Funeral - Oratorium

Review von Krümel vom 29.11.2012 (8689 mal gelesen)
Funeral - Oratorium Satte vier Jahren haben sich FUNERAL Zeit gelassen, ein neues Album zu komponieren, aufzunehmen und zu produzieren. Als eingefleischter Funeral Doom-Fan, konnte ich es kaum erwarten, etwas Neues von einem meiner Favoriten dieses Genres zu hören. Und das, obwohl ich wusste, dass der frühere Sänger Frode Forsmo, dessen Stimme für mich eigentlich untrennbar zu FUNERAL gehörte, vor zwei Jahren ausgestiegen war.

Nun liegt mir "Oratorium" seit einigen Tagen vor und ich habe mir die sieben Stücke alle schon x-Mal angehört. Doch dieses neue Werk macht mir eine Bewertung so schwer wie selten eine Veröffentlichung zuvor. Ich schwanke ständig zwischen Euphorie und Verzweiflung. Ersteres, weil die Norweger darauf den Funeral-Doom mit ausladenden, äußerst abwechslungsreichen und tiefgängigen Kompositionen und fetter Produktion wahrlich zelebrieren. Man findet wunderschöne epische Melodien, die einen im Innersten berühren, dass man am liebsten in die Songs reinkriechen würde. Dabei wechseln kräftige Passagen mit ruhigeren ab; die Atmosphäre ist wie immer bei FUNERAL äußerst dunkel, subtil und so herrlich melancholisch. Soweit so sehr gut!
Kommen wir zur Kehrseite der Medaille. Zur Steigerung der Dramatik wurden wie auch schon auf der Vorgängerscheibe orchestrale Arrangements - vor allem mit Streichern und Bläsern - eingearbeitet. Dieses Mal sogar noch mehr als damals. Und genau diese opulente Gestaltung bereitet mir echte Bauchschmerzen. An manchen Stellen würde ich am liebsten einen Schalter drücken, der diese Elemente einfach ausblendet, so dass nur noch der pure Funeral-Doom ohne Experimente übrig bleibt. Die Lieder wirken teilweise schlichtweg überladen. Ein weiterer Knackpunkt ist für mich der Gesang des neuen Fronters Sindre Nedland. Einerseits erzeugt er z.B. in tieferen Stimmlagen zusammen mit den wunderbar traurigen Melodien eine wohlige Gänsehaut. Doch andererseits "sitzen" manchmal die höheren Tonlagen nicht richtig, was dann für eine Art Ernüchterung sorgt.

Um es mal mit einem Zitat zu umschreiben: "Nun steh' ich hier, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor". Ich bin mir ziemlich sicher, dass FUNERAL auch weiterhin zu einer meiner Lieblingsbands im Funeral-Doom Bereich gehören werden. Aber ich weiß echt nicht, wie "Oratorium" auf Dauer bei mir ankommt. Vermutlich wird sich das - wie bisher auch - mit jedem Hördurchgang ändern. Das eine Mal werde ich euphorisch jubilieren und beim nächsten Mal verzweifelt die Schultern hochziehen. Aber vielleicht ist ja genau das die Intention der Norweger gewesen?! Verwirrend, verwirrend. Und genau deswegen sind FUNERAL einfach genial...

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Burning With Regret
02. Hate
03. Break Me
04. Song Of The Knell
05. From The Orchestral Grave
06. Making The World My Tomb
07. Will You Have Me?
Band Website: www.funeralband.no
Medium: CD
Spieldauer: 74:42 Minuten
VÖ: 23.11.2012

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Das mag sein, aber ich wüsste keine bessere Bezeichnung für FUNERALs Musik... Für mich ist das Funeral Doom
(30.11.2012 von kruemel)

Im Interview, das ich mal mit dem ehemaligen Sänger Frode geführt hat, hat er betont, dass FUNERAL nicht mehr als "Funeral Doom" zu kategorisieren sind.
(29.11.2012 von des)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten