Hard Excess - The Nations Dust

Review von derkleinekolibri vom 28.11.2023 (2978 mal gelesen)
Hard Excess - The Nations Dust Eine kleine Ortschaft im österreichischen Bezirk Lienz - Leisach - hat gerade mal etwas über 700 Einwohner. Die Wahrscheinlichkeit, dass in einer so kleinen Gemeinde vier Leute zueinander finden, deren musikalische DNA von Bands wie AC/DC, IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST geprägt wurde, kann sich gerne jeder selbst ausrechnen. Zwei Brüder, Edi und Patrick Ingruber, wuchsen mit einem Freund in eben jenem kleinen Ort auf und hatten in ihrer Jugend nichts anderes zu tun, als die harte Musik der 70er und 80er Jahre in sich aufzusaugen. Dass daraus irgendwann HARD EXCESS entstehen würden, konnte damals noch niemand absehen, aber es ist die logische Konsequenz. Die beiden bereits genannten Brüder sowie Kaspar Zanon und Patrick Monitzer standen auf diese Art handgemachter Musik. Auch ließen sie sich vom Chicago Blues, der Poesie Jim Morrisons und dem erst sehr viel später aufkommenden Grunge beeinflussen. 2012 konnte man die Jungs bereits live erleben, da spielten sie noch Coversongs ihrer alten Helden der 70er und 80er Jahre. Zwischen 2012 und 2016 entstand dann die Band in der heutigen, wie bereits erwähnten Formation. 2016 kam dann der erste käuflich zu erwerbende Output: die CD "You Burn EP". Das Debütalbum "The Nations Dust", am 11. November 2023 erschienen, ist als CD und Doppel-LP erhältlich. Auch ein Bundle aus CD und Doppel-LP kann man kostengünstig bestellen.

Was wird geboten? 10 Titel mit einer Spielzeit von mehr als einer Stunde. Da wird man hellhörig, gell? Das bedeutet doch, dass die durchschnittliche Länge eines Songs knapp über sechs Minuten beträgt. Daraus ergibt sich eine Komplexität der Stücke, die unfassbar gut ist. Kein Song ähnelt dem anderen, mal davon abgesehen, dass hier eine wunderbare Vereinigung von Hard Rock und Heavy Metal das Hörerherz in angepasstem Takt, also schneller, schlagen lässt. Die ersten 30 Sekunden des Longplayers könnten missverstanden werden, denkt man doch eher an chorale Gesänge, die folgen könnten, als an ein Klanggewitter, das sich diesem kurzen Intro im ersten Track 'Church Is A Dollhouse' anschließt. Arbeitet man sich Stück für Stück vor, bestätigen sich die obigen Worte nach und nach. Ziemlich eindeutig lassen sich die Vorlieben der vier Österreicher heraushören, ohne dass sie jemals dem Versuch unterliegen, ihren Göttern einfach nur alles nachzumachen. Schön, dass sie ihren eigenen Stil pflegen! Mit Erklingen der ersten Töne von 'Mad Desire' möchte man am liebsten bei einem Freiluftkonzert von HARD EXCESS die brennenden Feuerzeuge in die Luft recken, so wie es früher der Fall war, als es diese dämlichen Smartphones noch nicht gab (ich erinnere mich da an die Berliner Waldbühne, wo ich am 26. Juni 1986 zuerst CRAAFT, dann MARILLION und schließlich QUEEN erleben durfte). Der erwähnte Titel nimmt fast epische Ausmaße an und besticht durch seine Heftigkeit ebenso wie durch seine Vielschichtigkeit. Vollkommen egal, ob Kaspar alleine singt oder die anderen Jungs mit einstimmen, es klingt einfach nur geil. Und das gilt erst recht für das längste Stück des Albums: 'Ramses III'.

Für das Coverartwork ist Gina Holzer verantwortlich. Dafür muss man ihr ein dickes Lob aussprechen, denn es wirkt tatsächlich sogar schon als CD-Cover fantastisch. In Vinylgröße besticht es natürlich noch mehr. Da kann es leicht geschehen, dass man bei längerem Betrachten immer mehr Feinheiten entdeckt. Als Untermalung dazu empfehle ich genau die beiden Scheiben, die in der Plattenhülle stecken.

Glaubt man einigen Berichten, dann müssen HARD EXCESS eine geniale Liveband sein. Was auch nicht verwundert, denn seit ihren ersten Auftritten im Jahr 2012 haben sie ihr Hauptaugenmerk erst auf Konzerte in ihrer Heimat Österreich und später auch in Deutschland und Italien gelegt. Mit einem zwinkernden Auge möchte ich abschließend noch etwas loswerden: "Jungs, rockt doch bitte mal den Großraum Nürnberg ..."

Gesamtwertung: 9.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Church Is A Dollhouse
02. The East Rock States
03. Reckless Disease
04. Revenge
05. Mad Desire
06. The Riders Of The Apocalypse
07. Ramses III
08. Night Lady
09. The Insurrection (Instrumental)
10. The Nations Dust
Band Website:
Medium: CD, DoLP
Spieldauer: 60:07 Minuten
VÖ: 11.11.2023

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