Sinbreed - Master Creator

Review von EpicEric vom 16.03.2016 (9671 mal gelesen)
Sinbreed - Master Creator SINBREED sind vermutlich den meisten primär dadurch bekannt, dass Drummer Frederik Ehmke hier seine Brötchen verdient, wenn bei BLIND GUARDIAN gerade mal nichts passiert (wie z. B. in den 4-5 Jahren zwischen zwei Studioalben). Gehen wir den offensichtlichsten Kritikpunkt mal gleich an: Felipe Machado. Vertickt der Junge seine Artworks in Fußgängerzonen oder denkt man automatisch, dass die Dinger fesch aussehen, wenn man bei der eigenen Musik nicht oft genug in Molltonleitern wechselt? Diese gelbzentrischen, forciert kontrastreichen, fluffig gerenderten Digitalausflüsse sieht man dieser Tage ja bei ca. dreiviertel aller Bands, die in den Neunzigern einfach den Neffen des Bassisten Malmsteen-Cover hätten nachzeichnen lassen um damit die Plattencover zu veredeln. Oder zumindest das Postfach eines Andy Marschall zugemüllt hätten, in ohnmächtiger Hoffnung, er würde für ihr "Symphony Of The Enchanted Dragoncock" ein paar Pinselstriche auf die Leinwand bringen. Und damit möchte ich nicht die Qualität der Musik hinabsetzen. Eine umfassende Sammlung von STRATOVARIUS, AXXIS und mittelalten STORMWITCH bezeugt die Stärke meines Magens in Bezug auf Kitsch in Artwork und Musik, und zumindest bei letzterem sind SINBREED kein Paradebeispiel. Wenn sich das bis hier also wie ein Verriss gelesen haben sollte: ich entschuldige mich, aber ich kann einfach keine Machados mehr sehen. Widmen wir uns also der Musik!

Erster Gedanke: Sänger Herbie Langhans (auch bei AVANTASIA zugange) ist Andi Deris von HELLOWEEN gar nicht so unähnlich. Und seit die ich-weigere-mich-Kürbisköpfe-zu-sagen sich wieder auf ihre härtere Seite besinnen ist auch der musikalische Vergleich gar nicht so abwegig. Nahezu durchgängig in Sechzehnteln gequälte Felle, schmackig im Upbeat, dürfte Fans europäischen Power Metals ziemlich glücklich machen. Die großen Chorusse, die viele Genrekollegen nicht oder nicht mehr so hinkriegen, sind so ziemlich in jedem Song vorhanden und es wird sogar auf das Keyboard, a.k.a. das Instrument, das Felipe Machado spielen würde, hätte er eine Band, verzichtet. Und auch beim Sound darf, im Schubladenkontext, nicht gemeckert werden. Ja, alles ziemlich glatt, aber der richtige Schmiss hier und da erhebt SINBREEDs "Master Creator" zielsicher über die Masse der Releases in der gleichen Sparte, die, wie wir alle wissen, fast noch mehr mit egalen Durchschnittsreleases überflutet wird als alle anderen Metalgenres.

Und dann? 'At The Gate'. "Master Creator" ist so hellbent darauf, zu den großen Power Metal Alben der Neunziger zu gehören, dass eine Ballade leider unabdingbar war. "Musste das sein?", frage ich mich bei ungelogen 90% aller Balladen, die jemals zwischen fertzigen Highspeednummern auf Polycarbon gepresst wurden, und hier sogar völlig ohne Sarkasmus. Ich frage mich wirklich, ob man im Proberaum gesessen hat, das Album fast fertig geschrieben, und dann sagt Herbie (es ist IMMER der Sänger!), "Wisst ihr, was da fehlt? Eine Ballade!". Dann versuche ich mir, vorzustellen, wie der Rest der Band völlig überzeugt zustimmt, als hätte ein Koch im Restaurant angemerkt, dass auch Pilzsuppe mit 'ner Knolle Knoblauch drin 200% geiler wird; kurz ist alles still, dann bricht Jubel aus, ganze Knoblauchnetze verschwinden in Töpfen mit anbratenden eukaryotischen Köstlichkeiten, nach dem Mahl hagelt es Komplimente, Handküsse und Gehaltserhöhungen. Aber Metalalben sind keine Suppen und noch viel weniger sind Balladen Knoblauch. Was ich sagen will: meistens kommt sowas einfach forciert, und ich hätte drauf verzichtet. Songs wie 'Moonlit Night', 'The Riddle' oder 'The Voice' boxen das aber wieder raus und sonst haben wir hier ein mehr als gelungenes Machwerk melodischen Metals, das ich deutlich über dem Durchschnitt des Genres anordne.

Gesamtwertung: 7.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Creation of Reality
02. Across the Great Divides
03. Behind a Mask
04. Moonlit Night
05. Master Creator
06. Last Survivor
07. At the Gate
08. The Riddle
09. The Voice
10. On the Run
Band Website: www.sinbreed.com
Medium: CD
Spieldauer: 44 Minuten
VÖ: 26.02.2016

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