Livebericht Napalm Death (mit Six Reasons to Kill und Kadavrik) |
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Ein Livebericht von Opa Steve aus Koblenz (Circus Maximus) - 29.01.2011 (26303 mal gelesen) |
Kürzlich war der Koblenzer "Circus Maximus" Schauplatz eines kleinen, aber feinen Konzertes. So machten tatsächlich die kultigen NAPALM DEATH auf ihrer kleinen Wochenendtour in den Katakomben Station und hatten mit KADAVRIK und SIX REASONS TO KILL auch noch zwei weitere Bands zur Verstärkung dabei. Keine Frage also, dass sich Kruemel und Opa Steve in den Untergrund begaben, um sich dieses Trio Infernale zu Gemüte zu führen. Wer das Untergeschoss des "Circus Maximus" kennt, weiß, dass die kleine Bühne nicht allzu viel Freiraum für Musiker bietet, und auch der Zuschauerraum ist mehr als überschaubar. Trotz der beengten Verhältnisse ist's dort irgendwie gemütlich, und man fühlt sich fast so wie daheim im Wohnzimmer. Den Part des Openers übernahm das Weseler Melodic Death Metal-Quintett KADAVRIK, welches erst kürzlich seinen neuen Longplayer "N.O.A.H." an den Start gebracht hat. Leider befanden sich zu Anfang noch relativ wenig Zuschauer (50-60) in den Katakomben, die sich auch eher im hinteren Teil aufhielten. Vor die Bühne traute sich wohl noch keiner... Aber so hatte auch fast keiner den ersten technischen Defekt des Abends bemerkt. Bevor die Jungs überhaupt loslegen konnten, zerbröselte es erstmal das Double-Bass Pedal von Felldrescher Frank The Tank. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, wurde das Kit provisorisch geflickt und KADAVRIK stiegen mit dem Black Metal-lastigen 'Rußgeschwärzt' gleich heftig ein. Auch wenn der Sound nicht ganz so optimal durch die PA drang, was auch mit an der Aufteilung der Location liegt, konnte man doch während des gesamten Gigs das Potential der Band mehr als deutlich raushören. Im Gepäck hatte man acht Stücke, deren Titelauswahl recht ansprechend war. Die Truppe präsentierte eine Mischung aus alten und neuen Stücken, wobei man ein klein wenig mehr Gewicht auf die aktuellen Sachen legte. Das Publikum hielt sich zwar immer etwas im Hintergrund, spendete aber zwischendurch den verdienten Applaus. Am besten kam bei den Leuten der Kracher 'Let My Blood Boil Tonight' an. Der älteste Track 'Alive With Nothingness' war zugleich das Finale des Auftritts, in welches gegen Ende noch ein schönes Gitarrensolo eingebaut wurde. Trotz der oben schon erwähnten sehr kleinen Bühne und des deswegen eingeschränkten Aktionsradius war die ganze Zeit Bewegung auf den Brettern. Die Saitenfront, bestehend aus Niclas (Vocals/Gitarre), Oliver (Bass) und Chris (Gitarre), stand nicht einfach nur still, sondern wechselte ständig die Plätze. Auch Drummer Frank legte sich bangenderweise mächtig ins Zeug. Überhaupt wirkten die fünf Musiker überaus ambitioniert, so dass die Show - bedenkt man das noch junge Alter der Akteure - sehr souverän rüberkam. Schade, dass die Zeit begrenzt war, denn man merkte KADAVRIK an, dass sie sich am Schluss so richtig in Fahrt gespielt hatten. Setlist KADAVRIK: Rußgeschwärzt Legacy Insight Down Adiposit Obstipation Thin And Frail Let My Blood Boil Tonight Die Flut sind wir Alive With Nothingness Kaum waren die letzten Klänge verhallt, begann man auch schon mit dem Umbau und bereitete alles für die Lokalmatadoren des Abends, SIX REASONS TO KILL, vor. Derweil fanden ein paar Leute mehr den Weg in die Katakomben. Es dauerte auch nicht lang, bis der Fünfer die Bühne enterte und sich zunächst komplett mit dem Rücken zum Publikum postierte. Nach dem bombastisch-dramatischen Intro legte die Band sofort ordentlich mit ihrer aus schweren Riffs und immer wieder rasenden Blastbeats bestehenden Mixtur aus Melo Death und Hard-/Metalcore, die manches Mal sogar über eine dunkle Atmosphäre und Intensität verfügt, los. Dabei präsentierten sich die Musiker in überaus bester Laune; vor allem Sänger und Sympathiebolzen Lars wuselte höchstagil über die Bühne, stieg zwischendurch sogar auf die PA oder hüpfte bei dem Song 'Awaken' wie ein Flummi, um das (immer noch) etwas zurückhaltende Publikum zu animieren. Der Sound war übrigens eindeutig besser und klarer als vorher und je länger der Auftritt andauerte, bei dem die Jungs hauptsächlich Songs des letzten Albums "Architects Of Perfection", aber auch ein paar ältere Stücke darboten, desto lockerer wurden die Leute vor der Bühne. Mit seiner Ansage, dass 'On The Battlefield' allen Frauen gewidmet sei, läuteten SIX REASONS TO KILL das letzte Songtrio ein. Es folgte noch das munter machende SICK OF IT ALL-Cover 'Step Down', bevor sich die Show mit 'My Bitterness' dem Ende neigte. Und obwohl Gitarrist Loc Tran dabei eine Gitarrensaite riss, spielte er unbeeindruckt den Set zuende. Setlist SIX REASONS TO KILL: Day Of The Apocalypse Welcome To Forever Bleeding Stereo False Absolution Awaken On The Battlefield Step Down (SICK OF IT ALL-Cover) My Bitterness Es ist schon bewundernswert, wie eine Grind-Legende nach 30 Jahren einfach so in einem kleinen Club auf die Bühne geht und sich noch größtenteils selbst um Soundcheck und alle Lästigkeiten kümmert. NAPALM DEATH machten sich entspannt fertig, Barney fing schon direkt seinen unruhigen Raubtier-Käfiggang an, und mit den ersten verhaltenen Takten von 'Downbeat Clique' vom letzten Album wurden dann die geschätzten 120 Besucher auf Betriebstemperatur gebracht. Doch schon beim folgenden 'Strong Arm' gab es kein Halten in den ersten Reihen, und der Moshpit wurde eröffnet. Da sich die Titel ja nicht über epische Spiellängen ergießen, haben die Briten davon eine ordentliche Menge in den Gig gepackt, der die gesamte Schaffensperiode abdeckte. Nahezu zwei Dutzend Songs wurden geschreddert, wobei die Meute - wie sollte es anders sein - die alten Punk'n'Grind-Nummern noch begeisterter und entsprechend wilder aufnahmen als die eher metallischen Neutitel. Vor allem Material von "From Enslavement To Obliteration" wurde immer wieder bedacht. Natürlich sparte Barney auch nicht an seinen regierungs- und religionskritischen Aussagen und nutzte die Granate 'Continuing War On Stupidity' für die gewohnten eindringlichen Ermahnungen, sich von der herrschenden Klasse nicht verarschen zu lassen und seinen eigenen Kopf zu benutzen. Bei all dem "good friendly violent fun" vor der Bühne sorgte natürlich auch der ein oder andere britische Humor für Auflockerung. Z.B. als sich ein ziemlich betrunkener Gast am Bühnenrand sitzend niederließ und von Barney mit "Man, it's way too hard, isn't it?" angesprochen wurde, während dessen Freundin stets versuchte, in der ersten Reihe dem Pogo standzuhalten. Weitere witzige Randnotiz: nachdem sich Besagte einmal im Sturz nach vorne gerade noch so an Barneys Eiern festhalten konnte, machte sie der gelangweilten Security schöne Augen, damit diese mit breiten Schultern die fliegenden Leute von ihr abhalten solle. Leider war der Mann aber vollends schon damit beschäftigt, ihren völlig verpeilten Freund zwischen sich und PA festzuklemmen, damit er nicht ganz unkontrolliert aus den Latschen kippt.... ein herrlicher Zweitschauplatz, und angesichts des Gemetzels auf der Bühne nahezu skurril. Ich habe NAPALM DEATH bisher immer auf größeren Konzerten im Vorprogramm sowie auf Open Airs gesehen. Aber kleine Clubs sind einfach die perfekte Location für diese Band. Wenn man einen halbwegs sicheren Platz mit guter Sicht ergattern kann, ist es ein Schauspiel sondergleichen, eine Legende aus der Nähe zu erleben, die sich ohne große finanzielle Perspektiven immer wieder unermüdlich auf den Weg durch Europas kleinste Locations macht und offensichtlich nicht vorhat, irgendwas an Energie einzubüßen. Der Circus Maximus ist zwar mit seinen gemauerten Säulen und der niedrigen Decke alles andere als sicher für extreme Mosherei, aber eine dichte Menschenmenge kann viel abdämpfen, und so ist auch bei diesem Event niemand zu Schaden gekommen - selbst als 'Suffer The Children' das Ende des intensiven Konzerts einläutete und die ersten Reihen nochmal komplett am Rad drehten. |
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