Interview mit Axe von Opeth

Ein Interview von Eddieson vom 28.11.2016 (30659 mal gelesen)
Kurz vor der Show in Hamburg nahm sich Schlagzeuger Axe etwas Zeit. Der sympathische und zurückhaltende Drummer erzählte mir dann einiges über die Aufnahmen zu "Sorceress", sein eigenes Schlagzeugspiel und natürlich mussten wir auch etwas über BLOODBATH sprechen, bei denen er ja auch hinter den Kesseln sitzt.

Hi, Axe! Wie geht es dir?

Axe: Danke, sehr gut.

Und die Tour läuft auch gut?

Axe: Ja, wir haben in Stockholm, Oslo und Kopenhagen gespielt. Das Publikum war toll und es sind eine Menge Leute zu den Shows gekommen.

Ich glaube ja nicht, dass OPETH eine schlechte Show spielen können oder was meinst du?

Axe: Also, wenn man eine Menge Shows am Stück spielt, dann eigentlich nicht. Manchmal spielt aber auch nur eine einzelne Show, da kann schon mal was schiefgehen.

Mikael hat mal gesagt, dass du das Schlagzeugspiel für "Watershed" in nur sieben Tagen fertiggestellt hast.

Axe: Oh, daran kann ich mich kaum erinnern, ist ja schon lange her, aber das könnte passen.

Wie lange hast du für das neue Album "Sorceress" gebraucht?

Axe: Wir haben das Schlagzeug und den Bass zusammen, live eingespielt. Ich glaube, wir haben nur drei Tage gebraucht. Ja, das kommt hin. Und danach haben wir mit Gitarre und Keyboard weitergemacht.

Ich bin kein begnadeter Schlagzeuger, aber das Spiel auf "Sorceress" klingt wesentlich komplexer, als z. B. auf der "Watershed".

Axe: Ja, aber mittlerweile habe ich Mikaels Songwriting verstanden und so fühlte es sich wesentlich natürlicher und spontaner an. Es war also ziemlich einfach. Das komplette Album wurde, glaube ich, in zehn Tagen eingespielt.

Mikael hat ja wieder alle Songs geschrieben.

Axe: Ja, bis auf 'Strange Brew', das haben Mikael und Fredrik zusammen geschrieben.

Aber wie das Schlagzeug gespielt werden soll, liegt an dir oder geben dir die anderen vor, wie es klingen soll?

Axe: Mikael schickt mir ein paar Demos mit Ideen, die er im Kopf hat, aber letztendlich spielen wir dann im Studio die Songs und probieren hier und da noch etwas aus, spielen die Songs ein bisschen anders. Mendez und ich proben vorher immer noch etwas zusammen. Wir waren zusammen in Spanien und haben dort ca. zwei Wochen alleine geprobt. Danach entwickeln wir noch einige Sachen im Studio, aber das Grundgerüst und der Gesang steht eigentlich immer schon.

In einem älteren Interview von 2012 hast du mal gesagt, dass OPETH in Schweden eher noch als Underground-Band gehandelt wird und ihr dort nicht sonderlich bekannt seid.

Axe: Ja, das hat sich mittlerweile etwas geändert. Das gilt aber immer noch für eine Menge von Bands aus Schweden. Auf der ganzen Welt ist Schweden für seinen Death Metal bekannt. Auch "normale" Menschen wissen schon fast, dass Death Metal aus Schweden kommt, Black Metal aus Norwegen usw. Aber die Schweden selbst sind sich dessen nicht so bewusst. Die Pop-Szene in Schweden ist dort bekannter, plus die schwedischen Künstler, die eigentlich nur in Schweden touren. Wir haben natürlich viele Metalheads bei uns und fast jeder hat seine eigene Band, also haben wir auch viele Bands. Wenn man auf Konzerte geht, dann hat auch da jeder seine eigene Band, aber ich habe das Gefühl, dass viele US-Bands bekannter sind als schwedische Bands selbst.

Das haben mir HELLOWEEN vor einigen Wochen auch erzählt. Klar, sind sie groß in Deutschland, aber außerhalb des eigenen Landes sind sie noch größer.

Axe: Ich glaube, letztendlich ist das auch nicht so wichtig. Death Metal- und Hard Rock-Bands touren durch die ganze Welt und fokussieren sich nicht auf ein Land. Da wir ja auch nicht ständig im TV auftreten oder so, fliegen wir immer etwas unterhalb des Radars. Das ist natürlich auch schön, weil man eben nicht ständig angesprochen wird.

Du kannst also in Ruhe einkaufen gehen?

Axe: Ja, das kann ich.

Hast du eine Idee davon, wo OPETH die meisten Fans haben?

Axe: In Australien sind wir ziemlich groß, und in Südamerika gehen die Fans auch immer gut ab. Singen mit und all das. Aber genau kann ich das nicht sagen. Finnland und Norwegen sind auch immer schön.

Jeder Musiker erzählt mir, dass Südamerika wirklich speziell ist. Die Fans dort scheinen regelrecht hungrig zu sein.

Axe: Klar, dort finden wahrscheinlich nicht jeden Tag Konzerte statt. Große Bands sind dort auch nicht regelmäßig unterwegs. Es ist halt wirklich weit weg und so scheint es, dass sie manchmal etwas isoliert werden von manchen Touren. Dabei kommen auch gute Death Metal-Bands aus Südamerika, die ihren eigenen Stil haben.

Das ist richtig. Wie bereitest du dich auf eine solche Tour vor?

Axe: Wir haben uns diesmal gar nicht großartig vorbereiten können, weil wir grad erst von der US-Tour wiedergekommen sind. Wir hatten vielleicht vier Tage zuhause, dann mussten wir schon wieder los und in Amerika waren wir sechs Wochen unterwegs. Da haben wir uns erst mal etwas vom Jetlag erholt. Ansonsten proben wir viel vor den Touren. Wir proben dann mit der Produktion und dem Licht, spielen jeden Song mit allem Drum und Dran durch. Manchmal proben wir auch eine Spezial-Setlist, die wir während besonderer Konzerte spielen, wenn wir uns z. B. mehr auf "Damnation" oder "Deliverence" konzentrieren. Wenn wir dann Songs spielen, die vorher noch nie gespielt wurden oder Songs, die damals als die Alben rauskamen in der Setlist waren. Auf dieser Tour ist es nur in Wembley, wo wir eine besondere Show spielen und während der US-Tour war es New York und Los Angeles. Es war toll!

Sind OPETH Perfektionisten auf der Bühne oder könnt ihr auch über kleine Fehler lachen?

Axe: Es sieht vielleicht so aus und klingt auch vielleicht so, dass wir Perfektionisten sind. [lacht] Natürlich nehmen wir es ernst, was wir machen, aber man muss es auch nicht zu ernst nehmen und alles etwas lockerer sehen, sonst kann es auch gefährlich werden. Wenn man alles wie eine Maschine runterspielt, wird es auch irgendwann langweilig. Es darf also auch gerne etwas schmutzig sein und nicht immer glatt poliert. Ist aber auch natürlich eine Frage des Geschmackes.

Wie bekommst du die Reaktionen von alten OPETH-Fans mit, die OPETH als Death Metal Band kennengelernt haben, und jetzt mit der neuen Musik konfrontiert werden?

Axe: Wir bekommen natürlich eine Menge Reaktionen darauf, von Leuten die sich fragen, was wir da machen. Aber auch schon der alte Kram war eben auch schon anders als der Großteil des Death Metals und es hat sich auch von Album zu Album unterschieden. "Still Life" ist anders als "My Arms, Your Hearse" oder "Deliverence" ist komplett anders als "Damnation", "Black Waterpark" hat eine spezielle Atmosphäre, von daher ist es schwierig das zu vergleichen. Und wenn wir heute zurückblicken und genau das machen, was wir damals schon gemacht haben, werden vielleicht beide Seiten, also Band und Fans, gelangweilt. Bei Bands, die ich höre, finde ich es auch gut, wenn sie sich weiterentwickeln. Es liegt auch daran, was die Band interessiert und das ist, warum die Alben nun klingen, wie sie sind, weil eben die Band es mag. Und beim nächsten Album kann es schon wieder völlig anders klingen.

Jedes OPETH-Album ist eine neue Überraschung, man weiß nie, was man kriegt. Ist wie bei Forrest Gump und seinen Pralinen.

Axe: Ja, das ist doch eine tolle Sache. Wenn du schon vorher weißt, wie das Album klingt, dann ist es so, als ob du einen Big Mac kaufst, die schmecken auch überall gleich. Da ist man natürlich auf der sicheren Seite, was manche auch wollen. Aber ab und zu ist es vielleicht auch schön, etwas anderes zu probieren und dann schmeißt man halt mal Pommes auf seine Pizza. [lacht]

Es gibt nicht wenige Leute, die meinen, dass du einer der besten Drummer im Metalzirkus bist.

Axe: Aha?!

Ja, auf jedem Konzerte kann man Leute hören, die von deinem Spiel völlig begeistert sind.

Axe: Cool!

Du kannst nahezu alles spielen. Progressive, Death, Black. Gibt es irgendwas, das du nicht spielen kannst.

Axe: Keine Ahnung. Ich denke auch nicht in solchen Genres. Ich komme aus der extremen Szene der frühen Neunziger. Die waren sehr offen und man hörte alle möglichen Arten von Metal. Death Metal und Black Metal war damals neu, was es zu entdecken galt. Ich bin auch in einer musikalischen Familie aufgewachsen. Mein Vater spielte Gitarre, meine Mutter Piano, mein Großvater Kontrabass. Meine Mutter hörte viel Blues, was sich bestimmt auch irgendwie in mein Spiel eingebaut hat. Während man aufwächst will man natürlich nicht das hören, was deine Eltern hören. Deswegen bin ich zum Black- und Death Metal gekommen. Man muss dann natürlich seinen eigenen Weg finden, wie man spielen will, und weil Death und Black damals noch sehr neu war, fühlte es sich wie dein eigener Stil an. Wenn man dann älter wird, findet man auch plötzlich die alten Blues-Sachen der Mutter gut und wird davon inspiriert.

Gibt es für dich noch irgendwelche große Herausforderungen?

Axe: Ich möchte gerne so spielen, wie eben nicht jeder andere spielt. Manchmal hört man Songs da klingt das Schlagzeugspiel, wie ein Dienst nach Vorschrift und eben nicht, wie eine Vereinigung von Bass, und Gitarre. Für mich steht das vor allem die Leidenschaft im Vordergrund.

Natürlich müssen wir auch kurz über BLOODBATH sprechen.

Axe: Ah, Death Metal!

Kannst du mir ein kurzes Update geben? Gibt es neue Songs, ein neues Album, usw?

Axe: Wir haben neulich über neue Aufnahmen gesprochen und wollten am 01.12. etwas aufnehmen, nachdem ich von dieser Tour zurück bin. Aber wahrscheinlich wird es doch eher Januar werden, bis wir aufnehmen. Dann nehmen wir vier oder fünf Songs für eine EP auf, die dann im frühen Sommer veröffentlicht werden soll, hoffentlich.

Wieder mit Nick am Mikro?

Axe: Ja, Nick ist weiterhin an den Vocals und der Gitarrentechniker, der uns auf dieser Tour begleitet, ist dann bei BLOODBATH an der Gitarre. Ich glaube, wir werden auch einige Festivals spielen, da ist es natürlich gut, einige neue Songs am Start zu haben.

Axe, damit sind wir auch schon am Ende des Interviews. Vielen Dank für deine Zeit und viel Erfolg weiterhin.

Axe: Danke, dir auch!

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten