Eard - Melancholia | |
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Review von Froosti vom 28.11.2024 (3472 mal gelesen) | |
"Melancholia is a deeply introspective work exploring human experience, heavily influenced by the poetic tradition of Romanticism." Mit so einem Satz beginnen nur sehr selten Promotexte einer Black Metal-Band. Doch EARD lassen sich mit ihrem zweiten Album "Melancholia" auch nicht in die Grenzen des Genres pressen. Das Thema der Romantik und Poesie zieht sich dabei wie ein roter Faden durch das Werk, in den Texten sowie in der Musik. Um das zu erreichen, setzt die Band auf Atmosphäre, auf ein untypisches Saiteninstrument im Metal, und schreckt auch vor weiblichem Klargesang nicht zurück. Das sollte ausreichen, um die meisten, bitterbösen Black Metal-Krieger zu verscheuchen. Wer noch da ist, begibt sich auf eine Reise. Das Duo aus Italien macht bereits mit dem Intro klar, wohin die Reise gehen wird. Atmosphärischem, verträumtem Zupfen auf der Harfe und etwas Regen im Hintergrund gebe ich mich bereitwillig hin, und ich versinke mit Leichtigkeit in der Musik. Zugegeben, ich bin für solche Intros oder auch Zwischenspiele anfällig. In Kombination mit dem verträumten Artwork des Covers kann der Einstieg in das Album kaum besser gestaltet werden. Was im Anschluss folgt, ist eine Lehrstunde in Sachen Atmosphäre. EARD schaffen es, sie von Anfang an aufrechtzuhalten und im Laufe jedes Titels zu vertiefen. Dabei macht es auch keinen Unterschied, ob wir uns gerade auf Seefahrt ('The Seafarer') oder im melancholischen Absturz befinden ('Melancholia'). Einer der wichtigsten Gründe, warum der Band das so gut gelingt, ist der Einsatz der keltischen Harfe. Diese schwebt hier über allem und ist im Vergleich zum Black Metal-Anteil deutlich dominanter. Nahezu zu jeder Zeit führt sie den Sound der Band an und wirkt dabei erhaben und verspielt. Das steht im klaren Kontrast zum rauen Black Metal, welcher darunter liegt. Damit schaffen EARD ihre eigene Note und setzen diese auch konsequent um. Um diese melodische Spielerei noch etwas auf die Spitze zu treiben, schreckt die Band auch nicht vor klaren, weiblichen Vocals zurück. Das wird mit Sicherheit zur Folge haben, dass "Melancholia" für viele Hörer zu kitschig oder zu soft wirken wird, aber mir gefällt die schöne Seite des Black Metals genauso sehr wie die räudige und hasserfüllte Seite, und wer Songs wie 'The Seafarer' schreibt, hat mich eh für sich gewonnen. Berauben wir einmal der Musik ihrer Harfe und aller atmosphärischen Spielerei, bleibt immer noch solider, melancholischer Black Metal übrig, der am Rand zum Depressive Black Metal fischt. Meist im Midtempo angesiedelt, schreit sich der Gesang intensiv, bedrückend durch die einzelnen Passagen. Auch so würde ich dem Album viel abgewinnen können, auch wenn das Gebotene sicher keine Innovation wäre und recht gewöhnlich rüberkommen würde. Mit dem Titeltrack endet das Album nochmal mit einem kleinen Highlight. Die Vocals triefen voller Emotionen und die Harfe begleitet passend diese schiere Verzweiflung. In einem letzten Aufbäumen verläuft sich der Song gegen Ende und die Platte endet, so wie sie begonnen hat, mit etwas Regen und der Harfe. Dabei fällt mir auf, dass die Reise erfrischend kurz war. Ein Blick auf den Player zeigt eine Länge von guten 43 Minuten an. Damit überreizen EARD ihre Spielzeit nicht, was bei vielen Atmospheric Black Metal-Bands immer wieder der Fall ist. "Melancholia" schafft genau das, woran viele andere Alben scheitern. EARD ziehen mich in ihr Album hinein und zu keiner Zeit kommt Langeweile bei mir auf. Die Atmosphäre packt einen und auch bei den Vocals gibt es kaum etwas zu meckern. Nur der Black Metal-Anteil folgt leider einem einfachen Muster. Für Fans von Bands wie ENISUM oder SAOR, könnten EARD ein Versuch wert sein. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Idyll 02. A Hymn To The Earth 03. The Seafarer 04. Elegy I 05. Elegy II 06. Melancholia | Band Website: www.facebook.com/eardmusic Medium: CD, LP, Digital Spieldauer: 43:52 Minuten VÖ: 29.11.2024 |
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