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Take off: 27.05.2011 - Review (19739 mal gelesen) |
Tat: Metalfest 2011. Tatort: Dessau, Germany. Tatzeit: 27. - 29.05.2011.
Das Metalfest ist nun ins Land gegangen und hat seine Spuren hinterlassen, nicht nur wegen des meist vorherrschenden Sonnenscheins oder der Einfüllmenge eines hopfenhaltigen Partyverbesserers. Nein, mir persönlich hat es gezeigt das ein Festival trotz himmelsschreiender Organisationslöcher funktionieren kann (z.B. keiner weiß wo der Akkreditierungscontainer ist und wenn man endlich ankommt ist er geschlossen, oder auch die Tatsache dass die Ordner die 5m neben dem VIP Campground stehen, nicht wissen, wo dieser zu finden ist). Egal, auf dem richtigen war es sowieso viel lustiger als auf dem steinigen Minireservat. Generell hätte mir diese, ich nenne es einfach mal vorsichtig, ostdeutsche Trantütigkeit, fast im Vorraus den Spaß versaut. Genau wie dieses weibliche Wesen dass vor jeder (halbwegs) wichtigen Band auf die Bühne stakste und mit dünnem Stimmchen Bands ankündigte. Liebe Leute, anheizen geht anders und wenn man schon unbedingt so jemanden haben will, dann doch um Himmels Willen keine Französin.
Doch trotz allem, blicke ich zurück und stelle fest: das Metalfest 2011 hat einen Heidenspaß gemacht. Ein klares Plus gibt es für die sich meistens in verhältnismäßig gutem Zustand befindlichen Dixis und den persönlichen Einsatz manchen Personals. So gab uns die Frau aus dem Pressecontainer noch Bändchen, obwohl sie eigentlich seit einer Stunde Feierabend hatte. Weiter steht auf der Haben-Seite, dass die Zeiten der Running-Order super eingehalten wurden, und dass ohne, dass irgendeinem Künstler der Strom abgedreht werden musste. Ein großes Lob geht auch an das Publikum: die Stimmung war durchweg friedlich-feiernder Natur. Für ein Festival dieser Größenordnung (unter 10 000 Besucher) war die Bandauswahl schlicht supergeil, da haben größere Festivals schon mit schlechterem Line-Up aufgewartet. Dafür ein weiteres dickes Plus, genau wie für das Preis-Leistungsverhältnis. Bei 70 Tacken Eintritt für 79 Bands lässt sich beim besten Willen nicht meckern. Mir persönlich [Wulfgar] wurde das Festival ja auch durch ein paar andere angenehme Nebenerscheinungen versüßt. 1. ich musste Sonntag Nacht nicht nach Hause fahren. 2. Das Camp, dass sich zufällig um den Pavillion zweier sehr netter Metalheads bildete, war schlicht legendär. (An dieser Stelle herzlichen Dank an Marius, Matthias, Maik, Denny, Wulfi und Bene. Auf eine neue Runde "Ich habe noch nie...").
Alles in Allem war es ein super Wochenende mit super Bands und leicht getrübter, aber dennoch positiver Stimmung. Allerdings muss im nächsten Jahr die Organisationsschraube deutlich angezogen werden. Auf einem Campground wo Glas, Feuerwerk und Generatoren verboten sind und man an einem Zelt vorbei kommt wo SLAYER aus einer Wahnsinnsanlage dröhnt und jemand Raketen aus einer alten Sektflasche steigen lässt, kann irgendwas nicht ganz richtig laufen. Aber bei derartig lasch durchgeführten Eingangskontrollen, kein Wunder. Könnte aber natürlich auch am fehlenden Zaun um den Campground liegen, wer weiß. Stimmung kam aber dennoch nicht zu knapp auf und deshalb kriegt das Metalfest die Gesamtnote 7 von 10. Schon ganz gut, aber da ist noch deutlich Luft für Verbesserungen aller Art.
Letzlich gilt mein Dank natürlich meinen fleißigen Mitreportern , Lestat und Eisenbrecher sowie unseren beiden damenhaften ;-) Freelancern Jenny und Antonia, ohne die das Festival garantiert weniger lustig verlaufen wäre. Cheers.
Freitag:
GUNS OF MOROPOLIS
Nachdem VOLBEAT letztes Jahr sehr gut durchgestartet sind, bleibt abzuwarten, ob andere Gruppen ebenfalls in dieser Nische Erfolg haben werden. GUNS OF MOROPOLIS haben an sich ganz gute Chancen: 3 Musiker im lockeren Rockabilly-Look, schwarze Hose und Feinripp, eine ebenso lockere und schlichte Show, aber Musik, die mächtig gute Laune transportiert. Rockig, mit Metal- sowie Rock`n Roll-Elementen, hierbei etwas härter als VOLBEAT. Die Stimmung ist dann auch super auf das Nachmittagspublikum umgesprungen, oder wie nennt man das, wenn gestandene Metaler auf einmal Rock`n Roll-tanzen ausprobieren?
KIVIMETSÄN DRUIDI
Noch bevor die Band überhaupt auf der Bühne war, hörte ich schon um mich rum eine gewisse Spannung auf die Brüste der Sängerin. Als sie dann tatsächlich sichtbar wurde, war klar warum: durch die Hälfte des Konzertes gab es feinstes !Nippelwetter!, weswegen ich mich auch nur mäßig auf die Musik konzentrieren konnte. Ihrem Namen als Fantasy Metal Vertreter machten sie mit jeder Menge epischer Riffs, fiesen Growls sowie Opern tauglichem Ariengesang und Zentimeter-dicker Keyboardglasur wohl alle Ehre. Das Publikum konnten sie an mancher Stelle auch durchaus mitreißen, jedoch war es noch eher früh am Tage und die Anwesenden nicht so wirklich zahlreich. Für die Uhrzeit und die Anzahl der Leute ist dennoch Stimmung aufgekommen, und man kann es ein durchaus gelungenes Konzert nennen.
SCAR SYMMETRY
Für mich sollten die 6 Schweden von SCAR SYMMETRY den Auftakt fürs Metalfest bilden. Die Band, die seit dem Ausstieg von Christian Älvestam 2008 mit 2 Sängern unterwegs ist, versuchte die Menge mit melodischem und gefühlvollem Deathmetal zu begeistern. Wobei mir die Clean Vocals von Herrn Palmqvist etwas besser gefallen haben, als die Growls seines Kollegen. In steigender Nachmittagshitze, wurde viel vom 2006er Erfolgsalbum "Pitch Black Progress" wie 'Mind Machine' oder der Titeltrack desselben zelebriert, wozu die doch recht überschaubare Menge vor der Bühne kräftig moshte. Irgendwie kam im vollen Sonnenschein aber keine rechte Stimmung auf. Ich bin aber der Meinung, dass das nicht an der Qualität der Musik oder am technischen Know-How der Band lag, im Gegenteil, technisch war alles in bester Ordnung. Aber Begeisterung konnte dieser Gig einfach nicht vermitteln.
Fazit: Gut gemachter Melodic Death ohne echte Seele. Konnte von mir leider nur begrenzt gefeiert werden und räumt deshalb nur begrenzt ab.
DESTRUCTION
'The butcher strikes back', immer wieder erstaunlich wie gut dieser Songtitel einen Gig der deutschen Urgesteine beschreibt. Das Trio um Schmier war am späten Nachmittag an der Reihe, was dazu führte, dass das Publikum schon ordentlich Zeit hatte, sich einen hinter die Binde zu kippen. War der Stimmung durchaus zuträglich. Es wurde anständig zu alten Klassikern ('Bestial Invasion', 'Mad Butcher') wie zu neueren Stücken ('Hate is my Fuel') gemosht und der Sound war recht angenehm gemischt. Die Band ist durch den Auftritt geradezu durchgeprescht, an mancher Stelle vielleicht zu sehr, was der allgemein guten Laune aber keinen Abbruch tat. Hin und wieder hätten ein paar Worte an die Menge, oder eine Zwischenansage nicht weh getan, aber dennoch war es ein sehenswerter Auftritt. Devastating thrash attack! (Womit der Kreis geschlossen wäre.)
PRIMORDIAL
Bei mir hat die Orga bei PRIMORDIAL das erste Mal zu geschlagen. Ich habe nämlich die ersten Lieder verpasst, weil die Leute am Eingang völlig überfordert waren und nur 3 Eingänge mit Personal besetzt waren. Bei den sehr halbherzigen Kontrollen hätten Herr und Frau Metalfest auch direkt darauf verzichen können. Als meine Odyssee zur Bühne dann endlich abgeschlossen war, traf mich die nächste Überraschung: Der Sound. Das Schlagzeug viel zu laut, der Gesang zu leise, es stellte sich mir die Frage warum überhaupt Soundchecks gemacht werden. Die Iren machten aber das Beste daraus und schon nach 20 Minuten wurde der Sound besser und hatte kurz darauf eine annehmbare Qualität erreicht. Gespielt haben die keltischen Inselbewohner die übliche Mischung aus Songs vom aktuellen Album "Redemtion At The Puritans Hand", namentlich 'No Grave Deep Enough' und 'Bloodied Yet Unbowed', sowie Klassiker wie 'Gods To The Godless' und 'The Coffin Ships', den Abschluss machte der Song 'Empire Falls' vom Album "To The Nameless Dead". PRIMORDIAL kann man wohl kaum eine Partyband nennen, schließlich sieht man sich - völlig zu recht - mehr als Künstler denn als Unterhalter an. Aber nichts desto trotz, war es ein gutes Konzert. Die Stimme von Alan Nemtheanga Averill vermochte wieder in mir ein Fernweh nach Irland zu wecken.
Eigentlich würde ich 8 von 10 Punkten geben, aber leider muss ich für die Soundmacken einen Punkt abziehen.
RAGE
Die Erkenntnis die ich aus früheren Auftritten von RAGE ziehen kann lautet, dass ein Konzert jeweils mit dem Publikum steht oder fällt. Und diese Annahme wurde wieder einmal bestätigt. Das Publikum war nämlich in starker Feierlaune als die 3 altgedienten Recken die Bühne enterten. Schon beim ersten Riff des Saitenhexers Smolski fing die Stimmung an zu brodeln. Auch einige krasse technische Patzer die zu einer kleinen unfreiwilligen Basssolo-Einlage führten, konnte die Stimmung nicht trüben. Wie zu erwarten, kamen auch ein paar Songs von der neuen Scheibe "Strings to a Web", aber das, worum es bei einem Auftritt einer Band wie RAGE geht, sind doch eher die Klassiker, die Evergreens, die man auch mit ein paar Promille Blut im Alkoholspiegel noch mitgröhlen kann. Auch von diesen kamen reichlich, wobei mir 'Down' und 'Higher than the Sky' noch lange im Gedächtnis bleiben werden. Vielen Dank auch an Manu und Carola für die Party im Fotograben und die beste Luftgitarren-Party des Festivals.
Fazit: Deutsche Urgesteine ("Carved in Stone", muhaha) in Topform und Feierlaune. Einer der frühen Höhepunkte des Festivals. Abzug nur in der B-Note für technische Sperenzchen.
ALCEST
Beim Blick auf das Line-up war ich ob der Anwesenheit der Franzosen etwas überrascht: Eine so unbekannte und noch dazu ruhige Band auf einem deutschen Festival? Das Konzert war letzten Endes vom Gesamteindruck wie erwartet: Der graue Vorhang, den die Band erzeugt, hat alle Anwesenden, die das Zelt füllenden Zuschauer, voll umhüllt. Weswegen auch keine großartige Stimmung herrschte, sondern mehr eine Art gemeinsame Ruhe mit meditativem Ansatz. Einziger Kritikpunkt war der nicht ganz so tolle Sound, bei dem der Gesang leider teilweise unterging. Ansonsten aber ein gelungener Auftritt.
CRADLE OF FILTH
Eine Festivalbesucherin gab vor dem Auftritt zu Protokoll, dass sie vor einigen Jahren die Briten gesehen und aus Begeisterung sich einige CDs von ihnen angeschafft habe. Einige Jahre später sah sie CRADLE wieder und musste geschockt feststellen, dass sie live eher enttäuschend geworden waren. Das wird sich auch mit diesem Auftritt nicht geändert haben. Auch Klassiker wie 'Her Ghost In The Fog' oder 'From The Cradle To Enslave' konnten nicht verhindern, dass die Stimmung mit fortschreitendem Auftritt eher kippte und die mögliche, sowie offensichtlich von der Band gewollte Zugabe nicht gefordert wurde. Immerhin hat Dani Filth dazugelernt und die Zugabe, wie auf dem Breeze 2009 geschehen, nicht trotzdem gegeben. Stattdessen ging einfach nach dem Abgang der Band einfach nur das Licht aus.
[Lestat]
AMON AMARTH
Was soll man noch großartig über eine Band schreiben die bei jedem, mir bekannten, Gig die Stimmung derart zum kochen bringen, wie die schwedische Todeshorde. Im Fotograben war der Schalldruck derart extrem, dass man das Gefühl hatte gegen einen Sturm anzulaufen, von der ganz und gar unmöglichen Kommunikation ganz zu schweigen. Und auch die seit einiger Zeit kursierenden Gerüchte, Johann Heggs Stimmbänder würden aus einer strenggeheimen Stahllegierung aus der Weltraumforschung bestehen, wurden berechtigterweise wieder angefacht. Auch die Hitdichte, die kaum eine andere Band erreichen kann, war mal wieder gegeben. Obwohl mir der eine oder andere Song schon gefehlt hätte. Allerdings nur wenn diejenigen Songs, die gespielt wurden, nicht auch so unsagbar awesome gewesen wären. Bleibt nur noch zu erwähnen, dass sich Herr Hegg für 'Guardians of Asgaard' prominente Unterstützung in Form von LG Petrov (ENTOMBED) auf die Bühne holte.
Fazit: Derjenige der mir etwas zu meckern präsentiert, darf erstmal versuchen es besser zu machen. Verdiente 10/10.
Samstag
BATTUE
Nachdem wir die Jungs an diesem Morgen unter der eiskalten Dusche kennenlernten, schauten wir uns dank Symphatiepunkten den Gig an. Eine wirklich gute Entscheidung, trafen wir doch auf eine aus der Region stammende 4-köpfige Thrashmetal-Band mit Potential. Der erst eher soft aussehende Sänger entpuppte sich bereits nach den ersten Tönen als Stimmungs- und vor allem Stimmenmacher. Super Übergänge von Growls zu Screams, dabei eine gefühlvolle Mimik, wie es nur wenige beim Growlen hinbekommen. Unterstützt wurde die Performance durch einen, für eine Undergroundband ungewöhnlichen, extravaganten Mikrofonständer. Dementsprechend gut kam die Stimmung beim eher kleinen Nachmittagspublikum an. Wir wünschen den Jungs viel Erfolg!
TROLLFEST
Mehr zufällig stieß ich auf die norwegische Trolltruppe, mit der mehr als ungewöhnlichen Gesngssprache trollspråk, einer eigenartigen Mischung aus norwegisch und deutsch, bar jeder Grammatik. Aber mal ehrlich, scheiß drauf, wir sind hier ja schließlich nicht beim Buchtabierwetbewerb. Im Laufe des Gigs sollte sich herausstellen, dass die mir bis dato vollkommen entgangene Band einen äußerst gut feierbaren Mix aus Death, Folk und jeder Menge Humor zockten. Da musste trotz gerade erst verzogener Katerschwaden vom Vortag die eine oder andere Hopfenkaltschale sein/rein. Die Jungs um den Frontbart Trollmannen lieferten genau das, was man an FINNTROLL seit Wilska's Ausstieg so vermisst, harten Skandinaven-Metal der sich auch mal auf die Schippe nehmen darf.
Fazit: Geile persönliche Neuentdeckung für mich und ein super Gig mit Feierlaune auf und vor der Bühne. Ein bisschen Abzug für den seltsam abgemischten Sound.
TANKARD
Unvergesslich ist mir jener Auftritt geblieben, als TANKARD Anno 2001 beim Bang-Your-Head-Festival schon um 10:00h auf die Bretter mussten und damals in Pyjama und mit wesentlich korpulenterem Sänger über die Bühne walzten. Gerre hat inzwischen wesentlich abgenommen, was man nicht zuletzt an den Hautfalten sieht. Die Spielchen sind aber die gleichen geblieben: Mikro in die Hose stecken, über den Wanzt reiben und was weiß ich noch alles. Das er so abgenommen hat, kann nur an dem ausdauernden Sportprogramm liegen. Nur wenige Sänger flitzen so viel von links nach rechts und zurück in die Mitte, wie Gerre. Gemessen an der doch relativ frühen Zeit war ein immenses Publikum mit enormer Feierlaune vor der Bühne, das mit Moschpits und Crowdsurfen abrockte. Zu hören gab es leider kein 'Freibier Für Alle', dafür aber den Klassiker 'Empty Tankard'.
BELPHEGOR
Die Österreicher lieferten die gewohnte Portion brutalen Black Metal ab. Mit Kunstblut und anderen seltsamen Flüssigkeiten beschmiert, mit Knochen- und Fleischimitaten auf der Bühne und irre drein blickendem Sänger und gegen Ende auftauchendem Stripmodel (lediglich die Brüste und der Genitalbereich war mit Gaffa abgeklebt - *autsch*). Die beiden Ösis und ihre Band lieferten eine Mordsshow ab, wurde von den Fans aber nur mittelprächtig aufgenommen, wirklich gute Stimmung sieht anders aus. Was aber nicht sein muss, ist dieses Spielen mit rechter Symbolik mit Aussprüchen wie "Germania is war". Insofern, vom Musikalischen und Künstlerischen her betrachtet - ein starker Auftritt, nur ansonsten halt ein wenig daneben. Dafür gibt es ein bisschen Abzug von der Wertung.
SODOM
Sodomie zur besten Sendezeit, das wünscht man sich doch seit Alters her. Da wo sonst die Tagesschau läuft, gaben sich am Samstag die Sodomisten um Tom Angelripper die Ehre. Nach mittlerweile 29 Jahren Bandgeschichte ist besagter Tom auch der letzte aus der Originalbesetzung, was das Trio aber nicht daran hindert, ziemlich hart ranzuthrashen.
Dem Rezipienten wurde 50 min bester Oldschoolthrash, den man für die Verhältnisse der Gründungszeit fast als Black Metal bezeichnen könnte, geboten und scheiße, das haben die Schalker Metaldinos auch nach wie vor drauf. Die Meute kam schon ordentlich alkoholisiert vor der Bühne an, dementsprechend heftig ging's zu. Wenn man die Staubwolke als Indikator für nen dicken Moshpit nimmt, dann war er angesichts der !Riesen-Staubwolke! ziemlich fett. Einfach nur Dresche pur. Der Sound war sogar auch mal von Anfang an ok und so konnten die Erfinder so schöner Stücke wie 'Agent Orange' oder 'Outbreak of Evil' einen Sieg für den traditionellen Deutschthrash feiern. Die Alte Garde hat's noch drauf, ein verflucht geiler Gig, 'Aber bitte mit Sahne' (muhaha)
Punkte gibts auch, und zwar acht von zehn.
WINTERSUN
Was für ein Gig! Nicht nur, dass man Jaris Speed-Truppe hierzulande schon ewig nicht mehr zu Gesicht bekam, es ist auch diese allgegenwärtige, gespannte Erwartung ob Mr. Mäenpää endlich mal ausm Quark kommt und zumidest einen neuen Song präsentieren kann. Ok, die 2004er Scheibe ist einfach nur geil und ein Meilenstein, aber irgenwann ist auch mal gut. Da warten die Massen hungrig auf neues Material. Aber leider scheint die "Chinese Democracy"-Phase noch nicht ganz überwunden. Wie auch immer, die 4 Finnen lieferten einen saugeilen Gig mit geilem Sound (Gott sei dank) ab. Und dann kam doch endlich die erlösende Frage ans Publikum: "We have a new song. Is it ok if we play that for you?" Zustimmendes Gebrülle der lechzenden Meute vor der Bühne folgte. Das Werk 'The way of the fire', ein typischer Jari Song. Ein Eingangsriff wie es von der "Iron" hätte stammen können, Jaris unnachahmlich geile Mische aus Flitzefinger-Riffing und superben Death Vocals und Kai Hahto treibt den Schlagzeugern im Publikum die Neidtränen in die Glotzkiepen. Einfach nur geil! Spätestens danach waren alle Zweifel an WINTERSUN beseitigt und eine ausgelassene Headbangparty folgte.
Fazit: Mein persönlicher Festival-Höhepunkt. Verdiente 10/10 für die chronisch technik-geplagten Finnen.
Es fällt mir schwer, zu diesem Auftritt noch irgendetwas zu sagen, zu tief beeindruckt bin ich gewesen. Dieser tiefe Eindruck rührt allerdings mehr von der Musik her, als von irgendeiner Show. Eher reserviert, wie man es von Finnen ein wenig erwartet, zockten die Mannen um Jari das Programm herunter, hin und wieder garniert mit Ansagen. Was das Konzert aber zum Gänsehautfeeling werden ließ, war das Publikum, dass alle Sehnsucht nach neuem Material in Abfeiern zur Band umwandelte. Die Musik selber, die einfach tief berührt und einem live die Gänsehaut den Rücken runter laufen lässt. Zur Setlist muss man nicht viel sagen: Es war die CD zuzüglich einem neuen Lied: 'The Way Of The Fire'. Ein typischer WINTERSUN-Song, der im Gesangspart keine neuen Maßstäbe setzt, aber mit genialen Melodieläufen glänzt, in die man einfach nur versinkt und sich aus der Welt ausklinkt. Es hat sich gelohnt, eigentlich nur wegen WINTERSUN auf dieses Festival aufmerksam zu werden.
ARAFEL
Eine Pagan-Folk-Metal-Band, die dafür, dass sie noch relativ unbekannt ist, einen doch verdammt guten Platz auf der Running Order erhalten hat. Mir sagte der Name auch nicht viel, als ich jedoch den ehemaligen Sänger EQUILIBRIUMS die Bretter entern sah, war mir klar, dass es gesanglich nicht viel zu meckern geben wird. Weswegen man aber meckern konnte, war der Sound. Während des ersten Liedes waren weder Gesang noch Geige zu hören, danach hat nur noch die Geige gefehlt. Jenny meinte später, dass man sie vom Zeltplatz perfekt gehört hat. Tja, nur schade, dass man eigentlich für die Leute vor der Bühne spielt, und nicht für die, auf dem Zeltplatz. Der Sound hat einiges kaputt gemacht, ansonsten können die Jungs aber was. Die Menge im Zelt hat sich davon nicht beirren lassen und war am toben. Man sollte ARAFEL also ruhig ein wenig unter Beobachtung halten.
SAXON
Die alteingesessenen Rocker von Saxon wurden mit Begeisterung von der Menge in Empfang genommen und machten ihrem Ruf alle Ehre. Epische Hymnen à la ‚Crusader‘ folgten auf voranpreschende Stücke wie 'Heavy Metal Thunder' oder 'Motorcycle Man' und das Herz eines jeden Saxon-Fans konnte nur aufgehen. Sowohl Liederauswahl, als auch Sound (man höre und staune) waren sehr gelungen. Sowohl direkt vor der Bühne, als auch in gepflegtem Abstand bei den Fressbuden, war der Auftritt ein Hochgenuss. Was das Publikum verborgen blieb, war der Stress, den es beim Aufbau gab – ein weiterer Verdienst der grandios schlechten Organisation des Metalfests. Das ließ sich Biff Byford jedoch in keinster Weise anmerken und verstand es, die Masse mitzureißen wie eh und jeh. Mit ihrer massiven Welttournee haben sich die fünf Herren zwar ordentlich was vorgenommen, aber bei der Energie, die der Auftritt hatte, bleiben keine Zweifel, dass jedes Publikum auf seine Kosten kommen wird.
ARCH ENEMY
Wenn es um Liveperformance geht, dann sind die Schweden um Frontgrunzerin Angie eine sichere Nummer. Ähnlich wie bei AMON AMARTH kann man davon ausgehen, dass es einen soliden Gig mit guter Stimmung und einer ebenso gut aussehenden wie heftig growlenden Frontfrau (ganz im Gegensatz zu AMON) gibt. Und so war es auch: Das Programm deckte die meisten wichtigen Lieder ab, die ARCH ENEMY seit dem Beitritt Angies veröffentlich hat. Ein wenig wurde das Pflichtprogramm jedoch dadurch beschnitten, dass das ganze eine Art Releaseshow des neuen Albums war, weswegen darauf natürlich ein kleiner Schwerpunkt fiel. Das neue Liedgut hält sich vom Tempo her ein wenig zurück und geht mehr in die stampfende Richtung, ist aber keinesfalls schlecht. Zumindest live konnte es, obwohl dem Publikum wahrscheinlich weitestgehend unbekannt, die Menge voll überzeugen. Somit gehen also mal wieder beiden Daumen hoch.
EISREGEN
Es ist ein Uhr nachts. Der Wind zerrt an meinen Haaren. Es regnet eiskalte Tropfen. Ich bin auf dem Weg zu EISREGEN. Theatralisch nicht wahr? Das Konzert war zwar nicht ganz so kinoreif, aber dennoch ganz gut. Der Sound war mäßig. Ich weiß nicht warum auf jedem Festival der Sound in den "Partyzelten" maximal als mäßig zu beschreiben ist. Immerhin haben die Kabelmeister es bis dahin geschafft.
Eröffnet wird mit 'Tod senkt sich herab' und Herr Blutkehle gibt seinen Gesang wesentlich klarer oder zu mindest besser verständlich raus, als auf den Alben. Mein Lieblingslied 'Eisenkreuzkrieger' musste ich zwar missen, aber dafür gabs '1000 tote Nut..' äh Nonnen und auch die 'Elektrohexe' fehlt als vorletztes Lied nicht. Die Band scheint sich in Dessau ganz wohl gefühlt zu haben, schließlich endet es auf "Sau" wie Blutkehle voller Zufriedenheit bemerkte.
Fazit: ganz cooles Konzert. Zwar ist Eiseregen per se nicht jedermanns Geschmack, wie mir ein Freund nach Ende des Konzerts nochmal bestätigte, aber trotzdem gibts von mir 7,5 von 10 Punkten für den Gesamtauftritt
Sonntag:
EXCREMENTORY GRINDFUCKERS
Was in aller Welt könnte ein Horde leicht angekaterter Metaler wohl zu so einer unchristlichen Zeit wie 12:15 Uhr (MORGENS) aus den Schlafsäcken treiben? Richtig, eine eigentümliche Mischung aus Grindcore und vollkommenen Schwachsinn. Und diese Mischung beherrscht (oder vielleicht traut sich) niemand anders als die GRINDFUCKERS aus Hannover. Klar, Keyboarder in Leoparden Leggins hat man bei 80er Bands schon gesehen. Aber ein Blockflötensolo, dass in derbste Growls mündet, definitiv noch nicht. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich die FUCKERS bisher mit dem Argument verschmähte "Wenn ich Blödsinn sehen will, guck ich nen Bericht vom Parteitag der Linken". Aber dieser Autritt hat mich eines Besseren belehrt. Nicht nur, dass die Bühnenpräsenz der 5 Seppel, gepaart mit dem transportierten Humor, einiges an Unterhaltungswert inne hat, nein die Mucke geht nebenbei auch ab wie Schmidts Katze. Die Lanze muss jetzt mal gebrochen werden, die EXCREMENTORY GRINDFUCKES machen Party ohne Ende und eine solche eignet sich nicht nur für den Liebhaber des unverständlichen Gegrunzes sondern für jeden Metaler mit ein bisschen Humor im Blut.
Fazit: Dying Fetus treffen auf die EAV. Grandios!
EQUILIBRIUM
Ich kenne EQUILIBRIUM schon seit ihrer ersten Demo, damals noch mit Helge. Als sie dann den Plattendeal bekamen, konnte mich jedoch das erste richtige Album nicht überzeugen, war es doch nur die Demo zuzüglich einer Handvoll neuer Songs, denen allen irgendwie der rote Faden und die Genialität fehlte. Also verlor ich sie aus den Augen. Mit diesem Gig haben sie sich aber zurück in meinen Fokus gespielt. Das Songwriting ist wieder absolut mitreißend und die Jungs zocken Mucke, die zum mitfeiern und Met saufen animiert. Wer will kann sich dann noch nebenher an Bassistin Sandra Völkl satt sehen und sich in wilden Wikinger-Zeiten wähnen. Das Publikum war mir jedenfalls schon einen starken Schritt vorraus. Obwohl es noch relativ früh am Nachmittag war, war der Platz vor der Bühne eng gedrängt mit textsicheren Fans, so dass der Auftritt bei Krachern wie 'Met' oder 'Heimwärts' einfach nur Spaß machte. Bitte mehr davon!
VICIOUS RUMOURS
Mich verwunderte zunächst Spielzeit und -ort (im Zelt), so sind die Amis doch eigentlich eine relativ etablierte Band. Zumindest war sie das einmal, auch wenn sie den großen Durchbruch nie schafften. Dass sie allerdings vom Veranstalter richtig eingeschätzt wurden, beweist die traurige Tatsache, dass diese, inzwischen schon lange existierende Band (Gründungsdatum 1979!) das Zelt nur zu etwa einem Drittel, wenn nicht noch weniger voll bekam. Glänzen konnten sie auch nicht so richtig, zu hören gab es allenfalls durchschnittlichen Heavy Metal der Achtziger. Sie haben sich aber, ob der wenigen Zuschauer, nichts anmerken lassen und zockten ihr Programm extrem engagiert runter, bis zum Ende. Respekt, ich hätte wahrscheinlich angefangen, lustlos das Spiel zu Ende zu bringen. Dafür gibt es einen Extratapferkeitspunkt.
AMORPHIS
Auf AMORPHIS habe ich mich, unter anderem, am meisten gefreut und wurde leider, vielleicht auch wegen der hohen Erwartungen, ein wenig enttäuscht. Die Stimmung war zwar recht gut, doch die Liedauswahl hätte, gerade für einen Festivalauftritt, etwas publikumsfreundlicher ausfallen können. Mit einem knackfrischen Album im Schlepptau ist es natürlich verständlich, dass einige neue Songs vorgestellt werden wollen. Die neuen Stücke kamen auch durchaus beim Publikum an, hatten jedoch nicht die Einschlagkraft wie Altbewährtes. Natürlich wurden auch Klassiker wie 'House of Sleep' und 'Silver Bride' gespielt, dennoch hat ein wenig die Zugkraft gefehlt: Vielleicht auch, weil die Finnen an den beiden Tagen zuvor bereits in Österreich und der Schweiz gespielt hatten. Die Stimmung in der Band schien eher mäßig motiviert, obwohl der Sänger Tomi Joutsen durchaus verstand, die Menge anzuheizen. Alles in allem, nichtsdestotrotz ein routinierter Auftritt, mit Joutsen in stimmlich bester Verfassung.
KATAKLYSM
Was erwartet man von KATAKLYSM? Richtig, volles Pfund auf's Maul! Das und genau das haben die Todesmeister aus Kanada auch geboten und zwar mit aller Härte. Die Stimmung war spätestens seit Lied zwei 'The Ambassador of Pain' auf einem brodelnden Maximum. Maurizio Iacono stellte die ganze Show über eine Wut und Abgefucktheit zur Schau, wie sie nur ein Metaler mit Tod im Blut präsentieren kann. Scheinbar war es den Jungs aber zu friedlich in der Menge und Bald kam die Aufforderung möglichst viele Crowdsurfer nach vorne zu schicken. Mich persönlich nervt es nur, wenn dicke Männer mit Bärten diesen illustren "Sport" betreiben, die selbst ich nur mit Mühe oben halten kann. Da das nur einmal vorkam, tat das der allgemeinen Death Metal Orgie aber keinen Abbruch.
Der Sound war ok, was man vom Tonmann bei der vorletzten Band erwarten darf. Trotzdem haben es die Metalfesttechniker auch hier nicht versäumt ihre ganz eigene Unterschrift zu hinterlassen. Kurz nach der Hälfte des Konzerts nämlich, gab Maurizio bekannt, dass sie aufgrund technischer Probleme nicht die Lieder spielen können die sie geplant hatten.
Die Leistung der Band selbst, ist mit 8,5 Punkten zu bewerten, aber als ganzes Konzert gibt's aufgrund der technischen Mängel "nur" 8 Punkte. Ich freu mich aufs nächste mal Jungs!
SABATON
Was für ein Finale, für ein bandtechnisch gesehen grandioses Festival. Die schwedische 6 Mann Armee SABATON rollt mit ihren Metalhymnen über das Publikum wie ein Leopard 2, durch eine Horde Franzosen. Ich kenne keine andere Band die klassische und Powermetalelemente so grandios zu Songs verarbeiten wie diese Jungs. Und dazu noch das gewaltige Stimmorgan von Joakim Brodén. Ich bin immer wieder überwältigt von der schlichten Awesomeness eines Livegigs dieser Band. OK, für die Fotografen im Pit gibt es nichts schlimmeres, als eine Band die derart agil/hyperaktiv über die Stage fegt, aber das ist ja nicht der Punkt. Überzeugt hat mich nicht nur der Sound (leider keine Selbstverständlichkeit) sondern auch die Songauswahl. Klassiker ('40:1' oder 'The Price of a Mile') jagen Songs vom aktuellen Album "Coat of Arms" (z.B. 'Screaming Eagles') und man weiß vor lauter Großartigkeit gar nicht, wie sehr man noch bangen und mitgröhlen soll. Der Auftritt der Schweden mutiert zum Siegeszug und entlässt, als letzte Band auf der Main Stage, eine zerstörte aber nichtsdestotrotz selig-glückliche Meute Metalheads zurück ins normale Leben.
Fazit: Alter Schwede (muhaha) was für ein Gig. Ich gratuliere zu einem absolut einwandfreien Kriegskonzert. (...noch ein Bier, noch ein Bier)
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Billing
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LineUp: (Stand 28. Feb. 2011)
AMON AMARTH - SABATON - ARCH ENEMY - CRADLE OF FILTH - SAXON - WINTERSUN - KATAKLYSM - AMORPHIS - SODOM - RAGE - EQUILIBRIUM - ENTOMBED - EISREGEN - DESTRUCTION - PRIMORDIAL - BELPHEGOR - ARKONA - TANKARD - SUICIDAL ANGELS - MISERY INDEX - KALMAH - MERCENARY - WHILE HEAVEN WEPT - ONSLAUGHT - HELRUNAR - - SECRETS OF THE MOON - KRISIUN - SCAR SYMMETRY - EVOCATION - MILKING THE GOATMACHINE - DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT - ARAFEL - TROLLFEST - ALCEST - THAUROROD - KIVIMETSÄN DRUIDI - EXCREMENTORY GRINDFUCKERS - DAWN OF DISEASE - PURGATORY - ANDRAS - POSTMORTEM - RAW - PURIFY - DEATHTRIP - MEMORIAM - NORTHERION - VAGABOND - INFECTIOUS PASSION - ETERNAL SLEEP - SKADIKA - HEROSOPHY - PLENTY OF NAILS - FINAL DEPRAVITY - ELDERICH - TREEB -
NAILED TO OBSCURITY - SALVATION OF SUFFER - LEGIO MORTIS - INFESTING SWARM - GORE - BURDEN OF GRIEF - ANCIENT LEGACY -
PATH OF DESTINY - ASENBLUT - SABIENDAS - SMOKIN HELL BASTARDS - TATTERED SOUL
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