Summer Breeze Festival. Große Vorfreude, lange Anreise. Doch irgendwie schaffen wir es, pünktlich auf die Sekunde zum Interview im Pressezelt zu sein. Die gesamte Band kommt wenig später, sichtlich entspannt und gut gelaunt nach einem Auftritt, der offensichtlich gut gelaufen ist. Mit Mona und Co plaudern wir übers Summer Breeze und die Aufnahmen zum aktuellen Album
Mona: Ihr kommt also direkt aus der Steiermark? Wohnt Ihr da?
Ja. Aber Du hast ja auch steirische Wurzeln, oder? Da ist es ja in Ordnung, wenn wir im steirischen Dialekt sprechen?
Mona: Ne, eigentlich nicht, ich hab keine steirischen Wurzeln. Ich hab ja nur steirische Wurzeln mit meiner Arbeit bei Napalm [Anm: Napalm Records mit Haupsitz in Eisenerz]. Ich bin ja eine Hamburger Dirn. Wenn meine österreichischen Kollegen betrunken anfangen zu reden und schnell zu reden, verstehe ich kein Wort mehr. Auch wenn ich fünf Wochen am Stück mal da war.
Wie ist Euer Auftritt heute hier am Summer Breeze gelaufen?
Mona: War super. Ich meine, um Viertel vor zwei auf der Camel Stage, wir hatten echt mit viel weniger Leuten gerechnet, aber es war gut was los und die Leute hatten echt Bock, dass es einfach so richtig los geht mit dem Summer Breeze. Das hat man auch gemerkt. Das hat wirklich Spaß gemacht, die Leute waren cool vor der Bühne und es hat echt Spaß gemacht.
Ihr habt auch viel Laufkundschaft angezogen
Mona: Das ist schön!
Wie ist das, wenn man nur eine halbe Stunde spielt, wie kommt man da in den Gig rein?
Mona: Ja, auf jeden Fall. Wir haben schon öfter mal eine halbe Stunde gespielt auf einem Festival. Ob das jetzt eine halbe Stunde ist oder eine Dreiviertelstunde, da sind wir flexibel, da hacken wir halt ein paar Kracher rein.
Wie kommt man an so einen Auftritt?
Mona: Ich glaube, das kommt daher, dass sich das Summer Breeze auch ein bisschen öffnen will und Newcomern eine Bühne geben will. Deswegen ist die Camel Stage super dafür und es gibt einige Bands mittlerweile, die am Summer Breeze spielen und nicht Thrash oder Power Metal, sondern in den Sparten zu finden sind. So wie morgen CONAN oder gestern haben zum Beispiel MANTAR gespielt. Der Achim vom Summer Breeze macht das schon cool, dass er auch anderen Sparten eine Bühne gibt. Und dass wir mit großen Bands wie SLAYER oder SATYRICON auf einem Festivalground spielen können, ist schon klasse.
Und laufen Euch die Groupies nach?
Constantin: Noch nicht
Mona: Also ich hab keine männlichen Groupies bisher [lacht]
Bleibt ihr das restliche Festival hier?
Mona: Ja, wir bleiben bis Samstag hier und sehen uns noch ein paar Bands an. Heute Abend wollen wir uns STEAK NUMBER EIGHT ansehen. FEAR FACTORY wollte ich mit angucken und morgen ist mein absolutes Highlight CONAN. Es ist aber so einige Bands, MASTODON, SLAYER.
Jetzt gibt es Euch seit ungefähr zwei Jahren und Ihr seid bunt zusammengemischt, oder?
Mona: Ich hab bei MILLION MILES gesungen, die eher Heavy Metal gespielt haben, und auch unser Gitarrist Shi hat dort gespielt. Shi und ich haben früher viel Metal gemacht, aber mein Herz schlägt schon lange auch für Stoner, Doom, Sludge.
Constantin: Thomas hat früher bei PYOGENESIS gespielt und Thomas, Ingwer und ich haben bei einer anderen Band zusammen gespielt, so einer Stoner Band, BUFFALO HUMP. Die hat sich irgendwann aufgelöst und zu der Zeit haben sich auch MILLION MILES getrennt. Über Ingwer kam der Kontakt zustande und wir haben zusammen gefunden und fusioniert quasi.
Mona: Als sich MILLION MILES aufgelöst hatten, hatten Shi und ich 2014 ein bisschen Zeit gebraucht, um musikalisch wieder auf die Füße zu kommen, bis wir uns dann entschlossen, wieder eine Band zu gründen. Dann kam Ingwer dazu, der gemeint hat, dass er in einer Band spielt, die gerade keinen Sänger hat. Sie hatten nur eine Bassisten und Drummer und das war eigentlich genau das, was wir noch brauchten. Wir haben uns dann auf eine erste Jam Session getroffen und es war so, als hätten wir schon immer zusammen gespielt, was ein gutes Zeichen ist, wenn die Chemie von Anfang an stimmt. Man hat auch sein Zuhause gefunden mittlerweile. Ich werde oft gefragt, läuft es wieder richtig, endlich, bei HIGH FIGHTER, und ich sage, es läuft das erste Mal richtig, weil wir uns zur richtigen Zeit am richtigen Ort zusammengefunden haben. Selbst wenn es uns erst seit zwei Jahren gibt, haben wir schon eine sehr intensive Zeit miteinander verbracht.
Habt ihr mit Eurem Stil jetzt einen Konsens-Stil gefunden innerhalb der Gruppe?
Mona: Wir sind mit unterschiedlichem Background in die Band gekommen, aber wir sind alle so offen und hören auch sehr breit gefächerte Musikstile. Wir hören nicht "nur" Metal, Stoner oder Doom. Wir tragen keine Scheuklappen und es kommt auch dazu, dass wir ganz verschiedene Stile in unseren HIGH FIGHTER Sound verpacken. Wir kombinieren gerne Stile miteinander; manchmal verwirrt das Menschen, weil man gerne Musik in eine Schublade packt. Aber wir bringen auch für jeden etwas mit - ob Du nun Stoner hörst, Doom oder Blues, Sludge. Es ist für jeden irgendwie etwas dabei - so wie für uns eben auch.
Sludge, Doom ist ja nicht so kommerziell. Wo wollt ihr hin?
Mona: [lacht]Ne, wir wollen da sein, wo wir sind. Wir freuen uns über jeden einzelnen, den wir erreichen, ob das nun auch nur mit gewissen Parts ist in unserer Musik. Ich mein, nicht jeder Metal-Fan mag vielleicht den Doom, den wir auch haben. Aber ähmm, wo wollen wir hin? Wir wollen eine gute Zeit haben, wir wollen gerne viel touren. Wir haben gerade unser erstes Album rausgebracht, wir wollen gerne noch viele weitere machen und auf jeden Fall eine gute Zeit zusammen als Band haben und vor allem viel live spielen können, weil das so für uns immer die besten Momente sind. Und wir haben letztes Jahr und heuer viele Festivals gespielt, auch in Portugal das Sonic Blast, oder in der Schweiz. Wir sind auch gerade von unserer Album-Release-Tour zurückgekommen mit EARTHSHIP und MAMMOOTH STORM. Wir freuen uns aber schon, im Sommer auf Festivals sein zu können. Es ist schon schwer als kleine Band dran zu kommen, und wir freuen uns jedes Mal, weil es doch eine andere Atmosphäre ist, als in einem Club zu spielen.
Was heraussticht, ist Deine Stimme. Ist das so gewachsen oder antrainiert?
Mona: Da muss ich Dir erstmal widersprechen. Ich finde, dass alle zusammen, die Fusion, das ergeben, was heraussticht. Die Stimme ist so gewachsen, aber auch trainiert, klar. Ich bin schon lange in Bands, mit fünfzehn habe ich in meiner ersten Metal-Band gesungen und da macht man sich die Stimme auch schon mal kaputt und dann lernt man, wie man sie sich nicht kaputt macht. Man hat natürlich auch bestimmte Techniken, die ich nutze, um alle Facetten raus zu bekommen. Meine Stimme ist ja generell ein bisschen rauer und setze das auch gerne ein. Ich hätte gerne noch eine Stunde länger singen können, und das muss man auch, wenn man auf Tour ist.
Ihr sagt von Euch, dass Ihr eine "Do It Yourself"-Band seid. Wie kann man das verstehen?
Mona: Dass wir alles selber machen. Wir haben zwar ein Label, Svart Records, das unser Album rausgebracht hat, aber wir sind eine sehr glückliche "Do It Yourself"-Band. Wir machen unser Booking selbst, wir machen unsere Promo selber, wir machen unsere Grafiksachen selber, Internetseite. Wir haben unser Video zu 'Blinders' selber gedreht, wir hatten kein Kamerateam oder irgendwas, Constantin hat es aus dem Kofferraum meines Autos gefilmt. Uns macht es halt unfassbar viel Spaß, unsere Kreativität mit rein zu bringen; wir haben da kein Team hinter uns und auch keinen Manager, der uns sagt, was wir zu machen haben.
Constantin: Wir geben eben nicht so viel ab. Wir haben zwar das Artwork für das Album von einem Künstler machen lassen, aber wir machen halt alles selber, soweit es eben geht.
Mona: Das musst Du heutzutage! Es gibt so viele Bands heutzutage und wenn ich drüber nachdenke, regt es mich fast ein bisschen auf, weil oft kleine Bands, die aus dem Underground kommen, fragen, "warum spielt ihr so viel live, weil wir sind immer noch auf der Suche nach einem Booker". Wir haben noch nie mit einem Booker zusammen gearbeitet, sind aber in den letzten zwei Jahren ziemlich viel durch Europa getingelt, weil wir uns alle ransetzen, jeder Ideen reinbringt und Kontakte knüpft und sich eben sehr stark engagiert. Und es gibt eben Bands, die sind der Meinung, sie können nicht live spielen, weil sie keinen Booker haben. Oder sie können nichts rausbringen, weil sie kein Label haben. Das stimmt nicht, das kann man alles wunderbar auch selber machen. Es ist natürlich schön, wenn man einen Booker hat und Leute, die einem die Arbeit abnehmen, aber es ist einfach nicht wahr, dass Du nicht voran kommst, wenn Du das nicht selber machst. Das ist Quatsch. Wir waren auch überrascht, welche großen Magazine auch über kleine Bands berichten, wie zum Beispiel der Metal Hammer und auch bei Bleeding4Metal berichtet über kleine Bands. Entweder man sucht sich einen Promoter oder setzt sich an den Computer und recherchiert sich durch die Metal-Welt und sammelt sich Kontakte zusammen, an die man dann die Promo rausschickt, viele machen das heut ja digital. Wir haben viel rausgeschickt, mit nichts gerechnet, aber dann doch viel rein bekommen, was uns sehr gefreut hat.
Ihr sagt auch, dass Ihr das Album live eingespielt habt.
Constantin: Nicht komplett, aber die Grundstruktur wurde instrumental komplett live eingespielt.
Mona: Normalerweise gehst Du heute ins Studio und nimmst zuerst das Schlagzeug auf, dann kommt der Bass drüber, dann die Gitarre und der Gesang. Bei uns standen alle instrumental in einem Raum und haben den Song von vorne bis hinten durchgespielt, in One Takes eben; klar kamen dann noch Gitarrensoli, die man drüber spielen musste, und der Gesang kam extra drauf. Aber wir haben uns eben wieder etwas an das alte Schema aus den Siebzigern herangewagt wie BLACK SABBATH.
Thomas: Wenn Du die Songs live einspielst, sind sie lebendiger, Du kannst am Schlag schon mal das Tempo rausnehmen oder wieder anziehen und die ganze Band zieht das mit. Das schafft schon eine eigene Dynamik.
Mona: Für mich hat das auch mehr Charakter und Seele. Ich bin nicht mehr so der Fan von sterilen Überproduktionen. Das hat dann auch mal Ecken und Kanten, aber das ist dann auch ok. Als wir uns kennen gelernt hatten, haben vor schon sehr viele unserer Songs im Proberaum gejammt und haben schon die erste EP komplett live eingespielt in unserem Proberaum damals an einem Wochenende. Und dann war es für uns auch klar, dass wir unser Album live aufnehmen. Das bringt die Seele, den Charakter und die Dynamik rein.
Thomas: Wenn wir zusammen spielen, gehen wir immer vor und zurück und spielen alles immer wieder. Wenn Du das Track by Track machst, funktioniert das einfach nicht. Man muss sich schon sehen dabei und auch fühlen. Man kann dann auch Parts ziehen, ein bisschen langsamer werden, und dann wieder ein bisschen schneller werden. Das gehört dazu, wenn man zusammen spielt. Wir haben auch ohne Click gespielt.
Shi: Wir brauchen etwa fünf bis zehn Takes bis die Aufnahme steht. Das hängt auch davon ab, welcher Stelle des Tags es ist. Am Anfang ist es schlechter.
Habt auch schon wieder ein neues Album in der Mache?
Constantin: Wir sind gerade dabei und fangen wieder an. Wir haben noch keine kompletten neuen Songs fertig, sondern sammeln Ideen, basteln und jammen ein bisschen herum. Stilistisch geht es auch ein wenig in eine andere Richtung, oder es entwickelt sich weiter, was wir ja auch wollen. Es kommt wieder ein neuer Einfluss dazu. Ob es im Endeffekt ganz anders wird, weiß man noch nicht, aber es ist auf jeden Fall nicht so, dass wir das gleiche Album ein zweites Mal machen.
Mona: Wir bleiben uns natürlich treu und es wird nicht so sein, dass wir auf dem nächsten Album Power Metal spielen [Gelächter], aber man entwickelt sich auch als Band weiter und das ist das Interessante bei uns. Und wir lassen alles zu, was wir selber cool finden. Aber jetzt wollen wir erstmal auch viel live spielen.
Dann wünsche ich Euch noch viel Erfolg live und mit dem kommenden Album und bedanke mich für das Interview!
Mona: Danke auch an Euch!
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