Livebericht Moonspell (mit Nachtblut ) |
---|
Ein Livebericht von Eddieson aus Osnabrück (Bastard Club) - 05.04.2015 (29322 mal gelesen) |
Ich muss ja zugeben, dass ich MOONSPELL nach ihrem "Irreligious"-Album doch ziemlich aus den Augen verloren habe. "Wolfheart" und eben "Irreligious" sind zwei fantastische Alben und nachdem die Portugiesen einen Stilbruch vollzogen haben, habe ich das Interesse an der Band verloren. In den folgenden Jahren liefen sie mir dann mehrmals als Vorbands von diversen anderen Bands über den Weg, jedoch verspürte ich nie den Drang mich weiter mit MOONSPELL zu beschäftigen. Der durchgeführte Stilbruch tat da sein Übriges. Jetzt, knapp 19 Jahre nach "Irreligious", ist es an der Zeit doch mal das neue Album zur Hand zu nehmen und sich der neuen musikalischen Ausrichtung von MOONSPELL zu stellen. Das geschieht nicht nur durch Hören von "Extinct", welches mich auch nicht komplett überzeugt, jedoch einige Songs und Ideen beinhaltet, die es wert waren, MOONSPELL mal wieder live zu betrachten. Die zusammengestellte Setlist, mit vielen alten Songs neben den 8 neuen trägt dazu bei, sich auf den Weg nach Osnabrück zu machen, um die Band in familiärer Atmosphäre im Bastard Club anzusehen. An meiner Seite, wie immer, Kumpel Boddy, der "Extinct" extrem abfeiert und sich deswegen, wie lange nicht mehr, auf das Konzert freut. Wie uns Sänger Fernando im Interview vorher verraten hat, ist heute die letzte Show und auch die kleinste, was aber seiner Motivation keinen Dämpfer verpasst. Zum Tourauftakt in Portugal kamen an die 3000 Leute, heute sind vielleicht 100-150 Metaller und Gothic-Rocker vertreten, der Rest gibt sich wohl, am heutigen Ostersonntag, dem alten Brauch des Saufens am Osterfeuer hin. Den Anfang machen die Osnabrücker und MOONSPELL-Labelkollegen NACHTBLUT, die eine Mischung aus Dark-Metal und symphonischen Black Metal spielen. Zu dem Zeitpunkt ist der Bastard Club noch nicht zur Hälfte gefüllt und viele Gäste, so auch Kumpel Boddy und ich, verbringen die Zeit während des Gigs im "Muttis" bei einem alkoholfreiem Weizen und betrachten die Show via Beamer auf Großleinwand. Etwas statisch wirkt der Auftritt der 2005 gegründeten Band. Lediglich Sänger und Bandgründer Askeroth zeigt etwas Bewegung, in dem er immer wieder ins Publikum springt, zum Schweinepogo auffordert oder sich einen weiblichen Gast packt und ihr seine Texte ins Gesicht brüllt. Die symphonischen Keyboard-Parts kommen heute aus der Konserve. Nach ca. 30 Minuten ist die Aufwärmphase für den Headliner auch schon vorbei und man darf sich auf MOONSPELL freuen. Die lassen auch nicht lange auf sich warten. Um 21:15 Uhr betreten sie unter Jubel der anwesenden Gäste die Bühne. Mit 'Breathe (Until We Are No More]' und dem Titeltrack des neuen Albums, wird natürlich erst mal "Extinct" gewürdigt. Die Reaktionen der Fans fallen äußerst positiv aus. Leichtes Headbangen, Mitsingen und verträumte Blicke sind die ersten Reaktionen, die mir auffallen. Mit 'Night Eternal' geht die Band dann einen Schritt zurück in die Vergangenheit, bevor sie mit 'Opium' und 'Awake' ihr zweites Album feiern. Nach 23 Dates ohne Pause ist es allzu verständlich, dass Sänger Fernando am Nachmittag zum Interview noch etwas müde aussah, doch auf der Bühne zeigt er sich hellwach und in bester Stimmung. Feuert das Publikum immer wieder an und bekommt prompt den Zuspruch zurück. Um nicht zu vergessen, dass MOONSPELL ja ein neues Album am Start haben, kommt dann mit 'The Last Of Us' und 'Medusalem' ein kurzer Block von neuen Songs, die sich wirklich gut in der Setlist machen. MOONSPELLs Debüt "Wolfheart" feiert dieses Jahr den 20. Geburtstag. Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Die Ehre wird dem Album jetzt kurz durch '...Of Dream And Drams (Midnight Ride)' erwiesen. Klar, hätten die Portugiesen auf Nummer sicher gehen können und ein reines "Wolfheart"-Set spielen können, da sie aber, wie der Sänger im Interview gesagt hat, voll und ganz hinter den neuen Songs stehen, haben sie nicht umsonst 8 von denen in die Setlist gepackt. So auch 'Funeral Bloom' und, den für mich besten Song vom neuen Album, 'Malignia'. Mit 'Mephisto' rutschen sie dann noch mal kurz in die Vergangenheit, bevor sie das Publikum mit dem leider schwächsten Song der "Extinct" 'The Future Is Dark', bei dem es Schaum auf Gitarrist Ricardo während des Solos regnet, wieder in die musikalische Gegenwart holen. Wie schon gesagt, haben MOONSPELL 23 Dates ohne Pause gespielt und stehen kurz vor der Rückreise nach Hause, doch stimmlich ist Fernando Ribeiro voll da und hat (natürlich) in den letzten Jahren eine deutliche Entwicklung vollzogen. 'Domina' bildet den letzten Song, der heute vom neuen Album gespielt wird. Nun heißt es feiern. Geburtstag feiern. 20 Jahre "Wolfheart" und ich kann mich genau daran erinnern, wie das Album nach Erscheinen in meinem Walkman rauf und runter lief. Vor allem der jetzt gespielte Song 'Vampiria' brachte mich einerseits zum Schmunzeln, doch ist er, neben vielen anderen, ein absolut starker Song auf dem Album. Das folkige 'Ataegina' lädt natürlich zum Tanzen ein und so lässt es sich der Sänger und der Gitarrist nicht nehmen, eine kurze Tanzeinlage auf der Bühne hinzulegen. Ein doch schon ziemlich witziger Song, der die Stimmung auflockert. Vor dem vermeintlich letzten Song 'Alma Mater' erzählt Fernando noch, dass es natürlich nicht der letzte Song ist, aber das Publikum doch bitte "Zugabe, Zugabe" rufen soll, weil er das so gerne hört und dann werden sie natürlich noch mal wieder rauskommen und weitere Songs spielen. Aber jetzt erst mal 'Alma Mater'. Wie vom Sänger gewünscht, bricht das Publikum nach Ende des Songs in "Zugabe! Zugabe!"-Gebrüll aus. Lange müssen sie nicht brüllen, denn MOONSPELL lassen sich nur kurz bitten und legen mit 'Wolfshade (A Werewolf Masquerade)' einen weiteren Klassiker hin, bevor es mit 'Full Moon Madness' den typischen und wohl besten MOONSPELL-Song überhaupt gibt. Ende. Ein schöner Abend geht zu Ende und MOONSPELL haben bewiesen, dass sie auch nach so vielen Jahren und vielen Aufs und Abs nicht in der Versenkung verschwunden sind, sondern mit einem neuen, guten Album im Rücken wieder erstarkt sind, und mit ihnen immer noch zu rechnen ist. Setlist MOONSPELL: 01. Breathe (Until We Are No More) 02. Extinct 03. Night Eternal 04. Opium 05. Awake 06. The Last Of Us 07. Medusalem 08. ...Of Dream And Drama (Midnight Ride) 09. Funerla Bloom 10. Malignia 11. Mephisto 12. The Future Is Dark 13. Domina 14. Vampiria 15. Ataegina 16. Alam Mater Encore: 17. Wolfshade (A Werewolf Masquerade) 18. Full Moon Madness |
Alle Artikel