Livebericht Skunk Anansie |
---|
Ein Livebericht von Lestat aus München (Tonhalle) - 14.11.2009 (18229 mal gelesen) |
Sind SKUNK ANANSIE Metal? Eigentlich nicht. Aber das ist noch lange kein Grund, nicht dafür zu bluten. Zum Beispiel durch eine Anreise von etwas über 400km. Live sollen die Briten um Frontfrau Skin eben eine echte Wucht sein, von daher stand schon vorher fest, dass es sich lohnen wird. Schon vor Einlass war das Gedränge vor den Toren groß. Auffällig dabei war, dass das Publikum komplett durchmischt war. Es reichte von 18 bis 48, von alternativ bis metal, von poppig bis punkig. Vor allem die ganz Jungen können SKUNK ANANSIE unmöglich schon wirklich vor deren Auflösung bzw. Pause wahrgenommen haben. Insofern ist es schon erstaunlich, dass eine Band, die für einige Jahre eigentlich nicht existiert hat, so eine Fanbase hat. Schon vor Beginn der THE CHEMISTS war die Halle zum Bersten voll und die Luft zum Schneiden. Als erstes enterten also THE CHEMISTS die Bretter. Den fünf Engländern aus Bristol sah man aber auch ohne ihre Ansage irgendwie an, dass es Briten sind. Weder Rabenfeder noch meine Wenigkeit können jedoch sagen wieso. Zu hören bekam man von ihnen jedenfalls recht belanglosen Brit-Pop bis Rock, der allerdings dafür ganz gut dargeboten wurde. Uns hat es nicht wirklich vom Sockel gerissen, von der Menge wurden sie aber recht gut aufgenommen, was angesichts der Publikumszusammensetzung auch nicht wirklich verwunderte. Ihre halbe Stunde, die sie zum Ein- und Aufheizen des Publikums hatten, nutzten sie sehr effizient, heißt: Ansagen gab es nur sehr wenige und spärliche. Nach dieser kurzen Zeit des Mitwippens ging es schließlich zum Headliner des Abends. Als das Intro von SKUNK ANANSIE anfing, begann die Menge schon zu toben. Mehrere Minuten gab es Drum&Bass-Mucke zu einer feinen Lichtshow, bevor schließlich erst die drei männlichen Mitglieder der Band und kurz darauf Skin auf die Bühne kamen. Letztere gab sich zunächst umhüllt durch einen seltsamen gold-silbernen Fummel, der den Eindruck machte, als habe sie eine Thermo-Folie aus dem Erstehilfekoffer zerschnitten. Und so hüpfte während des ersten Liedes ein Riesenpuschel über die Bühne, bevor sie sich dann zu 'Charlie Big Potato' mit ihrem ganzen Antlitz der Menge zeigte. Allgemein glänzte vor allem die Frontfrau durch eine Wahnsinns-Energie und muss der Alptraum eines jeden Securities sein. Ständig suchte sie den Kontakt zum Publikum, divete in die Menge, sang auf den Händen des Publikums kniend (!!), schüttelte Hände, flirtete mit dem Publikum. Das achte Lied kündigte sie, nachdem sie der männlichen Besucherriege Komplimente gemacht hatte, an mit den Worten "It's only about sex!" an und dem Hinweis, dass dieser Song so neu sei, dass er nicht einmal auf der "Smashes & Trashes" zu finden ist. Gegen Ende des Gigs machte sie auch auf ein Schild mit der Aufschrift "Skin, kiss me again!" aufmerksam mit den Worten, dass dieser Zuschauer wohl nie genug bekommen könne - sie küsse keinen zweimal, aber jemand anderen das erste mal! Gesagt, getan, irgendein Konzertbeuscher in der ersten Reihe war der Auserwählte. Neben dieser Kontaktsuche mit dem Publikum war aber auch ihr Charisma überwältigend. Sie beherrscht das Mienenspiel auf der ganzen Palette, wirkte teilweise wie ein böser Dämon, teilweise wie ein kleines unschuldiges Kind und teilweise einfach nur lustvoll. Nach guten 90 Minuten Gig, während denen es zwei Zugaben gab, und nicht nur Lieder von der Best-Of gespielt wurden, war die Show leider auch schon zuende und das T-Shirt durchgeschwitzt. Die Stimmung war durch die Bank weg extrem gut. Das Publikum machte mit, tanzte (ja, man kann auch andere Sachen machen außer bangen!), ging einfach in der Musik auf. Die lange Anreise hat sich also gelohnt. Am Ende bleibt noch anzumerken, dass der Sound exzellent war - warum dass nicht auch die Soundmenschen bei Metalbands immer schaffen bleibt ein Rätsel. Setlist: 01. Intro (Yes, It's F*cking Political) 02. Selling Jesus 03. Charlie Big Potato 04. Because of You 05. Charity 06. 100 Ways to Be a Good Girl 07. I Can Dream 08. I Don't Want To Kill You 09. Weak 10. Brazen (Weep) 11. Twisted (Everyday Hurts) 12. Cheap Honesty 13. On My Hotel TV 14. Tear The Place Up 15. The Skank Heads Zugabe 1: 16. Hedonism (Just Because You Feel Good) 17. Squander Play Video 18. Little Baby Swastikka Zugabe 2: 19. Secretly |
Alle Artikel