Karyn Crisis' Gospel Of The Witches - Covenant | |
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Review von Opa Steve vom 25.10.2019 (6500 mal gelesen) | |
Der Name KARYN CRISIS' GOSPEL OF THE WITCHES ist so sperrig wie die Künstlerin unbekannt. Manch einer wird sich vielleicht noch an CRISIS erinnern, die mit straightem Thrash/Core in den Neunzigern aktiv waren, einige mehr werden schon mal den Namen EPHEL DUATH gehört haben, welches sie ebenfalls mit ihrem Partner Davide Tiso als Band formierte, mit dem sie jetzt unter dem Banner KARYN CRISIS' GOSPEL OF THE WITCHES mehr oder weniger nur noch als Duo arbeitet. Wie schon beim Vorgänger "Salem's Wounds' lebt auch "Covenant" vom okkulten Stimmungsspiel aus verstörenden und geheimnisvollen Melodien, zu dem Karyn ihren variablen und eindrucksvollen Gesang beisteuert. Dieser wechselt zwischen bösartigen und rauen Beschwörungsformeln, eindringlichen Melodiebögen, aber auch zart flüsterndem Klargesang. Dazwischen gibt es immer den nahtlosen Übergang bis hin zu variablen Schreien. Die Musik ist immer intensiv, manchmal auch ungewöhnlich in ihren Harmoniefolgen, aber deswegen nicht weniger interessant. Da das Okkulte nicht nur Image und visuelles Konzept ist, darf es durchaus gefährlich lockend oder beschwörend werden. Dies liegt ihr sehr gut, und was ihr möglicherweise an formellen Qualitäten fehlt, macht sie mit Charisma locker wieder wett. Man nimmt ihr ab, dass sie ihr Weltbild herausschreit, in ständigen Wiederholungen in Trance gerät, oder in den ruhigen Passagen auch mal ganz entrückt ist ('Benevento'). Während die Musik das Fundament aus Düsterheit, Sehnsucht, Hässlichkeit, Schönheit bildet, ist ihre Bühne ganz weit vorne, auf der sie sich quer, gegenläufig, dominant, mal entfernend und mal Nähe suchend völlig selbständig in der Musik bewegt. Das Konzept von KARYN CRISIS' GOSPEL OF THE WITCHES ist eigentlich recht einfach, dies wird - jetzt auf dem zweiten Longplayer perfektioniert - schnell klar: Die Gitarrenarbeit baut die Grundharmonien und Grundstimmung auf, die Drums steuern ein hypnotisches Feeling bei ('Benevento', 'Dea Iside') und die oft mehrstimmigen und unterschiedlichen Vocals aus Karyns Kehle sorgen maßgeblich für eine perfekte Vollendung des Charakters eines Wortes, einer Zeile, der Strophe oder des Songs. Die Stimmungen und die Dynamik auf dem Album sind von einer großen Bandbreite. Ein Song allein, wie zum Beispiel 'Diana Mellifica', kann sich binnen einer Minute von sanft-straightem Gothic Rock zu einem regelrechten Grusel-Soundtrack steigern. Es gibt ruhige Songs wie 'Circle Of White Light' mit introvertierter Gesangsperformance bis hin zu schweren Doom-Brechern mit Schmutz und Kanten wie 'Great Mothers'. Einfach mal reinhören funktioniert bei dieser Scheibe nicht. So ein Album wirkt nur am Stück, und dann baut es sein Universum und seine Atmosphäre so richtig auf. 50 Minuten, in die man tief eindringen kann. Keine breitentaugliche Musik, nichts für zerbrechliche Seelen, aber eine spannende Künstler-Partnerschaft mit außergewöhnlicher Klasse.
Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Womb Of The World 02. Drawing Down The Moon 03. Stretto Di Barba 04. Silver Valley 05. Great Mothers 06. Benevento 07. Dea Iside 08. Janara 09. The Hours 10. Diana Mellifica 11. Circle Of White Light 12. Blood Of The Mother | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 48:02 Minuten VÖ: 25.10.2019 |
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