Cemetery Skyline - Nordic Gothic

Review von Stormrider vom 10.10.2024 (10189 mal gelesen)
Cemetery Skyline - Nordic Gothic Ahhhhh, die neue THE 69 EYES oder ist das was von den SISTERS OF MERCY? Beides ist ein durchaus legitimer Gedanke, wenn man das Album ohne jegliche weitere Kenntnis das erste Mal hört. Dass sich hinter "Nordic Gothic" von CEMETERY SKYLINE aber ein seit Monaten von vielen Fans erwartetes Album der 3.742. "Supergroup" verbirgt, ist die Realität. Das bloße Namedropping der Musiker sorgt schon für eine gewisse Erwartungshaltung, denn neben Mikael Stanne (DARK TRANQUILITY, THE HALO EFFECT) sind hier noch Santeri Kallio (AMORPHIS), Markus Vanhala (INSOMNIUM, OMNIUM GATHERUM), Victor Brandt (DIMMU BORGIR) und Vesa Ranta (SENTENCED) zu hören. Also alles Namen, die in Metallkreisen für so manches Headbangen gesorgt haben dürften. Mit dem, was die genannten Bands aber sonst so an Klassikern abgeliefert haben, hat dieses Album nur wenig zu tun. Vielmehr gibt es hier, und da ist der Albumtitel durchaus Programm, sehr eingängigen, fast schon poppigen Gothic Rock zu hören. Dass man über die instrumentalen Fähigkeiten nicht viel schreiben muss, ist klar, aber was können denn die Songs?

Beim ersten Hören lief das Album ehrlicherweise ein wenig an mir vorbei. Zu offensichtlich, dachte ich, schielt man auf die Kajal-tragenden Damen und Herren, die sich in den Dunkeltanztempeln der Welt gegenseitig ihre Schmerzen klagen und dazu entrückt tanzen. Aber je öfter das Album lief, umso tiefer schürften sich die Melodien in die Hirnrinde und irgendwann wacht man des Nachts auf und summt leise Tracks wie 'Never Look Back', 'Behind The Lie' oder 'In Darkness' vor sich her. Letztgenannter Track könnte auch von DARKHAUS stammen, die durchaus sehr artverwandt sind und ebenfalls als Supergroup bereits 2013 ähnlich klangen. Nicht jeder Track ist ein astreiner Hit. Das balladeske 'When Silence Speaks' oder das sich nur sehr langsam aufbauende 'Alone Together' gehen nicht direkt offensichtlich ins Ohr. Aber man kann die zehn Tracks von "Nordic Gothic" einfach am Stück durchlaufen lassen und es wird immer überdurchschnittlich bleiben. Dass Mikael komplett auf Growls verzichtet und nur mit seiner sehr angenehmen cleanen Stimme agiert, das kommt dem Material durchaus zugute, denn ein auf Biegen und Brechen gewollter Härtezuwachs über harsche Vocals würde dem Album am Ende seinen Charme nehmen und doch nur die befriedigen, die eben genau das anhand der beteiligten Mucker erwarten würden. "Nordic Gothic" wird sich aller Voraussicht nach nicht in den Klassikerkanon einreihen, der für das Quintett schon auf der Habenseite verbucht werden kann. Aber es ist das perfekte Album für diese Jahreszeit. Eine angenehme Grunddüsternis, die durchweg unterschwellige, manchmal offene Melancholie und die Texte, die nicht plump aber auch nicht überzogen intellektuell sind. Dazu eine warme, voluminöse Produktion, welche die Stimmung perfekt einfängt.

CEMETERY SKYLINE waren lange ein heißes Gesprächsthema und sind nun endlich mit ihrem Debütalbum auf der Bildfläche aufgetaucht, welches musikalisch viele Erwartungen erfüllen wird und für sich gesehen absolut hörenswert ist. Die Fragen, die mir aber ständig im Kopf rumschwirren, bleiben aber für den Moment unbeantwortet. Wird das eine Band? Bleibt es ein Projekt? Sehen wir das auch mal auf der Bühne? Gibt es irgendwann einen Nachfolger? Am Ende, werden wir das erst in Zukunft wissen, und bis dahin lassen wir jetzt im Herbst und Winter einfach "Nordic Gothic" laufen und sind gespannt, ob sich das kommerzielle Potenzial (welches unbestreitbar vorhanden ist) auch voll entfalten wird. Für so manche volle Tanzfläche sollte es definitiv reichen.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Torn Away
02. In Darkness
03. Violent Storm
04, Behind The Lie
05. When Silence Speaks
06. The Darkest Night
07. Never Look Back
08. The Coldest Heart
09. Anomalie
10. Together Alone
Band Website:
Medium: CD, digital
Spieldauer: 48:59 Minuten
VÖ: 11.10.2024

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