Livebericht Napalm Death (mit Debauchery ) |
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Ein Livebericht von Opa Steve aus Andernach (Juz-Liveclub) - 28.11.2003 (28184 mal gelesen) |
Napalm Death Gigs sind immer so etwas wie eine kleine Familienfeier. Es besteht vom ersten Ton an eine gewisse Vertrautheit zwischen der Band und dem Publikum, welches sich in gegenseitiger fairer Behandlung ausdrückt. Zweifellos haben Napalm Death in ihrer 20-jährigen Bandgeschichte niemals den Kontakt zur Fanbasis verloren, und treu geblieben sind sie sich im weiteren Sinne auf jeden Fall (wenn man mal die gigantische Zeitspanne zwischen ihrem rumpelnden Erstling und heute betrachtet). So ist es nicht verwunderlich, dass ND auch ohne aktuelles Album im Gepäck jederzeit an jedem Ort ihre Fanscharen anziehen. Das gemütliche JUZ in Andernach war so die ideale Kulisse für eine feine Grind-Party. Gute Sicht für Jedermann, stressfreier Ablauf, und vor allem der fehlende Fotograben machten den Gig zum Fest eines jeden Stagedivers. Aber zuerst zu Debauchery. Im Gegensatz zu ihren recht ordentlichen Black-Metal-Namensvettern aus den USA wirken die deutschen Debauchery etwas - hmm - reizlos. Die Splatterfreaks machten mit ihrer Blutsudelei zwar optisch einiges wett und auch der Shouter orientierte sich mit seinen Growls und spitzen Schreien am guten alten Barnes, aber auf die Dauer macht das Material, welches grundsätzlich im gleichen Tempo und (fast?) immer auf dem gleichen offenen Akkord beruht, nicht allzuviel Spass. Dazu kam noch eine recht unbeholfende Präsentation des jungen Quartetts - muss man denn nach jedem Song erst die Stimmung abebben lassen und ein paar deplazierte Drumfills probieren? Selbst eingefleischte Retro-Gorefreaks erwarten doch etwas mehr Dynamik und Spannung von der Musik. So kam es auch, dass sich die Halle erst zum Headliner richtig füllte. Napalm Death präsentierten sich ohne Jesse, der aufgrund privaten Stresses an der Tour nicht teilnehmen konnte. Songtechnisch gab's überhaupt keine Überraschungen, denn die Briten spielten ein erweitertes Programm der diesjährigen Festivalauftritte, welches von Scum bis zu Order Of The Leech so ziemlich alle wichtigen Stationen abdeckt. Sehr positiv fällt mir bei ND-Auftritten immer das Publikum auf. Eintagsfliegen sieht man so gut wie keine, und nicht selten werden sogar uralte Songs mitgegröhlt. Die Stimmung ist trotz heftiger Moshpits und diverser Stagediver-/Crowdsurf-Einlagen stets frei von Aggressionen, so dass jeder das Konzert stressfrei nach seinen Vorlieben erleben kann. Barny ist nach wie vor der Madman, stapft kopfschüttelnd über die Bühne und guckt wirr wie immer, wenn er nicht gerade seine Texte in die Masse brüllt. Dabei hat der selbsterklärte "Enemy of the music business" durchaus noch andere Feindbilder, wenn man seine häufigen Statements Richtung Blair und Bush betrachtet. Dass die Jungs von der Insel das eine oder andere Problem mit Authoritäten haben, ist aber nicht wirklich etwas Neues... Der Sound war ein amtlicher Killer. Zwar fehlte durch Jesse etwas vom Gitarrenfundament, aber dafür verzerrte Shane seinen Bass so sehr, dass eigentlich nur noch rumpelndes Knarzen zu erkennen war. Streckenweise ist es eh ein Wunder, wie man bei dem Höllentempo und chaotischen Riffs noch die Orientierung behalten kann. Nach einer amtlichen Spielzeit und ein paar Punk-Zugaben (inkl. dem obligatorischen Dead Kennedys Cover "Nazi punks fuck off") verschwand die Band nicht sofort backstage, sondern nahm sich erst einmal ausgiebig Zeit, sich bei den ersten Reihen händeschüttelnd zu bedanken. Vor allem Barny hatte endlos Geduld und verließ die Bühne erst, als er sich bei jedem von dort erreichbaren Fan persönlich bedankt hatte. Napalm Death sind trotz ihres Status immer noch die sympathischen Jungs aus Ipswich, die bodenständig und angenehm klischeefrei einfach für ihre Fans Musik machen. Auch, wenn's keine Überraschungen gibt, lohnt ein Besuch immer. |
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