Delain - Dark Waters | |
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Review von Opa Steve vom 25.02.2023 (9289 mal gelesen) | |
DELAIN are back! 2021 rappelte es bei den mainstreamaffinen Niederländern gewaltig im Line-up. Neben Ausnahme-Frontfrau Charlotte Wessels verließen (oder mussten verlassen?) auch die Instrumentalisten das Melodic-Metal-Schiff. Es kam zu einem Neustart, wie es schon 2005 der Fall war. Martijn Westerholt stand also wieder einmal allein da und brauchte keine zwei Jahre, um sich das neue Line-up zusammenzustellen. Die Ex-Mitglieder Sander und Ronald wurden an den Saiten erneut rekrutiert, und aus Italien stieß nicht nur Basser Ludovico Cioffi zur Band, sondern auch das neue Aushängeschild am Mikro, nämlich die gebürtige Rumänin und Kosmopolitin Diana Leah. Letztere hatte sich musikalisch schon mit Trance-Projekten probiert, wollte aber nach eigenem Bekunden sehr gerne in einer Metal-Band singen. Sie bewarb sich per Instagram-Kommentar, und flott kam alles ins Rollen. Soweit die Vorgeschichte. Songwriter und Mastermind Martijn hatte natürlich schnell neues Material auf Lager. Und da er der musikalische Kopf hinter DELAIN ist, war auch nicht verwunderlich, dass sich die Trademarks der Band nicht ändern würden. Spannender war eher die Frage, ob und wie Diana in die großen Fußstapfen der Sympathieträgerin Charlotte treten könne, welche nicht nur fantastisch singt, sondern auch die Bühne souverän beherrschte. Nun, zum Kern des Songwritings ist schnell alles gesagt: Auch "Dark Waters" schafft den Spagat aus Ohrwürmern, etwas Pop-Appeal, melodischen Songs und auch härteren Riffs, Bombast und dezentem Gothic obendrauf. Was Westerholt macht, macht er echt gut und zuverlässig, und jeder Song hat das Zeug, Airplay und mit seiner Eingängigkeit eine große Reichweite zu generieren. Schon der erste Titel 'Hideaway Paradise' ist eine gelungene Mischung aus Symphonic und Gothic. Ein paar Plattheiten des Glitzer-Metals mit ausreichend Keyboard-Unterstützung findet man natürlich auch, so bei 'Beneath', und den Chören und orchestralen Arrangements haftet ein bisschen die Konserve an, was natürlich an der Keyboard-Affinität des Kopfs dahinter liegt. Hier würde ich raten, das nicht noch schwülstiger auszubauen, sondern stattdessen eher etwas zurückzunehmen, damit der Metal-Charakter nicht zugekleistert wird. Denn DELAIN sind trotz aller Ausrichtung immer noch definitiv eine Metal-Band, was man vor allem bei 'Moth To A Flame' merkt, welches mit fast thrashigen Riffs aufwartet. DELAIN-Fans werden daher auf keinen Fall enttäuscht werden. Nun aber zum Gesang von Diana: Diana singt etwas zarter und mit mehr Zucker als Charlotte. Dabei gibt sie sich aber in ihrer Stimmlage keine Blöße und singt so sauber, wie es sein sollte. Der Unterschied zu Charlotte ist schon deutlich, denn Dianas Stimme und Gesangstechnik hat die Trance-Erfahrung sicher noch nicht ausreichend hinter sich gelassen. Das Girlie-Prinzip kann bei anderen Stilrichtungen gut funktionieren, aber für die Wucht, die DELAIN erzeugen (wollen), reicht es noch nicht ganz, und der Pop-Faktor steigt durch den Gesang hörbar an. Bei 'Mirror Of Night' wird das Ungleichgewicht deutlich, denn der Song hat eigentlich deutlich mehr Emotionen als die Vocals hier wiedergeben. Wohingegen es beim deutlich härteren 'Moth To A Flame' hingegen überraschend gut funktioniert. Das Fazit ist schwer, da sich Diana noch live bewähren muss. Aber zwei Dinge kann man schon mal festhalten: Diana hat ihren Einstieg auf jeden Fall gemeistert, und ihr Stil wird eine breite Akzeptanz bei den Melodic-Fans nicht gefährden. Aber sie hat für das nächste Album noch Luft nach oben, als Metal-Sängerin den Restzucker gegen etwas mehr Power und Dynamik einzutauschen. Gesamtwertung: 7.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Hideaway Paradise 02. The Quest And The Curse 03. Beneath 04. Mirror Of Night 05. Tainted Hearts 06. The Cold 07. Moth To A Flame 08. Queen Of Shadow 09. Invictus 10. Underland 11. The Quest And The Curse | Band Website: www.delain.nl Medium: CD, LP Spieldauer: 51:34 Minuten VÖ: 10.02.2023 |
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