Borgne - Y

Review von grid vom 03.03.2020 (9587 mal gelesen)
Borgne - Y Dass Bornyhake alle paar Jahre ein BORGNE-Album veröffentlicht, ist nichts Ungewöhnliches, verwundert dennoch jedes Mal aufs Neue in Anbetracht der immerhin fünfzehn weiteren Bands/Projekte, die der Herr laut Metal Archives ganz oder teilweise noch schultert. Wie auch immer der Schweizer das zeitlich hinkriegt, was sein Schaffen beflügelt und ihn antreibt, darüber kann man nur spekulieren, jedenfalls steht im frühen Jahr 2020 der neunte Langspieler unter dem BORGNE-Banner an und der ist erneut nichts für ungeduldige Nebenbeihörer. Denn der Meister knackt wieder die Spielzeit von einer Stunde und schaltet im Vergleich zum Vorgänger einen Gang zurück und pflegt auf "Y" die Langsamkeit im Down- und Midtempo, wobei er sich in den überlangen Stücken erneut als Fachmann für Wiederholungsschleifen offenbart.

Sehr gemessen startet 'As Far As My Eyes Can See', baut ein düster-majestätisches Depressions-Riff auf, um das sich das Songgeschehen im weiteren Verlauf dreht. Mit unter sechs Minuten ist das der kürzeste Song der Platte und entfaltet meiner Meinung nicht ganz seine Wirkung. Ganz anders dagegen 'Je Deviens Mon Propre Abysse', dessen erhabene Grundstimmung immer wieder von Lady Chaos' harten, aufpeitschenden Industrial-Angriffen gestört wird. Sehr andächtig und mit verzerrtem Sprechgesang führt 'A Hypnotizing, Perpetual Movement That Buries Me In Silence' in eine Klangwelt, die üppig bestückt ist mit getragenen Melodien, stechenden Synths, aber auch geheimnisvoll-eisigem Klirren. Die Gitarren verharren in den sich wiederholenden Bahnen und Meister Bornyhake bringt sich mit stark aufgerauter Kehle sparsam ein, während eine leiernde Klargesangseinlage den Song kurzzeitig psychedelisch vernebelt. 'Derrière Les Yeux De La Création', wie sein Vorgänger ein knapper Zehnminüter, packt erst mal die Akustikgitarre aus, zu der sich klare Tastentöne gesellen, bis massive Saitenkraft und Schlagwerk einfallen und die Akustikgitarre zum Schweigen bringen. Die Geschwindigkeit bleibt träge, der Gesang passt sich entsprechend an. Mit zunehmender Spielzeit wird es mit barsch aufspielenden Gitarren flotter, aber auch traumweiche, ambiente Synths fließen ein und prägen den Song zum Ende hin. 'Qui Serais-Je Si Je Ne Le Tentais Pas?' bringt Leben in die Bude und startet mit sehr atmosphärischen schwarzen Melodien, an denen ruppige Akkorde und stichelnde Synths zerren und darüber hinaus arbeiten sich immer wieder epische Melodien durch die bleierne Düsterheit. Das über neun Minuten lange instrumentale 'Paraclesium' entpuppt sich als das ambienteste Stück, von dessen pumpenden, verzerrten als auch schwebend-transzendentalen Soundscapes und hypnotisierenden Wiederholungen eine sogartig fesselnde Wirkung ausgeht. 'A Voice In The Land Of Stars' ist der dickste Brocken der Platte, der in seinen siebzehn Minuten noch einmal den ganzen BORGNE'schen Kosmos durchquert. Und der besteht aus schaukelnden Klänge zu Beginn, atmosphärischen Gitarren, einem zuverlässig pochenden Schlagzeug und Tastendauerunterfütterung, Temposchwankungen, Kraftauf- und abbau, kampfstarken Saiten, einem Epik-Riff mit Gänsehautgarantie zur Mitte hin, sciencefictionartig entrückten Klängen, tief grollendem Gesang und doomiger Behäbigkeit, bis zum Schluss C.S.R.s resignierter Klargesang die Schwermut weiterträgt.

Fazit: "Y" ist ein gewaltiges atmosphärisches Mollgemälde, das zuweilen quälend langsam aus den Boxen drängt und seine volle emotionale Wucht ohne Längen entfaltet. Wie schon beim Vorgänger "[∞]" glänzt Lady Chaos als Tastenfee mit sicherem Gespür für Songflow und Atmosphäre und die Gastsänger Elixir, Rubi Bouzioti und C.S.R. stehen kontrastreich Bornyhakes Gesang gegenüber und liefern individuelle Earcatcher. Und dann sind da noch - last but not least - die englisch-französischen Texte von Onbra, die zum Nachsinnen einladen.

Anspieltipp: 'Je Deviens Mon Propre Abysse'



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01. As Far As My Eyes Can See
02. Je Deviens Mon Propre Abysse
03. A Hypnotizing, Perpetual Movement That Buries Me In Silence
04. Derrière Les Yeux De La Création
05. Qui Serais-Je Si Je Ne Le Tentais Pas?
06. Paraclesium
07. A Voice In The Land Of Stars
Band Website: www.facebook.com/borgneblackmetal/
Medium: CD
Spieldauer: 01:05:39 Minuten
VÖ: 06.03.2020

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten