Summer Breeze Open Air 2005

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Take off: 18.08.2005 - Review (13608 mal gelesen)

Intro

Nach dem total verregneten 2004er Summerbreeze sagten wir uns: neues Spiel, neues Glück! Während man fast 2 komplette Tage bei geilem Hochsommerwetter die Abtsgmündener Party des Jahres genoss, kam dann doch zwischen den Bands die unheilvolle Ansage der Veranstalter: "Erhebliche Niederschläge mit Sturmböen, auch Hagel möglich! Sichert eure Zelte.". Ganz so schlimm wurd's dann zum Glück doch nicht, aber Abtsgmünd wäre nicht Abtsgmünd, wenn es die tiefen Regenwolken nicht wieder in seinem Waldtrichter gefangen hätte, so dass sie sich dort stundenlang ausregnen. Aber was soll's - Metaller können höchstens rosten, und trotz des wiederholten Schlammchaos auf dem Campingplatz war das Breeze aufgrund eines grandiosen Lineups hervorragend, und der Regen verlagerte sich gottseidank zu großen Teilen auf die Nachtstunden.

Habt ihr alle ein kühles Gerstengetränk in Reichweite? Dann los - viel Spass bei unseren Summerbreeze-Impressionen 2005!


Wegweiser

Live-Reviews

Donnerstag Freitag Samstag
MIDNATTSOL
FINAL BREATH
BORN FROM PAIN
ANOREXIA NERVOSA
THE BONES
IMPIOUS
PINK CREAM 69
MACABRE
SCHANDMAUL
GOD DETHRONED
THERION
EKTOMORF
AMON AMARTH
HAGGARD
POWERWOLF
MAROON
KORPIKLAANI
ABORTED
KORODED
NOCTE OBDUCTA
KRISIUN
SKINDRED
EMIL BULLS
NORTHER
DIE APOKALYPTISCHEN REITER
BEHEMOTH
DARK TRANQUILLITY
ATROCITY
OPETH
THE EXPLOITED
IN EXTREMO
WINTERSUN
BARCODE
SUIDAKRA
DRACONIAN
ENTHRONED
LACRIMAS PROFUNDERE
ENDSTILLE
ORPHANED LAND
DISBELIEF
CALIBAN
THE VISION BLEAK
SUCH A SURGE
SYMPHORCE
SUBWAY TO SALLY
END OF GREEN
J.B.O.
TRISTANIA
LACUNA COIL
PAIN

Bonus

Impressionen und Besucherstimmen

Interview mit Achim Ostertag (Veranstalter)

Interview mit Stefan Zimmermann ("Jesus..."-Plakatträger)

Fazit

Bilanz dreier ereignisreicher Tage




Live Reviews

Donnerstag

MIDNATTSOL

Als Opener des ersten Tages hat man schon schwere Karten, und vielleicht waren MIDNATTSOL etwas fehlplatziert an dieser Stelle - eine Band, die gleich ordentlich mitreißt ist vielleicht für diesen Posten eher geeignet. Mit MIDNATTSOL hat man aber eher einen plätschernden skandinavischen Bach auf die Bühne gestellt, der einem die Beine umspült: ganz nett um mal reinzuhören, aber jedenfalls nicht mitreißend. Verbessert wurde der Auftritt nicht gerade durch das eher ein bisschen alberne Gefuchtel von Frontfrau Carmen Espanaes und die etwas eindimensionalen Songstrukturen. Man kann hoffen, dass sie sich vielleicht noch ein wenig bessern und beweisen, dass sie nicht nur wegen gewisser verwandschaftlicher Verhältnisse zu diesem Senkrechtstart gekommen sind.
[Lestat]

ANOREXIA NERVOSA

In Frankreich ist alles anders. Das Essen ist anders, die Politik ist anders, und vor allem sind die Menschen anders. So stieß ich dann im Rahmen der Vorbereitungen auf diese Kapelle, die mir von CD wie eine nette CRADLE OF FILTH Kopie vorkam. Streckenweise klang die grelle Raserei nicht uninteressant, also war ich gespannt auf die Live-Qualitäten. Huchmampf! Ich hatte böse, angepinselte Kerle erwartet. Dass aber der Sänger, der auf den extrem schwarzmetallischen Namen "Rose" hört und ernsthaft MÖTLEY CRÜE zu seinen Faves zählt, aussieht wie ein bleicher Glamrocker, davor hätte man mich warnen sollen. Lederhose aus dem VILLAGE PEOPLE Sortiment mit süßen Schlüsselkettchen, Zip-Hemdchen und tuffigen Handschuhen mag im Land der Baguettes vielleicht noch als Metal durchgehen, aber der Rest der Welt ist da irgendwie weiter. Schlechte Voraussetzungen für einen Black Metal Auftritt zur Tageszeit, und angesichts des recht diffusen Sounds waren leider auch keine sonderlichen Highlights an Songs auszumachen. Nichtsdestotrotz hatte die Band ihre Fanschar, die gemessen an der Tageszeit schon recht stark bestückt vor der Bühne drängelte.
[Opa Steve]

THE BONES

THE BONES waren die erste Band, die ich mir auf dem Festival angesehen habe. Von dem flockigen Punk- und Suffrock ist leider nicht wirklich viel haften geblieben, was darauf schließen lässt, dass sich meine Begeisterungsstürme in engen Grenzen hielten. Meiner Meinung nach hätte man die Main-Stage zu diesem Zeitpunkt besser besetzen können.
[Devin-Addict]

IMPIOUS

Holla die Waldfee! Thrash as thrash can! Sollte sich hier eine Kapelle auftun, die die gigantische Lücke der obergenialen THE CROWN etwas füllen könnte? Die Schweden starteten mit Pulp Fiction Intro in eine der geilsten Metal-Parties auf dem ganzen Breeze. Eine Riffbreitseite nach der anderen wurde ins Publikum abgefeuert, welches auch dementsprechend abging. So verwundert es nicht, dass man sich noch Tage nach dem Breeze über die "Neuentdeckung" IMPIOUS unterhielt. Dabei haben die Jungs schon auf CD eine fantastische Figur gemacht. Die Riffs sind einfach Killer, und wie sie mit ihrer Cover-MCD bewiesen haben, dass sie auch Partylaune-Songs auf ihre Art und Weise veredeln können, so durften sie dies auch auf dem Breeze live unterstreichen. Ich hätte mir gewünscht, dass diese Kapelle die doppelte Spielzeit bekommen würde, aber vielleicht steigt ihr Bekanntheitsgrad nach dem aktuellen Knalleralbum "Hellucinate" ja etwas an, so dass wir sie nächstes Jahr in größerer Verpackung genießen dürfen.
[Opa Steve]

PINK CREAM 69

Eine der drei Bands bei denen man sich fragt, warum sie, um alles in der Welt, auf's Breeze geholt wurden. Sicher, so ne Portion Hard Rock kann manchmal schon ganz gut tun. Und wie ich feststellen konnte, ist es durchaus chillig sich in den Schatten zu flacken um diese Band zu genießen. Aber so wirklich gerockt haben sie nicht und das konnte man auch ganz klar an den nicht vorhandenen Publikumsmassen ausmachen, die vor der Bühne standen. Zwar sagte ihr Frontmann, dass es gar nicht so schlimm sei, wie er es sich vorgestellt hatte, aber ich habe mich gefragt, was er denn dann für Horrorszenarien im Kopf hatte, wenn er das gar nich so übel fand. Nun gut, sie haben hörbare Musik von sich gegeben und der Sound war in Ordnung. Insofern kann man sie als Pausenunterhaltung (wenn man böse ist: Pausenclown) springen lassen, vielmehr aber auch nicht.
[Lestat]

MACABRE

Das Dreiergespann aus Amiland bot einen sehr abgefahrenen Gig. Zunächst war für den unbescholtenen Hörer gar nicht ersichtlich, was von einem Sänger/Gitarrist, der mit Latzhose, Flying V und Headset bewaffnet die Bretter betrat, und einem lässig-gelangweilt wirkenden Wikingertyp am Tiefton-Sechssaiter, zu erwarten sei. Was folgte war ein Stück ordentlichen Krachs, der teilweise mit Black-Metal-Anleihen gespickt war und eher wie eine (gute) Comedy-Show wirkte. Allerdings lebte man mit der ständigen Angst, dass die Show plötzlich durch das drölfundächtzigmal geflickte Gitarrenkabel, welches aus der Flying-V baumelte, beendet werden könnte... MACABRE hatten es sich zur Aufgabe gemacht, jedes einzelne Lied des Sets über Massenmörder, bevorzugt Deutsche wie z.B. Fritz Haarmann und Peter Kürten, zu trällern. Die entsprechenden Ansagen waren immer recht ausschweifend und viele Lacher wert (Amis, die was von "Leberwurst" erzählen, sind metal!) Ein musikalisch brauchbarer Gig, der richtig schön aufgelockert hat. Es ist m.E. allerdings nicht davon auszugehen, dass diese Band eines Tages die Mainstage als Headliner entern wird. Eine runde spassige Angelegenheit.
[Devin-Addict]

THERION

Genial. Viel mehr bleibt nicht zu sagen. Wenn man den Platz ganz vorne vor den Subwoofern aufgegeben hat und weiter nach hinten ging hatte man sogar einen guten Sound. Als eine der ganz wenigen Bands setzten THERION auf einen kleinen Live-Chor und griffen dabei nicht wie TRISTANIA oder SIRENIA auf Unmengen von Tonbandmaterial zurück - obgleich auch THERION hin und wieder kleinere Einspielungen machen mussten. Und zu diesem Chor sei noch hinzuzufügen, dass alle 4 Mitglieder (ein Mann, drei Frauen) erstens stilecht gekleidet und geschminkt waren und zweitens auch ihre Körper sprechen ließen. Soll heißen: es waren gewisse "choreografierte" (wenn man dem relativ kleinen Rahmen schon von Choerografie sprechen kann) Bewegungen drin, so dass die vier Guten nicht nur ein tolles Pappkameradenkabinett abgaben, sondern irgendwie in die Bühnenpräsenz integriert wurden - und das, ohne groß kitschig zu wirken - meiner Meinung nach zumindest. Für mich einer der Höhepunkte des Festivals.
[Lestat]

EKTOMORF

Die Ungarn betraten gegen 21:15 die Bühne. Beste Auftrittszeit, was sich auch in den Scharen vor der Pain-Stage niederschlug. Die Anhängerzahl scheint in den letzten Jahren stetig gewachsen, so ist es nicht verwunderlich, dass die Band mit begeisterten "EKTOMORF"-Rufen gefeiert wurde - und zwar mit Recht, wie sich zeigte. In Sachen Auftrittsicherheit und spielerischem Können haben die Jungs gehörig an Erfahrung zugelegt und umgesetzt. Man sah ihnen den Spaß förmlich an, den sie beim Spielen hatten. Sie spendeten verdammt viel Energie, bekamen es vom Publikum allerdings auch zurück. Lediglich der Gesamtsound ließ (zumindest an meiner Position) zu wünschen übrig, was die Menge aber gelassen sah und bis zum letzten Song ausharrte. Letztendlich war es ein sehr ordentlicher Gig, der auch im frühen Abendprogramm auf der Main-Stage Lorbeeren eingefahren hätte. Die präsentierten Songs waren durch die Bank angebracht und haben riesig gerockt. Auch die letzten Zweifler sollten nach dieser Show begriffen haben, dass EKTOMORF sich zu einer festen Größe etabliert haben und Anerkennung verdienen. Also: Nächstes Jahr bitte Soundmann austauschen und ab auf die Main-Stage.
[Devin-Addict]

AMON AMARTH

AMON AMARTH waren vor zwei Jahren schon einmal auf dem Breeze. Das war ungefähr die Zeit, als sie den Megaknaller 'Death In Fire' auf Videorotation schickten. Tja, und nun schreiben wir Jahr Zwei nach diesem Song, und schon sitzen die Schweden auf der verdienten Headliner-Position. Ihr lässig runtergeknüppelter Viking-Death ist prinzipiell erst einmal recht unspektakulär. Midtempo regiert alle Songs und die Abwechselung ist nicht sonderlich hoch - wenn da nicht diese irren Melodien wären, und mit Johan Hegg ein Tier von Frontmann die Massen dirigieren würde. Seine felserschütternde Stimme und seine imposante Erscheinung ziehen live jeden Zuschauer sofort in den Bann. Jeder Song wird zur Hymne, jede Note zu einem Schluck Met. Mit gigantischem Trinkhorn an seiner Seite zieht Urviech Johan alle Register seines Könnens, und sein brutales Organ übertönt locker die eine oder andere Spielschwäche der Gitarren oder Timingprobleme der Drums. So richtig übel nehmen tut ihnen dies niemand, denn hier wird nicht über filigrane Spieltechniken oder Musiktheorie gefachsimpelt, sondern einfach höllisch gerockt. Das sehr bangfreundliche Tempo des Quintetts sorgt für dauerkreisende Matten zum Material der letzten beiden Scheiben - und es ist eine selbstverständlichkeit, dass besagter Megahit 'Death In Fire' einen würdigen Gig beendet.
[Opa Steve]

HAGGARD

Ich habe mich gefragt, als ich HAGGARD angekündigt sah: Wie wollen die 16 Leute auf der Pain-Stage unterbringen? Und sie haben es geschafft - dicht an dicht, aber es waren alle da. Schon fast "Wetten Dass...?" reif! Prinzipiell war der Sound bei Haggard recht gut und dank einiger Kerzen auf der Bühne und einer sonst eher zurückhaltenden Lichtshow konnten sie auch jede Menge an Atmosphäre entfalten, was das Publikum auch dankte. Einzig die manchmal eher einen Tick zu leisen und in meinen Augen zu saftlosen Stimmen der Sängerinnen stellten einen Qualitätsverlust dar - und dass sie Haggard am Ende mitten im Lied den Saft abgedreht haben obwohl nur noch 30 Sekunden des Liedes zu spielen waren! Sowas muss doch nun echt nicht sein!
[Lestat]

Freitag

KORPIKLAANI

Yey! Das ist der Stoff, den man zum Aufwachen braucht. Einfach eine Ladung skandinavischen Happy Folk Metal reinknallen und das alles läuft schon wieder viel besser. Die Stimmung war für die Uhrzeit schon ganz ordentlich und die Jungs einfach lustig. Ihr Elchgeweih am Mikrofonständer und der Gartenzaun in der Bühnendeko sprechen für sich. Und auch die für eine Metalband eher unübliche Besetzung: Gitarre, Bass, Schlagzeug, Geige und Akkordeon! Es ist einfach immer wieder schön zu sehen, dass es Bands gibt, die durch Extravaganz überzeugen können.
[Lestat]

KRISIUN

KRISIUN habe ich vor etlichen Jahren schon mal live erleben können. Das war die Anfangszeit, in der aus diesem brasilianischen Trio ein echter Hype gemacht wurde. Ja, sie waren schnell, aber was die jungen Kerle geboten haben, hatte für meine Begriffe etwas wenig Reife. Gespannt war ich also, was in den vergangenen Jahren aus dieser Combo entstanden sein würde. Und ja, sie haben ihre Reife erlangt! Sie sind immer noch schnell, aber älter und gefestigter, und beweisen ein Händchen für echte Killerriffs. Ihre Fuck-Off-Ansagen an Rockstars und Kritiker, die der Band vorwerfen, sie sei "zu extrem, zu schnell, und zu langweilig" kamen angesichts des gnadenlosen Riff-Feuerwerks glaubwürdig und authentisch rüber. Der Drummer gönnte sich zwischen den ultraschnellen Songs keine Pause und legte sogar noch ein kurzes Solo ein. KRISIUN kamen wie ein Sturm, machten mit 3 Mann Radau für 12, und hinterließen kein gewaltiges, aber dennoch sehr glückliches Mainstage-Publikum. Nach diesem geilen Gig fragte ich mich immer wieder, warum man eigentlich noch SLAYER braucht, wenn man KRISIUN haben kann.
[Opa Steve]

EMIL BULLS

Meine Erwartungen an EMIL BULLS waren eher gebremst, da das neue Album "Southern Comfort" doch eher zum Nu-Rock als zum Metal tendiert. Gewagt war das Engangement allemal, da die Bullen aus Bayern auf alle Fälle eher in der modernen Ecke anzusiedeln sind und immer wieder Drumloops und Sprechgesang von sich hören lassen. Am Ende hat mich aber ihr Auftritt voll und ganz von den Socken gehauen: Von der Zahmheit auf CD war nichts mehr zu spüren - der Sound hat gedrückt und die Gitarren gebrettert. Und das anfangs eher skeptische Publikum ist nach und nach auch aufgetaut und wurde spätestens mit dem Cover der 'Symphony Of Destruction" warm mit der Band und eröffnete - auch wenn eher zaghafte - Moshpits. Bleibt zu hoffen, dass EMIL BULLS es endlich schaffen Fuß zu fassen.
[Lestat]

NORTHER

Ich war auf NORTHER mit Vergleichen in Richtung ENSIFERUM vorbereitet worden - stimmt doch immerhin der Sänger überein. Eine wirkliche Verwandtschaft im Liedgut konnte ich nun nicht feststellen. Auch muss ich sagen, dass ENSIFERUM irgendwo mehr rocken - was vielleicht aber an dem absolut miserablen Sound bei Norther gehangen haben könnte. Zu Anfang war gar kein Bass zu hören, irgendwann nach ein oder zwei Liedern kam er dann langsam dazu. Aber bis zum Ende kam einfach kein Druck rüber, hat der Sound auf mich eher lasch gewirkt. Auch ansonsten würde ich die Musik eher ins Fach "ganz nett" stecken - vom Hocker konnten sie weder mich noch einen ziemlichen Teil des Publikums reißen.
[Lestat]

DIE APOKALYPTISCHEN REITER

Ich weiß nicht, wie oft ich die Reiter schon live gesehen hab (2-3x), aber jedes Mal überraschen sie mich auf's Neue! Zum ersten Mal an diesem Tag wurde es vor der Main Stage so richtig voll. Auch wenn der Gesang anfangs viel zu leise war, kam doch sofort eine klasse Stimmung auf. Wie eigentlich bei jedem REITER-Konzert. Fuchs, Sänger und Sympathieträger der Band, schaffte es gleich, die Massen mitzureißen. Beim 2. Song 'Iron Fist' tat sich dann plötzlich was auf der Bühne: eine Hüpfburg wurde aufgeblasen, was auch gleich zu einigen verwunderten Blicken im Publikum führte. Mit 'Reiter Mania' gab's dann als nächstes das volle Brett und Crowdsurfer schwebten zur Bühne! Bei 'Kleiner Wicht' wurde dann das Geheimnis der Hüpfburg gelichtet. Auf der Bühne erschien wie durch Zauberei eine Schar auserwählter Menschlein, die lustig auf dem überdimensionalen Spielzeug die Sau rauslassen durften. Was für ein Gaudi - auch für die Zuschauer am Boden. Sah man doch bei einem der Herren im Schottenrock, dass diese wirklich nichts drunter tragen... Die Songauswahl an diesem Tag war wieder mal vom Feinsten. Bei 'Die Sonne scheint', das natürlich lauthals vom Publikum mitgegrölt wurde (vielleicht in der Hoffnung, die helle Scheibe doch wieder herauszulocken... was aber dann doch nicht geklappt hat), gab's sogar eine Drumeinlage. Zunächst trommelten alle Bandmitglieder zusammen auf eigenen Schlaginstrumenten, und anschließend legte Sir G. noch ein geiles Drumsolo hin. Bei 'We will never die' zeigten sich die Mannen auf der Bühne sogar sportlich und bildeten zum Abschluss eine kleine Menschenpyramide. Und weil das Publikum ihre REITER (zu Recht) so frenetisch bejubelte, wurde es mit einer auf einem Festival absoluten Rarität belohnt: es gab eine Zugabe!! Bei 'Dschinghis Khan' wachten dann auch die letzten, die noch ihren Rausch vom Vortage ausschliefen, auf und brüllten lauthals mit. Ein gelungener Auftritt, der vor allen Dingen Spaß bereitet und wieder mal gezeigt hat, dass Metal nicht unbedingt bierernst sein muss.
[Krümel]

BEHEMOTH

BEHEMOTH arbeiten seit über einem Jahrzehnt an einem soliden internationalen Posten neben dem allseits bekannten Polen-Export VADER. Dass sie sich mit ihrem mörderischem Geballer hinter diesen nicht verstecken müssen, hat auch mal wieder dieser Gig gezeigt. Unbeeindruckt von der Tageszeit ballern die Jungs ihre mörderischen Granaten ins Publikum, welches es ihnen durch meterlange mattenschüttelnde Reihen dankt. Im Gegensatz zu ANOREXIA NERVOSA verstehen es BEHEMOTH, eine wirkliche Black-Metal-Atmosphäre aufkommen zu lassen. Wie Zombies aus einem Endzeitfilm stand die Band tight zusammen, Spikes, Schminke und sonstiges martialisches Outfit passte selbstverständlich wie die Faust auf's Auge. Cool!
[Opa Steve]

DARK TRANQUILLITY

Dass die melodischen Deather DARK TRANQUILLITY noch vor ATROCITY und OPETH spielen mussten, fand ich ja garnicht nett. Denn meiner Meinung nach hätten die Schweden nach dem großen Erfolg des Superalbums "Character" einen weitaus besseren Platz im Abendprogramm haben müssen! Vielleicht war der frühe Line-Up Platz auch der Grund dafür, dass der Sound insgesamt bei dem Auftritt nicht so berauschend klang. Es ist oft so, dass erst bei den "richtigen" Headlinern der Sound besser wird. Gerade bei so Überstücken wie 'My negation' merkte man doch sehr den Unterschied zum Klang auf der CD. Dort hört es sich definitiv besser an. Schade eigentlich! Dafür gab's aber jede Menge zum Hin-Gucken. Einerseits war die Lightshow prima mit den blau und weiß Tönen, auch wenn es noch ein bisschen zu hell dafür war. Zum Anderen sind die Dreadlocks von Martin Henriksson (Gitarre), die wirklich bis zum Hintern reichten, doch sehr imposant. Etwas lustig anzuschauen war allerdings das rot-schwarze Shirt des anderen Gitarristen Martin Henriksson: erinnerte er mich doch stark an einen Marienkäfer... nix für ungut. Neben den bekannten neueren Nummern, wie 'Lost to Apathy' oder dem eben erwähnten 'My negation', wurden auch Songs von den älteren Alben gespielt. Z.B. hat mich die Live-Version von 'Leviathan' sehr überzeugen können! Als letztes Sahnehäppchen bekam die werte Zuhörerschaft dann 'Final Resistance' präsentiert. Der imposante Auftritt, der vorallem auch durch Sänger Mikael Stanne geprägt war, wurde insgesamt durch eine Super-Stimmung im Publikum belohnt. Für mich das Highlight am Freitagabend! Hätten von mir aus wirklich Mit-Headliner sein können.
[Krümel]

ATROCITY

Krulle (nebst Ehefrau Liv Kristin) und seine Mannen erstürmten die Painstage und die Erwartungen waren allgemein recht hoch. Der Platz vor der Stage war gut gefüllt, als Alex seine ersten Worte ins Mikro am gigantischen, sonderangefertigten ATROCITY- Mikroständer brüllte. Der Sound war nicht überwältigend; insbesondere Liv Kristins Stimme hämmerte teilweise wie mit fiesen Nadeln auf's Trommelfell ein. Dafür stimmte das Optische, als Alex wie ein Berserker mehrfach seine Megamatte kreisen ließ. Die Songauswahl erstreckte sich, zumindest anfänglich, überwiegend auf die neuere Schaffensphase, was meines Erachtens ziemlich schade war. Ein Knaller von "Willenskraft" zu diesem Zeitpunkt, hätte die Sache m.E. mehr belebt. Dem Gros der Menge schien es trotzdem zu gefallen. Nach dem großen 'Shout'-Finale, an denen sich die Fans riesig beteiligten, gingen viele Gesichter von dannen, aus denen ein eindeutiger Eindruck nicht wirklich ablesbar war. ATROCITY wären sicherlich in der Lage gewesen, wesentlich mehr aus der Show herauszuholen. Ich persönlich hatte mir mehr erhofft.
[Devin-Addict]

OPETH

Die Mannschaft um Mikael Akerfeld (verstärkt durch den aktuellen BLOODBATH-Fellgerber Martin Axenrot, der den erkrankten Martin Lopez mehr als würdig vertrat) kam, sah und rockte in gewohnt kühler Manier und Präzision. Mit 'Deliverance' eröffneten die Jungs eine perfekte Show. Der Sound drückte mächtig nach vorne und jeder der detailgetreu umgesetzten Songs wurde durch die Audienz richtig gefeiert. Das aus wenigen Titeln bestehende Set (bei Ü-10 Minuten-Songs verständlich) führte durch einige Schaffensphasen der Schweden. Kracher von "Deliverance", "Black Water Park", sowie aktuelles "Ghost Reveries"-Material wurden berücksichtigt, wie auch, fast schon entschuldigend angekündigt, ein Song der spaltenden "Damnation"-Scheibe. Leider scheiterte Akerfelds Versuch, durch Ansingen eines Songs eine Art Metal-Quiz zu starten, ziemlich kläglich. Nicht tragisch, es wurde einfach weiter darüber hinweggefegt. Eine perfekte Show. Es ist jedem dringend anzuraten, sich die Schweden bei der kommenden Club-Tour live ins Hirn zu meisseln.
[Devin-Addict]

THE EXPLOITED

Britische Punk-Assis auf einer deutschen Metal-Festivalbühne. Das ist zwar heute kein Novum mehr, aber wäre vor 25 Jahren noch undenkbar gewesen, als Punk und Metal noch sauber getrennt waren, und THE EXPLOITED das Licht der Welt erblickten. Heute ist aber alles anders, und THE EXPLOITED wildern mehr denn je in schwermetallischen Gefilden. So wundert es auch niemanden der jüngeren Festivalbesucher, dass Wattie - selbst recht fit für sein Alter und seinen Lebensstil - von zwei agilen Langhaarigen Klampfern unterstützt wird, die allerdings selbst so jung sind, dass sie meiner Meinung nach die Urzeiten von THE EXPLOITED nicht bewusst erlebt haben dürften. Die beiden Riffschläger machten allerdings gehörig Dampf und gingen gut zu den Knüppelsongs ab. Getrübt wurde der EXPLOITED-Auftritt allerdings durch einen merkwürdigen Hampelmann, der auf einmal auf der Bühne stand und um Wattie rumtanzte und pogen wollte, bis ihn dieser - völlig asi - in den Fotograben schmiss. Entgegen erster Gerüchte ist zwar weder dem Typ noch der Fotografin, auf die er fiel, Ernsteres passiert, aber hierfür gibt's auf jeden Fall einen Arschloch-Punkt. Es bleibt die Frage offen, warum die Stage-Security nicht rechtzeitig eingriff und so die Sache eskalieren ließ. Schwerpunkt der EPLOITED-Darbietung war natürlich das "Fuck The System"-Album, aber alte Recken im Publikum erfreuten sich an uralten Gassenhauern wie 'Troops Of Tomorrow', 'Punk's Not Dead' (diesen Song mit Doublebass zu genießen hätte sich damals auch niemand vorstellen können) oder auch 'Sex & Violence'. Beim alten Knaller 'Fuck The USA' stand auf einmal Schmier von DESTRUCTION auf der Bühne, der mit schwarzem Haar im Zwielicht erst auf den zweiten Blick erkannt werden konnte, und stimmte mit Wattie das in diesen Zeiten garantiert nicht unpopuläre Stück ein.
[Opa Steve]

IN EXTREMO

IN EXTREMO sind für mich ein Beispiel, wie eine Band abstürzen kann, wieso auch immer. Was In EXTREMO früher zum großen Kino gemacht hat, war dieses Leben des Mittelalters auf Bühne und CD. Inzwischen ist das MIttelalter auf der Bühne und bei den Instrumenten nur noch Show - und die Texte drehen sich meist um allzu gegenwärtige Dinge. Und das nimmt einfach den Reiz für mich raus, auch live, da leider viel zu wenig altes Liedgut dargeboten wurde. Es wurden keine 'Merseburger Zaubersprüche' zum besten gegeben und auch kein 'Herr Mannelig'. Mich hat's gestört, die meisten anderen aber anscheinend nicht: die Stimmung im Publikum war gigantisch und die meisten waren voll dabei beim abfeiern. Positiv zu erwähnen wären allerdings die präsentierten Lieder 'Vollmond' und 'Spielmannsfluch' - in meinen Augen so ziemlich die Highlights des Gigs.
[Lestat]

WINTERSUN

Einer der Hauptgründe, wenn nicht gar der Hauptgrund, auf das Summerbreeze zu fahren. Die Vorlage auf CD war extrem genial und ich wollte einfach sehen, ob das auch so umgesetzt wurde. Und die Angst vor Enttäuschung war völlig unbegründet - dieser Auftritt war einer der absoluten Überauftritte diesen Jahres. Die Massen standen noch bis ganz hinten und waren begeistert dabei, und das bei der letzten Show des zweiten Tages. Der Sound war gut, die CD gut umgesetzt und die Band anscheinend ob des Erfolgs einfach nur überwältigt. Schade, dass sie zu früh aufgehört haben und nicht alle Zeit zum Spielen genutzt haben. Auf jeden Fall bleibt zu hoffen, dass Jaari am Ball bleibt.
[Lestat]

Samstag

ENTHRONED

Aus dem belgischen Underground auf's Breeze. Enthroned sind schon lange im Geschäft, aber konnten sich nie den großen Namen einspielen, den sie eigentlich verdient hätten. Mittlerweile bei Napalm Records angekommen müssen sie sich immer noch an ihrem Überalbum "The Apocalypse Manifesto" messen, welches für beispiellos rasenden und grellen Black Metal steht. Genau diesen bekam auch das Abtsgmündener Publikum geboten. Pfeilschnelle Riffs, grelle Distortion-Sounds, Wahnsinnsdrumming. Die Band trat so auf's Gaspedal, dass streckenweise das Timing beinahe auf der Strecke blieb. Ihr Ur-Debüt "Scared By Darkwings" wurde zur Freude aller wahren Underground-Fans ausgegraben, und bei 'Vortex Of Confusion' wunderte sich manch vorbeilaufender Besucher über den balladesken Anfang, bevor das nächste Gewitter aus dem Nachbarland aus den Boxen schepperte. Großes Kino, und eine der interessantesten extremen Bands Europas.
[Opa Steve]

LACRIMAS PROFUNDERE

Trotz des mittlerweile anhaltenden Regens wollte ich mir LACRIMAS PROFUNDERE unbedingt anschauen. Nachdem der derzeit auf allen Video-Kanälen laufende Song 'Amber Girl' wohl allgemein großen Anklang findet, war ich gespannt, was die Band noch so zu bieten hat. Schließlich waren LACRIMAS bereits mit PARADISE LOST auf Tour... Nun das mystische Keyboard-Intro mit einer überraschenden Pyro-Einlage ließ dann auch Positives erhoffen. Zumal durch die düstere Stimmung wegen des Regens dieser Effekt richtig gut kam. Nach dem Knall enterte die Band um Fronter Christopher Schmid, der in seinem Aussehen stark an einen gewissen Ville erinnerte, die Bühne. Tja, leider war ich gleich bei den ersten Tönen des Sängers sehr enttäuscht. Nicht nur im Aussehen, auch in der Stimme konnte man eine klare Kopie des HIM-Sängers erkennen. Leider eine nicht sehr originelle Kopie mit live-Schwächen.Da konnte auch 'Amber Girl' nichts mehr retten. Kommentar auf dem Gelände: "HIM für Kassenpatienten". Da dann auch noch der Dauerregen an Stärke zunahm, verließen viele Leute des ohnehin dünn besetzten Publikums ihren Platz vor der Main Stage und retteten sich in trockenere Gefilde.
[Krümel]

ORPHANED LAND

Ein absolutes Highlight!!! Jetzt weiß ich, dass Israel den totalen Metal hat. Ein anspruchsvolles Set, welches durch die Musiker prima rübergebracht wurde und nicht nur durch die wenigen anwesenden Israelis gewürdigt wurde. Beim Publikum wandelte sich die anfängliche Skepsis recht schnell in Begeisterung. Orientalisch angehauchter Metal mag vielleicht nicht jedermanns Sache sein, beim Breeze jedenfalls konnten ORPHANED LAND verdammt gut überzeugen. Der Kontakt zum Publikum wurde sehr gesucht und auch hergestellt. Schade war, dass die brillante Coverversion des PARADISE LOST-Songs 'Mercy' keinen Weg in die Setlist fand. Aber bei begrenzter Spielzeit ist auch verständlich, dass man eher das eigene Material präsentieren möchte. Das haben die Jungs mit Bravour geschafft, was sich auch am Merch-Stand bemerkbar machte. Laut Aussage des (vom Publikum überwältigten) Keyboarders Eden Rabin wurden z.B. wesentlich mehr Shirts abgesetzt, als erwartet. ORPHANED LAND sind erfrischend anders und auf jeden Fall eine Hör- und Liveprobe wert. Mehr davon!!!
[Devin-Addict]

CALIBAN

Als die Essener die Bühne betraten, warteten bereits viele CALIBAN-Jünger darauf, endlich den Circle-Pit zu starten. Sänger Andy hetzte anfänglich wie ein Flummi über die Bühne und verstand es perfekt, den Kontakt zu dem Publikum herzustellen. Die Songs wurden dem geneigten Fan mit präziser Routine um die Ohren gekloppt. Lediglich die Backing Vocals des Gitarristen waren derbe daneben, was der Stimmung allerdings keinen sonderlichen Abbruch tat. Der obligate Zwiespalt einer Wall-of-Death durfte natürlich ebenso wenig fehlen wie die Circle-Pits, und so teilte Frontman Andy die ersten 30 Reihen, wie Moses das Meer. Nach Anzählen ließ er sie sodann wieder ineinander krachen. Größere Verletzungsausfälle waren nach erstem Ansehen zum Glück nicht zu beklagen. Eine zweite WOD, angekündigt inmitten eines Songs am Ende des Sets, scheiterte allerdings daran, dass sich das angesprochene Publikum zwischenzeitlich dem Standardmoshen mit Pogo und Headbanging verschrieben hatten, was m.E. auch auf die Qualität der Show schließen lässt. Die Leute wurden von den Songs zu Recht völlig eingenommen. Die Ansage ging entsprechend unter und wurde sodann auch von der Band geflissentlich übergangen. Alles in Allem eine sehr gute Show. CALIBAN-Fans, derer nicht wenige anwesend waren, hat man später breit grinsend vom Platz marschieren sehen.
[Devin-Addict]

THE VISION BLEAK

Was war ich doch gespannt... Wie lässt sich wohl die geniale Musik des aktuellen Albums "Carpathia" (und dessen Vorgänger "The Deathship has a new captain" natürlich) live umsetzen? Denn zumindest im Studio arbeiten die Herren Schwadorf und Konstanz ja mit den Shadow Philharmonics. Nun, dass man nicht mal grad so ein ganzes Orchester auf die Bühne stellen kann, war schon klar. Deshalb wunderte es nicht, dass die Klänge dann vom Band kamen. Leider war der Sound überhaupt nicht gut zu dieser Tageszeit, so dass er weiter hinten nur - passend zum Wetter?! - sehr matschig klang. Trotzdem konnte der geneigte Fan, und von denen standen einige vor der Pain Stage, die einzelnen Songs erkennen und ggf. auch mitsingen. Gespielt wurden hauptsächlich Songs der Debut-CD, denn zum Zeitpunkt des Auftrittes war das neue Album noch nicht veröffentlicht. Von der neuen Scheibe gab es jedoch ein paar Kostproben,z.b. 'Carpathia' (Titel-Track) oder'Kutulu', das stark an Zauberbeschwörungen erinnert. Wegen des Regenwetters konnte man leider den Auftritt nicht so ganz genießen. Außerdem fehlte live die wahnsinnig dichte Atmosphäre der CD Produktion. Vielleicht hätte auch ein Platz im Line-Up zu späterer (sprich: dunklerer) Stunde gut getan, denn dann wären die Lightshow und der Nebel wesentlich besser zur Geltung gekommen.
[Krümel]

SUBWAY TO SALLY

Wie erwartet haben die Mannen um Herrn Fish vorallem relativ düsteres Material gespielt, also Lieder von der "Hochzeit" und von "Engelskrieger", wenige Ausnahmen wie 'Sag Dem Teufel' bestätigten die Regel. Das neuere Liedgut ist zwar schön und gut, aber einfach nicht mehr das SUBWAY TO SALLY, dass ich kennengelernt und gehört habe. Wie auch schon bei IN EXTREMO scheint das mir mehr auszumachen als den meisten Anwesenden, die voll dabei waren und ihre Helden gefeiert haben - das neuere Material kann auch definitiv mitreißen und ist emotional recht tiefgreifend. Und trotz meiner Skepsis habe auch ich mich dann doch noch der dunklen Welt durch Eriks Stimme hingegeben - der Geige konnte ich mich auch schlecht hingeben, da man diese beim besten Willen nicht gehört hat. Sehr schade, zumal sie, so zumindest mein Eindruck, sowieso immer mehr an Gewicht beim Songwriting SUBWAYS verliert. Am Ende gabs dann als Zugabe vom Publikum fürs Publikum noch den Subway-Klassiker schlechthin: 'Räuber saufen Blut'. Ohne dieses Lied wäre ich auch wirklich enttäuscht gewesen.
[Lestat]

JBO

Die Verteidiger des waren Blödsinns machten ihrem Ruf wieder alle Ehre und verteidigten den Blödsinn in einem Maße, dass man eigentlich schon Vergnügungsteuer verlangen könnte. Der Sound war ziemlich gut, die Massen am Totlachen und JBO in Höchstform. Bei solchen Bands wird man auch über das bis dahin am Samstag schlechte Wetter oder sonstige Widrigkeiten hinweggetröstet. Was vorallem begeistert bei JBO ist die Tatsache, dass sie ihr altes Liedgut nach wie vor zum Besten geben und sich nicht nur auf neue Sachen konzentrieren - so war der Opener "Verteidiger des Blödsinns" - welches ja schon auf der "Meister Der Musik" zu hören war. Und es kamen sogar Klassiker wie 'Ein Fest' oder 'Bolle' zum Zuge. Wer hier nicht war, hat was verpasst - vorausgesetzt er hat Humor. Und wer diesen nicht hat, der konnte zumindest eine Pflichtlektüre aus diesem Konzert ziehen: Das 'Glaubensbekenntnis' zum Rock und zum Roll.
[Lestat]

TRISTANIA

Morten Velands ehemalige Ausnahmekapelle leidet unter einem ähnlichen Problem wie sein heutiges Baby SIRENIA: die Songs sind dermaßen aufwendig instrumentiert, dass ein Live-Gig dieser Bands ein bisschen an eine Playback-Show erinnert. TRISTANIA stiegen mit einem recht sperrigen Rockstück ein, welches nicht im Entferntesten an die epischen Songs der Norweger erinnert. Dabei passt der punkige Sänger zur restlichen Band wie der Papst in eine türkische Teestube. Komischer Kram, und die Präsentation lässt Übles erahnen, was nach Mortens Weggang aus TRISTANIA werden würde. Allerdings schwenkte man sehr schnell auf besseres Material um und eröffnete die Bühne für Vibeke Stene. Die Ausnahmesängerin, die auf CD für die eine oder andere wohlige Gänsehaut sorgt, steht allerdings erst einmal recht verlassen auf der Bühne und bemüht theatralische Posen, die sie bis zum Ende des Gigs auch übertrieben weiterführt. Ihr Gesang braucht eine ganze Weile, um auf die gewohnten Qualitäten zu kommen, war aber dann auch wieder vor allem bei alten Werken ein Genuss. Erschreckend hingegen waren ihre Totalausfälle, als sie für tiefere Stimmlagen die Kopfstimme verließ. Wer es da versäumt hat, die Songs genau auf ihre talentierte Stimmlage zuzuschneiden, hat einen wirklich kapitalen Bock geschossen. Ohne Morten stehen TRISTANIA jedenfalls an einem Scheideweg und werden es schwer haben, nochmal so richtig Fahrt aufzunehmen. Zu belanglos ist das neue Material, und es fehlt einfach das alte Feeling. Die Band kann die Überwerke von "World Of Glass" immer noch überzeugend darbieten und verfügt über eine wirklich talentierte Sängerin, aber es ist wie im Krieg: wenn der Nachschub abgeschnitten wird, ist der beste Plan zum Scheitern verurteilt. SIRENIA ist momentan in großer Besetzung jedenfalls jetzt schon die bessere Wahl und konnte letztes Jahr auf dem Summerbreeze die Messlatte einiges höher hängen.
[Opa Steve]

LACUNA COIL

Eine nette Geste des Summerbreeze ist es, bekannte Gesellen der Vergangenheit öfters mal wieder einzuladen. LACUNA COIL, die schon vor Jahren ihr Stelldichein in Abtsgmünd gaben, standen nun verdientermaßen als Headliner auf dem Programm. Wobei ich es nicht nachvollziehen kann, dass die Mailänder erst nach ihrem gepushten USA-Erfolg die nötige Beachtung finden, denn eine Ausnahmeband waren die Mannen um Scabbia und Ferro schon immer. Im Gegensatz zu den Clubtouren griffen die Jungs und das Mädel diesmal auch gerne mal tief in die Mottenkiste der Debüt-Mini-LP. 'No Need To Explain' reiht sich im modernen Soundgewand nahtlos in die aktuellen Werke ein, und auch ihr italienisches Werk wurde dargeboten. Warum man vom Debütalbum allerdings immer noch nicht den Göttersong 'My Wings' spielt, wird mir ein Rätsel bleiben. Vielleicht bietet die nächste Tour ja diesbezüglich Überraschungen. Der Großteil des Gigs wurde aber selbstverständlich von den beiden letzten Alben "Comalies" und "Unleashed Memories" ausgefüllt. Das Hitpotential der Lacunas ist so groß, dass sie eigentlich jedes Album nur von oben bis unten runterspielen müssten. Andrea Ferro hat schon auf der letzten Tour gezeigt, dass er sich zum ebenbürtigen Frontmann entwickelt hat, der nicht nur im Schatten von Cristina steht. Cristina selbst hat so eine bühnenfüllende Präsenz, so dass allein der Anblick für die recht schwache Lightshow und den etwas rumpelnden Sound entschädigte. Die Band präsentiert sich als Einheit, perfekt aufeinander eingespielt, und auch wenn ein Teil der Show einstudiert ist, kommt diese dennoch wuchtig und klasse rüber. Auch der neue Song, der auf dem nächsten Album erscheinen wird, sorgte unter dem Publikum für Verzückung. Ein klasse Groove mit Coil-typischen Hooklines, und insgesamt wieder etwas metallischer als das düstere "Comalies"-Album. Diese Band steht wie eine Eins, und wenn Cristinas Trennung von Marco nicht zu zwischenmenschlichen Problemen führen wird, können wir uns noch lange auf weitere großartige Werke dieser Ausnahmekapelle freuen.
[Opa Steve]

PAIN

Bereits vor 2 Jahren traten PAIN am zweiten Festivaltag als letzte Band auf. Doch am letzten Tag, als letzte Band und zu dieser späten Stunde spielen zu müssen, d.h. das SUMMERBREEZE FESTIVAL zu beenden, ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Doch die wurde von Mastermind Tägtgren mit Bravour gemeistert! Meine Fresse, soviel Aktivität hätte ich dem Publikum nach 3 laaaangen anstrengenden Tagen nicht zugetraut... Ob auch PAIN-Kopf Peter Tägtgren solange gefeiert hatte, weiß ich nicht. Allerdings war er offensichtlich körperlich und stimmlich nicht auf der Höhe. Trotzdem gab es gleich zu Anfang mit 'Supersonic Bitch', 'End of the line' und 'Dancing with the dead' und weiteren bekannten Knallern aus diversen Schaffensphasen ohne Pause voll auf die Ohren. Und das Publikum ging sowas von mit. 'Eleanor Rigby' konnte auch den letzten Fan aus der Reserve locken und zu 'It's only them' und 'Shut your mouth' wurde Gebangt bis zum Umfallen. Puh, und weil's so genial war und die Leute sich die Seele aus dem Leib brüllten, gab's als Belohnung sogar noch eine Zugabe ('Suicide Machine'). Ein absolut würdiger Abschluss eines absolut geilen Festivals!
[Krümel]




Bonus

Impressionen, Besucherstimmen, Kuriositäten....

"Voll geil!" - "Angenehm!" - "Voll geil!" - "Echt klasse. Das Lineup ist zwar nicht so der Hammer, dafür macht's Wetter mit." - "Ärgllburglrrrooöör Schlammschlaaaaaaacht!".

"Also am ersten Abend HAGGARD abzudrehen, obwohl die nur noch eine Minute hatten, das war wohl etwas scheiße. Ansonsten ist das Wetter scheiße, aber dafür können die ja nichts. Der Rest ist gut."

"Wir hätten gern ein komplett überdachtes Gelände." - "Und was ist dann noch 'Open Air'?" - "Man kann ja ein Stückchen offen lassen. Ein paar mehr Sitzgelegenheiten, das wär nicht schlecht." - "Mehr Black Metal Bands!"

"Es ist geil, aber das Wetter ist scheiße. Am Besten war bisher EKTOMORF. Also mit den Bühnen gefällt uns alles sehr gut, dass es nahtlos übergeht. Perfekt!"

"Es regnet sich ein... [Gelächter] ... aber der Jackie ist kalt! Und bei ATROCITY waren nackte Weiber! Und ich hoffe, dass wir morgen früh mit dem Auto rauskommen, weil wir am Berg parken."

"Gute Stimmung! Die Leute, die hier sind, sind einfach locker drauf. Ich freu mich am meisten auf die APOKALYPTISCHEN REITER und LACUNA COIL. Ich muss halt noch etwas durchhalten. Nachdem man mir vom Summerbreeze vorgeschwärmt hat muss ich wirklich sagen: es ist klasse!"

Ein herzliches "Fuck off" an die Pyromanen, die schon am ersten Abend spaßeshalber Gaskartuschen ins Feuer warfen und somit nicht nur eine Gefahr für Mitzelter waren, sondern auch direkt die Feuerwehr auf den Plan riefen. Die Idioten, die am letzten Tag ihren Müll abfackelten, braucht ein Festival allerdings genausowenig wie 'nen Pickel am Arsch.

Einen Gruß an die nicht-mehr-rockenden Jungs, die am ersten Morgen auf einer Matratze mittenauf der Campingstraße lagen und pennten. So 'nen gesunden Schlaf möchte doch jeder haben.

Hail to the Mad Butchers of Abtsgmünd! Fleischereifachverkäuferinnen in Summerbreeze-Shirts rocken natürlich das Haus, und ich wünsche mir in Zukunft auch hier im Ort eine so ordentlich metalmäßig gekleidete Bedienung für's blutige Eiweiß.

Der Jesus-Freak, der am Sonntagmorgen allein an der Campingplatzausfahrt eine gute Heimreise wünschte, unterschied sich angenehm von den "reiferen" Bekehrerinnen, die einem die verzerrten Killerriffs mit erfundenen Geschichten über gescheiterte Rockfans madig machen wollten. Wahrscheinlich hatte er 'ne coole Zeit, und auf dem Rücken des Schildes stand sicherlich "Und kommt bald wieder!"

Was hat eigentlich den Hannes geritten, sich das Parkbändchen (für's Lenkrad - aus Papier) an den Arm zu machen? Und dann beschwert er sich noch, dass sich das Ding bei Regen auflöst...

Einen Gruß an die Schlauchboot-Crowdsurfer! Ihr habt's geschafft, dass sich der TRISTANIA-Klampfer bei eurem Anblick erst einmal höllisch verspielte...



Und dieses Schmankerl wollen wir euch auch nicht vorenthalten. Ergab sich im Gespräch mit Person A und Person B, die aus verständlichen Gründen nicht namentlich genannt werden wollen. Wer den genauen Sinn der Aussagen erfassen kann, dem spendieren wir nächstes Jahr ein Bier...

  Wie war das bisherige Summerbreeze?

Person A:   Affentittenfuckingturbogeil!

  Was hat euch am Besten gefallen?

Person A:   ORPHANED LAND haben mega gerockt, AMON AMARTH sind schweinegeil, und die Dixies sind recht sauber... die Klobolde...

  Klobolde regeln, was?

Person A:   Ey, Klobolde sind Metal und kein Krieg, nur dass wir das mal klarstellen.

  Und was hältst du vom Maisfeld? Ist Maisfeld totaler Metal?

Person A:   Das abgemähte, oder das, was noch steht?

  Das abgemähte, wo du drauf liegst.

Person A:   Ist momentan ziemlich scheiße, weil ich nur 'ne Isomatte hab, und die Scheiße im Kreuz spür. Maisfeld ist Krieg!

  Gibt es denn schon historische Maisfeldleistungen zu beklagen?

Person A:   Jaaa, äh, von den Muppets ham wir die... ähm .... die Türmatte-Dingens-Fußabtretergeschichte voll besudelt beim Haarewaschen heute morgen. Das war die Maisfeldleistung.

  Was haben die Muppets zu dieser Maisfeldleistung gesagt?

Person A:   Die waren nicht begeistert - die wollen 'ne neue haben. Von ihm! [zeigt auf Person B]

  Was hältst du von einer neuen Matte für die Muppets?

Person B:   Also wenn es eine Vokuhila-Matte ist, ist sie schon mal richtig gut am Start!

  Damit kann man glaub ich leben, oder?

Person A:   Auf jeden Fall!

  Wir danken für dieses Interview.



Interview Achim Ostertag

Vor 2 Jahren sprachen wir zuletzt mit dem nimmermüden Organisator. Zeit, mal wieder nachzuhaken!

  Hallo Achim, nachdem wir uns schon mal vor 2 Jahren über das geniale Summerbreeze 2003 unterhalten hatten, wird es mal wieder Zeit, Bilanz zu ziehen. Wir freuten uns über eine fantastische Bandauswahl und trotz Regen über eine grandiose Stimmung. Wie siehst du persönlich das Summerbreeze 2005 im Rückblick?

Achim:   Momentan bin ich noch ziemlich ausgepowert, da ich heute erstmals wieder im Büro war. Die letzten 3 Tage waren wir mit den Aufräumarbeiten auf dem Gelände beschäftigt. Mein logistischer Partner wird noch ein paar Tage auf dem Campinggelände zu tun haben, bevor dann alles beseitigt ist. Deshalb konnte ich für mich persönlich auch noch nicht wirklich Bilanz ziehen. Aber natürlich bin ich erstmal froh, dass wir trotz des Wetters doch alles mehr oder weniger gut im Griff hatten!

  Gibt es Punkte, die du besonders positiv oder besonders negativ in Erinnerung hast?

Achim:   Das Wetter ab Freitagmittag war natürlich nicht so prickelnd! Positiv war dagegen die Stimmung bei den Besuchern, die sich trotz Regen die Laune nicht verderben ließen.

  Das Summerbreeze ist bei seinen Stammbesuchern für sein geschicktes Händchen bei der Bandzusammenstellung sowie hervorragende Headliner abseits des Mega- Starrummels beliebt. Möchtest du diesen Status weiter festigen, oder juckt es dich doch, das Breeze weiter wachsen zu lassen?

Achim:   Ich möchte diesen Kurs auf jeden Fall beibehalten, denn ich denke gerade dies macht nen großen Teil des besonderen Flairs des Breeze aus!

  Durch das neue RockHard-Festival ist urplötzlich ein neues Highlight am Festivalhimmel entstanden. Fans können nun direkt noch mehr vergleichen und zitieren prompt das RockHard-Festival als beispiellos fanorientiert (z.B. kostenlose Duschen). Siehst du durch mehr Auswahlmöglichkeiten, die verdienten Fan-Euros in Festivals zu investieren, die Gefahr einer Finanzebbe bei allen Veranstaltern, oder eher den Anreiz, durch stetige Verbesserungen für die Besucher diese sogar zu Mehrausgaben zu motivieren, damit die bunte Festivalkultur nicht aus Geldgründen wieder in sich zusammenfällt?

Achim:   Ich habe mit anderen Festivals kein Problem. Ich denke solange die Besucher mit unsrer Arbeit zufrieden sind, brauchen wir uns auch keinen Kopf um solche Dinge zu machen. Deshalb schauen wir eigentlich nur auf uns und versuchen unser Ding zu machen!

  Unmut gab es dieses Jahr bei der Stromabschaltung für Haggard. Auch waren die Ansagen an die Falschparker sehr klar. Legt die Gemeinde bei ihren Auflagen mittlerweile strengere Auflagen an oder droht gar mit Konsequenzen für das ganze Festival?

Achim:   Es gibt für jede Band klare Ansagen, wann sie von der Bühne müssen, da wir eben einen Curfew haben, der eingehalten werden muss. Dies wissen alle Bands, und von Seiten der Gemeinde gibt es im Vorfeld die klare Ansage, dies auch einzuhalten! Dies wird dann eben von unserem Stagemanager so ausgeführt! Die Sache mit den Falschparkern geht anders leider auch nicht. Da das Festival quasi mitten im Ort stattfindet, muss es hier klare Regelungen geben, sonst würden die Anwohner dies nicht mitmachen!

  Auch in diesem Jahr hat der Regen für einige Probleme gesorgt. Wie im katastrophalen 2004 beklagten Besucher im Gespräch fehlende trockene Sitzmöglichkeiten auf dem gesamten Gelände. Wäre es nicht möglich, die Getränkestände, die ohnehin recht kurze Wartezeiten boten, zu Gunsten einiger überdachter Bierbänke zu verkleinern?

Achim:   Auf dem Gelände ist jeder Meter ausgenutzt, daher ist da leider kein Platz für ein Bierzelt oder ähnliches! Die Stände brauchen die Größe um dort zu den Stoßzeiten ordentlich arbeiten zu können!

  Über Festivaltoiletten gibt es jedes Jahr überall unterschiedliche Meinungen. Dieses Jahr überwiegen bei den Fans - und auch bei unserer direkten Erfahrung - die positiven Meinungen über die neuen Klobolds. Regelmäßige Reinigung und Leerung sowie fast immer ausreichendes Klopapier sorgen für erfreute Verwunderung. Haben wir es dem Weltjugendtag in Köln, der 90% aller verfügbaren Dixis bestellt hatte, zu verdanken, oder wird über einen generellen Wechsel zu Klobold nachgedacht?

Achim:   Das hatte mit dem Weltjugendtag nichts zu tun! Ich denke, wir werden auch in Zukunft mit Klobold zusammenarbeiten, da sie wirklich einen guten Job gemacht haben!

  Wir hatten dieses Jahr den Eindruck, dass wesentlich weniger Security als sonst unterwegs war. Trotz Flaschenverbot gab es Scherben auf dem Festivalgelände und auf dem Campingplatz, und auch bei diversen und unentschuldbaren Ausrastern von Fans (Randale, Feuer, Autoraser) sah man kein Eingreifen. Gibt es keine Patroullien mehr, oder reichte einfach die Mannschaftsstärke nicht aus?

Achim:   Wir haben immer mehr unsrer Leute im Ort, dadurch kam es zu Engpässen auf der Straße zwischen Campingplatz und Festivalgelände! Die Ursache der Glasscherben auf dem Festivalgelände konnten wir zum Großteil ausfindig machen und zum Teil noch unterbinden!

  Der Campingplatz wird jedes Jahr zum leidigen Thema. 90% aller Probleme sind auf rücksichtslose Fans zurückzuführen, die sich einerseits mit überdimensionierten Zelten breitmachen, andererseits ihren Müll einfach liegenlassen. Spontane Unterschriftenaktionen im Forum wie "Metal gegen Müll" oder die Trashforce nützen genausowenig wie warme Worte oder hohe Campinggebühren, die angesichts komplett verbrannter Ausrüstungen offenbar nicht empfindlich genug sind. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, diesbezüglich ein neues Konzept zu erarbeiten, z.B. Einschränkungen der Zeltgrößen und Einführung eines hohen Müllpfandes, welches man erst bei der Rückgabe seines Unrats erstattet bekommt?

Achim:   Das Problem ist, dass man bei einem anderen Konzept auch immer gleich wieder viel mehr Personal braucht, sprich, die eigentlichen Gebühren werden dann auch gleich viel höher!

  Wären Mülleimer an den Campingwegen vielleicht ein Anreiz, schon während der Festivaldauer den Abfall aus den eigenen Füßen zu entsorgen, anstatt alles am Zelt bis zum letzten Tag aufzubewahren?

Achim:   Das würde mit Sicherheit rein gar nichts bringen, die würden keine 5 Minuten stehen, sondern den Berg heruntergerollt werden!

  Die Besucher wünschen sich zu einem Großteil Verbesserungen hierzu. Wie wäre es mit einem ausgeschriebenen Ideenwettbewerb unter den Forum-Besuchern, die jedes Jahr den Campingplatz in der Praxis erleben?

Achim:   Darüber könnte man nachdenken, aber dazu werde ich mir im Oktober Gedanken machen, wenn die Planungen richtig losgehen!

  Ein kurzer Ausblick auf 2006: gibt es jetzt schon etwas, was du unseren Lesern als Ausblick nennen kannst?

Achim:   Leider noch gar nichts.

  Wir danken für dieses Interview und sind gespannt auf hoffentlich weitere tolle Jahre in Abtsgmünd!

Achim:   Vielen Dank für Euren Support



Interview mit einem der Jesus-Leute

Mahnende Schilder bekennender Christen gehören am Einlass mittlerweile zum Breeze wie die Bändchenkontrolle. Dieses Jahr haben wir's geschafft und konnten einen von ihnen zum Interview gewinnen. Das Interview wurde nach dem Breeze mit Stefan Zimmermann (evang. Freikirchler) geführt.

  Stefan, was stand auf deinem Schild drauf?

Stefan:   Auf meinem stand: "Jesus find ich gut - und du?"

  Wie kommt man auf die Idee, sich mit so einem Schild ausgerechnet neben ein Metal-Festival zu stellen?

Stefan:   Also die Idee stammte nicht von mir. Wir sind Christen aus verschiedenen Gemeinden um Abtsgmünd, die für die Leute auf dem Festival beten, und ich bin über einen guten Freund hinzugekommen.

  Für oder gegen was betet ihr genau?

Stefan:   Wir beten eigentlich für die Leute, die auf dem Festival sind, einfach dass dort bei den Menschenmassen nichts passiert. Wir beten nicht gegen das Festival.

  Nun gibt es ja viele Arten von Menschenmassen, z.B. ein Fußballspiel. Warum ausgerechnet das Summerbreeze?

Stefan:   Ich fühle mich der Szene dort einfach sehr nah, und finde es wichtig, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Ich höre selbst Hardcore mit Metal-Einflüssen bis hin zum NuMetal. Ob ich mich neben ein Fußballspiel stellen würde, das glaube ich nicht, weil mir da der Bezug zur Szene fehlt.

  Was bezweckt ihr jetzt mit den Schildern, aus denen ja nicht hervorgeht, dass ihr für die Fans betet.

Stefan:   Wir bezwecken damit, mit den Leuten über den Glauben ins Gespräch zu kommen. Jeder kann an mir vorbeigehen, oder mir Wasser über den Kopf schütten, oder halt mit mir reden. Und ich hatte von Donnerstag bis Freitag bestimmt mit 40 oder 60 Leuten Gespräche.

  Und wie waren die Reaktionen?

Stefan:   Sehr unterschiedlich. Es gibt Leute, die fragen, warum man das macht - mit denen kommt man auch ins Gespräch über den persönlichen Glauben. Es gibt Leute, die nur rumschreien, und es gibt Leute, die wollen einfach provozieren - aber das stört mich nicht.

  Ihr wollt speziell dem Metal-Fan den Glauben näherbringen, d.h. ihr habt schon eine gewisse Vorstellung über die Nichtgläubigkeit der Metal-Fans. Wie stellt ihr euch den typischen Metal-Fan vor?

Stefan:   Also wenn bei den 12000 Leuten 0,5% Satanisten sind, ist das viel. Sehr stark ist der Glaube an heidnische Götter, für Atheismus hatte ich viele Leute, aber auch einige Christen. Die haben einen sogar aufgemuntert, in diese Richtung zu arbeiten. Das fand ich sehr interessant.

  Informiert ihr euch über die Bands, die auf dem Festival spielen?

Stefan:   Zum einen haben wir Informationen über die Summerbreeze-Internetseite, aber auch über das Programmheft. Da sind ja schon ein paar aussagekräftige Dinge drin.

  Differenziert ihr zwischen den Bands oder lehnt ihr bestimmte Bands wegen ihrer Aussage in Abtsgmünd ab?

Stefan:   Mir persönlich ist es prinzipiell egal. Ob sich andere Leute Gedanken darüber machen, weiß ich nicht genau, da ich erst recht spät hinzugekommen bin. Es wäre aber schon vorstellbar, dass es mehr Informationen hierüber gibt. Natürlich kann ich nicht mit allen Texten übereinstimmen, aber das sehen auch einige Fans so, mit denen ich gesprochen habe.

  Woran misst du im Nachhinein den Erfolg eurer Aktionen?

Stefan:   Es war für mich bereichernd mich darüber zu informieren, an was Menschen glauben, die aktiver in der Szene sind als ich. Erfolg... hmmm ... ich muss keinen Erfolg sehen. Für mich war es ein Erfolg, mit so vielen Leuten gesprochen zu haben. Ich möchte auch niemanden bekehren. Das kann ich auch gar nicht - das kann nur Gott. Ich kann vielleicht ein Werkzeug sein, aber ob sich bei den Leuten dann etwas verändert liegt nicht in meiner Hand.

  Ist Heavy Metal schuld an der Abkehr vom Christentum, oder hören Nicht-Christen zufälligerweise oft diese Musik?

Stefan:   Also ich sehe den Heavy Metal absolut nicht als Gefahr an. Warum man sich vom christlichen Glauben abwendet kann verschiedene Ursachen haben.

  Ist Satanismus ein Phänomen des Heavy Metals?

Stefan:   Ursächlich auf keinen Fall. Ich würde die Szene auch nicht als "böse" bezeichnen. Wobei es für mich als Christen schon Gott und den Teufel gibt. Und dass im Heavy Metal mit diesen Symbolen gespielt wird, kann ich nicht gutheißen. Da steckt schließlich eine Macht dahinter.

  Das heißt im Umkehrschluss, dass du jede Kunst, die mit dieser Symbolik spielt - z.B. der klassische Horrorfilm - nicht gutheißen kannst.

Stefan:   Ja. Nicht nur speziell den Metal, obwohl es da natürlich sehr reichhaltig auftritt.

  Wundert es dich, dass ein Heavy Metal Festival überhaupt keine Gewaltschlagzeilen schreibt?

Stefan:   Mich persönlich wundert es nicht. Allerdings habe ich von Österreichern gehört, dass dort auf Festivals die Ausschreitungen bedeutend höher sind, und sie deswegen gerne nach Deutschland fahren, weil es hier bedeutend ruhiger ist.

  Kannst du deine Einstellung gegenüber diesem Festival auch auf die anderen Plakatträger übertragen? Die Damen mittleren Alters sehen jetzt nun nicht aus wie Heavy Metal Fans...

Stefan:   Das ist richtig. Es gibt unterschiedliche Motive hierfür.

  Stefan, ich danke dir für dieses Interview. Wir sehen uns bestimmt im nächsten Jahr.

Stefan:   Kein Problem, das wäre schön.




Fazit

Wieder einmal hat sich das Summerbreeze als Festival mit Profil erwiesen. Das Lineup war zwar fernab aller Top-Seller, aber die Besucher schätzen gerade diese preisschonende (aber vielfältige) Auswahl, bei der eben nicht der Headliner die Hälfte der gesamten Festivalkosten ausmacht. Nach der vielfachen Kritik an dem überfüllten Gelände vor 2 Jahren hat sich auch diesmal eine Ticket-Limitierung auf 12000 Stück pro Tag positiv bewährt. Auch wenn der Zeltplatz - teilweise auch durch das rücksichtslose "Breitmachen" einiger Besucher - arg an der Kapazitätsgrenze schwankt, war doch das Festivalgelände selbst bei guter Auslastung ohne Gefahr für Leib und Leben begehbar. Mehr Regulierung auf dem Campingplatz (oder Aufteilung in Camping- und eingewiesenes Parkgelände) wäre anzuraten, denn selbst bei größeren Fangruppen ist es nicht nachvollziehbar, warum man statt Pavillon direkt mit Aufbauten in DRK-Größe anrückt. Das Versprechen, dass auf dem Platz auch für die Donnerstag-Anreiser genügend Raum ist, könnte dann sicher mühelos gehalten werden.

Apropos Campingplatz: ein leidiges Thema. Wie sich "Fans" dort aufführen ist schon fast festivalschädigend zu nennen. Abgebrannte Zeltplätze und liegengelassener Müll ist mega-asi. Es ist sinnlos, nicht einmal witzig, und nervt neben dem ganzen Ärger für den Veranstalter auch noch 90% der mitcampenden Metaller. Hier muss dringend gegengesteuert werden. Leider ist der Festivalsecurity anzukreiden, dass sie den Platz weitestgehend sich selbst überließ. Präsenz wurde keine gezeigt, und auch die Müllregelung war extrem chaotisch. Die CDs gegen Müll wurden teilweise bereits bei der Einfahrt verteilt (wo ist denn da der Anreiz?), teilweise gar nicht, und am Sonntag Morgen musste man jemanden suchen und löchern, bis man raushatte, wo es Mülltüten gibt und wo diese gesammelt werden. Dies lief in der Vergangenheit wesentlich besser.

Klasse hingegen waren die Klobold-Klos, die im Vergleich zu den sonstigen Dixis wirklich ständig geleert und prima gereinigt wurden. Auf dem Summerbreeze gab es eigentlich noch nie zu wenig Klos, aber dieses Jahr war es sehr angenehm. Auch die Duschen bekamen (von den "Körperpflegern" unter den Besuchern) gute Noten, wenngleich auch einige Besucher vom Preis abgetörnt waren und lieber kultig stanken.

Weniger angenehm waren die Sitzmöglichkeiten. Während man sich bei trockenem Wetter problemlos auf dem asphaltierten Platz fläzen kann, gestaltet sich das Ausruhen bei Regenfällen als etwas schwierig. Letztes wie dieses Jahr mehrten sich im Gespräch die Stimmen der Besucher, die die Alternative Campingplatz (Viertelstunde Fußweg) oder Beine kaputtstehen bemängelten. Wir wiederholen den Anreiz von 2004, die Getränkestände diesbezüglich in die Pflicht zu nehmen. Da diese großzügig dimensioniert sind, wäre es kein Problem, die Ausgabetheken zu verkleinern.

Wenn der Veranstalter nach der letzten Erhöhung die Preise stabil halten kann und im Gegenzug noch ein paar praktische Änderungen vornimmt, wird das Summerbreeze auch in den nächsten Jahren seinen Platz bei den deutschen Open Airs behaupten können. Die lockere Atmosphäre und die perfekten Bühnenwechsel ohne Überschneidung machen das Festival zu einem sehr angenehmen Event, bei dem man sich - verglichen mit den Mega-Open-Airs - wirklich wie zu Hause fühlen kann.

Bis nächstes Jahr also!


Für euch brutzelten in der Sonne und suhlten sich im Schlamm:
Krümel
Lestat
Devin-Addict
Opa Steve


Official Summerbreeze Homepage: www.summer-breeze.de

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