Interview mit Kittie von Kittie

Ein Interview von Lestat vom 31.01.2010 (13479 mal gelesen)
Kittie haben vergangenen Herbst ein neues Album heraus gebracht und touren nun im Januar durch Europa. Ein Zwischenstop war dabei auch Wetzlar in Mittelhessen. Im Vorfeld des Konzertes habe ich sie getroffen und mit ihnen über ihr neues Label, ihre Tour, das Jahr 2009, Weihnachten, Sylvester und alles mögliche andere geredet.

Hi! Ihr seid heute oder gestern in Deutschland angekommen...

Morgan: Gestern.

...also hattet ihr wahrscheinlich keine große Sylvesterfeier?

Morgan: Nein, eigentlich nicht. Nun, es war OK. Wir sind halt geflogen.

Aber ich nehm an, normalerweise feiert ihr schon richtig, oder?

Morgan: (allgemeines Gelächter) Ja, sicher. Gestern bestand unsere Sylvesterfeier halt darin ungefähr sechsmal zur Tankstelle zu gehen.

2009 ist nun also vorbei - Was könnt ihr darüber sagen? Was waren die Höhepunkte, was waren die Tiefs?

Morgan: Wir haben ein neues Album heraus gebracht, das war sehr cool. Dann hatten wir noch eine tolle Tour durch die USA. Wir haben bei E1 in Amerika und hier bei Massacre Records unterschrieben. Ansonsten war es ziemlich ... langweilig! (lacht) Also die zweite Hälfte war ziemlich gut.

Du bist grad auf den neuen Vertrag mit E1 zu sprechen gekommen: besteht der nur für dieses Album oder ist es ein längerer Vertrag?

Morgan: Der Vertrag gilt für drei Alben, wir werden also die nächsten beiden Alben auch mit E1 im Rücken aufnehmen.

Jetzt mit Label werdet ihr allerdings nicht mehr so frei aufnehmen können wie ohne Label...

Morgan: Oh, ich denke, es wird doch ziemlich frei sein, wir haben jetzt das richtige Label. Ihre Ideale stimmen ziemlich mit unseren überein wenn es um die Musik, um's Aufnehmen und so geht. Es wird also eine wesentlich bessere Erfahrung werden als mit dem letzten Label.

Und wie sieht es mit 2010 aus? Irgendwelche Pläne?

Morgan: Oh ja! Wir wollen vor allem diese Tour erfolgreich Ende Januar beenden, wir wollen für alle möglichen Festivals diesen Sommer zurück kommen - Wir werden eigentlich quasi das gesamte Jahr auf Tour sein, Promotion machen. Wir lieben was wir tun. Wir lieben die Straße, wir lieben es Shows zu geben.

Ist es nicht eine Menge Stress, das gesamte Jahr auf Tour zu sein?

Morgan: (Alle vier einstimmig) Nein, nein! Also wenn, dann nur positiver Stress.

Welche Festivals habt ihr vor dieses Jahr zu besuchen?

Morgan: Wir sind uns noch nicht sicher, aber wir werden versuchen...

...Wacken?

Morgan: Ja, alle. Wir haben auf einigen deutschen Festivals in der Vergangenheit gespielt, wir waren bei Rock am Ring und Rock im Park. Wir würden jedenfalls gerne kommen und ein, zwei Monate auf all den deutschen und europäischen Festivals spielen.

Ich hab mir eure Tourdaten für diesen Monat angeschaut - ihr seid 24 Tage auf Achse, reist dabei durch Deutschland, Dänemark, England, Schottland...wie haltet ihr das aus?

Morgan: So lange wir genug Bier zu trinken haben gehts uns gut!

Mögt ihr deutsches Bier?

Morgan: (Alle vier einstimmig) Ja!

Ihr kauft hier also tonnenweise Bier ein, um es dann nach England mitzunehmen?

Morgan: Sollten wir wohl, ja. Das ist ein guter Vorschlag!

Habt ihr ein Lieblingsbier?

Tara: Hm, ist mir egal. Wir kennen sie noch nicht so gut. Wir waren auch bei der Tankstelle und meinte "gib uns Bier" und bekamen als Antwort: "Welche Sorte?". Wir haben einfach irgendeines genommen. Das da ist nicht schlecht (zeigt auf eine Licher Flasche).

Das ist ein Bier hier aus der Region. Lich ist ca. 30, 40 km entfernt, eine kleine Stadt, die hauptsächlich die Brauerei hat.

Morgan: Sie machen jedenfalls irgendetwas richtig, es ist gut.

Wenn ihr tourt, habt ihr irgendein Lieblingsland?

Morgan: Wir sind ganz gern in Deutschland!

Das sagt ihr jetzt nur, weil ihr gerade in Deutschland seid.

Mercedes: Nein, wirklich. Wir bekommen hier immer gutes Essen, gutes Bier, die Leute sind gastfreundlich...

Das ist nicht normal?

Mercedes: Nein, definitiv nicht.

Morgan: Nun gut, wir sind nicht zu Hause. Aber Deutschland behandelt uns immer sehr, sehr gut. Also wir haben überall, wo wir hingehen, eine schöne Zeit.

Habt ihr Erwartungen an diese Tour?

Morgan: Wir denken, dass sie ganz gut wird. Massacre Records hat unser Album hier veröffentlicht, das ist das erste mal, dass ein Album von einem heimischen Label in Europa veröffentlicht wurde seit, ich glaube, 2002 ...

Mercedes: ... 2001 ...

Morgan: oder 2001. Jedenfalls sind unsere Erwartungen etwas höher, weil ich weiß, dass sie einiges an Pressearbeit gemacht haben. Es scheint gut zu funktionieren.

Mercedes: Es ist einfach gut, nach einer so langen Zeit hier ein Label zu haben.

Morgan: Wir waren hier auch schon letztes Jahr und wussten nicht so recht, was wir erwarten sollten, und sie entwickelte sich wirklich großartig. Deswegen war es klar, dass wir ein Jahr später zurück kommen würden. Und ich denke, dass die Vorgeschichte helfen wird, dass mehr Leute zu den Shows kommen.

Im Dezember habt ihr euch ein wenig Auszeit genommen. Habt ihr irgendwas besonderes gemacht oder wart ihr einfach nur bei der Familie?

Morgan: Wir waren bei unseren Familien. Weihnachtsferien und so.

Mercedes: In Amerika nehmen wir Weihnachten ziemlich ernst. Tatsächlich könnte man es fast irre nennen. Ziemlich viele Leute sind ziemlich verrückt danach.

Ich denke, dass es in den meisten christlichen Ländern ernst genommen wird. In Deutschland feiern auch viele Weihnachten,obwohl sie nicht wirklich gläubig sind.

Mercedes: Ja. Und die Leute werden dann auch so zornig um Weihnachten herum, prügeln sich um Parkplätze, das ist irgendwie verrückt.

Und dann geht es weiter, wenn man sich um die Geschenke prügelt...Bei euch war Weihnachten so weit friedlich?

Morgan: Ja, alles war ruhig, es war schön. Wir hatten gutes Essen, viele Gäste..

Ihr braucht die Shows jetzt also auch, um ein paar Kilos abzuarbeiten...

Tara: Speziell wenn man das Weihnachtsessen meiner Mutter isst...(lacht)

Morgan: Aber wenn man sich dann das Essen hier anschaut, dann scheint es, dass hier jeden Tag Weihnachten ist...Ich frage mich, wie ihr Deutschen so dünn sein könnt!

Wir sind gar nicht so dünn, wir haben auch unsere Gewichtsprobleme...

Morgan: Also wenn ich hier wohnen würde, ich würde ich zunehmen, mit all dem Käse und der Schokolade...Oh mein Gott!

Tara: Das Essen hier ist einfach besser. Man hat hier nicht an jeder Ecke einen McDonalds oder Burger King.

Ja, viel mehr haben wir in jeder Stadt einen oder so...Habt ihr den Film "Supersize Me" gesehen?

Morgan: (alle) ja!

Mercedes: Grauenhaft, ja. Ich hatte einen Freund, der beweisen wollte, dass der Film falsch liegt. Und dann bekam mein Freund einen Schlaganfall. Er hat überlebt. Aber letzten Endes hatte er einen Schlaganfall, weil er beweisen wollte, dass der Film falsch liegt, und das hätte ihn beinahe gekillt. Er hat ihn also bestätigt.

Kleiner Themenwechsel: Was denkt ihr, was für eine Art von Metal ihr macht? Ich finde es relativ schwierig euch zu klassifizieren. Früher hätte ich euch mehr in Richtung NuMetal eingeordnet, jetzt mehr in Richtung Thrash Metal...

Morgan: Ich finde nicht, dass wir NuMetal gemacht haben. Wenn ich an NuMetal denke, dann denke ich an DJs und Typen mit Kappen, die zu Metal rappen. Wir haben nie gerappt, wir hatten nie einen DJ. Ich glaube wir waren damals nicht wirklich einzuordnen, und das ist eher schlimmer geworden. Wir haben halt angefangen Musik zu machen, weil wir uns gut verstanden haben. Es ist ein Mix aus allem.

Ihr seid eine Girlie-Band.

Morgan: Ja, wenn du so willst...(lacht). Ich hab echt keine Idee. Wir haben auch einige melodische Komponenten, wir sind heavy und thrashig und so. Die Melodie ist dann wohl die femininere Seite von uns. Es ist halt Metal. Es gibt so viele Unterklassifizierungen, aber ich würde sagen, es ist einfach Metal.

Tara: Es scheint mir, dass heutzutage viele Bands ihre eigene Schublade haben wollen. Aber wenn man sie so eng einordnen kann, dann klingt irgendwie jeder Song gleich. Und ich denke nicht, dass sich jeder Song von uns gleich anhört.

Muss nicht sein. Es gibt Bands, wie BLIND GUARDIAN oder IRON MAIDEN, die kann man eindeutig einordnen, und bei denen hört sich nicht jedes Lied gleich an.

Morgan: Oh ja, das stimmt. Wir jedenfalls erkunden alles, was als Metal bezeichnet ist und können uns nicht festlegen.

Und hattet ihr KITTIE von Anfang an als reine Frauenband geplant? Oder war es nur reiner Zufall?

Morgan: Es hat einfach alles angenfangen damit, dass wir Freunde waren und zusammen eine schöne Zeit hatten und uns entschieden haben eine Band zu gründen. Es hat ja auch mal einen Typen in der Band gegeben, Jeff Philips. Aber er hat uns irgendwann wieder verlassen...

Er mochte euch nicht?

Morgan: Nein, er ist wieder zurück zu einer alten Band, THINE EYES BLEED.

Die Bands mit denen ihr tourt, habt ihr sie schon vorher gekannt?

Morgan: Wir kannten IT DIES TODAY und haben jetzt erst MALEFICE kennengelernt. Sie scheinen ganz cool zu sein.

Tara: Was ist das draußen für ein Geräusch? Hört sich wie Marschieren an...

Natürlich ist das Marschieren, ihr seid in Deutschland.

Morgan: Und wenn ihr schreit, dann ist das nicht böse gemeint, ihr redet nur miteinander! (allgemeines Gelächter).

Morgan, hast du eigentlich Gesangsstunden genommen, oder ist es nur Talent?

Morgan: Also um ehrlich zu sein, als wir mit der Band angefangen haben, war es mehr so eine Art Wahl. Sie haben auf mich gezeigt und ich habe genickt. Dass ich schreien kann und so hat nicht gleich eine Rolle gespielt. Als wir angefangen haben, wusste ich nur, dass ich die Gefühle gut rüberbringen kann. Es hat dann einige Zeit gebraucht, bis ich mich wohl und heimisch gefühlt habe in der Rolle.

Aber inzwischen singst du ja auch immer wieder clean...

Morgan: Ich hatte vor acht Jahren einige Gesangsstunden beim Sänger der Band HELIX, und auch nur für einen Monat oder so. Es ging auch mehr darum, eine bessere Technik zu lernen als darum, die Töne zu treffen. Ich bin nicht die beste Sängerin der Welt. Aber ich bin besser geworden mit der Zeit. Nur Übung macht den Meister.

Und wie siehst du eure Entwicklung von damals zu heute?

Morgan: Oh mein Gott, das ist nichteinmal messbar! Wenn du dir die CDs anhörst ist es wie eine andere Band!

...und es fühlt sich auch anders an?

Morgan: Definitiv ja! Durch unser letztes Album "In The Black" fühlt es sich an wie wenn wir eine Energiespritze bekommen hätten. Also es gibt einige Parallelen zu unserem ersten Album. Jetzt nicht, was den Sound angeht, aber was das Gefühl angeht, vereint, frisch, gespannt zu sein. Wir fühlen uns auf eine gewisse Weise wie neu geboren und wir sind gespannt! Musikalisch sind wir eine andere Band.

Und was wollt ihr ausdrücken? Wollt ihr heute was anderes sagen als damals?

Morgan: Aber natürlich. Wenn du aufwächst und erwachsen wirst, bewegen dich andere Dinge, wie wenn du erwachsen bist. Es geht jetzt halt um erwachsenere Gefühle oder Themen.

Habt ihr euch jemals vorstellen können, dass ihr mal über die Welt tourt?

Morgan: Nein, ehrlich nicht. Es ist auch schwer, sich das vorzustellen. Wir machen das schon einige Zeit, und dennoch kann es manchmal wirklich hart sein. Man kann nicht immer alles planen. Es ist auch immer wieder spannend. Ich mein, wir sind jetzt hier, wir sind in Deutschland. Zehn Jahre später!

Das war es dann von meiner Seite. Habt ihr noch irgendwelche letzten Worte für die Leser und Fans?

Morgan: Vielen Dank an euch da draußen, wir lieben die Fans, wir lieben Deutschland. Und kauft unser neues Album "In The Black"!

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