Interview mit Jarmo Puolakanaho von Eternal Tears Of Sorrow

Ein Interview von Akhanarit vom 23.03.2013 (11191 mal gelesen)
Gerade erst haben ETERNAL TEARS OF SORROW mit "Saivon Lapsi" ein brillantes Album veröffentlicht, das einmal mehr das einzigartige musikalische Gespür für melancholisches, aber dennoch brachiales Songwriting eingefangen hat. Natürlich wollten wir mehr erfahren und klopften bei Gitarrist Jarmo Puolakanaho an, der ausführlich Rede und Antwort stand.

Hallo Jarmo und danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Wie laufen die Dinge?

Jarmo: Gut gut, danke der Nachfrage! Das neue Album ist gerade erst rausgekommen und wir warten darauf, mit dem Proben für die anstehenden Live-Shows zu beginnen. Und der Frühling scheint auch langsam angekommen zu sein, was nach einem langen dunklen finnischen Winter immer sehr schön ist. Jetzt hoffen wir, dass es ein gutes Jahr für uns wird und wir etwas später im Jahr ein paar ein paar tolle Konzerte spielen werden.

Euer neues Album "Saivon Lapsi" ist jetzt veröffentlicht. Ich finde, es ist ein großartiges Stück Musik geworden. Gratulation meinerseits dafür!

Jarmo: Danke dir! Es ist eine natürliche Erweiterung unserer Diskographie und wir sind sehr stolz darauf. Und es tut immer sehr gut zu hören, dass andere Leute es auch mögen!

Es hat lange gedauert seit "Children Of The Dark Waters". Ganze vier Jahre. Brauchten die Songs so lange, um fertig geschrieben zu werden, oder warum mussten eure Fans derart lange auf ein neues ETERNAL TEARS OF SORROW-Album warten?

Jarmo: Zu allererst verzögerten sich viele Dinge im Jahr 2009 weil Risto, der Lead Gitarrist zwischen 2005 und 2009, die Band kurz vor der Veröffentlichung von "Children Of The Dark Waters" verlassen hatte. Deswegen verzögerten sich auch die Live-Shows. Dann hatten wir eine Menge Konzerte in Finnland und vielen anderen europäischen Ländern. Hinzu kommt, dass es weitere ernsthafte Rückschläge gab, was den Gesundheitszustand von Altti mit einschließt. Folglich sind wir jetzt sehr glücklich, wieder hier zu sein, über das neue Album zu sprechen und über Live-Shows nachzudenken. Außerdem fällten Altti und ich im Jahr 2004 eine Entscheidung, als wir nach einer dreijährigen Pause zurück kamen. Wir brauchten die Pause weil wir müde waren, nachdem wir unsere meiste Zeit in die Band investiert hatten. Seitdem gehen wir es etwas entspannter an. Wir haben unsere Recording-Session in mehrere kleine Recording-Sessions aufgesplittet. Keine Mammut-Recording-Session mehr für jedes neue Album und so weiter. Wir sind nicht mehr die Jüngsten, weswegen wir auch viele andere Dinge neben der Band zu regeln haben. Bedauerlicherweise bedeutet das, dass nicht im Zwei-Jahres-Rhythmus mit einem neuen ETERNAL TEARS OF SORROW-Album zu rechnen ist, aber das ist nunmal der Preis, den wir zu zahlen haben.

Wieder einmal ist die musikalische Qualität auf eurem Album beeindruckend. Was war deiner Meinung nach der schwierigste Song die Aufnahmen betreffend?

Jarmo: Da könnte ich keinen speziellen Song nennen, weil sämtliche Stücke während der Vorproduktions-Phase entstanden sind. Soweit ich weiss, hatten wir noch nie Probleme die Songs im Studio aufzunehmen. Manche Stücke sind aufgrund des höheren technischen Levels und so weiter etwas schwerer aufzunehmen, aber im Grossen und Ganzen waren die Aufnahme-Sessions immer recht einfach für uns. Ich würde sagen, heutzutage ist es viel einfacher Songs aufzunehmen als im Jahr... sagen wir 1994. Und das nicht nur, weil wir unsere Instrumente mittlerweile viel besser beherrschen. Es verhält sich auch so, dass 1994 dem Tico-Tico Studio (wo wir alle Alben aufgenommen haben) lediglich ein 16-Spur-Rekorder zur Verfügung stand. Wenn du also beim Aufnehmen deines Krams einen Fehler gemacht hast, was es viel komplizierter, das wieder auszubügeln.

Werden alle Songs in einer Live-Situation spielbar sein, oder gibt es auch Sachen auf dem Album, die ausschließlich für dieses gedacht und gar nicht für eine Live-Performance vorgesehen sind?

Jarmo: Ich würde sagen 'Kuura', die Akustik-Einleitung wird wohl nie live gespielt werden, da es nur ein kurzer Akustik-Song ist, der während einer Live-Show nicht viel bringen würde. Alles andere sollte live umsetzbar sein, schätze ich. Aber wir stehen ja auch erst kurz vor den Proben für die Live-Shows, weswegen sich das auch noch ändern kann. Und natürlich hängt es auch von den jeweiligen Gigs ab. Wenn wir nur 60 Minuten Zeit zum Spielen haben können wir nicht alle Stücke von "Saivon Lapsi" spielen, weil wir auch ältere Stücke berücksichtigen müssen.

Hast du persönlich einen Favouriten auf "Saivon Lapsi" und wenn ja: was macht er so besonders für dich?

Jarmo: Das ändert sich täglich. Heute Morgen dürfte es der Titelsong gewesen sein. Ansonsten der letzte Song, der am epischsten ist. Lass uns einfach sagen, dass alle Songs besonders für uns und mich sind und ich nicht einfach einen oder zwei herauspicken kann.

Von dem musikalischen Askpekt her betrachtet sind die neuen Songs ein wenig härter als die der letzten... sagen wir... drei Alben. Wart ihr Jungs wegen irgendwas angepisst, oder was ist der Grund für das höhere Aggressions-Level?

Jarmo: Das hat viel mit Mika, unserem Lead-Gitarristen, der 2009 in die Band gekommen ist und viel junge Energie mitbrachte, zu tun. Und es ist gut, ein etwas heavieres Album im Gepäck zu haben, weil auch die kommenden Live-Shows sehr energiegeladen sein werden. Ich könnte nicht behaupten, dass wir jetzt angepisster als vorher sind. Zumeist sind wir sehr entspannte Leute. Aber es gibt auch Dinge, die uns wirklich irritieren und stören: einige Aspekte die Musikindustrie betreffend, zum Beispiel. Aber letzten Endes sollte man sich keinen Kopf um Dinge machen, die man eh nicht ändern kann. Also ja, im Endeffekt ist das Leben schwierig, was wiederum gut aus der Sicht eines Songschreibers ist. Frustration, Wut und Melancholie sind guter Sprit für das Schreiben neuer Songs.

Das absolute Gegenteil von Härte ist 'Sound Of Silence', welches sehr chillig ausgefallen ist. Die Female-Vocals passen perfekt in diesen Song. Bitte erzähle uns etwas über diesen Track und die Zusammenarbeit mit Miriam Renvåg.

Jarmo: Das ist einer der Songs, die Jarmo Kylmänen (unser Clean-Sänger) geschrieben hat und schon zu Beginn dachte er dabei an ein Duett. Nachdem Miriam schon auf zwei vorherigen ETERNAL TEARS OF SORROW-Album zu Gast war, war es nur natürlich, sie erneut einzuladen, um bei einigen weiteren unserer Songs zu singen. Und am Ende stellte sich heraus, dass es sich zu einer Hammer-Ballade entwickeln würde und wir können es gar nicht erwarten, den Song live zu spielen.

Wie kommen ETERNAL TEARS OF SORROW-Alben für gewöhnlich auf die Welt? Wie komponiert ihr und was sind die wichtigsten Kriterien für euch zu sagen: "Ja, das passt auf unser nächstes Album!"?

Jarmo: Wir folgen lediglich einem inneren Instinkt, den wir seit dem Bandbestehen entwickelt haben. Einer von uns schreibt einen Song (oder einen Halben), spielt ihn den anderen vor und meist wissen wir direkt, ob es ein ETERNAL TEARS OF SORROW-Song wird oder nicht. Aber es gibt auch Ausnahmen. Zum Beispiel über 'Autumn's Grief' auf unserem dritten Album und 'Angelheart, Ravenheart Part I' mussten wir lange nachdenken. "Wir wissen, dass der Song gut ist, aber es ist auch etwas anders - sollen wir ihn auf's Album nehmen?". Aber letzten Endes haben wir beide Stücke aufgenommen, weil sie einfach beide verdammt gut waren und unserem Stil etwas Neues hinzugefügt haben. Für dieses Album hatten wir ein paar Songs, die ok waren, aber nicht nach uns geklungen haben. Und wir hatten Stücke, die nach uns geklungen haben, aber in unseren Augen nicht gut genug waren. Demnach schätze ich, dass wir zwei Kriterien für einen Song haben: Es muss nach uns klingen (oder etwas Neues in unseren Stil bringen) und es muss verdammt gut sein.

Wurden für "Saivon Lapsi" Stücke aufgenommen, die nicht für das Album verwendet wurden?

Jarmo: Nein, jeder einzige Song, den wir aufgenommen haben, wurde auch veröffentlicht. Aber wir haben viele Stücke für dieses Album geschrieben, die jedoch nie aufgenommen wurden, was ein wenig ungewöhnlich ist. Ich schätze, sie waren dafür einfach nicht gut genug, weswegen wir sie wohl nicht aufnehmen werden, bis sie mächtig umarrangiert und umgeschrieben wurden.

Welche Tracks werden definitiv den Weg in eure Live-Setlist finden?

Jarmo: In unserer Band wählen wir die Stücke für die Setlist demokratisch aus. Und in unserer Band sind sechs Leute und wir alle haben unsere eigenen Favoriten. Es ist also derzeit noch schwer zu sagen, da wir die Setlist noch gar nicht zusammengestellt haben. Das werden wir erst in einem Monat oder so tun.

Was bedeutet Saivon Lapsi?

Jarmo: Saivo ist die Unterwelt der Sami. Das sind die Leute, die in Nord-Finnland, Nord-Schweden und Nord-Norwegen leben. Saivo befindet sich unter der Oberfläche eines Sees, was auch den See auf unserem Albun-Cover erklärt. Lapsi ist finnisch und bedeutet "ein/das Kind", also bedeutet Saivon Lapsi "ein/das Kind Saivos".

Wie werden die nächsten Shows gestaltet? Worauf können sich die Fans freuen?

Jarmo: Sie werden sehr energiegeladen und voll von verschiedenen Songs von verschiedenen ETERNAL TEARS OF SORROW-Alben sein. Aber wie ich dir vorhin schon erzählt habe, sind wir noch ganz am Anfang des Probe-Prozesses, weshalb es ein wenig schwierig ist, jetzt schon über die Shows zu reden. Sagen wir einfach, dass es viele davon geben wird, die auch noch sehenswert sein werden!

Hast du einen besonderen Moment für uns auf Lager, z.B. eine Erinnerung an den besten Gig, den ihr mit der Band jemals gespielt habt? Erzähl uns davon!

Jarmo: Eine der interessantesten und aufregendsten Shows war in Paris, Frankreich, gegen Ende des Jahres 2000, als wir vor 2000 Leuten gespielt haben. Die meisten davon hatten noch nie etwas von uns gehört, doch sie schienen uns zu mögen. Es ist immer toll, in neuen Ländern und Städten zu spielen. Und aus irgendeinem Grund machte die Masse der Leute den Gig aufregender als sonst.

Bitte stelle dir selbst eine Frage, die ich nicht gestellt habe aber du der Meinung bist: "Das sollte die Welt wissen.".

Jarmo: Welche Musik spielst du? Metal. Melodischen, atmosphärischen, vielseitigen Metal. Das tun wir seit 1994, obwohl wir heute melodischer, atmosphärischer und vielseitiger als jemals zuvor sind.

Nun, das war's dann auch schon wieder. Vielen Dank für deine Zeit. Ich wünsche euch viel Glück bei allem, was auf euch Jungs zukommen mag. Die letzten Worte gehören jetzt dir.

Jarmo: Danke dir! Das Album "Saivon Lapsi" ist jetzt eine Weile draußen, also hoffen wir, euch bei den Live-Shows zu sehen! Jarmo

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