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Wulfgars Metal Pilgerreise (Teil 3) |
Ein Artikel von Wulfgar vom 23.12.2014 (19012 mal gelesen) |
Ja ja, wie doch die Zeit verfliegt. Da ist man kaum zurück von der letzten Station der Pilgerreise, da macht man sich schon wieder auf um, den nächsten Kollegen zu besuchen. War was dazwischen? Ja! Zwei Monate ackern wie bekloppt. Es ist wirklich erstaunlich, wie wenig man vom Leben mitbekommt, wenn der Arbeitstrott einen in der eisernen Pranke hält. Umso besser, dass kurz vor dem Beginn der unerträglichsten Zeit des Jahres (Vorweihnachtszeit) Kollege Stormrider mich willkommen heißt. Da dachte ich dann schon 4 Tage vorher, wie einst bei Robinson, ewig langes Warten auf Freitag...MUHAHAHA!!! Letzter Kalauer für heute, ich verspreche es!
Am besagten Tag kann ich am späten Nachmittag endlich los Richtung Taunus. Denn dort steht das klein Häuschen unseres Sturmreiters in einem putzigen Legoland-Neubaugebiet. Zwecks der vorangeschrittenen Jahreszeit ist es schon ziemlich dunkel als ich ankomme. Zumindest ist die Parksituation entspannt. Aber ich muss doch ein bisschen schmunzeln als ich bemerke, dass Stormis Nachbarn mich unverhohlen angaffen, während ich seine Hütte suche. Entweder haben die werten Damen und Herren noch nie eine Kutte in Aktion gesehen (man will ja stilgerecht ankommen), oder sie befürchteten ein Schwerverbrecher hätte sich in ihr Viertel verirrt. Mich stört es nicht weiter und nach kurzem Hin und Her stehe ich vor der richtigen Haustüre. Stormi öffnet mir und begrüßt mich herzlich. Das ganze passiert in einem offenen Hausflur wie er aus der Zeitschrift "Moderner Wohnen" entsprungen zu sein scheint. Gibt es so eine Zeitschrift überhaupt? Hmm, wayne interessiert's! Nachdem ich auch Stormis Frau und seine Kiddies begrüßt habe, wird mir schon die erste Hopfenkaltschale angeboten. Dieselbe kommt mir wie gerufen und ich denke bei mir: ein Abend, welcher mit polnischem Starkbier beginnt, birgt sehr viel Potenzial. Wir pflegen die Kunst der gepflegten Unterhaltung, bis nach dem super leckeren Abendessen. Dazu trällert dezent im Hintergrund Radio Rock Antenne. Nebenbei bemerkt, mit Radio Bob wohl einer der besten Sender, die man in Deutschland reinkriegen kann. Ich fühle mich wohl. Die familiäre Atmosphäre ist irgendwie vereinnahmend. Ganz leise, in einer düsteren Abteilung meines Hinterkopfes, frage mich aber doch wie metallisch der Abend wohl noch werden wird. Aus dem vorangegangenen Gespräch hat sich zumindest schon ergeben, dass wir heute nicht ausgehen werden, sondern stationär verbleiben.
OHHH ICH ELENDER ZWEIFLER! Welch Schmach ist mir nur dadurch erspart geblieben, dass ich diese leise Frage nicht laut stellte. Ich Unwürdiger, ich! Wenn ich nur ansatzweise geahnt hätte, was sich im Tiefgeschoss dieses Hauses verbirgt. Ich hätte Stormi schon wesentlich früher besuchen müssen. Dort verbirgt sich ein Ort wie Atlantis, Shangri-La, Tír na nÓg und Walhalla zusammen. Ein Tempel der besten Musikrichtung der Welt. Nie war der Begriff Pilgerreise treffender...NIE...NIE!!! Aus Gründen der Übersicht muss ich bei der Beschreibung des Raums der Reihe nach vorgehen. Der werte Leser sollte aber im Hinterkopf behalten, dass sämtliche gleich beschriebenen Eindrücke auf einen Schlag auf mich einstürzten und ich mich dabei fühlte wie an Weihnachten, Silvester, Geburtstag und drei Festivals auf einmal.
Ich betrete diesen einen heiligen Raum im Keller und mein Blick fällt als erstes auf den Billardtisch in der Raummitte, von da aus zum Tischkicker gleich daneben zu einem Marilyn Monroe Schrank (dazu später mehr). Dann geht es weiter über den Bierkühlschrank in Form einer Getränkedose zum Gitarrenständer mit reichlich Inhalt. Es geht weiter über ein niedriges Regal mit diversen Bandminiaturen. Immer mal wieder dazwischen stehen CD Schränke, die Stormis Sammlung enthalten. Apropos Sammlung, Die Wände dieses Raums tragen Zeugnis davon, dass der Herr Kollege früher einigermaßen aktiv am Autogramme sammeln war. So hängen an den Wänden Poster oder andere Memorabilien (Drumfelle etc.) von verschiedensten Bands, fast immer zusammen mit einem Foto von Stormi mitsamt der betreffenden Band oder einzelnen Membern. Ich entdecke da Bands wie ICED EARTH und GRAVE DIGGER, ich sehe Leute wie fucking Brian May (ja, der QUEEN Gitarrist). Doch was ist das? Kann das...? Neeeeeiiin, das ist er nicht! Oder doch? Und dann ist der Moment gekommen, wo ich ohne mich dafür zu schämen vor Stormi auf die Knie gehe und ihm kurz huldigen muss. Denn da entdecke ich das Foto das den Kollegen mit Chuck Schuldiner zeigt. Dem genialen Kopf von DEATH, dem Erfinder des Death Metal und heutzutage sicher einer der Ersten unter den Göttern im Metalolymp. Stormis lakonischer Kommentar dazu: "Der Typ war echt super nett!"
Uff, das muss ich erst mal verdauen. Bier muss her. Das liegt praktischerweise in großen Mengen in der Kühlbox bereit. Fast unnötig zu erwähnen, dass Stormi auch noch verschiedene Sorten da hat. Unter anderen auch meine erklärte Lieblingshopfebrause Rothaus Tannenzäpfle (Badisches Staatsbräu rockt!). Dazu obliegt mir die Ausgestaltung der Musikauswahl. Eine seltenen und wertvolle Gelegenheit in der Generation Youtube (siehe letzer Pilgerreisenbericht) auch mal wieder komplette Alben durchzuhören. Mir ist augenblicklich klar, dass wir uns heute an die Klassiker halten werden. "Night Of Stormrider"(muhaha), "Wishmaster", "The Marriage Of Heaven And Hell", "Pornograffitti" und "Majestic" sind nur ein paar der Alben, die im Laufe des Abends durchliefen. Und die dann auch immer wieder ziemlich fachspezifische Diskussionen hervorriefen. Denn wie auch ich selbst kann Stormi mit einem ziemlich ausgedehnten Wissen über die beste Musikrichtung der Welt aufwarten und das fachsimpeln, oder rumnerden wie es heutzutage genannt wird, ist einfach nur herrlich. Stormi sieht das genauso und so vergehen die ersten paar Billardpartien (die ich fast alle verliere) mit reichlich Bier, grandioser Musik und reichlich Fachidiotie. Beispiel: ein Gespräch darüber, dass John Greely, trotz seiner nur einjährigen Bandzugehörigkeit, vollkommen zu Unrecht von kaum einem ICED EARTH Fan gekannt wird, weil der große Matthew Barlow nach ihm kam und immer alle denken, er wäre der einzig wahre Frontman der Schaffer-Kombo. Darüber kommt man dann zu Stu Block, der wohl der einzig würdige Nachfolger von so einem Titan wie Barlow sein kann. Was soll ich sagen, ich fühle mich sauwohl.
Ungefähr auf Höhe der ersten Kickerpartien (die in der Gesamtheit unentschieden ausgehen) komme ich auch hinter das Geheimnis des Marilyn Monroe Schrankes. Der Eine und natürlich auch sein Bruder der Andere Jacky Cola bzw. Gin Tonic wird eingeschraubt, was der Stimmung natürlich zuträglich ist. Denn warum nur nebenher fachsimpeln, wenn man ein Spiel daraus machen kann. So dachte auch der Erfinder des Gesellschaftspiels "Metal Mental Meltdown". Stormi besitzt eine Version des aus Kanada stammenden Spiels und so weihen wir es in würdiger Kulisse ein. Ihr wollt mit raten? Kein Problem! Doch vorher noch kurz die Spielregeln. Würfelergebnisvermittelt fährt auf einem sehr schön gestalteten Spielbrett über Felder mit verschiedenen Aufschriften. Diese korrespondieren mit Fragen in 4 verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Ziel: 666 Punkte zu erreichen. Ok, dann kommen hier ein paar Fragen, über die Stormi und Ich an diesem Abend gebrütet haben. Die Auflösung dazu kommt mit dem nächsten Kapitel meiner Pilgerreise. Viel Glück.
- Wer hat Klaus Meine während einer Krankheit vertreten?
- Welcher CELTIC FROST Song wurde von SEPULTURA gecovert?
- Der KREATOR Song 'When The Sun Burns Red' basiert auf welchem Buch?
Warum haben UNLEASHED ihr Album "Live In Vienna" veröffentlicht?
- Wo haben Ozzy und Sharon geheiratet?
- ALICE COOPER schrieb einen Song über einen Zahnartztbesuch. Wie heißt er?
- Nenne einen Metalband die beim selben Label ist wie WEIRD AL YANKOVIC.
- Wann haben DIAMOND HEAD das Castle Donnington Festival eröffnet?
- Wer hat seine erste Veröffentlichung seinem "stinky butt" gewidmet?
- Und zu guter Letzt: Wer ist Nona?
- Bonusfrage: Wer kennt schon den Keyboarder?
Bei diesen und allerlei weiteren Fragen mit ähnlichem Schwierigkeitsgrad fangen die Köpfe ganz schön an zu rauchen. Ich versuche zwar den sich anbahnenden Schwelbrand mit Bier zu löschen, aber das will nicht recht funktionieren. Und überhaupt, wie spät ist es eigentlich? Ich weiß noch, dass ich gegen 17 Uhr angekommen bin aber aus mir unverständlichen Gründen ist jetzt schon kurz vor 4 Uhr morgens. OK, das reicht. Ich haue mich auf Ohr!
Ein paar Stunden später erwache ich mit leichtem Hammerwerfen in der Gedächtnishalle. Stormi nebst Familie ist schon lange wieder wach. Bei einem verspäteten Frühstück kann man noch herrlich über die Höhepunkte des vergangenen Abends sprechen.
Der Besuch bei Stormi war sicherlich der bisher besinnlichste. Ich habe mich innerlich eher mit mir selbst auseinander gesetzt. Die Umgebung, Stormis Familie, das alles hat mich erkennen lassen, dass man auch mal mit sich selbst ins Reine kommen muss. Und alleine das war den Besuch schon wert.
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