Ace Frehley - 10,000 Volts

Review von Damage Case vom 22.02.2024 (7390 mal gelesen)
Ace Frehley - 10,000 Volts Im Oktober 2009 geschah etwas, das selbst die optimistischsten KISSologen nicht mehr für möglich hielten. Ich meine nicht das gutklassige Album "Sonic Boom", das KISS nach über zehn Jahren Wartezeit veröffentlichten. Nein, fast am selben Tag veröffentlichte ihr eigentlich längst für musikalisch scheintot erklärter Ex-Gitarrist ein unerwartetes Comeback-Album nach über 20 Jahren - "Anomaly". Und was für ein starkes Album es war, das qualitativ selbst die neue Mucke seiner ehemaligen Bandkollegen in den Schatten stellte! Ace, der leicht verrückte Sympathieträger und bis heute einzig wahre Leadsaitenzupfer der maskierten Helden, war "back and he told you so" (aus "Rock Soldiers"). Und so gelang dem stets leicht verpeilt wirkenden Spaceman ein Comeback, das ihm jeder KISS-Fan von Herzen gönnt und welches mit regelmäßig veröffentlichten, gutklassigen Alben seit dem Herbst vor beinahe 15 Jahren konstant anhält. Wenn man die beiden "Origins"-Coveralben mitrechnet, erscheint Anfang 2024 mit "10,000 Volts" das sechste Album des wiedererstarkten Paul Daniel Frehley. Und eins vorweg: Die elf Songs können sich sehen lassen und reihen sich gut in die bisherige Diskografie ein. Zwar "singt" Ace so schräg wie eh und je. Nicht selten erinnert er am Mikro an Ozzy Osbourne, einen weiteren Überlebenden und Heiligen des Rocks, der ebenfalls mehr für seine Persönlichkeit geliebt, denn für seine Sangeskunst verehrt wird. Die Texte auf dem neuen Album drehen sich um Weltraum, Mond, Himmel, Stratosphäre und die täglichen Kämpfe im Leben - also all die Themen, die Ace authentischer als jeder andere "Rocket Man" schon immer besingt und die ihn ausmachen. An der Gitarre und beim Songwriting liefert Ace erneut eine Klasseperformance ab, denn ohne Filler und mit dafür mit vielen tollen Licks, Riffs und Soli rauschen die Rocker, Groover und Balladen von "10,000 Volts" in die Gehörgänge - hoffentlich nimmt das abschließende Instrumental 'Stratosphere' noch nicht den Karriereabschied in selbige Sphären vorweg. Steve Brown sorgte als Produzent dafür, dass alle Puzzleteile gut sortiert klingen und trotz diverser zeitgenössischer Effekte das Etikett "Classic Rock" akustisch nicht verwässert wurde. Doch auch die Cover-Gestaltung von Aces Alben ist mittlerweile legendär (schlecht): Auf seltsam gezeichnete Fotos und billige Fotoshops folgt heuer noch grausamere KI-Kunst. Sei's drum, Ace Frehley darf das und der tollen Musik tut es keinen Abbruch!

Fazit: Gene und Paul begangen einen großen Fehler, indem sie Ace erneut abschrieben und nicht an ihrer Abschiedsparty Ende 2023 teilhaben ließen. Nicht nur so ziemlich alle Fans fanden das extrem schade, auch Frehley muss es extrem geschmerzt haben (Peter Criss sicher auch!). Doch im Schatten dieser Festivitäten spielte der Spaceman mit "10,000 Volts" ein Album ein, dessen 40 kurzweilige Minuten nichts anderes aussagen, als dass seine Ex-Kollegen getrost in Rente gehen können. Er rockt derweil mal munter weiter. Und um noch einmal den Bogen zu Ozzy zu spannen: Wie beim Madman ist man bei Space Ace nicht einfach "Fan". Nein, es sind Liebe und Dankbarkeit, dafür, dass das Heldenepos auch nach über 50 Jahren noch nicht vorbei ist.

Anspieltipps: 'Cosmic Heart' ist ein Stampfer, der so fett daher stampft, dass er rein fiktiv als 'Demons Heart' ein perfekter neuer Trademark-Song für Gene Simmons hätte sein können. Hätte. 'Cherry Medicine' startet etwas plump und wirkt zunächst zu sehr "von der Stange", doch mit jedem Hördurchgang entpuppen sich diese dreieinhalb Minuten zu einem perfekten Good-Time-Rocker. 'Back Into My Arms Again' ist eine schöne Halbballade, die mit seiner Frühachtziger-Frische auf dem bis heute maßlos unterschätzten "Unmasked" eine tolle Figur abgegeben hätte. 'Fighting For Life' hat zwar eine moderne Produktion, aber auch einen nach vorwärts drückenden Punch, der auch auf den letzten beiden KISS-Alben ein echtes Highlight gewesen wäre.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. 10,000 Volts
02. Walkin' On The Moon
03. Cosmic Heart
04. Cherry Medicine
05. Back Into My Arms Again
06. Fightin' For Life
07. Blinded
08. Constantly Cute
09. Life Of A Stranger
10. Up In The Sky
11. Stratosphere
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 40:43 Minuten
VÖ: 23.02.2024

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