Livebericht Sepultura (mit Kataklysm und Exodus) |
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Ein Livebericht von Eisenbrecher aus Gießen (Hessenhallen) - 20.12.2003 (44454 mal gelesen) |
Das Metalfest, hier in der Winterausgabe. Wie kann ich dieses gar große Ereignis zusammenfassen? Nun erstmal war es groß. Weit größer als ich erwartet hatte. Ich bin ursprünglich davon ausgegangen, dass ich einen Konzertbericht über SEPULTURA und DESTRUCTION schreiben soll. Einfache Nummer. Mit Vorbands vier Stunden Show und gut ist. Als ich dann früh morgens um 13Uhr aufgestanden bin und mich mal erkundigt hatte wann denn die erste Band spielt war ich schon überrascht, dass 13Uhr auch der Start der Veranstaltung war und ich meine nicht der Einlass, sondern die erste Band! Bis ich dann nach einigem Hickhack mit der Gästeliste endlich eintreten durfte war es kurz vor drei und DAWN OF DISEASE und AZARATH schon wieder von der Bühne verschwunden. Es ging also los mit MORTAL SIN, und das war auch ein verdammt guter Start in den Tag. Scheiße, die Jungs waren echt fett. Entsprechend auch die Stimmung in der noch nicht ganz gefüllten Hessenhalle. Zum Besten gaben die Aussies aus der Nähe von Sydney richtig geilen Trash, mit dem sie sich auch vor SLAYER nicht hätten schämen müssen. Wer mal hören will wie die klingen kann das hier tun. Nach kurzer Umbaupause kamen dann meine liebsten Metalziegen auf die Bühne. MILKING THE GOATMACHINE, wie immer mit Ziegenmasken, zeigten mit ihrem "Goatgrind" wo die Latte zu liegen hat! Es wurde gemosht, es wurde gebangt, es war ein Fest, ein Metalfest sozusagen. Höhö. Lieder wie „Bingo Bongo“ oder „Surf Goataragua“ führten zu einen wunderbaren Amok unter den anwesenden Fans, teilweise sogar selbst mit Ziegenmasken da und somit ausgeschriebene Ziegenkultisten. Lustig auch, hier singt der Schlagzeuger. Auch hier eine kleine Kostprobe! Dann beehrten uns HEATHEN, anders als man bei diesem Namen erwarten könnte handelte es sich nicht um Pagan sondern um eine abstruse Mischung aus Thrash und Power Metal. Scheinbar gibt es diese fragwürde Truppe schon länger. Ich hatte aber noch nie von denen gehört und na ja man stelle sich vor man hätte (schlechte) SLAYERmäßige Riffs und den Sänger von HAMMERFALL. Ja genau, so grauenvoll ist das. Wer's mich nicht glaub möge sich das hier antun. (Wärst du nicht so jung, müsste man dich jetzt prügeln. So aber reicht ein einfaches Nachsitzen! d. Redaktion). Nach diesem schockierenden Erlebnis, kam's dann wieder richtig dick. MARDUK aus Schweden kamen auf die Bühne gewalzt und brachten fiesen Black Metal mit. Sänger Rostèn kam auch mit Eisernem Kreuz auf die Bühne, ganz so wie man es von den alten Deutschlandfetischisten erwartet. Wie sinnig das als Schwede ist, darf jeder selbst überlegen, aber egal darum ging's ja auch nicht, sondern um die Musik! Davon gab's reichlich bei MARDUK und zwar richtig in die Fresse, einzig unterbrochen wurde die panzerkampfwagenartige Performance von kurzen Ansagen bevor es dann wieder "auf in den Krieg" hieß. Etwas genervt haben zu Beginn die Rückkopplungen im Gesang, welche aber immerhin bald verschwanden. Ganz anders als das retinazerfressende Strobolicht, bei dem ich mehrfach um meine Sehkraft fürchten musste. Zum Abschluss wieder eine kleine Kostprobe und zwar Womb Of Perishableness. Und erneut wurde umgebaut, diesmal für DESTRUCTION, die routinierten Altmeister waren... nun ja rountiniert. Es gab fehlerfreies Thrashgedresche, aber trotzdem wollte bei mir der Funke nicht so recht überspringen. Viel mehr kann ich genau deswegen auch nicht dazu sagen, der Sound hat gestimmt, Fehler gab's keine, die Menge war bei der Sache und trotzdem war alles zu routiniert, zu auswendig gelernt. Na ja vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Als Beispiel für die Kunst dieses Auftrittes Curse the Gods Was nun folgte kann mit gutem Gewissen ein ziemlicher Umschwung genannt werden, vom Uralt-Thrash zum Black-Death von TRIPTYKON. Die Nachfolgeband von CELTIC FROST bestach durch richtig fette Riffs, aber ein langsames Tempo. Man war geneigt, mit grimmigem Gesicht zustimmend mitzunicken. Mit Groove und Dunkelheit wurde nicht gespart, genauso wenig mit dem Hall. Ganz nach dem Motto "Is' das jetz' 'n Ohrwurm oder immernoch der Hall?" Highlight an fetten Riffs war und ist Abyss Within My Soul Puh! Bald geschafft. Der Abend beginnt lang zu werden. Weiter geht's mit EXODUS, die Bay Area Thrasher gaben sich wieder mal in Gießen die Ehre. Erst war der Gesang etwas zu leise, aber das gab sich mit der Zeit. Zuletzt sah ich die Truppe beim Thrashfest ebenfalls in Gießen, da waren sie aber irgendwie besser. Was mich seinerzeit noch mitzureißen und zu begeistern vermochte, war nun tja als "routiniert" zu bezeichnen. Ganz ähnlich dem Auftritt von DESTRUCTION fehlte es mir hier an Überzeugungskraft seites der Band. Schade eigentlich, letztes mal war ich wirklich begeistert. EXODUS klingt dann so. IMMER. Was mir bei EXODUS an Lust und Laune flöten gegangen ist, kam jetzt mit KATAKLYSM wieder zurück und zwar richtig. Death Metal aus Kanada. Diese Wahnsinnigen waren definitiv mein Highlight des Abends. Es gibt so viel Geiles zu berichten, dass ich gar nicht weiß wo ich anfangen soll! Ich beginne mal einfach damit, dass KATAKLYSM einfach für jeden Todesmetaller die vollendete Erfüllung darstellen müssen. Diese Einsicht wird während eines Liveauftrittes noch potenziert. Die Menge war vollends einer Meinung mit mir und kochte in wilden Moshpits und zahllosen Headbangern wie die Bohnenpfanne von Bud Spencer auf dem Lagerfeuer. KATAKLYSM waren mit Herz und Seele bei der Sache, und ihr Ritual des Massen-Crowdsurfens, um den Securities mal Feuer unterm Hintern zu machen, tat sein übriges. Einem der Crowdsurfer wurde sogar von Sänger Maurizio Iacono auf die Bühne geholfen, und er durfte dann eine Weile da oben weiter ausrasten. Hier hatte ich wie noch nicht an diesem Abend das Gefühl wieder Teil der weltweiten Familie der Metler zu sein. Ein erhebendes Gefühl! Zum Abschluss nun ein Lied was den Auftritt wohl gar trefflich beschreibt Taking The World By Storm So, nach dem nun auch KATAKLYSM das Feld geräumt hatten, war nun endlich Zeit für den eigentlichen Headliner SEPULTURA. Die Band, die kein Gründsmitglied mehr hat und deren Schlagzeuger jünger ist als die Band selbst. Man sollte zwar meinen, dass man nach einem Soundcheck den Gesang passend zur Restlautstärke hin bekommt, aber nein - scheinbar nicht. Auch nicht beim zweiten mal. Aber ich will mal nicht jammern. Immerhin war das Problem schnell gelöst und dem Genuss der brasilianischen Truppe stand nichts mehr im Weg. Die Hochstimmung, die schon bei KATAKLYSM herrschte, wurde nun konsequent fortgesetzt und bis zur totalen Extase getrieben, auch wenn meine persönlichen Energiereserven langsam aber sicher dem Ende zu gingen. Kurz gestutzt habe ich, als der Gitarrist bei 'Refuse/Resist' kurzeitig einen Knoten in den Fingern zu haben schien. Das war dann auch der einzige Patzer, und genau genommen macht das eine Band auch mal sympathischer, wenn sie nicht nur mechanisch ihr Zeug runter ruppt. Wie üblich in deutschen Landen gab Sänger Derrick Green wieder mit seinem Deutschkentnissen an und freute sich über die Resonanz aus dem Publikum. Damit endet mein Bericht dieser erinnerungswürdigen Nacht und ich kann nur sagen es war ein Fest. Wunderbar. Bitte wieder! |
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