Pyracanda - Losing Faith

Review von derkleinekolibri vom 07.10.2024 (9451 mal gelesen)
Pyracanda - Losing Faith "Ich kann mich gar nicht entscheiden. Ist alles so schön bunt hier." Es war 1978, als diese Textzeilen der NINA HAGEN BAND ihres Songs 'TV-Glotzer', basierend auf dem 1975er Original 'White Punks On Dope' der amerikanischen Band THE TUBES, sich tief in mein noch jugendliches Hirn brannten. Klar, es ging damals ums Fernsehen, aber im Zusammenhang mit PYRACANDAs neuem Album "Losing Faith", das am 10. Oktober 2024 veröffentlicht wird, fielen mir diese beiden Sätze sofort bei der Erstlauschung wieder ein: Ersetzt man nämlich das Wort bunt durch heavy, passt es zum aktuellen Geniestreich jener Band, die zum letzten Mal vor 32 Jahren (!) ein Album veröffentlicht hat. Die Band selbst existiert seit 1987 und ich kann stolz behaupten, ihre komplette Diskografie zu besitzen. Mit einem verschmitzten Lächeln muss ich hinzufügen, dass es bisher nur zwei Alben gab: "Two Sides Of A Coin" (1990) und "Thorns" (1992). Schon damals war die Covergestaltung herausragend, besonders die des Debüts.

Einflüsse von ANTHRAX, MEGADETH und METALLICA der Schaffensphase in den 80ern schimmern hier und da ein wenig durch, genauso wie die New Wave Of British Heavy Metal. Entsprechendes Riffing und weitere musikalische Details erschließen sich beim intensiven Hören. Und hören solltet ihr den Longplayer mit seinen zehn Titeln unbedingt. Der Genuss geht exakt 44 Minuten und 16 Sekunden lang. Von der ersten bis zur letzten Sekunde verschwendet man kein bisschen seiner Lebenszeit - im Gegenteil, sind doch Höhepunkte eher die Ausnahmen in unserem Leben.

Das Koblenzer Quintett hat seit der Ankündigung einer Reunion im Jahre 2020 sowohl live als auch im Studio ganze Arbeit geleistet. Hier gibt es noch waschechten, handgemachten Heavy Metal, dessen Veröffentlichung wir FHM Records zu verdanken haben. Die Inhaber des Labels, Holger Geinitz und Frank Hirnschal, haben ein unglaubliches Gespür dafür, gute Remaster und Neuveröffentlichungen auf den hart umkämpften Markt zu werfen. Stellvertretend für etliche andere Bands seien ATOMIC OPERA, EXXPLORER und SIREN genannt. Ein tiefes Band der Freundschaft verbindet Frank Hirnschal mit den fünf Musikern, sodass es nur konsequent ist, den Weg gemeinsam zu gehen.

PYRACANDA verzichteten auf Drum-Computer und sämtlichen Schnickschnack, der Musik nur verfälscht. Hört euch die zehn Songs an und ihr werdet begeistert sein von der Reinheit des Heavy Metals, der kein bisschen altbacken wirkt. Bereits mit dem Opener 'Don't Wait For' zeigen PYRACANDA, dass ein hoch motivierter Sänger (Johannes "Hansi" Muhs), zwei brillante Gitarristen (Dennis Vaupel und Frank Pelkowski), ein sein Instrument aus dem Effeff beherrschender Bassist (Dieter Wittbecker) und ein mit großer Durchschlagskraft agierender Schlagzeuger (Patrick Grün) in der Lage sind, dem geneigten Hörer eine Gänsehaut zu verpassen. Dieser sowie alle folgenden Songs haben eines gemeinsam: sie berühren zutiefst mein Metal-Herz. Ob stampfend oder brachial, schleppend oder rasant; die fünf Jungs zaubern wahre Klanggewitter, die mit einem Donnerknall verhallen. Auch wenn nach etwas mehr als 44 Minuten Stille einkehrt, bleibt der positive Eindruck noch lange erhalten. Derart beeindruckt kann ich nicht anders, "Losing Faith" gehört ab sofort in die Kategorie der "blutrünstigsten" Veröffentlichungen des Jahres 2024 - entzieht mir das Schmuckstück doch glatte zehn Blutstropfen.

"Was lange währt, wird meistens gut ..."

Gesamtwertung: 10.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood blood
Trackliste Album-Info
01. Don't Wait For
02. Hellfire
03. Mouth Warrior
04. Losing Faith
05. Misanthrope
06. History Twister
07. We Are More
08. Spoke In The Wheel
09. What Builds My Pride
10. Hold On!
Band Website: www.pyracanda.de
Medium: CD, LP, Digital
Spieldauer: 44:16 Minuten
VÖ: 10.10.2024

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten