Interview mit Brian Stoudt von Mnemonic

Ein Interview von Kex vom 12.09.2008 (9774 mal gelesen)
Bands mit Namen MNEMONIC gibt es anscheinend wie Sand am Meer, diese hier kommt aus Reno, Nevada und möchte zukünftig die einzige sein, die mit diesem Namen verknüpft wird. Brian Stoudt (Vocals/Gitarre) stellte sich meinen Fragen.

Herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen Album. Pandora ist nicht irgendein Titel, fasziniert euch die Sage?

Brian Stoudt: Mich begeistert an der griechischen Mythologie vor allem die Kreativität. Als wir das Album "Pandora" nannten, haben wir es bewusst mir der Sage in Verbindung gebracht, weil es als Trojanisches Pferd für all diejenigen gedacht ist, die unseren Erfolg bezweifelten. Wir haben wirklich hart gearbeitet um dorthin zu kommen, wo wir jetzt sind. Wir haben Blut, Schweiß und Tränen in dieses Album investiert, während es einige Leute vor Ort gab, die nicht an die Band glaubten. Als wir das Album raus brachten, hofften wir, dass es etwas wird, was Leute nicht erwarten, und Reaktionen zeigen, dass es auch so gekommen ist. Außerdem waren wir an einem Punkt, an dem wir nicht sicher waren wie lange wir es noch schaffen für den Erfolg der Band zu kämpfen. Wir haben uns bei diesem Album von den vielen dunklen Sachen, die in unseren Leben im Moment so passieren inspirieren lassen und eines Tages beschlossen voranzugehen mit der alleinigen Hoffnung, dass die Leute unsere Musik achten und den uns eigenen Stil dabei schätzen.

Es wird oft gesagt, dass du versucht die Höhen und vor allem aber die Tiefen deines Lebens mit Musik zu verarbeiten. Was ist das Hauptthema auf "Pandora"?

Brian Stoudt: Musik war schon immer eine positive Kraft meine Gefühle zu verarbeiten. Sie ist eine Therapie für mich, so auch bei "Pandora". Ich musste den Kampf meines Großvaters mit Alzheimer viele Jahre miterleben, dieser komplizierte Zustand dauerte fast acht Jahre. Auf "Device" findest du einige Songs, die einige der mit ihm durchlebten Situationen anschneiden. Er war eine sehr wichtige Figur in meinem Leben und ich sah mit an, wie er die letzten Jahre über an dieser schrecklichen Krankheit zu Grunde ging. Viele Songs auf "Pandora" sind eine direkte Rückblende, die zeigt was ich durchmachte, während er mental und physisch weiter abbaute.

MNEMONIC ist ein Bandname, den schon viele vor euch wählten, wie zum Beispiel eine ehemalige Death-Metal Band aus Schweden, ein Hip-Hoper aus Mannheim oder die kalifornische Combo MNEMONIC DEVICES, warum gerade dieser Name?

Brian Stoudt: Das ist interessant. Ich dachte, dass wir in den Staaten die ersten waren, die sich diesen Namen gaben. Er passt perfekt zur Band und zu unserer Musik . Ich persönlich hab dauernd Probleme mir etwas zu merken. Ich bin der Überzeugung, wenn Schule musikalisch vermittelt würde, wäre ich ein Einserkandidat gewesen. "Mnemonik" ist interessant, weil es eines dieser Wörter ist, die man kennt, aber deren Bedeutung man nicht ohne vorheriges Nachdenken beschreiben kann. Auf unsere Musik bezogen passt es, weil wir immer schon Songs schreiben wollten, die eher hängen bleiben, als dass man sich erinnern muss. Deswegen wählten wir MNEMONIC. Es ist etwas unglücklich, dass es so viele Bands mit diesem Namen gibt, aber ich hoffe, wir werden die Band sein, die hauptsächlich mit MNEMONIC in Verbindung gebracht wird.

Beim Hören von "Pandora" und "Device" fiel mir eure große musikalische Bandbreite auf, ist es das, was euch besonders ausmacht?

Brian Stoudt: Wir wollten immer Songs machen, die auch wir uns gerne anhören. Wir als Gruppe haben eine vielfältige Bandbreite von Einflüssen, die einzelne Mitglieder prägen, allein deswegen ist musikalische Vielfalt schon angemessen. Das was uns speziell macht, ist die Dynamik in der Gruppe. So können wir mühelos die Ideen anderer umsetzen, 'Palindrome' ist ein gutes Beispiel: Ich bat Chris leise, ruhige Musik (piano) zu schreiben und was er daraus machte, war exakt das, was ich in meinem Kopf hörte. Der Text war in 15 Minuten geschrieben, das war einer der Momente, in denen alles zusammenpasst. Wir arbeiten oft so und ich denke diese Art Tatendrang ist, was uns gut zusammen arbeiten lässt.

Es hat sechs Jahre gedauert, bis "Pandora" auf den Markt kam. Habt ihr noch Jobs neben der Musik, um euch über Wasser zu halten?

Brian Stoudt: Als wir "Device" veröffentlichten, waren wir gerade erst drei Monate als Band zusammen. Ich denke, das war schon etwas unreif, aber wir waren so begeistert von dem was wir machten, dass wir alles in Bewegung setzten um MNEMONIC zum Laufen zu bringen. Nach "Device" durchlebten wir viele Höhen und Tiefen, die die Band behinderten und unsere Hingabe für die Musik auf den Prüfstand stellten. Wir nahmen uns die Zeit hunderte Auftritte zu liefern. Während dieser experimentierten wir und arbeiteten an Feinheiten wie zum Beispiel unser Sound sein sollte und was wir eigentlich wollten. Einige Zeit verschwanden wir völlig von der Bildfläche, da Chris einen schweren Beinbruch hatte und wir praktisch nichts machen konnten. Wir hatten fast immer Schulden, denn wir waren eine Wanderband, die nur minimal Geld einnahm. Jeder von uns hatte Tagesjobs, was die Zeit, die wir der Musik widmen konnten weiter begrenzte. Dazu kamen noch unerwartete Veränderungen im Line-Up. Zwischen "Device" und "Pandora" entwickelte sich die Musik sprunghaft weiter. Wir spielten bessere Gigs mit Bands wie TAPROOT, HELMET, ADEMA, und POWERMAN 5000, daneben traten wir auch auf einigen Festivals auf. Während dessen schrieben wir viele Songs, damit wir mit der nächsten Veröffentlichung ein Album hatten, auf das wir stolz sein konnten. Es waren viele Sachen, die in diesen sechs Jahren geschahen, dennoch ging diese Zeit irgendwie schnell vorbei.

"Device" wurde mit der Hilfe von Eric Broyhill (DEFTONES) produziert, warum endete die Zusammenarbeit?

Brian Stoudt: Die Arbeit mit Eric machte wirklich Spaß. Er ist talentiert und witzig bei seiner Arbeit. Ich denke, als die Zeit kam "Pandora" zu veröffentlichen, wollten wir mit jemandem arbeiten, der musikalisch mehr auf unserer Linie ist. Sylvia passt perfekt und mit ihr zu Arbeiten ist eine Ehre. Auserwählt zu werden mit ihr zu arbeiten war sicher einer unserer besten Momente, wir waren begeistert!

Wie kam der Kontakt mit Sylvia Massa-Shivi (TOOL) zustande und wie gestaltete sich die Zusammenarbeit?

Brian Stoudt: Wir schickten Sylvia eine Hand voll Songs um zu sehen, ob sie Interesse hätte das Album mit uns zu machen. 'Palindrome' war der Song, der sofort Aufmerksamkeit erregte und sie dazu bewog mit uns zusammen zu arbeiten. Wir hatten eine großartige Zeit mit ihr. Es war unglaublich das Album mit einer Frau aufzunehmen, die schon die Alben aufgenommen hatte, mit denen ich aufwuchs. Wirklich ein unglaubliches Gefühl.

Innerhalb des letzten Jahre hat sich viel verändert, lass uns mit euren neuen Drummer beginnen - Dan Horton, passt er gut in die Band?

Brian Stoudt: Es war unglücklich, dass wir uns von unserem alten Schlagzeuger trennen mussten, da steckt ganz viel Geschichte dahinter, anderenfalls würden wir dir aber jetzt keine Fragen beantworten können. Es war eine schwere Entscheidung, aber wir stehen in gutem Verhältnis zueinander und unterstützen einander. Dan ist richtig gut, er bringt neue Energie und musikalische Dynamik in die Band, das ist richtig erfrischend. Wir sind jetzt eine bessere Einheit und alles hat einen Grund. Es definitiv Zeit ein Level höher zu klettern und ich denke schlussendlich haben wir so die Bandbesetzung dafür.

Neben dem neuen Schlagzeuger habt ihr einen Vertrag mit dem deutschen Label Tiefdruck-Musik abgeschlossen - die Zusammenarbeit scheint gut zu laufen: Ihr tourt durch Europa, habt die Deutschen Rock Charts auf Platz 26 geentert!

Brian Stoudt: Wir sind begeistert von Tiefdruck-Musik. Wir können zwar nicht mehr ganz nachvollziehen, wie es zu diesem Kontakt kam - aber unser Gefühl sagt, dass wir genau dort hinwollten. Wir denken, dass das Label genau für die Ideale steht, die uns am wichtigsten sind: Ehrlichkeit und Anstand. Ich denke, dass wir zusammen erstaunliches schaffen werden. Wir sind außerdem total begeistert davon auf Platz 13 der Charts in der zweiten Woche geklettert zu sein. Hoffentlich können wir nach Deutschland kommen und einige Shows spielen!

Das sollte alles gewesen sein. Danke für eure Antworten und viel Erfolg auf eurer Europa Tour - die letzten Worte gehören euch:

Brian Stoudt: Danke für dein Interesse an der Band und das du dir Zeit für uns genommen hast. Hoffentlich sehen wir dich bei der nächsten Show!

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