Interview mit Sandro von Frijgard

Ein Interview von Krümel vom 08.08.2019 (19454 mal gelesen)
Die Schweizer FRIJGARD präsentieren auf ihrem bereits dritten Langspieler eine ansprechende Mixtur aus melodischer Düsternis und schwarzmetallischen Elementen. Da der Vierer in unseren Gefilden noch nicht so bekannt ist, haben wir das Angebot eines Interviews gerne angenommen, um ein wenig hinter die Kulissen des Vierers zu schauen. Vokalist Sandro - der auch gleichzeitig die Basssaiten zupft stand uns Rede und Antwort.

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FRIJGARD wurde bereits 2009 gegründet. Allerdings seid ihr bisher zumindest in Deutschland leider nicht so bekannt. Stellt euch doch bitte mal unseren Lesern vor. Wie habt ihr euch gefunden, was waren bisherige Meilensteine eurer Bandhistorie?

Sandro: Hi, wir sind eine Metal Band aus dem Fricktal, einer Region im Norden der Schweiz zwischen Basel und Zürich. Michael und ich sind zusammen aufgewachsen, unseren Ex-Sänger kannten wir von einer früheren Band und Maximilian und Alex sind später dazugestoßen. Unser Stil variiert von Album zu Album und sogar von Song zu Song etwas. Aktuell würde ich unsere Musik als eine Mischung aus traditionellem Heavy Metal und Black Metal bezeichnen. Als Meilensteine würde ich jeweils die Veröffentlichung unserer Alben 2011, 2014 und jetzt 2019 bezeichnen sowie den Wechsel am Mikrofon vor unserem aktuellen Album. imgright

Sind einige von euch auch in anderen Bands involviert?

Sandro: Gitarrist Alex spielt gleichzeitig noch bei einer Heavy Metal / Rock-Band namens HEADLESS PROJECT.

Womit finanziert ihr euch beziehungsweise welchen Berufen geht ihr nach?

Sandro: Wir finanzieren uns hauptsächlich durch unsere normalen Jobs. Die Einnahmen der Bandkasse reichen nicht aus, aber das ist OK. Wir gehen vom Elektro-Ingenieur, Revisor über Galvaniker bis hin zu Video-Editor und Informatiker ganz unterschiedlichen Berufen nach.

Ist es schwierig, das "Brötchen-Verdienen" mit dem Wunsch nach dem Musikmachen und gegebenenfalls Touren zu vereinbaren?

Sandro: Ja, es ist nicht immer einfach, aber diese Probleme hat, denke ich, fast jeder. Vor allem in der Zeit, als einige von uns noch nebenbei studierten, war die Zeit recht knapp. Das zeigt sich dann auch an den großen Abständen zwischen unseren Alben. Wir sind zum Glück nur vier Bandmitglieder. Je mehr Leute, desto komplexer die Planung.

Wäre es euer Wunsch, von der Musik leben zu können, oder ist euch die Unabhängigkeit wichtiger?

Sandro: Ich glaube, dazu würde niemand von uns nein sagen. Aber wir sind da realistisch. Wir bleiben gerne unabhängig und schauen, dass wir nicht darauf angewiesen sind, mit der Band Geld zu verdienen. Der Spaß steht im Vordergrund.

Ihr habt ja aktuell ein neues Album "Chapter Zero" veröffentlicht. Wie ist das so entstanden?

Sandro: Die ersten Riffs sind schon ziemlich bald nach dem letzten Album "Bellum Aeternum Est" entstanden. Danach war eine Zeit lang tote Hose, da bei einigen Bandmitgliedern nacheinander wichtige Lebensereignisse anstanden und irgendwie niemand wirklich kreativ war im musikalischen Bereich. Als wir dann die Anfrage des Labels Art Gates Records bekamen, kam endlich wieder Schwung in die Sache. Wir schrieben an bereits bestehendem Material weiter und entwickelten neues Material mit teils ganz neuen Einflüssen. Aufgenommen haben wir das Ganze in den Iguana Studios in Deutschland beim großartigen Christoph Brandes!

Habt ihr eigentlich einen kreativen Bandkopf? Hat einer sozusagen die Federführung beim Komponieren? Oder ist bei euch eher Teamwork angesagt?

Sandro: Das Grundgerüst für die Musik aller Alben wurde von den Gitarristen Michael und Timo (bis 2017) geschrieben. Die Texte stammen jeweils komplett von mir. Im Proberaum wird das Ganze dann von der gesamten Band finalisiert. Alex, welcher Timo ersetzt hat, ist noch relativ neu dabei. Es wird sich dann in Zukunft zeigen, wie wir es bei neuem Material handhaben. Bisher hat unser Ansatz aber recht gut funktioniert.

Was ist aus eurer Sicht der größte Unterschied zur Vorgängerscheibe?

Sandro: Da gibt es mehrere. "Bellum Aeternum Est" ist bereits fünf Jahre alt und wir hatten einen Besetzungswechsel. Außerdem haben wir dieses Mal alles im Studio aufgenommen. Der Vorgänger wurde noch selbst von uns aufgenommen und einfach im Studio abgemischt. Der größte Unterschied sind aber wahrscheinlich die Vocals. Bisher übernahm Timo zusätzlich zur Gitarre circa 70 Prozent des Gesangs und ich zusätzlich zum Bass 30 Prozent. Seit seinem Abgang sind die Vocals zu 100 Prozent bei mir, was natürlich anders klingt und auffällt.

Welche Bedeutung steckt hinter dem Titel? Warum "Kapitel Null", obwohl es das dritte Full-length-Werk ist?

Sandro: "Chapter Zero" oder zu deutsch "Kapitel Null" bezieht sich in erster Linie auf die Geschichte des Albums. Sie handelt davon, dass die Menschheit die Erde zugrunde gerichtet hat und nun aufbricht, um auf einem anderen Planeten einen Neuanfang zu starten. Andererseits ist es auch für uns nach dem Besetzungswechsel und so weiter ein kleiner Neuanfang. Deshalb schien uns "Chapter Zero" ein passender Titel zu sein.

Haben die Texte eine Art "roten Faden" oder gar ein Konzept. Wer ist bei euch für die Lyrics verantwortlich? imgleft

Sandro: Wie bereits erwähnt, schreibe ich die Lyrics, lasse sie aber von der Band absegnen. Bei uns macht niemand etwas im Alleingang. Die Geschichte des neuen Albums zieht sich vom ersten bis zum letzten Song durch. Sie kann gar als Weiterführung der letzten beiden Alben betrachtet werden (Tracks 'Dem Tod geweiht' oder 'Niedergang'). Es dreht sich diesmal um Science-Fiction und soziale Themen, welche keine planetaren Grenzen kennen. Ein Blick in die Lyrics im Booklet lohnt sich.

Hast Du/habt ihr einen Lieblingssong auf dem Album? Welcher und warum?

Sandro: Ich kann hier nur für mich sprechen. Von Anfang an war 'Blazing Ark' mein Lieblingssong. Live spiele ich jedoch am liebsten 'Aftermath', da ist die Resonanz aus dem Publikum am größten und es macht richtig Spaß zu spielen!

Gibt es im Gegensatz dazu auch ein Stück, das ihr jetzt so nachträglich nicht mehr hören könnt?

Sandro: Ich habe persönlich kein Stück, das ich nicht mehr hören mag. Bei 'Red Lines Crossed' würde ich nachträglich noch ein paar kleine Änderungen vornehmen. Es ist aber nichts, was mich stört.

Was sind so die Einflüsse eurer Bandmitglieder, auf welche Musik steht ihr privat?

Sandro: Hier ist das Spektrum auch wieder relativ breit. Ich denke gerade deshalb ist unsere Musik auch eine Mischung aus verschiedenen Stilen. Wir versuchen alle Einflüsse der Bandmitglieder zu berücksichtigen und jeder kann einbringen, was ihm gefällt. Für mich persönlich ist alles von ABBATH, ob IMMORTAL oder seine Solo-Projekte, seit jeher ein Dauerbrenner. Momentan stehen bei mir auch KVELERTAK und SOLSTAFIR ganz hoch im Kurs und ich höre viele Film- und Game-Soundtracks. Bei den anderen läuft zum Beispiel sehr viel WINTERSUN, MARDUK, MEGADETH oder JUDAS PRIEST.

Werden wir FRIJGARD auch bald in Deutschland für ein paar Konzerte sehen?

Sandro: Wir haben schon einige Konzerte in Deutschland gespielt, sind aber noch nie weiter hoch als bis Karlsruhe gekommen. Wir hoffen sehr, bald wieder bei unserem nördlichen Nachbarn spielen zu können. Die Metal Maniacs Markgräflerland bieten eine unübertroffene Gastfreundschaft :) Schaut unbedingt mal am Baden in Blut Open Air oder an einem Metal Café vorbei, falls ihr aus der Nähe seid.

Traditionell gehören die letzten Worte den Musikern. Du kannst all das loswerden, was Du schon immer sagen wolltest...

Sandro: Hört mal in unser neues Album rein und schaut zu, dass wir nicht bald gezwungen sind, dessen Geschichte in die Tat umzusetzen! Vielen, vielen Dank für das ausführliche Interview und die durchdachten Fragen. Cheers! \m/

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