Sons Of A Wanted Man - Kenoma | |
---|---|
Review von grid vom 08.02.2020 (8756 mal gelesen) | |
Seit 2014 gibt es SONS OF A WANTED MAN und ihr erstes Lebenszeichen, die zwei Songs umfassende EP "Ascension / 3rd Sun", war ein aussagekräftiger Auftakt dessen, was sich die Belgier auf die Fahnen geschrieben haben. Zwischen der melancholischen Atmosphäre des Post Metals, der rhythmischen Intensität des Black Metals, dem vielschichtigen Ansatz des Shoegaze und vitalen Hardcore/Punk-Einflüssen sind sie zu Hause. Über zwei weitere EPs hinweg feilte das Quintett an seiner Formel und nun erscheint der erste Langspieler beim renommierten Untergrund-Label Les Acteurs de l’Ombre. Schon beim ersten Durchlauf fällt die Ausgereiftheit der Songs auf. Ohne Umwege, aber auch ohne Banalität geht "Kenoma" sofort ins Ohr und bietet viel Abwechslung, was der mutig als Opener gesetzte Titeltrack beweist, der überfallartig losbricht und mit kantigen Ausbrüchen, Grollen und Kreischen und auch schwermütiger Epik die satten zehn Minuten wie im Flug vergehen lässt. 'Serpentine' und 'Amor Fati' von der 2018er EP "Awaking" feiern auf dem Langspieler ihre Zweitgeburt, wobei wilde Ausbrüche und coriger Gesang 'Serpentine' prägen. Gleich darauf folgt das Kontrastprogramm. Federleicht schwebt Isa Hollidays feenhaft sphärischer Gesang über dem Klangteppich und wird augenblicklich zum Earcatcher, bis Kreischgesang die Stimmung bricht. Der Song lebt vom Wechsel der Stimmen zwischen lieblich und giftig, doch das letzte Wort hat Isa mit sanften Tönen. Düster und schwer wirkt danach 'Under A Lightless Sky‘'. Auch hier reizen SONS OF A WANTED MAN das Spiel zwischen sanften und harschen Melodien aus. Zur Mitte hin steigern sie Kraft und Tempo und streuen ein in seiner Weichheit überraschendes Zwischenspiel ein. Abwechslung pur. Ja, und dann kommt er, der Höhepunkt des an Glanzpunkten ohnehin reichen Albums: 'Absent'! Das eröffnende und den Song beendende Riff lässt Gänsehaut wachsen und sichert SONS OF A WANTED MAN einen Platz im Olymp der aristokratischen Momente für die Ewigkeit. Doch der Song kann freilich mehr. Zwischen dem majestätischen Anfang und Ende drehen SONS OF A WANTED MAN mit Speedeinlagen, postrockig-tänzelnden Gitarren, treibenden Beats, heiserem Geschrei und tiefem Knurren ordentlich auf und zerlegen die eingangs aufgebaute Stimmung. Doch nur, um sie am Ende noch einmal zu zelebrieren und auszukosten. Ganz großes Kino! 'Amor Fati' setzt auf Energie mit etwas Epik dazwischen und unerwarteter Animation zum Tanzen. - So hart und brachial SONS OF A WANTED MAN eingestiegen sind, so sensibel und wehmütig fällt der Abschied aus. Das instrumentale 'Pleroma' ist der ruhige Schlusspunkt unter einem intensiven Album. Fazit: SONS OF A WANTED MAN verstehen sich auf starke Kontraste. Wenn ungezügelte, pralle Energie und Dynamik, schwarzmetallisches Kreischen, frontale Eruptionen und Growls, jede Menge majestätischer Augenblicke und zarter Melodien im Ideenkessel zum Kochen kommen und dennoch eine Platte herauskommt, die absolut in der Balance ist. Der Titeltrack als Anspieltipp: Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Kenoma 02. Serpentine 03. Canine Devotion 04. Under A Lightless Sky 05. Absent 06. Amor Fati 07. Pleroma | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 48 Minuten VÖ: 07.02.2020 |
Alle Artikel