Tentation - Les Berceau Des Dieux | |
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Review von baarikärpänen vom 28.09.2021 (5881 mal gelesen) | |
In der 12. Klasse wurde ich damals genötigt, eine zweite Fremdsprache zu belegen. Nachdem ich mit Latein vorher schon fast gnadenlos gescheitert war und nach dem kleinen Latinum beschlossen hatte, die ollen Römer Römer sein zu lassen, fiel die Wahl auf Französisch. Lief aber auch eher so nebenher und Ziel war, möglichst nahe an die fünf Punkte im Zeugnis zu kommen. Heute denke ich mir oft "Hättste damals besser aufgepasst!". Vor allem, weil Metal aus Frankreich, vor allem seit SORTILÈGE und H-BOMB, seit 1984 einen hohen Stellenwert bei mir einnimmt. Und weil die französische Sprache für meinen Geschmack eine der schönsten ist, die man mit Heavy Metal kombinieren kann. Ist mir dann auch völlig egal, wenn viele da komplett anderer Ansicht sind. Auch wenn SORTILÈGE wieder aktiv sind, die Neueinspielung der alten Klassiker gerade vor kurzem auf den Markt kam (Review an anderer Stelle) und die neue Scheibe für 2022 angekündigt ist, waren und sind H-BOMB für mich schlichtweg Götter. Umso schmerzlicher, dass sie nach der EP und einem Album den Verlockungen des schnellen Geschäfts erlagen, kommerzieller zu werden versuchten, nur um daran krachend zu scheitern und ins Nirvana entschwanden. Auf eine Reunion brauchen wir auch nicht mehr zu hoffen, nachdem Sänger Didier Izard vor einigen Jahren leider verstarb. Aber dennoch ist Licht am Horizont, und das hat mit TENTATION zu tun, die jetzt mit "Le Berceau Des Dieux" - übersetzt in etwa "The Cradle of the Gods" - ihren ersten Longplayer veröffentlichen. Völlig Banane übrigens, dass die Label-Info die Franzosen als Mischung aus early MAIDEN und MERCYFUL FATE verortet, auch wenn MAIDEN zutreffen mag. Aber MERCYFUL FATE hör ich nur bei einem einzigen Song so eher am Rande und die ebenfalls erwähnten VENOM dagegen überhaupt nicht. TENTATION wurden 2012 von Sänger Patrice "Darquos" Rôhée, Gitarrist Guillaume Dousse, Bassist Guillaume "Guix" Pastor und Drummer Laurent "Lole" Metivier in Torreilles, einem kleinen mittelalterlichen Städtchen im Süden Frankreichs, gegründet. 2015 erschien die selbstbetitelte EP, 2018 eine Single und eine Split mit IRON SLAUGHT. Ziel war es aber in all den Jahren immer, endlich ein eigenes Album in der Hand zu haben. Genau daran arbeiteten die Jungs, die alle noch normalen Berufen nachgehen, beharrlich. Und eben das hört man "Le Berceau Des Dieux" dann auch zu jeder Sekunde an. Es ist einfach schön, mal wieder eine Scheibe für ein Review vorliegen zu haben, die dich vom Feeling her von Anfang bis Ende in die Zeit um 1985 beamt, trotzdem frisch und unverbraucht klingt und - das absolute Plus von "Le Berceau Des Dieux" - geschickt das Tempo variiert, aber auf ganzer Strecke einfach nur Power ist. Hier gibt es keine halbgaren Lückenfüller (die beiden instrumentalen Zwischenspiele 'Interlude' eine Akustik-Nummer, 'L'Enfant De Gosthal' in Richtung Filmmusik!), no Bullshit eben. Die Instrumente für "Le Berceau Des Dieux" wurden im Record It Studios in Perpignan aufgenommen, kleine Nachjustierungen von der Band im eigenen Studio vorgenommen, gemischt und gemastert im Moontower Studio in Barcelona von Javi Félez Rodriguez. Dabei haben TENTATION genau darauf geachtet, dass der Sound schön direkt und nicht zu glattpoliert rüberkommt. 'L'Exode' eröffnet im gehobenen Midtempo das Album, und auch wenn TENTATION ihre britischen Einflüsse nicht verleugnen können, ist da sofort dieses typisch Französische im Sound. 'Le Couvent' zieht dann mächtig an, erinnert mich vom Riffing her sogar an die sträflich unterbewerteten TRÖJAN. Wie geschickt TENTATION mit dem Tempo spielen, zeigt das direkt nachfolgende 'La Chute Des Titans', bei dem auch die frühen MAIDEN-Trademarks am offensichtlichsten sind, wobei TENTATIONs eigene Handschrift aber immer im Vordergrund steht. Getragener Beginn, dann aber mächtig Dampf im weiteren Verlauf. Dass ihre Landsleute von SORTILÈGE nicht so ganz an ihnen vorbei gegangen sind, zeigt sich auf 'Conquérants', vor allem zu Beginn und beim Chorus. Aber was mich persönlich aufhorchen lässt, sind die deutlichen Bezüge zu METALLICAs 'Motorbreath' in den Gesangslinien der Strophen (oder doch MEGADETHs 'Mechanix'?). Ich find's stark! Das nachfolgende 'Baldr' ist der Song auf "Le Berceau Des Dieux", dessen Tempo am deutlichsten reduziert ist. Aber auch hier nehmen TENTATION im letzten Drittel des Stücks nochmal richtig Fahrt auf. Ein typisches Stück Heavy Metal aus Frankreich ist dann 'Blanche', feines Riff, bangkompatibel und dieser Chorus, den man nur hören muss und sofort weiß, woher die Band kommt (ganz abgesehen von den französischen Lyrics, versteht sich). Eine echte Abrissbirne haben TENTATION in Form von 'Heavy Metal' am Ende des Albums geparkt. Was zu Beginn an MERCYFUL FATE/PORTRAIT erinnert, wird im weiteren Verlauf zu einer Abfahrt in bester Thrash/Black Thrash-Manier mit Gast-Vocals von Patrice Le Calvez (TITAN), Iron Jérémy (IRON SLAUGHT) and Jey Deflagratör (HEXECUTOR). Am meisten haben mir auf "Le Berceau Des Dieux" aber die Fortschritte der Musiker und vor allem von Sänger Patrice "Darquos" Rôhée, im Vergleich zu ihren früheren Veröffentlichungen, imponiert. Um nochmal auf den eingangs erwähnten Vergleich mit H-BOMB zurückzukommen: Deren EP war deutlich vom Speed Metal geprägt, beim nachfolgenden Album wurde der Sound dadurch verfeinert, dass man das (immer noch treibende) Tempo etwas reduzierte, den Songs eine neue Qualität gönnte. "Le Berceau Des Dieux" ist meiner bescheidenen Meinung nach jetzt genau das Album, mit dem H-BOMB nach "Attaque" eine völlig neue Stufe der Popularität hätten erreichen können. Ich bin gerade deswegen mächtig von TENTATION begeistert, was dann wohl auch meine neun Punkte erklärt. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. L'Exode 02. Le Couvent 03. La Chute Des Titans 04. Interlude 05. Le Taureau D’Airain 06. Conquérants 07. Baldr 08. Blanche 09. L'Enfant De Gosthal 10. Heavy Metal | Band Website: www.facebook.com/tentationfrance Medium: CD + Vinyl + Di Spieldauer: 42:24 Minuten VÖ: 24.09.2021 |
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