Interview mit Michael von Asinhell

Ein Interview von Eddieson vom 17.07.2024 (510 mal gelesen)
Vor der ASINHELL-Show im Essener Turock baten wir Bandkopf Michael Poulsen kurz zum Gespräch. Wir trafen einen bodenständigen Death Metal-Nerd, der uns bereitwillig Auskunft über seine neue und auch über die alte Band gab und auch vor emotionalen Momenten nicht zurückschreckte.

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Hey Michael. Danke, dass du dir kurz vor der Show Zeit nimmst. Wie geht es dir?

Michael: Danke, mir geht es bestens. Hoffe euch auch.

Wie läuft die Tour?

Michael: Die läuft wirklich gut. Wir haben bisher 15 Shows gespielt, insgesamt sind es 20 Shows in knapp vier Wochen. Neben den Einzelshows haben wir auch einige Festivals gespielt, wie Graspop, Copenhell, Rock Am Ring.

Bei Rock Am Ring seid ihr, glaube ich, die härteste Band gewesen.

Michael: Das kann schon sein. [freut sich]

Ihr seid Profis, macht alle seit vielen Jahren Musik. Wenn man sich da als Band neu zusammenfindet, läuft da live direkt alles reibungslos oder passieren da auch mal kleine Fehler?

Michael: Nee, da passieren eigentlich keine Fehler. Da haben wir gar keine Zeit für. [lacht]

Sam Dunn sagte mal, dass Marc Grewe der am meisten unterschätzte und unterbewertete Death Metal-Sänger ist. Wie denkst darüber?

Michael: Also erst mal muss ich sagen, dass das natürlich ein Riesenkompliment für Marc ist, wenn Sam sowas sagt. Wenn man sich, egal wo, in der Death Metal-Szene umhört, dann kennt jeder Marc Grewe. Was er mit MORGOTH gemacht hat, und auch das, was er danach gemacht hat, ist wirklich einzigartig. Ich halte ihn auch für einen der besten Death Metal-Sänger, die es gibt. Sein Mix aus dem, was Chuck Schuldiner bei DEATH gemacht hat und dem, was Marc selbst auszeichnet, macht ihn zu einem der Größten. imgright

Sam sagte ebenfalls, dass "Impii Hora" das Album des Jahres werden könnte. [Michael zeigt sich erstaunt, freut sich aber sehr über die Aussage] Wie hast du die Reaktionen auf das Album wahrgenommen?

Michael: Ich habe natürlich nicht alle Reviews gelesen, ich bin mir aber Sams Arbeit wohl bewusst. Er ist ein echter Nerd, ich habe alle DVDs. Er weiß, wovon er spricht und er kennt die Hintergründe und die Geschichte des Metals. Wenn er sagt, dass "Impii Hora" das Album des Jahres werden könnte, dann macht mich das schon extrem stolz.

Ist es euch vielleicht schon während der Aufnahmen in den Sinn gekommen, dass da schon was ganz Großes bei rauskommen könnte?

Michael: Wir waren zumindest alle mit dem Material zufrieden, als wir ins Studio gegangen sind. Wir hatten eine gute Idee, aber man weiß nie, wie die Leute auf das Material reagieren werden. Das erfährt man erst, nachdem man die ganze Arbeit in das Album gesteckt hat. Wir haben genau das gemacht, wie wir es uns mit den Songs vorgestellt haben. Wir haben eine Platte gemacht, auf die wir sehr stolz sind, auch schon bevor sie veröffentlicht wurde. Natürlich wissen wir die Reaktionen auf das Album sehr zu schätzen und wir sind absolut glücklich und dankbar darüber.

Das könnt ihr auch absolut sein. Auf dem Weg hierher haben wir es auch gehört und es lief dreimal hintereinander.

Michael: Das ist großartig, vielen Dank!

Wann sprang dir der Death Metal-Funke in den Kopf, der die ganze ASINHELL-Geschichte angzündet hat?

Michael: Der Funke war eigentlich immer da. Nachdem sich DOMINUS aufgelöst haben, hatte ich so viele Ideen, so viele unterschiedliche Ideen, die ich nicht alle in einer Death Metal-Band unterbringen konnte. Daraus entstand dann VOLBEAT. VOLBEAT hat mich dann so in Beschlag genommen, dass da keine Zeit für ein weiteres Projekt war. Death Metal war aber immer noch in meinem Herzen, aber die Arbeit mit VOLBEAT war eine total andere und wir haben uns darauf konzentriert, den speziellen Stil zu spielen, der aus vielen verschiedenen Stilen kombiniert. Naja, und während der Pandemie habe ich mich, wie viele andere, hingesetzt und überlegt: Was möchte ich in Zukunft tun? Was habe ich in der Vergangenheit so getan? Und da kam ich irgendwann an den Punkt, an dem ich die Gitarre genommen habe und einige Death Metal-Riffs spielte, die ich in mir hatte. Es war so, als würde man auf das alte Fahrrad von früher steigen. LG Petrov von ENTOMBED hatte auch einen großen Anteil daran, dass das Ganze wieder ins Rollen gekommen ist. [hier merkt man Michael an, dass es ihm schwerfällt, darüber zu reden] Ich hatte einige Anrufe in Abwesenheit von ihm, als ich auf mein Telefon sah. Das nächste, was ich gehört habe, war, dass er verstorben ist. [Michael muss dabei kräftig schlucken] Ich habe dann mit meinem Gitarrentechniker darüber gesprochen und plötzlich spielte mein iPod ENTOMBEDs 'Full Of Hell'. Das nahm ich als Zeichen von LG, dass ich nicht weiter über Death Metal reden soll, sondern die Gitarre in die Hand nehmen muss. Als ich dann von einer Tour zurückkam, fing ich mit dem Schreiben an und es fühlte sich wie damals an. Der nächste Schritt war dann, die richtigen Jungs für das Projekt zu finden und ich bin sehr stolz darauf, mit wem ich hier in der Band spiele. Jungs, die ich seit vielen Jahren kenne. Es ging auch anfangs gar nicht darum groß zu touren, es ging mehr darum, dieses Album zu veröffentlichen. Als ich damals die Alben mit DOMINUS veröffentlicht habe, war ich nicht immer 100 Prozent zufrieden damit, wie es produziert war oder mit anderen Kleinigkeiten. Aber ich wusste, eines Tages werde ich ein Death Metal-Album veröffentlichen, mit dem ich 100 Prozent zufrieden bin. DOMINUS haben ja damals nie außerhalb von Dänemark großartig getourt. In Dänemark waren wir viel unterwegs und wir haben ein paar Shows in Deutschland gespielt. Aber dies jetzt zu tun, mit einer großartigen Platte und mit Freunden in der Band, quer durch Europa zu touren ist das, was ich schon vor langer Zeit machen wollte. Jetzt sind wir hier und zeigen das hässliche Gesicht des Death Metals und das macht uns großen Spaß.

Das ist schon eine sehr bewegende Geschichte, wie das mit ASINHELL so gestartet ist. Du hattest also auch eine konkrete Vorstellung davon, wie alles klingen soll und wer in der Band spielen soll?

Michael: Ja, das auf jeden Fall. Als ich sie geschrieben habe, wusste ich natürlich, wie sie klingen sollen. Ich hatte auch eine konkrete Idee, wer in der Band spielen soll und bin unheimlich froh darüber, dass die Jungs sich vorstellen konnten, mit mir zu arbeiten.

Aber du hast nie darüber nachgedacht DOMINUS zu reanimieren?

Michael: Nein, absolut nicht. Das Kapitel ist abgeschlossen und gehört der Vergangenheit an. Ich bin stolz auf das, was ich mit DOMINUS gemacht habe, aber das Ganze noch mal aufzurollen fühlte sich nicht richtig an. Das Material, das ich geschrieben habe und das ich veröffentlichen wollte, klang auch einfach nicht nach DOMINUS. Ich rede noch viel mit den Jungs, mit denen ich damals in der Band gespielt habe, aber DOMINUS gehört der Vergangenheit an. Ich wollte weitergehen.

Das Material, das du geschrieben hast, ist also brandneu und beinhaltet keine Riffs, die damals bei DOMINUS nicht verwendet wurden.

Michael: Nein, das ist absolut neu. Da ist nichts von DOMINUS dabei. Auch wenn ich die ganze Musik damals bei DOMINUS geschrieben habe und auch heute alles bei ASINHELL schreibe, ist ja die Band eine komplett andere. Da klingt nichts nach DOMINUS. Ganz vielleicht können einige Death Metal-Nerds ein paar Parts raushören, die auch zu DOMINUS gepasst hätten, das weiß ich aber nicht.

Während einiger Shows spielt ihr ja auch 'The 4th Crusade' der mächtigen BOLT THROWER oder 'Leprosy' von DEATH. Was bedeuten dir diese Bands?

Michael: Naja, wir haben ja erst ein Album raus und die Festivals haben uns für eine Stunde gebucht. Also haben wir uns natürlich überlegt, dass wir unserer Inspiration Tribut zollen müssen. Dazu gehören BOLT THROWER, DEATH, AUTOPSY, OBITUARY und man kann noch viele mehr nennen. In einigen Songs kann man unsere Inspiration hören.

Okay, letzte Frage. Wer gewinnt die Europameisterschaft?

Michael: Keine Ahnung. [lacht] Ich verfolge Fußball nicht mehr. Das habe ich vor vielen Jahren gemacht, vielleicht in den Achtzigern noch, aber heute nicht mehr. Tut mir leid, dass ich dazu nichts sagen kann.

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