Eisregen - Marschmusik

Review von BlindWarlock vom 01.10.2015 (10808 mal gelesen)
Eisregen - Marschmusik Kruder Humor, Texte an der Grenze der politischen Korrektheit, eine Meinung, die einem einen Aluschläger in die Fresse haut und irgendwas mit "dem Index". Das alles ist EISREGEN-Fans wohl nur zu gut bekannt, praktiziert die Band doch all das eben genannte schon seit nun (im September) 20 Jahren. Dazu erst einmal noch alles Gute nachträglich zum Geburtstag an die Band! Ob man nun Death Metal hört oder nicht, wenn man die deutsche Metalszene kennt, kennt man zumindest auch vom Hörensagen den Namen EISREGEN. Und auch, wenn die Thüringer sich mit den letzten Alben eher viel Kritik eingefahren haben, bauen sie mit ihrem elften Album "Marschmusik" wieder auf Fundamenten auf, die sie schon zu Beginn ihrer Karriere gelegt und dann in letzter Zeit eher wieder zur Seite gestellt haben, um sich lieber dem schnelllebigen "voll drauf"-Trend zuzuwenden. Auf der aktuellen Scheibe bekommt man jedoch wieder geboten, was man zu Beginn kennenlernen durfte. Provokation ohne Blumen, dafür mit etwas Unfug hier und da. Wenigstens größtenteils.

Musikalisch werde ich, egal wie oft ich die Lieder höre, immer wieder zur 'Elektrohexe' ("Hexenhaus" EP) zurückgeschickt, deren Sound doch recht ähnlich war. Natürlich mit anderen Melodien, aber man kann sicherlich von einem bekannten Klang sprechen, der die Band ausmacht. Es gibt allerdings auch Ausnahmen. 'Leichensack', 'Panzerschokolade' und 'Pervertin Peter' sind so abgehoben vom Rest des Albums, dass die Songs spürbare Akzente setzen. Das tun sie jedoch auch, weil sie eine ziemlich groteske Facette des Humors herein bringen. Dies zum einen musikalisch mit Einsätzen von Blechbläsern und Keyboards, zum anderen textlich, was vor allem bei 'Panzerschokolade' auffällt, wo doch eher am Verstand des Liedprotagonisten gezweifelt werden kann("Tanze nackt im Feindesland / beschmiere mich mit Blut und Kot. / In der Hand den eig'nen Schwanz / Die Schoki ist mein Brot"). Aber auch andernorts lassen die Texte einen eher die Stirn runzeln, wie beispielsweise bei 'Gott Der Panzer': "Mein Gott ist ein Panzer" sind dabei nur die ersten Zeilen in diesem an ein Gloria angelehntes Lied über einen Panzer. Einerseits eventuell als geschmacklose Persiflage aufzufassen - andererseits ist es eben EISREGEN. Und wie man es dreht und wendet, der Text bringt die Gedanken wirklich so weit, zu überlegen, wie sich ein Soldat im Krieg und in diesem inneren Konflikt wohl fühlt.

Im Großen und Ganzen lässt sich sagen, dass EISREGEN mit ihrem elften Silberling ein handfestes Themenalbum hingelegt haben, dessen Tracks eine einheitliche Stimmung verbreiten. Das wohl nicht zuletzt auch durch Einspielungen von authentischen Lautsprecherdurchsagen oder Sirenengeheul. Kritisch, provokant und direkt trotz lyrischer Verdichtung mit ein paar Ecken und Kanten.


Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Marschmusik
02. Blutkreis
03. Bunkertür
04. Leichensack
05. Gott Der Panzer
06. Adlerhorst
07. Fleischbrand
08. Mein Leben Auf Deiner Haut
09. Foltergeist
10. Was Von Dir Bleibt
11. Panzerschokolade
12. Pervertin Peter (So Lang Die Schokolade Reicht) (Digipak Bonustrack)
Band Website: www.fleischhaus.de
Medium: CD
Spieldauer: 53:03 Minuten
VÖ: 14.08.2015

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