Ascian - Sing To Me, Sweet Void

Review von Zephir vom 31.10.2024 (3926 mal gelesen)
Ascian - Sing To Me, Sweet Void ASCIAN sind eine noch relativ junge Doom-Formation aus Braunschweig und Würzburg. 2018 gegründet, veröffentlichten sie zwei Jahre später ihr Debüt namens "Elysion" und spielten einige Live-Shows; mit "Sing To Me, Sweet Void" kam Ende September das Folgewerk auf den Markt. Bei ASCIAN handelt es sich um ein Quartett, das, soweit ich ausfindig machen kann, neben dem stimmgewaltigen Frontmann S. und dem Drummer A. zwei Gitarren (P. und T.), aber keinen festen Bass am Start hat. Dass "Sing To Me, Sweet Void" damit aber keinen Deut zu wenig nach Doom klingt, liegt sicher mit an der atmosphärischen Post-Legierung der Platte.

Im monolithisch-gewaltigen Opener 'Follow The Serpent' machen sich die Anleihen von Post Metal noch weniger bemerkbar, hier bewegen wir uns eher im Death Doom. Spätestens bei 'The Odium Palace' brechen sie aber mit aller Macht durch. Zu dunklem Saitengrollen und den tiefkehligen Growls, immer düsterschwer mit schleppendem, zähfließendem Tempo, gesellt sich neben transluziden Gitarrenintermezzi plötzlich etwas, was hier wie ein Saxophon, da vielleicht auch wie eine Klarinette klingt und was natürlich ein Synthesizer sein könnte (eine Vermutung, die der alsdann einsetzende, überaus dezente Synthie-Streicher-Background bekräftigt). In jedem Fall aber wirkt diese Kombination mysteriös und geheimnisvoll, und wenn in der Mitte des Tracks noch unter Blastbeat das Tempo anzieht, ist die Post-Mixtur von Doom, Death und Black Metal rundum stimmig.

Hymnisch-okkult wird das Geschehen an Stellen, an denen sich der Gesang zu dunkel klagendem Klargesang erhebt, der Tracks wie 'The Golden Queen' in die Nähe von Goth-Gefilden trägt. Beachtenswert ist der Übergang von diesem zum folgenden Song, 'Cold Sun', der mit stark reduziertem Gitarren- und Drumanschlag versonnen und introvertiert beginnt. Der erst stark verzögert eintretende Ausbruch von Gitarrengrollen und vokalem Harschgesang weist absolute Blackgaze- und Post-Black-Qualitäten auf, wobei das letzte Drittel wiederum das Tempo reduziert und am Doom festhält - dumpf verzweifelt, hoffnugnslos und schwer.

Noch tiefer, noch schwerer werden ASCIAN mit 'Threnody Spiral'. In dieser Totenklage ist zeitweilig noch eine weibliche Stimme hörbar, die mystisch und hypnotisch aus dem Background tönt. Dadurch und durch das zwischenzeitlich wie Meeresrauschen klingende Hintergrundgeschehen erhält der Track eine ganz eigene Dreidimensionalität, die auf den Hörer ungemein - um ein Modewort zu bemühen - immersiv wirkt.

Wieso 'Fra Lyset' einen norwegischen Titel trägt, ist mir nicht bekannt; aus dem Licht erwächst jedenfalls das zarte, zerbrechliche, mehrstimmige Gitarrenspiel, das sicherlich einer der Hauptgründe dafür ist, dass die Musik von ASCIAN nicht nur Freunden klassischen Dooms à la MY DYING BRIDE anempfohlen wird, sondern auch der Hörerschaft ausgesprochener Post Metal-Bands. Auch wenn hier am Ende helle, entrückte Stimmen einsetzen, gibt es mit "Sing To Me, Sweet Void" keine allzu große Hoffnung. Das letzte Stück, 'Deathwish' betitelt, schafft es meisterlich, Doom mit Schwarzmetall zu mischen und die Hörerschaft mit dem wohligen Gefühl ästhetisch empfundener Schwermut zu entlassen.

Ehrensache, dass die trotz aller muskalischer Legierungen dem Doom angehörende Platte mit ihren sieben fast durchwegs überlangen Tracks über eine Stunde Spielzeit beansprucht: Eine gute Stunde Weltschmerz, der sich musikalisch wie ein apokalyptisch verhangener Himmel, wie eine in Dunkelheit gefallene Landschaft um die Hörerschaft herum aufbaut und sich ihr tief in die Seele gräbt.

ASCIAN liefern hier ausgezeichneten Stoff für den Herbst und Winter. Bei mir wird "Sing To Me, Sweet Void" ganz sicher noch öfters laufen.



Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Follow The Serpent
02. The Odium Palace
03. The Golden Queen
04. Cold Sun
05. Trenody Spirals
06. Fra Lyset
07. Deathwish
Band Website:
Medium: CD, LP, MC, Dig
Spieldauer: 01:04:28 Minuten
VÖ: 28.09.2024

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