Deadlock - Manifesto

Review von TadMekka vom 09.12.2008 (8480 mal gelesen)
Deadlock - Manifesto Eieiei... es gibt eine ganze Reihe Gründe dafür, daß ich 'Manifesto' nach den ersten 2-3 Durchläufen erstmal erschrocken zur Seite legte. Und das lag weder am technoiden Intro (welches DEADLOCK meisterhaft in ein fettes Riff übersetzen), auch nicht am erstaunlich gelungenen HipHop-Part in 'Deathrace' oder dem Saxophon in 'Fire at Will', denn all diese genrefremden Einsprengsel werden passend und unaufdringlich, dazu doch auch nur kurz eingearbeitet und das sollte selbst die Toleranzschwelle eines True-Metal-Fetischisten nicht überstrapazieren. Das Saxophon finde ich persönlich sogar so geil, daß ich davon mehr zu hören wünschte. (Sofern es Melodie spielt und nicht dumm in die Gegend quietscht...)

Nein, was mir die Nerven übertrapaziert hat, waren ganz andere Punkte: zunächst die Produktion, die, natürlich fett und glasklar, so laut, penetrant und vordergründig ausgefallen ist, daß zum Beispiel Frau Wenigers Stimme einem richtig ins Ohr schneidet. Das kommt zwar sehr kraftvoll rüber, aber es fällt schwer, die Songs richtig zu geniessen. Einerseits will man es lauter machen, damit man wirklich was mitkriegt aber dann tut's nur in den Ohren weh.. nein, ich will keinen Käse zum Whine!

Das nächste sind ein paar eher zweifelhafte Vocal-Arrangements, die irgendwie 'durcheinander' bis 'konstruiert' wirken. Oftmals klingt es so als ob man die Texte irgendwie nicht wirklich untergebracht hat und das "an-Texten-entlang-komponieren" ist offensichtlich nicht ganz so einfach. Besonders aufgefallen ist mir das bei 'Slaughter's Palace', aber auch bei zum Beispiel 'Fire at Will'. Ersteres jedoch besticht massiv durch den superben Chorus, entwickelt sich darob auch zu einem echten Albumhighlight. Das zweitgenannte jedoch... eieiei!

Das folgende 'Seal Slayer' führt mich dann gleich zu den Punkten drei und vier: all zu viel hektisches Gitarrengegniedel und viel zu langes, manchmal arg schief geratenes Soli-Gedudel. Diese Punkte ziehen sich in unterschiedlicher Schwere durch das ganze Album und für sowas hab ich einfach keine Geduld. Jungs, Mädel: wolltet ihr auf die Helloween-Schiene umsteigen???

Aber genug der selbstgerechten Nörgelei!

Wer die Trademarks von DEADLOCK noch nicht kennt, der möge nun aufmerksam lesen. Da sind zunächst die melodeath bis metalcorigen Arrangements, die abwechslungsreich und kraftvoll rüberkommen. Herr Prem grunzt und kreischt sich wild und zornig durch die Strophen, wird sauber, glaubwürdig und emotional wirksam konterkariert durch Frau Wenigers glasklare Stimme, die die Songs durch die meist sehr melodiösen Refrains auf ein deutlich höheres Niveau hebt, als diese ohne sie hätten. DEADLOCK haben Power, Atmosphäre und ein großartiges Gefühl für Melodie, so sie sie denn zulassen. Und sie haben eine Message, die ich in großem Umfang teile.

Sofern ich das ohne Textblatt (*hust!*) raushören kann, geht es unter anderem um Tierversuche (Martyr of Science), die zu regelmäßigem Besuch einladende Schlachhausromantik (Slaughter's Palace; ja, schaut euch mal an, was ihr freßt!), dumm-sinnloses durch-die-Gegend-Gecruise (Deathrace), Jagd um des Tötens willen (Fire at Will), die Robbenjäger (Seal Slayer) und um den Umgang mit unser aller Lebensgrundlage sowie den Umgang miteinander (Manifesto/Dying Breed/Altruism). Ich teile diese Anklage, diese jahrzehnte, jahrhunderte alte Anprangerung menschlicher Gier, Grausamkei und Niedertracht. Und stelle die Frage: was tun wir jetzt?

Das mit einem clever-frechen Coverartwork (sinngemäß: wir stecken in der Scheisse...) veredelte 'Manifesto' sehe ich nicht als Nachfolger oder gar in einer Linie mit den bisherigen, ohnehin schon herausragenden bis superben Releases der Band. 'Manifesto' steht für sich allein. Und die paar Menschen, die gelernt haben zuzuhören, werden dieses Album lieben. Deshalb sage ich es deutlich für jeden: die eingangs erwähnten Kritikpunkte verblassen vor dem Gesamtbild, das 'Manifesto' darstellt. DEADLOCK sind auf dem richtigen Wege und ich hoffe, daß sie, wenn sie aufgrund der Fesseln unserer Gesellschaft schon niemanden direkt mitreissen, so doch wenigstens zu inspirieren vermögen.

Anspieltips:
'Slaughter's Palace' (in dem auch mal geblastet werden darf)
'The Brave/Agony Applause'
'Dying Breed' (veredelt durch Ex-SCAR SYMMETRY-Sirene Christian Älvestam)
'Altruism' (geile, Ballade, die unter die Haut geht)

Ich zieh mich jetzt zurück und heul ein bischen zu 'Altruism'...

Gesamtwertung: 9.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01. The moribund Choir vs. the Trumpets of Armageddon
02. Martyr to Science
03. Slaughter's Palace
04. The Brave / Agony Applause
05. Deathrace
06. Fire at Will
07. Seal Slayer
08. Manifesto
09. Dying Breed
10. Altruism
11. Temple of Love (SoM-Cover)
12. The brave / Agony applause (Acoustic Live Version)
Band Website: www.xdeadlockx.com
Medium: CD
Spieldauer: 46:42 Minuten
VÖ: 14.11.2008

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