Headbangers Open Air 2021 (Corona Edition)

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Take off: 23.07.2021 - Review (24768 mal gelesen)
Nachdem die Open-Air-Festival-Saison 2020 quasi komplett ausfiel, mussten auch dieses Jahr zahlreiche Veranstaltungen erneut verschoben werden, da sich das geplante Programm und die Zahl der zu erwarteten Besucher nicht mit den aktuell geltenden Pandemie-Bestimmungen unter einen Hut bringen ließen. Das betrifft auch das traditionsreiche Headbangers Open Air, dessen Tickets für 2020 nun hoffentlich in 2022 Verwendung finden werden.

Da Gastgeber Thomas Tegelhütter und sein Partner Jürgen Hegewald (Hellion Records) aber gottlob zur flexiblen und unermüdlichen Sorte gehören, wurde mit den zuständigen Behörden ein Konzept für eine (beziehungsweise zwei) Ersatzveranstaltungen ausgeknobelt: Am Freitag, 23., und Samstag, 24. Juli 2021, durften sich jeweils ca. 550 Metalheads über die Auftritte von je fünf Bands freuen. Alle Teilnehmer mussten getestet, geimpft oder genesen sein, und Camping war ausdrücklich nicht vorgesehen - was beim nicht gerade üppig gesäten Übernachtungsangebot in der näheren Umgebung für weiter Angereiste ein ziemliches Problem darstellte. Daher beschlossen wir (Frau, Tochter und ich) nur für einen Tag anzureisen, zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit im PKW zu übernachten, und am nächsten Morgen die Heimreise anzutreten. Verdammt viel Aufwand für einen einzelnen Festivaltag - ob sich der wohl lohnen würde?

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Auf dem malerisch zwischen Wiesen und Feldern gelegenen Ort des Geschehens angekommen, bei dem der Garten/Hof der Tegelhütters seit einigen Jahren nicht mehr als Festivalgelände, sondern lediglich als Backstagebereich dient (wodurch die maximale Zuschauerzahl deutlich erhöht wurde), werden wir noch vor Verlassen des Wagens von einer freundlichen Mitarbeiterin auf unseren gesundheitlichen Status überprüft (Impfpässe beziehungsweise Testbescheinigung werden mit den Personalausweisen abgeglichen), hinterlassen unsere Kontaktdaten und erhalten unsere Festivalbändchen. Sodann fragt uns der Parkplatz-Einweiser, ob wir über Nacht bleiben wollen, und als wir die Frage bejahen, winkt er uns zu einer Reihe am Rand geparkter Fahrzeuge hinüber, bei denen es sich überwiegend um Wohnmobile oder Busse handelt. Freundlicherweise sind hier auch einige Mobiltoiletten aufgestellt - man hat also durchaus mit Übernachtungsgästen gerechnet, und entsprechend vorgesorgt. Kaum sind wir aus dem Wagen ausgestiegen, findet sich auch schon der erste Freund bei uns ein, der quasi auf der Lauer gelegen hatte. Ein kurzer Plausch, dann geht es schon Richtung Infield, denn die erste Band muss bereits um 14:00 auf die Bühne!

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Das Areal, auf dem sich unter normalen Bedingungen zwischen 2000 und 3000 Leute tummeln, wirkt in diesem Jahr extrem überdimensioniert, als NIGHT LASER aus Hamburg den Reigen vor ausverkauftem Haus mit ihrem Glam Metal eröffnen. Seit ich die Jungs zuletzt gesehen habe, haben sie an deutlich an Bühnenpräsenz gewonnen, aber ein wenig aufgesetzt wirkt ihr Image immer noch - die Reeperbahn ist halt nicht der Sunset Strip, und das entsprechende Lebensgefühl kann man schlecht reproduzieren. Das Publikum wird (ob es will oder nicht) zum Schluss kollektiv zu "Laserheads" ernannt, und die Reaktionen sind eher wohlwollend als begeistert - wobei man natürlich bei einem derart ausgehungerten Publikum schon mächtig Mist bauen muss, um nicht gut anzukommen.

Danach ist es Zeit für die erste Portion Fritten: Das Angebot an Speis und Trank ist auf das Nötigste reduziert, und auch die sonst üblichen Verkaufsstände für Tonträger, Klamotten und sonstigen Tand fehlen fast vollständig. Immerhin können die Bands ihr Merch anbieten, und Festival-Shirts sind natürlich auch zu erwerben.

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Zweite Band des Tages sind die aus Polen stammenden IRONBOUND, die - nomen est omen - musikalisch im Fahrwasser von IRON MAIDEN unterwegs sind. Ihr im April veröffentlichtes Debüt "The Lightbringer" ist für die entsprechende Fanschicht auf jeden Fall eine Empfehlung wert, zumal hier eher der Stil adaptiert wird, statt wie MONUMENT schlicht Riffs eins zu eins zu kopieren. Auf der Bühne merkt man der Band zwar noch einen gewissen Mangel an Erfahrung an und Sänger Lukasz sollte dringend an seinem Englisch arbeiten (man muss schon etwas um die Ecke denken, damit seine Ansagen Sinn ergeben), aber die Spielfreude steckt an, und spätestens als mit 'The Wicker Man' dem großen Vorbild Tribut gezollt wird und das komplette Publikum mitsingen kann, hat man mehr als einen Achtungserfolg eingefahren.

Bis zum nächsten Auftritt ist noch Zeit, meine Neuerwerbungen (IRONBOUND CD + Shirt) wollen ins Auto gebracht werden, und da bietet es sich natürlich an, zusammen mit einem Freund am Wagen eine Kanne Bier aufzureißen. Das wiederum wird von den Ordnern gar nicht gerne gesehen: Da heute im Landkreis keine weitere Veranstaltung ähnlicher Größenordnung stattfindet, befürchtet man einen Besuch des Ordnungsamtes, und sollte dieses einen Bruch der vereinbarten Corona-Maßnahmen feststellen, so könne dies die Durchführung des fürs kommende Wochenende geplanten Hörnerfestes gefährden. Also füllen wir unser Bier brav in Becher um, und machen uns wieder auf zum Infield.

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Jetzt ist es Zeit für die mächtigen STALLION, die Bühne des HOA zu besteigen - und es wird ein wilder Ritt, den die Jungs da hinlegen! Bassist Stäpfe ist inzwischen optisch ein echter Gewinn (bei seinem Einstand 2017 wirkte er noch wie ein Fan, der sich auf die Bühne verirrt hat), und auch Clode hat sich prima aklimatisiert. Äxxl, Aaron und Pauly (der eine neue Hose hat - die japanische Kriegsflagge in schwarz-weiß) sind inzwischen eh alte Hasen, und die im Vorfeld geäußerten Bedenken, dass man lange nicht gespielt und nur wenig Zeit zum Proben gehabt hätte, lösen sich innerhalb von Sekunden in Luft auf. Bis mir gesteckt wird, dass man nicht vor den in Bühnennähe aufgestellten Stühlen stehen solle, genieße ich die Show in vollen Zügen, und auch für viele weitere Besucher sind STALLION die Abräumer des Tages. Eine klare Positionierung in Form von 'Kill Fascists', das Äxxl auch auf seiner Gitarre stehen hat, nebst entsprechender Ansage braucht es heute eigentlich gar nicht, wird von der Zuschauerschaft aber natürlich gefeiert.

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Um 19:30 versammelt sich eine kleine Schar Forumsuser des derzeit besten im Zeitschriftenhandel erhältlichen Metal-Magazins zu einem Gruppenfoto, was natürlich mit einigem Hallo einher geht. Doch leider ist die Zeit knapp bemessen, denn mit STEEL SHOCK steht bereits die vierte Band in den Startlöchern. Die niederländisch/deutsche Formation sehe ich heute zum dritten Mal, und werde erneut von ihrer positiven Power weggeblasen. Who the Fuck are MANOWAR (und eine Portion JUDAS PRIEST schadet auch nicht)? Das Kingdom of Steel erlebt einen Wechsel auf dem Thron, scheint mir - wird Zeit, dass mehr Leute davon Kenntnis nehmen.

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Anschließend verabschieden sich meine Mädels ins Auto, und auch bei mir macht sich der lange Tag langsam bemerkbar, während der Abendnebel übers Gelände zieht. Für die Pfälzer Urgesteine von TRANCE, bei denen neuerdings der auch von VICIOUS RUMORS oder SINBREED bekannte Nick Holleman singt, bleibt es daher bei einer kurzen Stippvisite, die allerdings Lust auf mehr macht. Ausdauerndere Zeitgenossen berichteten anschließend einstimmig, dass TRANCE einen sehr feinen Gig gespielt haben. Doch da wir in aller Frühe aufzubrechen gedenken mache ich nur ein paar Fotos, verleibe mir eine weitere Portion Pommes ein, und geselle mich dann zu Frau und Kind.

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Bei Sonnenaufgang sind wir dann auch schon wieder auf den Beinen, packen rasch unsere Schlafutensilien zusammen, und fahren auf der Suche nach Kaffee und Frühstück in den anbrechenden Tag hinein. Ob sich unser kurzer Ausflug gelohnt hat? Aber so was von! Nächstes Jahr dann hoffentlich wieder das volle Programm, mit Camping von Mittwoch bis Sonntag, Party auf dem Zeltplatz, und ohne doofe Masken vorm Gesicht ...

Dunkeltroll
Billing
Freitag:
NIGHT LASER - IRONBOUND - STALLION - STEEL SHOCK - TRANCE

Samstag:
BURNING - SAD IRON - PYRACANDA - AIRFORCE - STORMWARRIOR

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8/10   (04.08.2021 von tom)

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