, lässt sich nicht so schnell abhalten. Hat die Band doch schon ein riesiges Backdrop wie die "Großen". Und genauso posen die Musiker dann bei Ihrem Auftritt, den sie sehr stilecht mit nacktem Oberkörper oder Netzshirt und geschminkt bestreiten, dann auch. Der Fünfer präsentiert seine rotzig-straighten Heavy-Rock-Nummern, die hier und da mit klassischem Oh-Oh-Chor gespickt sind, bestens gelaunt. Irgendwann hat dann auch der Wettergott ein Einsehen und die letzten Minuten der knapp halbstündigen Show können trocken zu Ende gebracht werden. Allerdings werden auch die BILLION DOLLAR BABIES Opfer der Zeit und müssen früher als geplant aufhören. Das hindert die jungen Musiker aber nicht, anschließend bestens gelaunt im Merch-Bereich aufzutauchen und fleißig Autogramme zu schreiben und sich mit ihren Fans fotografieren zu lassen.
(Krümel)
Red Circuit
Die Proggis leisten ganze Arbeit. Sogar mein Bier schmeckt an diesem Tag zum ersten Mal wieder. Die Band mit ihrem Sänger aus Sri Lanka begeistert mit feinen Metal-Songs in Richtung DREAM THEATER, wenngleich sie auch noch nicht im Schwanzvergleich auf den Instrumenten gleichziehen können. Neben der sauberen Instrumentalgruppe rund um Mastermind Markus Teske ist es vor allem Chity Somapala am Mikro, der zwar optisch wie ein Shirt auf'm Kleiderhaken rüberkommt, aber zu den ganz Großen seines Fachs gehört. Der Mann ist auch live verboten gut bei Stimme und schafft es, die Bühne sowohl bei den niveauvollen Headbangern, als auch bei ruhigen Balladen auszufüllen. Respekt! Selbst Witze im Publikum, die Klampfer Chris optisch mit "Erik der Wikinger" vergleichen, mindern den Respekt nicht, der dem Können dieser Band schon wieder im nächsten Atemzug entgegengebracht wird. Die sympathischen akzentbehafteten Ansagen, mit der Chity die Band als "RED CIRCUIT aus Deutschland" vorstellt, um anschließend schelmisch über sich selbst zu lachen, runden das Gesamtbild ab. Vielen Dank an den Liveclub, diesen doch noch Insidertipp auch in Andernach dem Festivalpublikum näherzubringen! Ich bin mir sicher, dass dieser Auftritt unter den mehreren Hundert Besuchern einige neue Fans hervorgebracht hat, denn das Interesse an den Bands war am späten Nachmittag erstmalig spürbar in großer Breite vorhanden. Gerne wieder!
(Opa Steve)
Mob Rules
Bevor die nächste Band die Bühne betritt, hat sich der Regen ganz verzogen und die Zuschauer kommen wieder aus ihren Verstecken hervor. Das ist auch gut so, denn der Auftritt von MOB RULES steht kurz bevor. Die können inzwischen ja auf eine fast 20jährige Geschichte zurückblicken. Nicht nur auf ihren Alben, sondern auch auf Konzerten und Festivals sind die norddeutschen Melodic Power Metal immer ein Garant für gute Unterhaltung und ebensolcher Laune. Da ist es doch fast Ehrensache, dass Bandgründer Matthias Mineur und seine fünf Mitstreiter ihre Fans auch heute nicht hängen lassen. Mit den straight gespielten Stücken wie 'Cannibal Nation' oder 'In The Land Of Wine And Rain' sorgt der Sechser für beste Stimmung auf dem Gelände und die Leute gehen ordentlich mit. Ein schön und irgendwie passendes Panorama gibt da zusätzlich noch die genau hinter der Bühne untergehende Sonne ab. Doch leider hat auch MOB RULES mit der Zeit zu kämpfen. Trotzdem dürfen bei der Darbietung auch z. B. 'Black Rain' und 'Hollowed Be Thy Name' nicht fehlen. Schade, dass die Uhr bei dem Kampf schließlich doch siegt. Nicht nur ich hätte den Norddeutschen gerne noch ein bisschen länger zugeschaut und zugehört.
(Krümel)
The Very End
Wie auch schon die Bands vorher leiden auch die Ruhrpöttler THE VERY END unter dem mehr als straffen Zeitplan. Bereits der Aufbau erfolgt in Hektik. Trotzdem begrüßen die Musiker die Leute vor der Bühne mit einem freundlichen: "Wir haben euch ein bisschen Krach mitgebracht", was die Fans mit Applaus quittieren. Dieser "Krach" äußert sich dann in Form von knackig-melodischen Thrash Nummern wie 'Orphans Of Emptiness', 'Sixes And Nines', 'Iron Sky' oder dem rockigen 'Soon I sleep'. Dass Sänger Björn auch Humor hat, beweist er nach dem etwas weniger heftiger ausfallenden 'A Hole In The Sun', das die Zuschauermeute besonders positiv aufnimmt. Da sagt er nämlich: "Ich sehe ihr habt Bock auf die Schmusesongs - da habt ihr beim nächsten so richtig Pech!". Da zocken THE VERY END nämlich den nächsten Kracher 'The Black Fix'. Eigentlich ist bis dahin die Stimmung vor und auf der Bühne trotz des Spiels gegen die Zeit recht relaxed. Leider nimmt der Auftritt dann ein recht abruptes Ende, da die Thrasher den letzten geplanten Song nicht mehr performen dürfen. Trotz großer Diskussion der Band lässt der Stagemanager nicht mit sich reden. Darüber ist die Band und besonders der Fronter ziemlich angesickt und sie verlassen angefressen die Bühne.
(Krümel)
Kissin' Dynamite
Tja, und dann kommen KISSIN' DYNAMITE... Warum ich das so betone? Weil diese jungen Musiker an diesem Tag ungeplant zu meinem persönlichen Highlight werden. Zunächst starten die Sleaze Metaller noch etwas verhalten. Auch das Publikum reagiert erst mal etwas reservierter, sehen die fünf Jungs in ihren 80er Jahre-Style-Klamotten und mit hochtoupierten Haaren etwas - nun sagen wir mal - befremdlich aus. Auch scheinen sie (wie übrigens vorher schon die BILLION DOLLAR BABIES) nicht so recht ins Lineup zu passen. Aber was soll's? Das sagen sich wohl auch KISSIN' DYNAMITE. So ein Outfit gehört sich nunmal bei dieser Art von Musik. Genauso wie die wahnsinnig gute Laune, die die Truppe vom ersten Ton an versprüht. Und so dauert es dann nicht lange, bis irgendwann auch der Knoten platzt und vor allem der sympathische Fronter Hannes mit seiner Performance die Leute total mitreißt. Mich mit eingeschlossen, denn ich singe die Laune-machenden Songs wie 'Metal Nation', den Gassenhauer 'She's A Killer', 'Addicted To Metal' oder 'Welcome To The Jungle' zusammen mit vielen hundert Kehlen überraschend lautstark und textsicher mit. Zudem habe ich (wenn auch völlig ungewollt) meine Crowdsurfpremiere... Und zum Glück der Fans und natürlich auch der Band dürfen sogar noch zwei (!) Zugaben präsentiert werden: 'Carry On' und den Titeltrack des letztjährigen Albums 'Money, Sex & Power'. Ich muss gestehen, dass KISSIN' DYNAMITE bis zu diesem Zeitpunkt am Samstag am besten gerockt haben. Und mit dieser Meinung bin ich nicht allein, denn die Jungs werden nur äußerst ungern und unter frenetischem Jubel gehen gelassen.
(Krümel)
Asphyx
Van Drunen ist einfach eine Macht. Schon vor dem eigentlichen Gig erledigt der Mann seinen Soundcheck selbst, und bringt mit seinen Forderungen den Monitormann zum Schwitzen: "Lauter .... lauter .... lauter .... komm, gib volle Pulle!". Und mit Sprüchen geht es dann auch im Konzert munter weiter. Während man seine Ansagen der Songs kaum verstehen kann, sind die noch die größte Kommunikation mit dem Publikum. "Ist es laut genug? Hier oben ist es verdammt laut. Aber so muss Metal sein. Das hab ich in meiner Kindheit so gelernt...". In sparsames Licht getaucht gehen ASPHYX großartig zur Sache. Als brutalste Band des ganzen Billings können sie zwar unter den anwesenden Fans des gemäßigten Programms nicht die Reihen so dicht füllen, wie man es von einem Co-Headliner erwartet, aber an dieser Stelle sei gesagt, dass ja der ursprüngliche Plan war, diesen Abend mit ARCH ENEMY fortzusetzen, was natürlich in der Kombi für viele ein Riesenhit gewesen wäre.
So bleibt es bei ASPHYX, den Leuten mal ordentlich in den Arsch zu treten ("So Leute, jetzt gibt's Krach!"). Beim Set, der eine Mischung aus der alten ASPHYX-Phase sowie den aktuellen Stücken ist (ja, auch 'The Rack' musste zwischenzeitlich seinen Stammplatz räumen), sieht man vor der Bühne den Husky (aka "Tormentor" von DESASTER) pausenlos steil gehen. Leider werden auch ASPHYX von dem Zeitstress eingeholt, der an diesem Tag immer wieder herrscht. Nachdem Martin von Klampfer Paul einen Hinweis bekam, meinte er: "Wieso geht die Zeit so schnell? Wir haben nur noch 10 Minuten. Wir geben also Gas!". Sprachs, und die Band donnert die nächsten Titel am Stück runter, während die Saitenfraktion mit Martin energisch um die Wette post und die Matten fliegen lässt. Irgendwann kommt Baayens wieder zu Martin und erzählt ihm was. Darauf Martin: "Das Arsch! Sagt mir was von 10 Minuten. Wir haben Zeit bis 10 Uhr!". Großes Gelächter überall, und die sympathische Abrissbirne macht uns noch mit weiteren Stücken glücklich, bis die Ohren glühen.
(Opa Steve)
Subway To Sally
In der Umbaupause weist mich die Secu am Fotograben darauf hin, dass bei SUBWAY TO SALLY nur während der Stücke 4-7 fotografiert werden darf. Worauf ich meine, dass sicherlich Pyros eingesetzt werden. Die komplette Aufklärung: "Ja, das auch. Aber bei einem Lied möchte Fish ein spontanes Bad in der Menge nehmen.". Aha, und da möchte er sicher vermeiden, dass er in Berührung mit dem gemeinen Presse-Volk kommt. Ist das der neue Terror-Wahn, oder einfach nur Rockstar pur? Zudem stellt man fest, dass es im Gegensatz zu anderen Bands an genügend Zeit für Umbau und Soundcheck sowie die Setlist nicht mangelt.... Sei's drum. Mit einem gewaltigen Knall nach dem Intro geht die Band in das erste Medley aus 'Eisblumen' vom Album "Nord Nord Ost" und 'Das Schwarze Meer'. Letzteres gehört noch zu den neueren Songs des Gigs, denn der Einstieg in den Set besteht aus zielsicheren und fest eingebrannten Titeln der Alben von "Bannkreis" bis "Herzblut". Der Fananteil von SUBWAY TO SALLY ist an diesem Tag recht hoch, und viele singen die Titel schon geübt mit. Zum 'Tanz Auf Dem Vulkan' gibt es dann noch entsprechenden Pyro-Einsatz zur Untermalung, bevor die Band mit dem Medley 'Sieben', 'Ohne Liebe' und 'Veitstanz' den regulären Set beendet. Wer sich jetzt in Höhe der Bierbänke aufhält, fühlt sich neben dem Hauptprogramm auf der Bühne auch großartig durch ein paar Versprengte von ASPHYX um Martin Van Drunen unterhalten. Dieser, der sich mit Fans am Bierbrunnen zum Saufen verabredet hat, schüttelt immer wieder mit Blick Richtung Bühne sein weißes Haupt und kommt nicht umhin, in seiner typisch originellen Art zu kommentieren, warum SUBWAY TO SALLY nun wirklich kein Metal sind.
Fazit
Kein Metal sind die Potsdamer in der Tat, aber groß genug, nach dem Metalfest auch hier nochmal in der Region die Headliner-Position zu bestreiten. Und viele Fans der moderaten Klänge wussten dies abzufeiern, da gerade für die Jugend ohne Fahrgelegenheit ein solches Angebot, eine solche Band mal "vor der Haustüre" zu erleben, natürlich super ist. Und so zeigt sich auch bei der verfrühten Abwanderung, dass für viele Metalheads das Festival während des Headliner-Gigs bereits für beendet erklärt wird, während sich die SUBWAY-Fans im restlichen Metal-Programm eher auf "ihren" Einsatz warteten.
Das Summer's End markiert den Abschluss einer ereignisreichen Open-Air-Saison. Dem Wetter sei Dank kam es auch zu keinen witterungsbedingten Katastrophen, und die familiäre Atmosphäre mit Getränken und Speisen zu zivilen JUZ-Preisen war ein angenehmer Kontrast zu den kommerziellen Großveranstaltungen. Nicht wenige Bands ließen sich daher auch dazu hinreißen, auf der Bühne den Einsatz und die tolle Leistung vieler freiwilliger Kräfte lobend zu erwähnen und brachten deutlich zum Ausdruck, wie wohl sie sich trotz der verhältnismäßig kleinen Besucherzahlen fühlen. Das können wir als langjährige Besucher von JUZ-Liveclub-Veranstaltungen nur bekräftigen und freuen uns auch schon auf die nächsten kleinen und großen Events an dieser feinen Location. |
Billing
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ARISE - ASPHYX - BILLION DOLLAR BABIES - IRON FATE - KISSIN' DYNAMITE - METAL INQUISITOR - MOB RULES - ORDEN OGAN - POWERWOLF - RAISED FROM DEATH - RA'S DAWN - RED CIRCUIT - STEELPREACHER - THE NEW BLACK - THE VERY END
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