Cult Of Luna - Mariner | |
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Review von Opa Steve vom 08.04.2016 (8285 mal gelesen) | |
Die Schweden CULT OF LUNA hatten mit ihrem 2013er Album "Vertikal" ihren bisherigen künstlerischen Zenith erreicht und enttäuschten zumindest mich mit dem kalten und kargen Nachfolgewerk "Vertikal II". War "Vertikal" noch voller Tiefe und meisterhafter Atmosphäre, hatten sie die Depression auf dem Nachfolger mit minimalistischem Stil auf die Spitze getrieben, aber das Album war vergleichsweise kalt und ließ die typischen Postcore-Eruptionen vermissen. CULT OF LUNA haben daher bewusst mit diesem Kapitel der kühlen Maschinenwelt abgeschlossen und widmen sich auf "Mariner" wieder sphärischen Weiten. Passend dazu handelt das Album auch von der Flucht aus der kühlen Welt hinein in das unendliche Universum. Damit scheinen CULT OF LUNA das VOIVOD'sche Konzept einer stetigen Reise zu adaptieren und mit dem Wandel des Schauplatzes kommt auch ein Wandel in der Musik einher. Dieser ist in diesem Fall absolut zu begrüßen, denn die Songs klingen wieder wärmer, erdiger und lassen mehr Stimmungen zu. Ebenfalls unterstützt wird dieser Wandel durch die Zusammenarbeit mit der amerikanischen Sängerin Julie Christmas. Diese stammt aus dem experimentellen Indie-Genre und steuert dem Gesamtsound der Band mehr Platz für Melodien bei. Zusammen mit dem Weltuntergangsgebrüll der Fronter Johannes und Frederik bekommt die Musik so eine interessante Note, die ihr wirklich gut steht. Der stets leicht angezerrte und indietypisch immer etwas "kaputt" klingende Sound ihrer Stimme erinnert stark an Katie Garside von DAISY CHAINSAW, aber das waren auch schon alle Parallelen. Die Titel mit CULT OF LUNA, die sich in ihrer Spieldauer stetig steigern (von acht bis fünfzehn Minuten), schwanken zwischen verhaltener Stille, wilden Eruptionen und insgesamt zwar düsteren, aber dennoch leichteren Songs. CULT OF LUNA klingen wieder sehr lärmig, lassen aber genügend Platz für Facetten. Das können angezerrte Synthies sein, fließende Lavariffs oder spacige Ambient-Gitarren wie in 'Chevron', zu denen Julie dann auch wirklich melodisch und ruhig singt. Hall und Flanger-Sounds übertönen ihre Stimme manchmal, aber sie arbeitet sich immer wieder in die Lücken durch, die ihr in der Musik gelassen werden. Der lange Schlusssong 'Cygnus' hält am Ende sogar ein Finale bereit, das dem "Vertikal"-Meisterwerk 'In Awe Of' verdammt nahe kommt. Fast vier Minuten lassen sie sich Zeit, das Crescendo des Höhepunkts immer weiter zu steigern. Andere Bands stecken in diese Dauer einen vollen Song. CULT OF LUNA reißen einen ganz langsam und unaufhörlich von den Füßen. Fallen in Zeitlupe, ins Bodenlose. Das ist Gänsehaut. Fazit: Von den Fehlern des "Vertikal II"-Albums ist auf "Mariner" nichts mehr zu spüren. "Mariner" ist sicher noch nicht die beste CULT OF LUNA-Scheibe, aber sie erreicht wieder alte Größe. Gesamtwertung: 7.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. A Greater Call 02. Chevron 03. The Wreck Of S.S. Needle 04. Approaching Transition 05. Cygnus | Band Website: www.cultofluna.com Medium: CD Spieldauer: 55:46 Minuten VÖ: 08.04.2016 |
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