Interview mit Janosch von Misery Speaks

Ein Interview von Kex vom 21.10.2008 (10171 mal gelesen)
Mit neuem Sänger und neuem Album am Start bot sich ausreichend Gesprächsstoff, für den Sänger Przemek und Schlagzeuger Janosch von MISERY SPEAKS sich mir trotz Aufbauhektik für ein Interview zur Verfügung stellten.

 Du bist neu in der Band?

Przemek:  Genau, ich bin seit zwei Monaten dabei.

 Wie haben die Fans dich aufgenommen?

Przemek:  Bis jetzt ganz gut, die ersten Konzerte waren für mich die ganz dicken Festivals, es ging direkt los mit dem With Full Force, dann mit dem Metalcamp. War schon ein geiles Gefühl.

 Das war jetzt euer erster Festivalsommer?

Janosch:  Im Prinzip schon, wir haben jetzt das erste Mal ein etwas größeres Label gehabt und es ist das erste Mal, dass wir so am Stück auf mehreren großen Festivals gespielt haben in einem Sommer.

 Welches hat euch da so am besten gefallen?

Janosch:  Ist schwierig zu sagen, also beim With Full Force waren mit Abstand am meisten Leute, aber von der Stimmung her, denke ich, fanden wir alle das Summer-Breeze am besten.

 Welche weiteren Festivals habt ihr noch so im Visier?

Janosch:  Wir hoffen, dass es nächstes Jahr auf dem Wacken klappt, dieses Jahr war's nicht so schlimm, dass wir dort nicht waren. Wir haben ja auf so ziemlich jedem Festival im deutschen Raum gespielt, aber nächstes Jahr, wäre es schön, wenn das was wird.

 Ihr seid bei einem neuen Label, bei Drakar, die Gründe des Wechsels wurden hinreichend diskutiert, erklärt doch mal für die Fans: Was nimmt Drakar euch alles an Arbeit ab, auch beim Organisieren von Festivals zum Beispiel?

Janosch:  Zunächst einmal nimmt Drakar uns in soweit Arbeit ab, dass die die Promotion übernehmen, uns bekannt machen bei den Leuten. Es kommt aber denn noch einiges an Arbeit auf uns dann zu. Wir müssen uns um die Kommunikation zwischen uns, dem Label und dem Management kümmern. Das Booking macht dann auch wieder jemand anderes. Es ist halt so, dass das Label die Sachen macht, mit denen man am Anfang besonders viel zu tun hat, also CDs pressen, man muss sich nicht mehr um die Konzerte kümmern, aber natürlich bleibt auch noch eine Menge Arbeit bei uns.

 Vermittelte euch das Label auch den Mischer, ihr habt jetzt mit Dan Swanö (u.a. DARK FUNERAL, MARDUK, DISSECTION) zusammengearbeitet?

Janosch:  Nein, das war unser eigener Wunsch, da hat mehr oder weniger unser Management vermittelt und das hat dann auch geklappt.

 Ich habe jetzt öfter gelesen, dass euer Sound härter und reifer geworden ist, denkt ihr dass liegt auch an dieser Zusammenarbeit?

Janosch:  Wir haben uns schon weiterentwickelt von der ersten zur zweiten Platte. Jeder, der von der ersten noch gesagt hat, das ist mehr Metalcore, denkt das jetzt bei "Catalogue of Carnage" nicht mehr, denn die ist doch etwas ausgereifter. Ich glaube die große Veränderung, ist wirklich so von der zweiten zur dritten Platte. Zum einen weil wir jetzt jemand Neues am Gesang haben und zum anderen, weil wir uns einfach trauen werden noch etwas Neues an Stil mit rein zu bringen.

 Ihr seid ja auf dem Weg weg vom Metalcore, hat es euch gestört, in diese Sparte einsortiert zu werden?

Janosch:  Erstmal ist das relativ egal. Jeder von uns ist mehr oder weniger mit Metal aufgewachsen. In der jetzigen Zeit ist es halt so, dass jede Band die mehr melodischen Deathmetal spielt, ziemlich schnell als Metalcore abgestempelt wurde. Aber das hat uns eher nicht gestört. Wir haben ja mehrere Touren gemacht mit diesen Bands, aber in den letzten vier Tagen mit ENTOMBED haben wir gemerkt, dass sie unseren persönlichen Geschmack viel mehr rüberbringen und es passt auch mit den Leuten besser zu uns. Bei den großen Metalcore-Veranstaltungen sind die Leute immer abgegangen, und das war auch mit einigen geilen Bands, wo wir sagen, dass ist schon freundschaftlich. HEAVEN SHALL BURN zum Beispiel. Aber das hat nie so hundert prozentig gepasst, dieses Mal stimmt eben alles.

 Wie steht ihr zu dieser Antihaltung in der Metalcoreszene, die bei einigen Altmetallern sehr verbreitet ist?

Janosch:  Das ist eben eine komplett neue Szene die sich da entwickelt. Viele Kids, die anfangen so eine Musik zu hören werden natürlich viel mehr damit konfrontiert als irgendwelche alt gestandenen Metaller, für die Metalcore eher so ein Dorn im Auge war. Metalcore passt wahrscheinlich auch vom Optischen her nicht, dieser Aspekt ist ja gerade im Metal wichtig - was ich jetzt nicht supertoll finde - solange die Musik stimmt ist es mir erst mal ziemlich egal welche das dann ist. Natürlich nehme ich das jemandem, der auf der Bühne rum springt wie ein Hip-Hoper und versucht den Metaller herauszuhängen, dann nicht ab. Dennoch gibt es, denke ich, ganz viele Kids, die zwar mit Metalcore aufwachsen, aber auch Bands wie AMMON AMARTH oder DIMMU BORGIR besuchen. Das sind jetzt alles ganz große, bei den etwas älteren wie ENTOMBED kommen natürlich keine Metalcorekids, damit kommen die nur schwer in Berührung. Aber generell denke ich sollte jeder das machen, worauf er Lust hat.

 Worauf geht es um eurer aktuellen, zweiten Platte. Übersetzt Blutbadkatalog sehen die Titel jetzt aber eher nicht aus wie ein solcher. Was habt ihr euch gedacht?

Janosch:  Der Titel, muss ich ganz ehrlich gestehen, stand eher als der Text zu den Songs. Wir hatten eben den Titel und dachten dann, wir nennen auch das Album so und unser alter Sänger Claus hat dann eben dazu den Song und auch den Text geschrieben. Das ist jetzt nicht so typisches Deathmetalgemetzelzeugs, sondern in der Regel sind das sehr persönliche Songs. Aber teilweise auch ein bisschen sozialkritisch oder... politisch ist das falsche Wort, aber wir versuchen schon etwas zu transportieren.

 Trifft bestimmt auch auf 'Storm for Ideals' zu, an wen habt ihr diesen Song gerichtet?

Janosch:  Gerade der Song ist so eine persönliche Sache von Claus. Ich glaube, dass Claus die Texte immer so geschrieben hat, dass jeder so sein eigenes Ding rausziehen kann, aber da sind auch persönliche Sachen drin verpackt. Zum Beispiel 'To my Enemies' ist eigentlich ein antifaschistischer Song.

 Wie viel Kontakt habt ihr noch zu Claus?

Janosch:  Der besteht schon noch, wir sind jetzt nicht im Streit auseinander gegangen. Unser Bassist Martin und Claus kennen sich ja auch schon seit der Schule, das ist natürlich dann auch ein freundschaftlicher Aspekt, der mit der Band so gar nichts zu tun hat.

 Wie wird deine Mitarbeit zukünftig aussehen? Bleibt das beim Gesang oder möchtest du dich weiter einbringen?

Przemek:  Ich möchte so weit wie möglich meinen Teil zu den neuen Songs beitragen und mich auch am Songwriting so aktiv wie möglich beteiligen. Natürlich meinen Senf dazugeben und auch meine Einflüsse wirken lassen. Wie es sich für einen Sänger und Frontmann gehört auch schon Texte schreiben. Selbstgeschriebene Texte, denke ich, kann man auch am authentischsten rüberbringen. Ich bin auch schon dabei einige neue Lyrics zu schreiben.

 Das nächste Album ist also schon in Arbeit?

Janosch:  Jaaa, wir gehen im Januar ins Studio, also schon zeitnah, und ich denke so Frühling nächsten Jahres, so April, Mai wird das dann rauskommen.

 Ihr werdet ja oft mit NEAERA verglichen und des Öfteren wird auch gesagt, dass ihr jetzt aus deren Schatten hervortretet. Nerven solche Vergleiche nicht?

Janosch:  Ja stimmt, das ist schon so ein Thema, das oft kommt. Aber ich hab früher mit ein paar von denen selbst Musik gemacht, nichts Großes, aber Tobi der Gittarist hat dann eben gesagt, er möchte was anderes machen und hat NEAERA gegründet. MISERY SPEAKS gibt's jetzt, wenn man so will, seit 2000, 2001 also schon viel länger. Aber NEAERA haben es schneller geschafft einen Deal zu bekommen und haben auch die größere Anhängerschaft. Aber ich finde man kann NEAERA und MISERY SPEAKS nicht vergleichen. Für mich klingen die beiden Bands einfach sehr unterschiedlich, obwohl sie letztendlich melodischen Deathmetal machen. Aber spätestens mit der nächsten Scheibe denke ich, dass alle einen klareren Unterschied sehen werden.

 Gibt es Fragen, die ihr mittlerweile nicht mehr hören wollt?

Janosch:  Naja, es gibt schon so gewisse Standardfragen, bei denen man bei unterschiedlichen Platten eben unterschiedliche Antworten hat. Aber gewisse Fragen werden bene gestellt und das finde ich auch nicht schlimm.

 Ok, das war ja schon einiges. Danke für das Interview, die letzten Worte gehören euch.

Przemek:  Liebe Fans: Haltet nächsten Frühling die Augen und die Ohren offen und freut euch auf unser kommendes Album!

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