Magic Circle Festival 2007

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Take off: 07.07.2007 - Review (11010 mal gelesen)
Ein Bericht von Odin

Das Magic Circle Music Festival erschließt eine neue Region für den Metal-Zirkus. Ja, um es gleich vorweg zu nehmen, es wird eine Fortsetzung geben. Zu den in der Ankündigung verwendeten Superlativen aber später mehr.

Die Region um Bad Arolsen jedenfalls ist sonst eher für Barock-Festspiele und Rehabilitationszentren bekannt. Am 07.07.07 (und dem Tag nach dem schicken Datum) gab es eine neue Therapie-Form für die Kurgäste: Deftiger Schalldruck und massig Vibrationen. Von unserer Gastwirtin im acht Kilometer (Luftlinie!) vom Festivalgelände entfernten Kuhdorf erfuhren wir am Morgen des Samstags, dass MANOWAR noch dort zu hören gewesen waren...

Aber der Reihe nach. Ankunft Freitag, nachdem wir in der Pension eingecheckt und abgeladen hatten. Allerdings dauerte die Ankunft wohl eine gute Stunde, bis wir überhaupt erfolgreich den Check-In gefunden hatten. Das Kasernengelände ist zum Einen riesig und zum Anderen gut bewacht; umsäunt und von desinformierter Security umzingelt. Zu viele Einfahrten und Parkplätze für die verschiedensten Gefährt- und Gäste-Klassen und zu schlecht informierte Ordner führten zu einer Rundreise, die uns mehrere Male um das gesamte Gelände (und da ist man auch mit dem Auto einige Minuten unterwegs von der ersten bis zur letzten Einfahrt) und vom Campground bis zum Backstage-Bereich führte. Dann endlich hatten wir die Einfahrt zum Motorrad-Parking gefunden, wo der kürzeste Fußweg zu Eingang und Check-In zu finden sein sollte - immerhin stimmte das dann auch. Auf den VIP-Parkplatz kamen wir anschließend aber nur mit gutem Zureden bei den Ordnern und weil wir den Namen einer Schlüsselperson der Security nennen konnten, die uns versichert hatte, dass die Presse dort parken dürfe. Puh, Zeit für Entspannung durch laute Dröhnung!

Allerdings war es inzwischen so spät, dass wir nur noch zu HOLYHELL und anschließend MANOWAR rechtzeitig kamen. So warteten wir die laufende Pause noch ab, versanken beinahe im Matsch und sorgten uns ums Wetter.

HOLYHELL I
Spielten wie schon auf der Tour mit MANOWAR die Songs ihrer aktuellen EP - das Album steht ja noch immer aus und wird auch weiter verschoben - wobei wie immer 'Phatom Of The Opera' den stimmungsmäßigen Höhepunkt darstellte. Es ist und bleibt ein erhebendes Gefühl, wenn Eric Adams den Part des Phantoms intoniert, auf die Bühne tritt und damit Stürme der Begeisterung im Publikum auslöst. Ansonsten souverän und professionell vorgetragen.

MANOWAR I
Die Herren ließen ihre Fans zunächst mal wieder lange warten (allerdings noch nicht so lange wie sie es am zweiten Tag tun sollten), aber das Publikum schwoll auch noch ein wenig an. Noch hatten sich nicht gar so viele Leute nach Bad Arolsen verirrt, zumindest für ein Festival waren die Massen noch überschaubar. So war auch der Fotograben angenehm locker besetzt - auch das sollte sich am Samstag ändern.
Wie üblich spielten MANOWAR mit den Muskeln der PA und steigerten den Schalldruck vom bereits unmenschlichen Beginn bis zum zermürbenden Ende stetig in kleinen Schritten. Wie oben bereits erwähnt war die Anwesenheit des Festivals dank der äußerst leistungsfähigen Sound-Technik weithin nicht zu überhören. Dass der Sound dabei sauber und stimmig war, muss bei MANOWAR eigentlich nicht weiter erwähnt werden. Hier setzen sie definitiv nach wie vor Maßstäbe. Maßstäbe setzte auch die Setlist, die zusammen mit der des Samstags jedem altgedienten Fan (und davon haben MANOWAR ja bekanntlich Unmengen) die Freudentränen in die Augen trieb. Besonders im ersten Drittel waren die Übergänge dabei von harten Enden geprägt, die der Aufzeichnung für DVD und CD zu schulden sind. Natürlich wird auch hier vielfach verwertet und ausgeschlachtet - wenn das Ergebnis allerdings vorliegen und den üblichen MANOWAR-Standards in Ton und Bild entsprechen wird (geplant für Winter 2007/2008), kann ich jetzt schon mal eine vorbehaltlose Kaufempfehlung zumindest für Nicht-Hasser aussprechen. Nach wie vor bleibe ich auch bei meiner zentralen Kritik am Gehabe von Joey DeMaio & Co, dass sie das Gelaber lassen und sich auf ihre geilen Songs konzentrieren sollten. Mit diesem Material und der starken Darbietung alleine ist jedes MANOWAR-Konzert ein Top-Erlebnis. Langweilige Wikinger-Schlachten und Spoken-Words-Titel schmälerten dieses leider ebenso - aber erst am zweiten Tag.

Die Setlist des Freitags ohne Gewähr:
'Manowar'
'Call To Arms'
'March For Revenge'
'Die For Metal'
'Kings Of Metal'
'Sting Of The Bumblebee' (+ Gelaber, Ankündigung einer Wiederholung des Festivals, Ehrung der Verlosungsgewinner - ein MANOWAR-Chopper für einen älteren Herrn, Udo aus Schwaben zeigte Joey dann mal, wie man richtig Bier drinkt, ohne das Meiste über den Latz laufen zu lassen, sehr cool!)
'The Gods Made Heavy Metal'
'Army Of Immortals'
'Fighting The World' (zwischendurch saß Joey auf dem Drum-Podest und gab vor, betrunken zu sein, was Eric sichtlich erheiterte - kam allerdings nicht richtig authentisch rüber)
'Thor (The Powerhead)'
'Herz Aus Stahl'
'Gates Of Valhalla'
'Metal Warriors' (DAS habe ich ja ewig nicht gehört!)
'Sign Of The Hammer'
'Kill With Power'
'The Power'
'Hail And Kill'
'Warriors Of The World United'
'Black Wind, Fire And Steel'

Tag 2 (Samstag) brachte dann vor allem erstmal Sonne. Gut für den Boden und die Besucher - allerdings blieb die Sonne im Lauf des Tages so unauffällig, dass sich gegen Nachmittag und Abend die aus Leichtsinn verbrannten Gesichter doch stark vermehrten.

HEAVENLY verfolgten wir nur aus der Ferne, das Quietschen und der Eierkneif-Gesang zogen uns nicht gerade an, auch wenn die Darbietung insgesamt sauber und gefällig klang.
MOB RULES haben inzwischen ja doch schon fünf Alben auf dem Markt und offensichtlich ein gutes Standing vor allem in der deutschen Szene. Schon zu ihrem Gig waren mehr Leute auf dem Gelände als am Vorabend. Die Stimmung war gut, die Nordlichter lieferten eine Leistung, die das Publikum kurz nach oder gar vor dem Mittagessen ordentlich in Bewegung setzte.
Die laut Running Order folgenden LION'S SHARE kamen nicht rechtzeitig an, so dass sie den Gig mit der DAVID SHANKLE GROUP tauschten. Später entgingen sie uns aufgrund eines Interviewtermins.

DAVID SHANKLE GROUP
Mit komplett neuer Mannschaft im Vergleich zum Debütalbum war David Shankle angerückt. Damals war es aus verschiedenen Gründen nicht zu einer Tour gekommen, jetzt soll aber unbedingt eine folgen. Mehr auch dazu im Interview, das wir bei dieser Gelegenheit führten.
DSG spielten Songs vom ersten wie zweiten Album, das entgegen der Ankündigungen im Vorfeld nun doch nicht während des Festivals erschien. David entpuppte sich während des Gigs (und während des Interviews später...) als Stimmungskanone und Poser par excellence. Entweder er hat viel gelernt während seiner Zeit bei MANOWAR oder, was ich für wahrscheinlicher halte, er ist ein Naturtalent und neben seiner nicht zu leugnenden Fertigkeiten als Gitarrist auch dank dieser Verrücktheit damals von den Fellhosenträgern aufgenommen worden. Vielleicht war er aber doch eine spur zu abgedreht, weshalb es nur für ein Album plus Tour reichte...
Der Gig der Truppe um den "Shred Demon" machte jedenfalls Laune und Lust auf mehr. Ob das Material aus der Konserve ebenso gut wirkt wie angesichts des abgedrehten Gitarrenfricklers auf der Bühne, bleibt abzuwarten.

Von MESSIAH'S KISS erhaschten wir dann auch nur ein kurzes Zwischenstück, das aber durchaus zu gefallen wusste. Routiniert, aber auch ein bisschen verrückt (Anmerkung aus weiblicher Sicht: Das Oben-Ohne-Erscheinen muss nun wirklich nicht sein bei den Jungs...).
Der zweite Gig von HOLYHELL entsprach praktisch dem des Vortags. Nun entdeckten wir aber neben den eigenen Songs auch 'Wings Of Destiny' von RHAPSODY. Weiterhin war die Reaktion auf die um das Keyboard-Intro gekürzte Version des 'Phantom Of The Opera' nicht so euphorisch wie am Freitag. Allerdings war aus den ersten Reihen deutlich zu sehen, dass Eric Adams' Haarpracht nicht mehr in Original-Farbe erstrahlt...

Dann gab es wieder Wind aus dem Norden mit STORMWARRIOR. Die Jung-Thrasher shredderten ordentlich was in die Meute von Bad Arolsen, besonders viel Stimmung kam aber bei den Songs mit Kai Hansen auf, quasi zum Aufwärmen für den späteren Gig mit seiner eigenen Mannschaft.
Mit MAJESTY blieben wir weiter im Lande, wenn auch deutlich weiter im Süden. Die "deutschen MANOWAR" wurden ordentlich gefeiert, posten was das Zeug hält und verbreiteten weithin gute Laune. Die Dame im roten Abendkleid aber, die im späteren Verlauf des Auftritts ein paar Parts beisteuerte, war vor allem optisch deplatziert. Ihre gesamte Haltung zeugte von Unsicherheit und sie wirkte irgendwie verloren und hilflos, was schon auf die Stimmung drückte.

GAMMARAY
Zum Auftakt gab es erstmal wieder Regen. Den vertrieben die Power Metaller um Spaßkanone Kai Hansen dann aber bald, so dass ihr Gig von der Abendsonne beschienen wurde. Das war allerdings eines der wenigen guten Lichter, die auf den Auftritt fielen, denn ansonsten hatten sie leider mit einigen technischen Problemen zu kämpfen. So sendete irgendjemand Signale auf der Frequenz von Hajos drahtlosem Gitarrensender, was natürlich zu eher fremdartigen Klängen führte.
Das Programm war eher altbekannt, nur eine "Spezialversion" von 'Somewhere Out In Space' und 'I Want Out' als Zugabe hoben sich ab. Alle Probleme konnten zwar nicht das Grinsen aus Kais Gesicht wischen, doch verabschiedete er sich mit den Worten "Ihr wart toll, wir waren scheiße, aber ist egal..."

MANOWAR II
Das Set startete spät und wie am Vortag, doch schnell änderte sich die Setlist und vollzog wieder eine Tour durch die gesamte Schaffenszeit der Herren (und entsprach ziemlich genau der Setlist der diesjährigen Tour). Zunächst aber muss erwähnt werden, dass das Festivalgelände zu diesem Zeitpunkt mit ca. 25.000 Besuchern brechend voll war - ebenso der Photograben, in dem drei (!) Mal die Security alle Anwesenden auf Photopässe kontrollierte und Special Guests an die Seiten verfrachtete. Dennoch konnte man sich kaum bewegen. Die Ordner waren schon lange vor Beginn des Gigs fleissig damit beschäftigt, eingeklemmte und verlorene Zuschauer aus den ersten Reihen zu ziehen.

Setlist Samstag ohne Gewähr:
'Manowar'
'Call To Arms'
'Gloves Of Metal'
'Each Dawn I Die'
'Holy War'
'Mountains'
'The Oath'
'Secrets Of Steel'
'Gates Of Valhalla'
Bass-Solo und umfangreiches Gelaber inklusive Details zur Fortsetzung in 2008 (siehe unten)
'The Gods Made Heavy Metal' mit dem schlechtesten Publikums-Gitarristen, den ich je erleben musste. Ein "skinny ass" aus Finnland, wozu Joey auch nur meinte, dass es dort auch keinen Promoter mit den nötigen Eiern gebe, der MANOWAR mal holen würde.
'Kings Of Metal'
'Warriors Of The World United'
'Black Wind, Fire And Steel'

Danach wurde die Kulisse in Form des Wikingerschiffs ausgepackt und der unsäglich langweilige Part mit den unsäglich langweiligen Songs des aktuellen Albums begann - womit der Abend für uns endete. Den letzten Part musste ich schon auf der Tour ertragen, dieses Mal wollte ich den Gig doch positiver in Erinnerung behalten. Denn bis zu diesem Zeitpunkt war es wirklich eine astreine Show, zwar mit dem üblichen überflüssigen Gelaber etc., aber die Setlist mit doch einigen selten gehörten Perlen aus der ferneren Vergangenheit zeigte dennoch, warum so viele tausend Leute fast nur wegen MANOWAR zu diesem Event gekommen waren.

So bleibt zusammenzufassen, dass MANOWAR und Magic Circle Music einiges richtig gemacht haben bei und mit diesem Festival. Der Preis von 10 Euro pro Tag war äußerst fair und wird hoffentlich beibehalten werden - und sollte manch anderen Geldschefflern zum Vorbild gereichen. Leisten können sie es sich nicht zuletzt dank der umfangreichen Zweit- und Dritt-Einnahmen wie Merchandising und resultierender CD- sowie DVD-Releases. Dabei können MANOWAR auf eine massive und treue Fan-Basis bauen, die trotz aller Stilblüten und Ego-Eskapaden (nicht nur aber vor allem der jüngeren Zeit) den Herren die Treue hält. Sie haben halt einfach zu viele geniale Songs geschrieben und stehen nach wie vor unnerschütterlich zu dem Show-Image, das die Szene so dermaßen spaltet...

Für das nächste Jahr wünschen wir uns noch etwas besser informierte Security. Ansonsten waren alle sehr nett und kooperativ, hier keine Ausfälle. Wie allerdings die Organisation auf den Campgrounds etc. war, konnten wir leider nicht erkunden.
Der Inhalt der großspurigen Ankündigung zum nächsten Jahr lässt allerdings wirklich aufhorchen:

2008 feiern MANOWAR 20 Jahre "Kings Of Metal". Dieses Jubiläum begehen sie mit 20.000 Bechern Freibier vom 10.-12. Juli. Weiterhin wird es 20.000 Exemplare der neuen Single an diesen Tagen geben. Und einen neuen Rekordversuch für das Guiness Buch der Weltrekorde: MANOWAR wollen am 10.07.2008 den ganzen Tag lang bis zum Soundcheck Autogramme geben...
Wenn sie weiterhin wahrmachen, was Joey DeMaio in Sachen Setlists ankündigte, werden wir wohl einige Leute kniend vor der Bühne "wir sind unwürdig!" rufen sehen: Am Freitag wollen MANOWAR ihre ersten drei Alben "Battle Hymns", "Into Glory Ride" und "Hail To England" komplett spielen. Und am Samstag dann die nächsten drei "Sign Of The Hammer", "Kings Of Metal" und "Fighting The World" - komplett! Unter diesen Bedingungen ist das Festival wohl schon heute ausverkauft...
Während von den Setlists alle etwas haben werden, ist die nächste Ankündigung nur für vier noch festzustellende Gewinner ein Höhepunkt: Alle vier original MANOWAR Harleys sollen verschenkt werden, zwei pro Tag. Wird da jemand zu alt zum Motorradfahren? Oder die alten sind einfach langweilig geworden und es gibt demnächst neue Fortbewegungsmittel für die Bandmitglieder... mal sehen. Um die Einhaltung der gegebenen Versprechen zu kontrollieren werden wir jedenfalls wieder vor Ort sein, so viel ist klar!

Billing
Friday, July 6, 2007

03:45 - 04:15 pm SAIDIAN
04:30 - 05:00 pm IMPERIA
05:15 - 06:00 pm DSG
06:15 - 07:00 pm MESSIAH'S KISS
07:15 - 08:00 pm MAJESTY
08:15 - 09:00 pm HOLYHELL
09:30 - 11:30 pm MANOWAR

Saturday, July 7, 2007

11:45 - 12:15 pm HEAVENLY
12:30 - 01:00 pm MOB RULES
01:15 - 02:00 pm LION'S SHARE
02:15 - 03:00 pm DSG
03:15 - 04:00 pm MESSIAH'S KISS
04:15 - 05:00 pm HOLYHELL
05:15 - 06:15 pm STORMWARRIOR
06:30 - 07:30 pm MAJESTY
07:45 - 09:00 pm GAMMA RAY
09:30 - 11:30 pm MANOWAR

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