Interview mit Mina Walkure von Kramp

Ein Interview von baarikärpänen vom 19.04.2020 (27515 mal gelesen)
Rund um den Globus sind Musiker und Bands von der Krise betroffen. Besonders kleinere Acts haben eine schwere Zeit. Wir haben bei Mina Walkure, Sängerin der spanischen Epic Metaller KRAMP, nachgefragt, wie es momentan in Spanien ausschaut.

John Lennon hat es auf den Punkt gebracht, als er sagte: "Leben ist das, was passiert, während du fleißig dabei bist, andere Pläne zu schmieden.". So ziemlich jede Band da draußen wird das sofort unterschreiben. Wie auch die spanischen Epic Metaller von KRAMP. Die waren gerade dabei, ihr allererstes Album fertigzustellen, als Covid-19 alles auf den Kopf gestellt hat. Nun werden die großen Acts wie METALLICA, IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST keine Probleme damit haben, auch diese Phase finanziell zu überstehen. Wie aber wirkt sich diese Krise auf kleinere Acts aus? Um das herauszufinden haben wir Mina Walkure, Sängerin von KRAMP, mal kontaktiert und lassen uns berichten, wie die Lage in Spanien ist. Danke an Mina für die Bilder. Und wer mehr von Mina erfahren möchte, folgt einfach dem Link auf Facebook.
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Mina, die zur Zeit wohl wichtigste Frage ist wohl, wie es dir geht?

Mina: Danke der Nachfrage, bei mir ist soweit alles in Ordnung und mir geht es gut.

Wie ist denn die momentane Lage in Spanien?

Mina: Wirklich sehr bescheiden. Wir dürfen ja so gut wie nichts machen. Es ist wie Hausarrest. Ich werde später noch einkaufen und es fühlt sich so an, als ob ich dafür eine mittelalterliche Rüstung anlegen muß. Alle Menschen benehmen sich wie Zombies und grabschen nach allem, was sie greifen können. Es macht dich wirklich depressiv. Die Ausgangssperre wurde ja bereits dreimal verlängert. Stand jetzt dauert sie bis zum 26.04. Allerdings sprechen sie gerade davon, das nochmal bis zum 10.05. zu verlängern.

Wie sieht denn dein Tag aus?

Mina: Heute fühlt es sich wirklich wie ein Abenteuer an, weil ich wegen dem Einkauf mal vor die Tür komme, hahaha. Normalerweise wache ich auf, höre Musik, klimpere ein wenig auf der Gitarre, nehme Cover-Versionen auf Video auf (ein Beispiel davon gibt es am Ende des Interviews). So versuche ich, den Überblick nicht völlig zu verlieren, was Zeit und Datum angeht. Ansonsten mache ich noch ein paar Grafiken oder ich male.

Du hast ja gerade deine Videos angesprochen, die wirklich sehr spontan aussehen. Suchst du dir die Songs selbst aus oder nimmst du auch Vorschläge von Leuten an, die dir auf Facebook folgen?

Mina: Eigentlich waren diese Videos so nicht geplant. Ich bekam vor einiger Zeit ein paar wirklich schlechte Nachrichten. Anstatt mich aber deprimiert in die Ecke zu setzen, dachte ich mir, mache ich einfach das, was mir am meisten Spaß macht und was im Moment machbar ist. Normalerweise suche ich mir den Song relativ spontan aus und lege einfach los. Das Ergebnis soll auch gar nicht super professionell sein. Es ist aber schön, dass ich so viel positives Feedback bekomme, auch Vorschläge, was ich noch covern könnte. Die behalte ich natürlich im Hinterkopf. Es kommen ja noch viele Tage, an denen wir nicht vor die Tür dürfen.

In den letzten Tagen kam ja geradezu eine Schwemme an Absagen für Tourneen, Festivals oder Open Airs. Gerade für kleinere Bands eine schwierige Zeit. Wie siehst du das?

Mina: Da habe ich drei Sichtweisen. Als Fan kotzt es mich natürlich an. Ich hatte so viele Pläne, welche Festivals oder Konzerte ich unbedingt sehen wollte. Die kann ich jetzt alle in die Tonne treten. Es tut mir in der Seele weh, dass so viele Freunde und Kollegen ihre Auftritte nicht durchziehen können. Die verlieren dadurch eine Menge Geld. Als Künstlerin ist es so, dass viele Bands, mit denen ich arbeite, wegen der Absagen im Moment keine Grafiken brauchen. Ich helfe gerade einigen Bands dabei, sogenanntes Emergency-Merchandise zu gestalten, damit sie wenigstens ein wenig Kohle machen können. Als Musikerin haben wir wohl Glück gehabt, wenn man das so sagen kann. Wir hatten mit KRAMP keine Tournee oder Auftritte gebucht bis auf einen einzigen Termin. Den können wir aber auch etwas später neu ansetzen. Unser erstes Album wird gerade gemischt und wir können uns Gedanken drüber machen, was wir mit dem fertigen Album in der Hinterhand planen können.

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Du hast es ja gerade angesprochen, dass euer Album fertig aufgenommen ist und gerade gemischt wird. Was können wir denn erwarten?

Mina: Heavy Metal. EPIC Heavy Metal, hahaha. Ältere Fans dürften einige der Songs bereits kennen. Die haben wir nochmal neu aufgenommen, jetzt mit einem viel besseren Sound. Aber auch die neuen Songs sind wirklich klasse. Ich kann es kaum erwarten, dass die Scheibe endlich veröffentlicht wird.

Habt ihr denn ein Label gefunden?

Mina: Nein, leider nicht. Unser Plan war es, mit dem fertigen Produkt auf die Suche zu gehen. Durch den Lockdown haben wir dafür wohl gerade viel Zeit.

Vor ein paar Monaten erst habt ihr ja eine kleine Tour mit MIDNIGHT FORCE gespielt. Wie war es?

Mina: Großartig! Die Jungs sind wirklich super. Nicht nur als Musiker, sondern auch als Menschen, Freunde. Wir hatten extrem viel Spaß. Die Tour war ja auf Spanien und GB beschränkt. Es war das erste Mal, dass wir außerhalb Spaniens aufgetreten sind und die Reaktionen der Leute waren einfach fantastisch. Mit MIDNIGHT FORCE werden wir bestimmt noch was zusammen machen.

Die Fans in GB mochten euch also?

Mina: Das sah ganz danach aus, hahaha. Nein, es war wirklich großartig. Eigentlich war ja geplant, dass unser Album zur Tour bereits fertig sein sollte. Leider hat sich der Aufnahmeprozess aber in die Länge gezogen. Aber hey, so haben wir wenigstens einen guten Grund für eine weitere kleine Tour durch GB.

Trotz Corona gibt es ja jede Menge guter Veröffentlichungen. CIRITH UNGOL sind wieder da und die neue Scheibe kommt am 24.04. Was hat dich denn noch überzeugt in den letzten Wochen?

Mina: Jaaa, CIRITH UNGOL! Da freue ich mich schon drauf. Die Songs, die vorab veröffentlicht wurden, sind wirklich der Hammer. Davon abgesehen haben mich die neuen Scheiben von TRAVELER und AMBUSH überzeugt. Aber auch LÖANSHARK habe eine tolle Single rausgebracht.

Besonders ärgerlich in dem Fall für CIRITH UNGOL und ihre Fans. Immerhin war ja geplant, dass CIRITH UNGOL auf dem KIT-Festival zwei Headlinershows spielen sollten.

Mina: Du sagst es. Eine echte scheiß Situation für beide Seiten. Immerhin waren die Macher des KIT mit die Ersten, die mit ihrer Absage des Festivals entsprechend auf diese Krise reagiert haben.

Eine letzte Frage. Musiker und Künstler, die keinen regulären Job neben ihrer künstlerischen Tätigkeit haben, sind in der momentanen Lage besonders derbe in den Allerwertesten gekniffen. Sie können nicht auftreten, sie können kein Merchandise während der Shows verkaufen. Habt ihr in Spanien wenigstens so etwas wie eine soziale Absicherung für diese Menschen, damit überhaupt ein wenig Geld da ist, um über die Runden zu kommen?

Mina: Kannst du hier in Spanien vergessen. Ich werde sogar in eine neue Wohnung ziehen müssen, wenn das mal vorbei ist mit dieser Krise, weil wir in unserer jetzigen Wohnung mit der hohen Miete einfach nur Geld ausgeben, ohne selbst was verdienen zu können im Moment. Die spanische Regierung hat zwar davon gesprochen, dass es eine Hilfe für Künstler geben soll, aber das ist alles nur Bullshit, nur Gerede. Die Unternehmen sind zu, die Arbeiter haben nichts zu tun, also werden sie einfach gefeuert. Und Künstler? Die Regierung geht einfach davon aus, dass Kunst es nicht wert ist, jetzt unterstützt zu werden. Sie werden die Grundversorgung weiter beschneiden und vor allem Musiker werden darunter fürchterlich leiden. Sie haben uns ja schon vor der Krise nicht besonders gut behandelt. Selbst Künstler, die richtig bekannt sind, werden hier von vielen als Menschen angesehen, die einfach nur zu faul sind, um was Anständiges zu arbeiten. Was Kunst oder Musik betrifft, wurden wir schon vorher vom Staat stiefmütterlich behandelt. Aber jetzt sind wir einfach nur verloren.

Vielen Dank Mina, daß du dir die Zeit genommen hast. Lass uns einfach hoffen, daß der "Hammer Of Doom" nicht zu hart zuschlägt.

Mina: Immer stark bleiben! Es gibt ja wieder und wieder diese "schlimmsten aller Situationen". Dann denk ich einfach an meine Lebensphilosophie: Was nutzt es, sich zu beschweren oder zu heulen? Einfach das Beste aus der Situation machen und das tun, woran man am meisten Spaß hat!

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