III - das etwas genauere Review

Ein Artikel von Eddieson vom 25.02.2020 (22605 mal gelesen)
Es wird nicht langweilig in Krefeld. Während Olbrich und Kürsch zusammen am neuen BLIND GUARDIAN-Album arbeiten, hat der Gitarrist auch nebenbei das Orchester-Album fertigegstellt. Während sein Bandkollege/Sänger sich mit seinem Demon oder seinem Wizard alias Jon Schaffer getroffen hat, um ein neues DEMONS & WIZARD-Album zu komponieren und einzuspielen.

Die Geschichte des Schaffer/Kürsch-Duos ist lang. 1997 kam die erste Idee zu einem gemeinsamen Projekt in die Köpfe und schon drei Jahre später stand das erste Album in den Regalen, schlicht betitelt mit "Demons & Wizards". Doch dies sollte nicht das letzte Album der Freunde bleiben. Aufgrund von Verpflichtungen der ihrer beiden Hauptbands ICED EARTH und BLIND GUARDIAN gegenüber dauerte es "nur" fünf Jahre, bis "Touched By The Crimson King" fertiggestellt wurde. Danach wurde es etwas ruhiger um die beiden. Auch nach einer Ankündigung 2011 von Hansi, dass DEMONS & WIRZADS an einem neuen Album arbeiteten, folgte erst mal nichts. Erst acht Jahre später gab es ein neues Lebenszeichen. Zuerst in Form von einem Remaster der beiden ersten Alben, dann die Ankündigung eines neuen Albums und sogar eine Tour der Band führte durch Europa und Nordamerika.



Nachdem das Debüt doch etwas mit einem 70er-Viber versehen wurde, "Touched By The Crimson King" dann etwas komplexer ausgefallen war, hört man auf dem einfach betiteltem "III" eine weitere Steigerung in Sachen Songwriting. Natürlich bleibt das nicht aus, wenn der Hauptsongwriter Jon Schaffer auch weiterhin für ICED EARTH komponiert. Und so ist "III" deutlich dynamischer ausgefallen und verliert denoch nichts von seinem klassischen Heavy Metal-Vibe, der neben progressiven Einflüssen auch einige Alternativ-Momente durchschimmern lässt. Das liest sich nicht nur abwechslungsreich, das klingt letztendlich auf dem Album auch extrem vielseitig. So startet das Album mit dem Acht-Minuten-Epos 'Diabolic', welches den Hörer mit ruhigen cleanen Gitarren und Chören einführt, bis die ersten harten Riffs erklingen. Ein Song, der lyrisch verbunden ist mit 'Heaven Denies' vom ersten Album.



Und schon gleich mit dem zweiten Song 'Invincible' haben DEMONS & WIZARDS das absolute Highlight des Albums am Start, und das nicht zuletzt wegen Hansis Gesangsperformance, die sich hier absolut im Ohr festsetzt. Genrell kann man sagen, dass Hansi hier eine überragende Arbeit abliefert. Wie schon auf dem BG Orchester-Album singt er auf "III" unglaublich Facettenreich. Mal sehr zart, mal hochmelodisch, mal äußerst aggressiv, dann wieder butterweich, dann wieder typisch nach Hansi klingend. Natürlich hat er eine besondere Art zu singen, die man schnell mit BLIND GUARDIAN verbindet, doch trotzdem schaffen es sowohl Schaffer als auch Kürsch, hier eben nicht nach einer ihrer Hauptbands zu klingen. Mit DEMONS & WIZARDS haben sie sich von beiden Bands weitestgehend losgelöst und ihren eigenen Sound kreiert.

'Wolves In Winter' ist dann eine der härteren Nummern des Albums. Riffbetonnt scheppert es aus den Boxen. Auf Albumlänge kann man sagen, dass "III" wesentlich deutlicher auf aggressive Riffs ausgelegt ist, als es noch auf den beiden Vorgängeralben geschehen ist. Auf der anderen Seite hat man auch episch-ruhige Momente, wie 'Timeless Spirit' sehr gut zeigt. Anfänglich akustische Gitarren und ein weicher Gesang, geht dann über in harte Riffs, die dann wieder von akustischen Gitarren abgelöst werden. Eine Berg- und Talfahrt der Gefühle oder eben eine echte Powerballade, die sich auf knapp 10 Minuten erstreckt. Und wenn wir schon bei harten Riffs sind, dann muss hier auch unbedingt 'Midas Disease' genannt werden. Eine großartige Nummer mit einer leichten Rock-Attitüde und einer Huldigung Schaffers an AC/DC. Episch wird es dann bei 'New Dawn' und 'Universal Truth', zwei Songs, die man wohl am ehesten den Bands ICED EARTH und BLIND GUARDIAN zuordnen kann. Und mit 'Children Of Cain' hat man noch mal ein epischen Abschluss gefunden, der das Album perfekt abrundet.



Schaffer erfüllte sich übrigens mit diesem Album einen weiteren Wunsch. "III" gibt es in vier verschiedenen Coverfarbversionen, was eben auf Wunsch von Schaffer geschah, der selbst passionierter Vinylsammler ist. Für die Soundfetischisten sei noch gesgat, dass die Arbeit in den Independence Hall Studios, den Twilight Hall Studios und dem Morrisound Recording Studio einen glasklaren Sound hervorbrachte, an dem man nichts aussetzen kann. Als Sessionmusiker fungierten hier übrigens: Brent Smedley - Drums, Jim Morris - Additional Guitars, Backing Vocals, Jake Dreyer - Additional Guitars, Ruben Drake - Bass, Thomas Hackman, Olaf Senkbeil, John Jaycee Cuipers, Zakery Alexander, Jeff Brant, Todd Plant, Jerome Mazza - Backing vocals PA’dam chamber choir – Classical Choir.

Ich bin ehrlich. So richtig warm geworden bin ich mit den ersten beiden Alben nie. Hab ich es doch - vielleicht fälschlichwerweise - als Abklatsch der beiden Hauptbands abgetan, womit ich DEMONS & WIZARDS bestimmt Unrecht getan habe. Und im Zuge der etwas intensiveren Auseinandersetzung werde ich mich auch noch mal mit "Demons & Wizards" und "Touched By The Crimson King" beschäftigen. "III" hat es mir nämlich verdammt noch mal angetan. Zugegeben es hat etwas gedauert, das Album brauchte einige Durchläufe bis es sich voll entfaltet hat und die massive Spiellänge von knapp 65 Minuten machte es mir da nicht unbedingt leichter. Doch jetzt hat es mich gepackt. Es gibt hier viel zu entdecken und ich muss es hier noch mal betonen, dass ich vor der Gesangsleistung des Herrn Kürsch nur meinen Hut ziehen kann. Wer also ein klassisches Power Metal-Album mit rockigen Einflüssen, epischen Momenten, ruhigen Passagen und progressiven Gitarren-Parts möchte, der bekommt mit "III" hier die absolute Vollbedienung.

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