Voidgazer - Dance Of The Undesirables

Review von Rockmaster vom 16.06.2024 (12030 mal gelesen)
Voidgazer - Dance Of The Undesirables Der Stil der Extreme-Progger VOIDGAZER aus den Südstaaten der USA lässt einiges an Interpretationen zu. Die Mischung aus heftigen Death-Growls und fiesem Aggro-Gefauche in den ersten Textzeilen von 'Jesus Take The Needle' setzt auf jeden Fall ein Ausrufezeichen. Gerne hätte ich hier wenigstens einige wenige Zeilen in einem Gesangsstil gehabt, wo man wenigstens einen Bruchteil der Lyrics verstehen kann. Der Songtitel - höchstwahrscheinlich angelehnt an die Redewendung "Jesus take the wheel", mit der man sinngemäß sein Schicksal in einer ausweglosen Notlage in Gottes Hand legt - in Kombination mit der (Drogen-)Nadel statt dem Steuerrad ("wheel"), klingt nach hartem Tobak. 'Expectations Management' managt dann gleich mal die Erwartungen des Zuhörers, denn hier packen die Jungs aus St. Louis einen megafetten Groove aus. Ihre Vielseitigkeit unterstreichen sie dann ab der Mitte des Titels mit dem Gesangs-/Gitarrenduett und dem folgenden Gitarrensolo, dass man zweifelsohne weniger in modernen Extreme Metal-Bands verorten würde als in ganz klassisch Rock 'n' Roll-orientierten Formationen wie MOTÖRHEAD. Die extreme Gangart kristallisiert sich aber schnell als dominantes Stilmerkmal heraus. Das Attribut "progressive" darf man hier weniger in dem klassischen Sinne von Progressive Rock (= komplexe Songarchitekturen und sich über die Dauer weiterentwickelnde Motive) verstehen, noch als das häufig so bezeichnete Technik- und Rhythmusgefrickel. Die Jungs haben einfach Bock, viele Stile zu zitieren (spielt mal 'Dance Of The Undesirables' ab Minute 4 an), und es vergeht gefühlt kein Song ohne überraschende Wendungen und total genrefremde Einwürfe.

Die Power, die VOIDGAZER entfachen, ist umwerfend, und der Groove mitunter fesselnd. Der Vortrag ist stark, und die vielseitigen Stilzitate haben das Zeug, Fans unterschiedlichster Couleur abzuholen - sofern sie mit dem durch die Bank aggressiven Gesang klarkommen. Was ich allerdings ein wenig irritierend finde, ist das Verwechslungspotenzial, das die Band mit der Veröffentlichung von "Dance Of The Undesirables" als mit gut 36 Minuten ziemlich kurzem Longplayer selbst geschaffen haben. Nach der ersten EP "Years Of Exile" 2016 hat die Band ein wenig Zeit gebraucht, ihr Lineup zu finden, und als dann der Nachfolger "Dance Of The Undesirables" anstand, eröffnete bereits die Pandemie einen weiten Blick ins Leere. 2021 erschien dann der Tanz der Unerwünschten - als EP. Die jetzige Veröffentlichung unter dem gleichen Titel firmiert, wie schon erwähnt, als "Full Length", ist aber nur um das ziemlich kurze Instrumental 'Grand Appeasement' und den alten Titel 'From Nothing' von "Years Of Exile" erweitert. Also, eine gute Minute neue Geräuschkulisse. Das ist nicht viel in drei Jahren. Hoffen wir, dass die Jungs dann jetzt endlich mal nicht nur im Studio sondern auch am Reißbrett Gas geben.

Die Verwirrung um das neue Release wird nur noch getoppt davon, dass die Titelreihenfolge der Neu-/Wiederveröffentlichung im Promo-Beipackzettel anderen Quellen widerspricht, und dass Mastermind und Bandgründer Manny Watts an anderer Stelle gänzlich unbekannt scheint. Da hilft wahrscheinlich nur die offizielle Band-Bio.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Jesus Take The Needle (5:52)
02. Expectations Management (5:23)
03. Dance Of The Undesirables (8:33)
04. Blast Equalizer (4:48)
05. Sexual Sadist Serial Slasher (5:06)
06. Grand Appeasement (1:09)
07. From Nothing (5:20)
Band Website:
Medium: CD, LP, Digital
Spieldauer: 36:11 Minuten
VÖ: 07.06.2024

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten