Mike Tramp - Stray From The Flock

Review von Akhanarit vom 10.03.2019 (10123 mal gelesen)
Mike Tramp - Stray From The Flock Als das letzte MIKE TRAMP Album bei mir auf dem Tisch landete, war mir der Gitarrist und Sänger bestenfalls durch einige Stücke mit WHITE LION bekannt. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass mich "Nomad" dermaßen umhauen würde, dass ich nicht nur die Höchstnote zückte, sondern auch das Album selbst unzählige Male seitdem bei mir rotieren ließ. Als ich dann "Stray From The Flock" bei uns in der Redaktionsliste sah, war es klar wie das Amen in der Kirche, dass ich da aufgeregt mit den Armen wedle, ungeduldig von einem Bein auf das andere hüpfe und erst meinen Seelenfrieden haben würde, wenn ich endlich das "Go!" für das Review bekomme. Ich habe mir dann auch reichlich Zeit genommen, das neue Werk auf Herz und Nieren zu prüfen, und ich kann schon jetzt sagen, dass Fans des Vorgängers abermals einige echte Perlen entdecken können. Allerdings mit dem kleinen Vorbehalt, dass "Stray From The Flock" mich zwar sehr zufrieden stellt, mich aber diesmal nicht fast aus dem Fenster wirft.

Hatte der Vorgänger noch einen extrem starken und vor allem aufbauenden Opener mit 'Give It All You Got', beginnt das 2019er Album eher ernüchternd und sehr ernst. 'No End To War' ist nicht gerade ein Song, mit dem man irgendwo ankommt, so scheint mir. Die Nummer mag gar nicht mal weit entfernt von 'Bow And Obey', allerdings war dieser Track deutlich besser platziert und konnte daher seine düster-realistische Message gelungener an den Mann bringen. 'No End To War' ist hoch politisch und zeichnet ebenfalls ein sehr trostloses Bild von der Zeit in der wir heute leben. Um es ganz klar zu formulieren. Dieser Song sagt nicht "Hallo, da bin ich wieder!", sondern eher "Hi, wusset ihr, dass wir alle verdammt sind?" 'Dead End Ride' ist da schon wieder etwas positiver ausgerichtet und hier werdet ihr schneller Parallelen zu den eher neutraleren Nummern von "Nomad" ziehen können. 'Homesick' ist dann wieder mehr von dieser ganz besonderen MIKE TRAMP-Melancholie durchzogen. Ja, auch dieses Album ist wieder sehr erwachsen und ganz bestimmt um einiges nachdenklicher als sein Vorgänger geworden. Allein der Titel 'You Ain't Free Anymore' spricht da schon Bände, ist aber auch die rockigste Komposition bisher auf Mikes neuem Album. Für mich kommt das erste Highlight dann mit dem herzzerreißenden 'No Closure', welches in etwa in die gleiche Kerbe schlägt, wie beispielsweise 'Live To Tell'. Je länger dieses Album läuft, desto mehr eignet es sich für einen regnerischen Tag, an dem man sehnsüchtig aus dem Fenster starrt und an all das denkt, was man aus welchem Grund auch immer verpasst hat. Das Einzige, was diesen Song ein klein wenig herunterzieht, ist das "La la la lei"-Ende, was eher deplatziert auf mich wirkt.

Die zweite Hälfte beginnt dann wieder rockiger, wobei 'One Last Mission' zwar nicht schlecht ist, aber auch nicht gerade zu den Sternstunden seines Schaffens zu zählen ist. Solide, aber nicht mehr. 'Live It Out' wäre dann das, was aus meiner Sicht der optimale Opener gewesen wäre. Stilistisch sehr nahe an 'Give It All You Got', versprüht der Song genau den Vibe, den ich an MIKE TRAMP so sehr schätze. Zu schade, dass 'Messiah' nahezu direkt wieder in "La la la lei"-Gefilde abdriftet, dafür aber auch dezente Duett-Ausflüge wagt (oder besser: die zweite Stimme hinzufügt), für die sich Emily Garriock Langeskov gefunden hat und eine echte Bereicherung für das Klangbild der Musik des gebürtigen Dänen darstellt. An der zweiten Gitarre liefert hier Kenny Korade einen fantastischen Job ab. Lange nicht mehr so viel Gefühl in einem derart simplen Gewand gehört! Und hatte ich beim "Nomad"-Review noch Referenzen zu BRYAN ADAMS gezogen, so werden diese nun mit 'Best Days Of My Life' ein für alle Mal zementiert! Als eine Mischung aus 'Summer Of '69' und 'When You're Gone', ist dieser Track eine Gute-Laune-Nummer erster Güte geworden, die auch ohne Weiteres auf "Nomad" Platz gefunden hätte, ohne dieses auch nur einen Funken abzuwerten.

Und dann kommt es! Das Highlight, auf das ich die ganze Zeit gewartet hatte!!! 'Die With A Smile On Your Face' mag sehr ruhig und auch wieder recht nachdenklich ausgefallen sein, doch dafür entlässt es den Hörer auch mit einem guten Gefühl. Ja, es war es wieder wert, sich die Zeit für MIKE TRAMP und somit für "Stray From The Flock" zu nehmen. Auch hier hören wir wieder Emily, und auch hier ist es wieder eine gute Entscheidung gewesen, den dual-stimmigen Weg einzuschlagen. Scheinbar mühelos wird die ruhigste Komposition zur eindrucksvollsten und wird sicher den einen oder anderen in Richtung Repeat-Taste schielen lassen.

Produziert wurde "Stray From The Flock" von Mike sowie Claus Langeskov, der hier auch am Bass, an den Keyboards und in den Backing Vocals zu hören ist. Aufgenommen wurde das Album im dänischen Ark Studio von Kristian Dalsgaard, während Mix und Mastering von Peter Masson im Mir Studio in Stockholm erledigt wurde. Ich denke, jetzt habe ich alles gesagt, was es hier zu sagen gibt, und ich bedanke mich für eure Geduld, diesen langen lyrischen Erguss bis zum Ende zu verfolgen, wobei ihr wahrscheinlich nur wissen wolltet, ob das Ding was taugt. Öhmm, joa!



Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. No End To War
02. Dead End Ride
03. Homesick
04. You Ain't Free Anymore
05. No Closure
06. One Last Mission
07. Live It Out
08. Messiah
09. Best Days Of My Life
10. Die With A Smile On Your Face
Band Website: www.facebook.com/MikeTrampOfficial/
Medium: CD
Spieldauer: 55:39 Minuten
VÖ: 01.03.2019

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten