Der W - III | |
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Review von Stradivari vom 01.12.2012 (6135 mal gelesen) | |
Mal ehrlich, wer würde sich eine Platte von DER W ins Regal stellen, wenn Stephan Weidner nicht quasi kommissarisch das Erbe der ONKELZ verwalten würde? Kauft man sich die Scheibe nicht eigentlich nur in der Hoffnung, weiterhin von der köstlichen, haarsträubenden Offenheit, platten Genialität und "Ohne Rücksicht auf Verluste"-Mentalität der Legende naschen zu können? Ich stehe dazu. Was Stephan Weidner als Künstler sicherlich nicht gerecht wird - zugegeben. Aber FREIWILD hin oder SCHMERZFREI her, ich brauche meine Dosis BÖHSE ONKELZ! Mit "III" bekomme ich sie gefühlt aber nur homöopathisch. Stephan Weidner entwickelt sich langsam zum Kopfmenschen und entfernt sich textlich von der griffigen Einfachheit früher Schlagwort-Salven. Nur ab und zu tangieren seine Verse noch die wonnige Banalität, wie in 'Kampf den Kopien'. Die primitive, aber extrem effektive Urgewalt der Sprache ist augenzwinkernden Wortspielen gewichen, als Beispiel hierfür sei 'Pack schlägt sich, Pack verträgt sich' genannt. Dabei steckte hinter dem Erfolg der ONKELZ doch eigentlich die Formel "Während die Klugen noch überlegen, stürmen die Dummen schon die Burg". Davon ist leider nicht mehr viel übrig geblieben, zumal es den Hooklines größtenteils an Durchschlagskraft und ausgeprägtem Mitgröhl-Vermögen mangelt. An der musikalischen Evolution gibt es wenig zu mäkeln. Hier bewegt man sich insgesamt auf bekanntem Terrain, überrascht lediglich mit zwei mächtigen Rockballaden ('Vergissmeindoch' und Kafkas Träume'), die den Hörgenuss deutlich abwechslungsreicher gestalten. Sound und Produktion sind nicht überragend, jedoch absolut in Ordnung. Allerdings ist der Gesang beim Abmischen zu kurz gekommen und geht im Gesamtkontext etwas unter. Ein Fazit fällt schwer. Durch die ONKELZ-Brille betrachtet ist "III" eine Enttäuschung, objektiv gesehen jedoch ein niveauvolles, erdiges Deutschrock-Werk. Vielleicht muss man sich erst mal daran gewöhnen, dass Stephan Weidner stellenweise nach Wolfgang Niedecken klingt, wie in den ersten Zeilen von 'Vergissmeindoch'. Formuliere ich es mal positiv - wem die schnoddrige Art der Frankfurter bisher zu prollig war, der kann bei "III" bedenkenlos zuschlagen. Appetizer: 'Kafkas Träume' STRADIVARI Gesamtwertung: 7.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Operation Transformation 3:25 02. Mordballaden 4:38 03. Herz voll Stolz 4:07 04. Kampf den Kopien 3:25 05. Vergissmeindoch 5:01 06. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich 3:24 07. Kafkas Träume 5:34 08. Judas 4:28 09. Gespräche mit dem Mond 4:09 10. Lektion in Wermut 3:33 11. Lachen steckt an 3:48 12. Stirb in Schönheit 4:10 | Band Website: www.der-w.de Medium: CD Spieldauer: 49:42 Minuten VÖ: 19.10.2012 |
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