Interview mit Eric von Blockheads

Ein Interview von Hirsch666 vom 07.03.2013 (5858 mal gelesen)
Ihr aktuelles Album "This World Is Dead" ist eine wahre Grindcore-Granate geworden, die sich locker mit anderen Genre-Größen wie ROTTEN SOUND oder NASUM messen kann. Grund genug einmal nachzuhören, warum sich die BLOCKHEADS eigentlich laut Übersetzung Dummköpfe nennen, lassen ihre Musik und auch ihre Texte doch den Schluss zu, dass es sich bei den Jungs eben nicht um solche handelt.


Hallo Eric, Harry vom Bleeding 4 Metal hier. Sieben Jahre sind seit Eurem letzen Album vergangen, aber es hat sich gelohnt, zu warten. Also erst einmal Gratulation zu "This World Is Dead". Erzähle uns doch mal, was in den letzten sieben Jahren so bei Euch los war. Warum hat das neue Album so lange auf sich warten lassen?

Eric: Hi Harry, ja, Du hast Recht. Sieben Jahre sind vergangen seit "Shapes Of Misery". Wie die Zeit vergeht... Trotzdem haben wir nicht auf der faulen Haut gelegen. Da BLOCKHEADS nicht unsere Vollzeit-Beschäftigung ist, versuchen wir so gut es geht, das Bandleben mit unserem Familienleben und unseren Jobs unter einen Hut zu bekommen. Also was ist seit 2006 passiert? Wir haben eine Menge Shows nach der "Shapes Of Misery"-Veröffentlichung gespielt. Die Band musste drei Line-up-Wechsel verkraften und es braucht dann auch immer ein paar Monate, den neuen Leuten die Tracks beizubringen. Dann haben wir noch eine Split-EP mit MUMAKIL veröffentlicht und fast ein Jahr an unserer DVD "Grindcore Overdose" gearbeitet. Während fast der gesamten Zeit haben wir auch immer wieder live gespielt und die letzten zwei Jahre haben wir uns komplett unserem neuen Album gewidmet mit Proben, Aufnehmen, Mixing, Mastering usw.. Und das war es. Sieben Jahre später sind wir endlich bereit, "This World Is Dead" zu veröffentlichen. Wir sind auf jeden Fall langsamer als die Musik.

"This World Is Dead" is nicht gerade ein besonders positiver Name für ein Album. Erzähle uns doch mal etwas über das Konzept des Albums - vor allem was die Lyrics betrifft - und über den Hintergrund Eurer Texte generell.

Eric: Zunächst mal handelt es nicht um ein Konzept-Album. Der Titel kam erst ganz zum Schluss. Nachdem wir uns auf die Songs festgelegt hatten, die aufgenommen werden sollten, mussten wir uns einen Albumtitel einfallen lassen. Wir lasen nochmal die Texte der Songs und irgendwie war "This World Is Dead" eine passende Zusammenfassung der Songs, die allesamt davon handeln, welcher Mist Tag für Tag auf der Erde und um uns herum passiert. Als Individuen haben wir da alle unsere eigene Meinung über soziale, politische und Umwelt-Themen. Doch irgendwie hat man immer das Gefühl, dass - egal, was man macht - sich alles nur um Geld und Macht dreht und keine andere Meinung erwünscht ist. Dabei können die Erde und die Menschheit nicht ungeschoren davon kommen.

Wie läuft denn das Songwriting bei Euch ab?

Eric: Wir haben da kein Rezept. Manchmal kommt einer mit einem Gitarren-Riff, mal jemand mit einem Drum- oder Gitarren-Groove und manchmal kommt auch einer mit einem fast fertigen Song. Bei den Proben packen wir die Teile dann aneinander - mal ein Part rein, da wieder einer raus - bis wir alle 100% mit dem Ergebnis zufrieden sind. Wir geben uns dabei viel Mühe, ein paar richtig coole Sachen zu machen, die sowohl beim Spielen als auch dem Hörer Spaß machen. Für jeden neuen Song setzen wir uns das Ziel, richtig geradlinige und effektive Musik zu machen. Die Reifung eines Songs kann dabei ein paar Tage dauern, aber manchmal hat es auch fast die kompletten zwei Jahre gedauert, bis wir mit dem Endresultat zufrieden waren.

"This World Is Dead" ist Euer erstes Full-Length-Album für Relapse, die für viele große Grindcore-Veröffentlichungen bekannt sind. Ich denke, das ist eine schöne Sache für Euch. Wie kam dieser Deal zu Stande und was erhofft Ihr Euch von der Zusammenarbeit?

Eric: In 2007 haben wir über Bones Brigade Records eine Split-CD mit unseren Freunden von MUMAKIL veröffentlicht. Damals hatten sie gerade ihre "Beyond The Failure"-LP auf Relapse veröffentlicht. Und da wir alle unsere Split-CD auch als Split-7" veröffentlichen wollten, haben sie bei Relapse nachgefragt, ob sie auch Interesse an diesem Projekt hätten. Sie waren einverstanden und die Split kam in 2010 raus. Als wir dann unser neues Album aufgenommen haben, haben wir wieder bei Relapse angefragt und sie waren interessiert. So war das. Das ist sicher ein sehr guter Schritt für uns, denn Relapse hat wirklich einen Haufen guter Bands am Start und sie machen es möglich, dass unsere Musik weltweit erhältlich und somit von Grindfreaks auf der ganzen Welt gehört und entdeckt werden kann. Hoffentlich bringt uns diese größere Aufmerksamkeit die Möglichkeit auf weitere Gigs in Ländern, in denen wir noch nie gespielt haben.

Im letzten Jahr habt Ihr auf dem "Obscene Extreme"-Festival gespielt, was ein großer Erfolg war. Habt Ihr vor, mit "This World Is Dead" im Gepäck wieder auf Tour zu gehen?

Eric: Oh ja, an das "Obscene Extreme" haben wir wunderbare Erinnerungen. Es ist das perfekte Festival für jeden Grindcore-Freund. Was das Touring betrifft...ja, wir haben bereits ein paar Shows für dieses Jahr bestätigt. Aber aufgrund unserer "normalen" Leben, haben wir wahrscheinlich nicht die Möglichkeit, eine komplette Tour zu fahren und konzentrieren uns somit auf Wochenend-Shows. Wir würden gerne, aber unsere Jobs und Familien und die Band lassen sich da manchmal nicht unter einen Hut bringen. Wir werden auf jeden Fall teilnehmen am "The System will be killed by the Kids"-Festival in Glauchau/Germany im August und wir hoffen, dass ein paar weitere Gigs in Deutschland dazu kommen.

Ihr seid seit 20 Jahren Teil der Grindcore-Szene. Lass uns doch mal an der Vergangenheit teilhaben . Wie hat sich die Band entwickelt? Wie hat sich die Szene entwickelt? Und was sind Eure Pläne für die Zukunft?

Eric: Seit unseren Anfangstagen ist unsere Band ein Haufen Freunde, die die gleiche Musik mögen, gerne zusammen Musik machen und einfach Spaß haben. Es gab zwar ein paar Wechsel innerhalb der Band, aber an der Grund-Idee hat sich nichts geändert. Anfangs hat sich unser Sänger hauptsächlich um die Band gekümmert, als er tonnenweise Demo-Tapes und Briefe verschickt hat. Also ich meine richtige Briefe, mit Briefmarken und so. Richtig old-school! Heute ist das durch das Internet natürlich viel einfacher. Was die Zukunft betrifft...da haben wir keinen Plan. Hatten wir eigentlich nie. Wie in den letzten 20 Jahren werden wir auch weiter Spaß daran haben, eine Platte rauszubringen, und ab in den Bus. Spielen so viel wir können.

Ihr habt mit vielen großen Bands die Bühne geteilt wie z.B. NAPALM DEATH und CARCASS, um nur zwei zu nennen. Was sind Eure größten musikalischen Einflüsse und was ist momentan Deine Lieblingsband? Gibt es eine Tour-Erfahrung, die Dir besonders positiv in Erinnerung geblieben ist?

Eric: Ich würde sagen, dass die Haupteinflüsse unserer Band zu Beginn die frühen Grindcore-Releases waren, wie z.B. die ersten zwei LPs von NAPALM DEATH, BOLT THROWER, CARCASS, die erste TERRORIZER-LP. Wir hören alle verschiedene Musikrichtungen, nicht nur Grindcore. Wir mögen z.B. auch gerne Crust oder Sludge, die uns auch beeinflusst haben. Wer aktuell unsere Lieblingsbands sind, ist eine schwere Frage und jeder von uns würde wahrscheinlich etwas anderes antworten. Vermutlich ändert sich das eh jeden Tag in Abhängigkeit von der Stimmung. Was unsere schönste Tour-Erfahrung betrifft... da gibt es sicher auch einen ganzen Haufen. Meistens irgendwelche Parties nach den Shows. Aber unser absoluter Favorit ist sicher die "Blasting Tour" mit MUMAKIL in 2006. Diese 10 Tage waren einfach Hammer und nur Spaß!

Welche Platte dreht sich denn momentan auf Deinem Plattenspieler?

Eric: Da gibt es einige. NASUM, MAGRUDERGRIND, REPROACH, SLEEP, YACOPSAE, MUNICIPAL WASTE, HERATYS, MAN LIFTING BANNER, DESPERAT, SOURVEIN, WEEKEND NACHOS, COKE BUST, VITAMIN-X, EYEHATEGOD, ELECTRIC WIZARD, DEATH DEALERS, DISRUPT... aber meine Bandkollegen würden da sicher auch andere nennen.

Ich habe mal die Übersetzung Eures Bandnamen gesucht und musste feststellen, dass Blockhead mit Dummkopf übersetzt wird, was ich für eine Band, die durchaus eine Meinung hat und diese auch an den Mann bringen will, für etwas unpassend ansehe. Wie kam es zu dieser Idee? Ich nehme an, Ihr wart noch ziemlich jung, als Ihr Euch das überlegt habt..haha?

Eric: Komm mal zu einer unserer Shows und Du wirst sehen, dass wir wirklich Verrückte sind während der After-show-Partys (lacht). Der Name kommt von der Skateboard-Marke Blockhead und als wir auf der Suche nach einem Namen waren, hatte einer so ein Board. Also haben wir ein S drangehangen und fertig waren BLOCKHEADS.

Okay Eric, danke für Deine Zeit und die netten Antworten. Hast Du noch ein paar letzte Worte für unsere Leser?

Eric: Danke Dir Harry, ich hoffe, die Bleeding 4 Metal-Leser haben Spaß an dem Interview. Und zögert nicht, mal bei einer unserer Shows vorbei zu schauen, wenn wir in der Nähe sind.

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