Bonsai Kitten - Let It Burn | |
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Review von derkleinekolibri vom 14.09.2024 (10668 mal gelesen) | |
Die Vorgeschichte: Bonsai Kitten war eine im Jahre 2000 entstandene Webseite, die behauptete, sogenannte Bonsai-Katzen zu verkaufen. Der Betreiber der Seite gab vor, Kätzchen mehrere Monate in kleine Glasbehälter zu sperren, wodurch die Tiere angeblich die Form der Behälter annehmen sollten. Die sich daraus ergebende Story: Die Berliner Sängerin Tiger Lilly Marleen suchte vor 20 Jahren für ihr Bandprojekt geeignete Musiker. Mitte 2005 war ihre Truppe komplett und der Bandname war schnell gefunden: BONSAI KITTEN. Ihre erste Veröffentlichung war eine Sechs-Track-EP, die vier Coverversionen sowie zwei Eigenkompositionen enthielt. Songs von ALICE COOPER, DEPECHE MODE, PAT BENATAR und TRIO erhielten so ein vollkommen neues Gewand. 'Don't You Get Too Drunk To Fuck', eines der eigenen Stücke, war eine gelungene Mischung aus Psychobilly und Punk. BONSAI KITTENs Debütalbum erschien 2011, danach folgten in lockerer Reihenfolge weitere vier Alben, das letzte 2020. Zum nun vorliegenden sechsten Album "Let It Burn" hat sich ihr Stil hin zu Hard Rock und Metal mit Blues-Einflüssen sowie ein wenig Power Metal geändert. "Let It Burn" ist als CD im Digipack erhältlich. Auch die Vinylliebhaber hat man bedacht: Es gibt zwei jeweils auf 200 Stück limitierte Varianten (das Schwarz-Vinyl und das Tiger-Streifen-Vinyl). Somit wären schon mal Hardware und Optik selbiger geklärt, fehlt nur noch das, was uns Menschen zu so vielen Emotionen verleiten kann: die Musik. Eines vorneweg: BONSAI KITTEN haben ein Feuerwerk unterschiedlichster Stücke in ihrem Sack und packen diese nach und nach aus. Bereits mit dem Opener 'Lose Your Illusion' lassen sie alle Hemmungen fallen und brettern los, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Das energetisch noch höher angesiedelte 'I Wonder' lässt in seiner Brachialität sogar Platz für wunderbare Gitarrenarbeit, das Ende haben sie wohl bei THE WHO geklaut, die so gerne ihre Instrumente am Ende eines Konzerts dissonant klingen ließen, was dann meist in einer Gitarren-Zerstörungsorgie von Pete Townshend endete. 'Peacemaker' besticht durch ein allmähliches, kaum merkbares Anschwellen der Heftigkeit, bis es fast orgiastische Züge annimmt, nur um schließlich die Intensität stark zurückzufahren und nahtlos in 'Smoke And Mirrors' überzugehen. Dieses vom Blues geschwängerte Musikstück mit seinem filigranen Gitarrenspiel öffnet plötzlich den Blick in eine andere Welt. Man bekommt das Gefühl, über der Band zu schweben, während diese zu seichten Klängen und durch den fabelhaften glasklaren Gesang Marleens wohl eines ihrer besten Stücke in ihrer fast 20-jährigen Bandgeschichte abliefert. Im Kontrast dazu folgt der sechste Streich: 'Way Back Home' hat was von der in den 70er Jahren erfolgreichen Band THE MOTORS, etliche Gitarrenpassagen lassen diese Erinnerungen in mir aufkommen. Eine geniale Mischung aus Rock, Metal und Punk lässt dann aufhorchen: 'I Want Your Love' sollte auf keiner Party fehlen, das Ding sorgt hundertprozentig für Stimmung. 'Eye Of The Storm' erweckt vom Titel her den Anschein, episch und progressiv zu sein, doch gibt es hier straighten Hard Rock in seiner reinsten Form zu hören. Für die breite Masse vor den Radios ist 'Land Of Fantasy' genau das Richtige: nicht zu hart, ein klasse Gitarrensolo und mitsummbar. Mit dem Titelsong 'Let It Burn' lassen es BONSAI KITTEN am Ende noch einmal mächtig krachen. Warum ich dabei an HANK THE KNIFE AND THE JETS und deren 'Guitar King' sowie 'Stan The Gunman' denke, hat vermutlich ausschließlich mit meinem Alter zu tun. Wie es sich für einen ordentlichen Abschluss gehört, fährt das Quartett noch einmal alles auf, was es zu bieten hat. Und dann ist Schluss. Stille. Leider. Glücklicherweise kann man das schnell ändern ... BONSAI KITTEN sind für mich eine der Überraschungen dieses Jahres. Man sollte ihnen unbedingt mehr Aufmerksamkeit widmen. In den nächsten Wochen kann man sie noch live erleben: im September in Hannover (19.), Essen (20.), Erfurt (21.), Frankfurt am Main (26.) und Bielefeld (27.) sowie im Oktober in Braunschweig (4.) und Regensburg (5.), dann haben sie in ihrer Karriere insgesamt 184 Shows in 79 Städten absolviert. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Lose Your Illusion 02. I Love That You Hate Me 03. I Wonder 04. Peacemaker 05. Smoke And Mirrors 06. Way Back Home 07. I Want Your Love 08. Eye Of The Storm 09. Land Of Fantasy 10. Let It Burn | Band Website: Medium: CD, LP Spieldauer: 42:52 Minuten VÖ: 30.08.2024 |
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