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Nachruf auf Quorthon, RIP 07.06.2004 |
Ein Artikel von Opa Steve vom 10.06.2004 (17701 mal gelesen) |
Ich kann mich noch genau an die Zeit erinnern, als ich als Jugendlicher den Metal für mich entdeckte und Besuche eines gut sortierten Schallplattenladens (jawoll, das war vor den CDs) immer ein Höhepunkt waren. Irgendwann - es war mitte der 80er - entdeckte ich im Metal-Fach die ersten "bösen" und extremen Scheiben für mich, und darunter war eine sehr undergroundig und cool aufgemachte Scheibe namens "The Return" von "Bathory". Über die Band erfuhr man nichts, dafür war die gesamte Aura sehr mysteriös. Was mir da im Laden durch die Kopfhörer geballert wurde, war mit Nichts vergleichbar, was es zu dieser Zeit gab. Irre Riffs, furchtbares Gekrächze, plakativ satanische Texte, Schlagzeuggeballer. Gegen Bathory waren Venom wahre Chorknaben. Die nächste Scheibe, "Under The Sign Of The Black Mark" setzte noch einen obendrauf und dürfte zu dieser Zeit eine der härtesten und schnellsten Scheiben überhaupt gewesen sein. Alles, was im primitiven nordischen "true" Black Metal erst 10 Jahre später zum Markenzeichen wurde, wurde von Bathory schon damals zelebriert - ohne Wegbereiter, ohne Vorbilder - Bathory selbst waren Vorbild und einzigartig.
Man begann über diese mysteriöse Band zu reden. Musiker versteckten sich hinter merkwürdigen Pseudonymen wie "Quorthon", "Vvornth" und "Kothaar". Es tauchten Gerüchte auf, dass Bathory eine Ein-Mann-Show wären, und The Boss wäre der Vater des jungen Musikers. Auch gab es Verwirrungen über Live-Shows. Spielen sie Live-Shows oder nicht? Auch die Presse versuchte in Interviews stets mehr Hintergründe zu erfahren und versuchte Tricks wie z.B. erfundene Formulare für Hotelbuchungen, die aber stets auf den Namen der Promotionfirmen gebucht wurden. Nichts funktionierte. Mastermind Quorthon ließ über seine Person und über den Rest von Bathory nichts heraus.
Das epische und gleichzeitig meiner Meinung nach beste Album von Bathory, "Blood Fire Death", wartete mit einer kleinen Sensation aus. Mitten im LP-Klappcover war ein gigantisches Foto der Band. Erstmals (und einmalig) Gesichter der Musiker!
Auch stilistisch folgte ein Umbruch in der Geschichte Bathorys. Die beiden folgenden Alben "Hammerheart" und "Twilight Of The Gods" schwenkten weg vom rasenden Black Metal, und bauten die epischen Momente des "Blood...."-Albums weiter aus. Es entstand zu Beginn der 90er der Vorläufer des Viking/Pagan-Metals. Auch hier war Quorthon ein Wegbereiter für eine ganze Szene, die erst später folgte. Für die Fans war der Stoff erst einmal schwer zu verdauen, denn Quorthon versuchte zu singen - und konnte es nicht. Nichtsdestotrotz bietet die innovative und sehr selbstbewusst vorgetragene Mischung aus authentisch "unschönem" Wikingergesang, Chören und bombastischen Arrangements ein unvergleichliches Hörerlebnis, so dass auch diese Alben trotz vieler Wandlungen einschlugen und heute noch zu den bedeutendsten Alben im Metal überhaupt zählen.
Die damit einhergehende Aufmerksamkeit des Publikums und der Presse war wohl Anlass für Quorthon, seine Verwirrungstaktiken anschließend auf die Spitze zu treiben. In der Presse war stets Widersprüchliches zu lesen, ob nun die Jubileum-Alben wirklich altes Material, oder nur auf alt getrimmtes Neumaterial beinhalten würden.
Mit der folgenden Neuphase von Bathory hatte ich persönlich immer meine Probleme. Dem Material fehlte es an stilistischer Schärfe, obwohl das Nordland-Doublefeature zeigt, dass aus Bathory ein großer Akt werden könnte - wenn sie es nur wollten. Quorthon will dies natürlich nicht. Musikalisch stets besser und vielseitiger geworden kommt in Interviews zunehmendes Desinteresse seinerseits durch, wenn sein Schaffen immer mit der Vergangenheit vergleichen wird. Das altbekannte Problem für Leute, die aus dem Nichts etwas völlig Neues schufen und somit zur Legende wurden.
Quorthon tat immer das, was er tun wollte. Er war ein Original, wie man es nur selten in der Szene findet. Seine Musik war eine Vision, und damit Wegbereiter für viele Bands, deren Mitglieder zu Beginn seines Schaffens teilweise gerade erst geboren waren.
Quorthon starb am 07. Juni 2004 im Alter von 39 Jahren an einem Herzleiden. Im Metal wird er jedenfalls für immer weiterleben.
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