Interview mit Jack von Six Feet Under

Ein Interview von Eddieson vom 28.09.2020 (28470 mal gelesen)
Am 02.10. erscheint via Metal Blade das neue Album "Nightmare Of The Decomposed" von SIX FEET UNDER, welches im Alleingang von Sänger Chris Barnes und Gitarrist Jack Owen geschrieben wurde. Ein Duo, das man noch von CANNBL CORPSE kennt. Jack stand uns diesbezüglich und einigen anderen Themen Rede und Antwort.

Hey Jack! Vielen Dank, dass du dir kurz Zeit nimmst. Wie geht es dir?

Jack: Hey Eddie! Ich danke dir für das Interview. Mir geht es gut. Auch wenn der Covid-19-Virus rumgeht und Amerika mit die meisten Todesfälle zu verzeichnen hat. Ich verhalte mich sicher und höre auf die Gesundheitsexperten. Glücklicherweise lebe ich in einer kleinen Stadt, in der wir wenig Infizierungen oder gar Todesfälle haben. Die größeren Städte haben da weitaus größere Probleme.

Schwer eine gute Überleitung jetzt zur Musik zu bekommen, darum versuche ich es erst gar nicht. Im Oktober kommt also ein neues SIX FEET UNDER-Album auf den Markt, auf dem zwei der Gründungsmitglieder von CANNIBAL CORPSE wieder zusammen Musik machen. Was können die Fans davon erwarten?

Jack: Also, ich denke, was "Nightmare Of The Decomposed" angeht ist der allgemeine Konsens, dass das Album Elemente aus den früheren Alben "Haunted" und "The Bleeding" kombiniert. Wenn du genau hinhörst, dann hört man einen Jahrzehnte langen Einfluss eines Musikfans und Archivar.

Du bist kurz nach dem Release von "Torment" zu SIX FEET UNDER gekommen. Wie kam es dazu?

Jack: Ich stand immer im Kontakt mit Chris seitdem er CANNIBAL CORPSE verlassen hat. Ursprünglich wollte ich nur für eine Tour aushelfen, da ich mit DEICIDE damals viel zu tun hatte. Als ich bei DEICIDE raus war, stieg ich also als volles Mitglied ein und wir gingen direkt auf Tour. Es war schön mal wieder in Europa zu spielen, mit DEICIDE hat das ja nicht so richtig geklappt.

Ich habe "Nightmare Of The Decomposed" nun schon ein paar mal gehört und muss sagen, dass es mir wirklich gut gefällt. Vor allem die Kombination aus zackigem Blastbeats und packendem Groove macht mir besonders Spaß.

Jack: Nach der SIX FEET UNDER-Tour habe ich ein paar Songs geschrieben, die Chris sehr gefielen. Also habe ich das komplette Album geschrieben. Ich hatte eine kreative Phase und schrieb um die 20 Songs, von denen wir dann 12 ausgesucht haben. Ich glaube die Schreibblockade, die ich vor Jahren hatte und nun auskuriert habe, ließ mich Song für Song für Song für Song und so weiter schreiben. So habe ich die ganze Musik geschrieben und Chris die ganzen Texte.

Chris schreibt ja überwiegend über Splatter und Gore, doch ab und zu packt er auch mal ein politische Themen in seine Texte. Ist das okay für dich, oder sollte Politik und Metal strickt getrennt sein?

Jack: Ich habe nichts gegen etwas Politik im Metal. Aber nichts schlägt einen Horror- and Gore-Song!

Du hast es ja eben schon angesprochen. Wir haben eine ziemlich komplizierte Covid-19-Situation momentan. Wurde dadurch die Aufnahmesession komplett anders oder hatte Corona keinen großen Einfluss darauf?

Jack: Wir haben die Aufnahmen glücklicherweise schon im März abgeschlossen, kurz bevor alles geschlossen wurde, weil unsere dämliche Regierung nicht richtig mit der Situation umgegangen ist. Momentan können wir halt nur neue Songs schreiben, während wir normale Sachen wie Touren etc. nicht machen können.

Hast du eigentlich ein Lieblings-SIX FEET UNDER-Album?

Jack: "Haunted" ist mein altes Lieblingsalbum, dicht gefolgt von "Warpath".

Mal angenommen, es wird ein weiteres "Graveyard Classic"-Album geben, welche Songs würdest du gerne dafür covern?

Jack: Erstmal haben wir ja noch Tonnen von SIX FEET UNDER-Songs, aber wenn ich Coversongs wählen müsste, wären es sehr verschiedene Stücke. Vielleicht ein paar alte Countrysongs, oder vielleicht einige härtere Songs aus den 60er und 70er, die nicht so bekannt sind. Du möchtest Beispiele? THE DAVE CLARK FIVE - 'Maybe It's You', THE EVERLY BROTHERS mit 'Muskrat' oder BUCK OWENS 'Tall Dark Stranger'. Solche Sachen halt.

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Klingt auf jeden Fall interessant. Chris hat CANNIBAL CORPSE 1995 verlassen. Jetzt, 25 Jahre später, arbeitest du wieder mit ihm in einer anderen Band. Ist es ein wenig wie die gute alte Zeit bei CANNIBAL CORPSE, oder ist es komplett anders?

Jack: Es ist komplett anders. Wir leben mittlerweile in völlig verschiedenen Teilen der USA, sodass wir uns unsere Ideen online hin und her schicken müssen. So schicken wir uns quer durch Amerika Ideen, um Songs zu arrangieren oder ein Album aufzunehmen. Damals haben wir uns alle in einem Raum getroffen, Ideen ausgetauscht und sind mit einem neuen Song wieder raus. Die Zeit heute ist völlig anders, unabhängig von diesem verdammten Virus.

Du bist ja ebenfalls ein Gründungsmitglied von CANNIBAL CORPSE, hast die Band aber 2004 verlassen. Hast du noch Kontakt zu Alex und Paul? Und weisst du, wie es Pat O'Brien geht?

Jack: Nein, ich habe keinen Kontakt mehr zu Alex und Paul. Hab es mal versucht, aber sie scheinen sehr beschäftigt zu sein. Pat scheint es gut zu gehen, aber niemand weiß so richtig, wie es für ihn weitergehen wird. Er ist ein toller Mensch und ich hoffe das Beste für ihn.

Ihr hattet ja mit CANNIBAL CORPSE speziell hier in Deutschland einigen Ärger wegen eurer Artworks. Du erinnerst dich? Habt ihr damals in der Band darüber gesprochen und wie denkst du über die Indizierung eurer Platten?

Jack: Das war lustig und roch stark nach Ironie. Ich kann immer noch nicht glauben, dass das noch ein Problem darstellt. Man kann die Alben wirklich nur kaufen, wenn du über 18 bist? Ich erinnere mich daran, wie wir die deutschen Gesetze "vergöttert" haben und all die Songs gespielt haben, zu denen sie uns sagten, dass wir dafür in den Knast kommen, wenn wir die spielen. Können die überhaupt einen Song vom anderen unterscheiden? Setzen die sich wirklich hin und speichern die Songs, so dass sie sagen können: 'Buried In The Backyard' - indiziert, 'Fucked With A Knife' - nicht indiziert. Das war lächerlich und ist es noch!

2020 markiert übrigens das 25 jährige Jubiläum des ersten Albums "Haunted". Plant ihr das irgendwie zu feiern? Ist schließlich auch mein Lieblingsalbum von SIX FEET UNDER.

Jack: Sie haben ja eine Geburtstagstour gemacht, auf der sie das komplette Album gespielt haben. Ich war zwar nicht dabei, aber ich mag es total, die alten Songs zu spielen. Vor allem 'Beneath A Black Sky'.

Jack, wir sind am Ende des Interviews. Ich wünsche alles Gute für das kommende Album und überlasse dir die letzten Worte.

Jack: Ich danke dir für das Interview und all die Arbeit. Danke auch an die deutschen und europäischen Fans für ihren jahrelangen Support. Hoffentlich besiegen wir bald diesen Virus, so dass wir uns alle wiedersehen können.

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