Interview mit Thomas Knauer von Envinya

Ein Interview von Akhanarit vom 03.03.2013 (10426 mal gelesen)
Das erste Mal in Schongau

ENVINYA haben mit "Inner Silence" ein beachtliches Debüt auf den Markt geworfen. Prompt wurden sie auf's Übelste vom Metal Hammer diskreditiert. B4M sprach mit Thomas (Rhythm Guitar & Vocals) über diesen unprofessionellen Verriß, einsame Inseln und natürlich über das neue Album. Wenn man es ganz laut aufdreht, wird man den Boden auch im 20 Kilometer entfernten Lechbruck noch erzittern spüren. So viel ist gewiß!

Hallo Thomas Danke für deine Zeit, ein wenig mit uns zu plaudern. Wie geht es dir und der Band, jetzt da euer Debüt fertig gestellt ist?

Thomas: Hallo Akhanarit, uns geht es soweit ganz gut. Alle Arbeiten sind erledigt und die CD ist bei Massacre. Jetzt sind wir gespannt was mit ENVINYA so in nächster Zeit passiert. Für uns ist die Veröffentlichung durch ein großes Label auch eine komplett neue Erfahrung.

Man kann euch nur zu "Inner Silence" gratulieren. Ich finde es sehr gelungen!

Thomas: Hey, danke für Dein Kompliment!

Stelle uns doch zu Beginn mal die Band und ihre Vision vor, damit unsere Leser einen ersten Eindruck von euch bekommen können.

Thomas: Also ENVINYA gibt es in der aktuellen Besetzung (ausgenommen der Sängerin) seit 2006. Bevor ich dazugekommen bin, gab es in der Band schon unsere Keyboarderin Moni und den Schlagzeuger Enrico. Als nächstes gesellte sich noch unser Bassist, der Lorenz, hinzu und zu guter letzt Markus, unser Leadgitarrist. Lustigerweise haben wir in der Band einen Altersunterschied von ca. 18 Jahren, was sich wohl auch in unserem Stil niederschlägt. Der "Bandopa" bin übrigens ich mit meinen 41 Jahren. Zugegeben, ein recht junger Opa. Seit Anfang an haben wir einfach unsere Musik gemacht und erst später, mit unserem ersten Demo, hat sich für uns die Frage gestellt, wie wir eigentlich unsere Musik beschreiben, bzw. nach wem wir klingen würden. Ist gar nicht so einfach, sich selber in eine Schublade zu stecken. Musikalisch wollen wir einfach nur guten, harten und melodischen Heavy Metal spielen. Ich achte dabei nicht sonderlich auf irgendwelche Trends.

Wie lange hat es gedauert, das Material für das Album zu schreiben?

Thomas: Alles in allem haben wir gut zwei Jahre dafür gebraucht. Wir haben aber nicht gezielt für eine CD geschrieben, sondern hauptsächlich dafür, live auftreten zu können.

Für das erste Album hat man ja bekanntlich alle Zeit der Welt. Jetzt, da ihr ein derart starkes Album in der Hinterhand habt, steigt natürlich auch langsam der Druck, für das nächste Werk nochmals eine Schippe drauf zu legen. Spürst du das schon jetzt, oder bist du in Gedanken vorerst "nur" bei "Inner Silence"?

Thomas: Nein, ich spüre bereits den Druck. Allerdings liegt das daran, dass ich selber sehr kritisch bin, was meine Kompositionen angeht. Ich trete sehr viel in die Tonne, bevor ich den anderen überhaupt einen Song vorstelle. Natürlich sollte der auch besser sein, als das, was wir vorgelegt haben. Unabhängig davon muss ein Riff oder ein Song für mich eine gewisse Atmosphäre oder ein gewisses Gefühl transportieren. Da ist mein eigener Anspruch schon sehr hoch. Schau ma mal, ob ich die Messlatte überspringen kann.

Das Album weist etliche Einflüsse aus mehreren musikalischen Genres auf. War es schwer, das alles klanglich unter einen Hut zu bekommen, oder ging euch das eher leicht von der Hand?

Thomas: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es für uns einfacher ist, neue Stücke zu schreiben, wenn einer schon mit einer groben Songstruktur ankommt. Nachdem es sich auch wirklich nur um eine grobe Struktur handelt, haben die anderen Bandkollegen dann die Möglichkeit und den Platz, ihre Einflüsse im neuen Song einbringen zu können. Teilweise müssen wir uns aber schon bremsen, nicht dass ein Lied zu komplex wird. Metal muss rocken. Diese Maxime sollte sich zumindest teilweise in unseren Songs wieder finden.

Eure Heimat ist München. Erzähl doch mal ein wenig über die Szene dort und wie es sich als Metal-Musiker dort leben lässt.

Thomas: Ich kann hier nur aus meiner Sichtweise erzählen. München ist eine schöne Stadt und ich bin durch und durch Münchner, sogar ein gebürtiger. Wir haben Biergärten, Berge und Seen und den weiß-blauen Himmel. Wirklich schön und das meine ich ernst. Metalmäßig ist München allerdings einfach nur scheiße. Natürlich gibt es eine Metal Szene und einige Undergroundbands. Allerdings lebt der Münchner an sich wohl eher nach dem Motto: "Was ich nicht kenne, interessiert mich auch nicht." Das schaut dann so aus, dass Du als unbekannte Band meistens nur vor Deinen Freunden spielst. Was wir schon alles probiert hatten, um die Leute für eine junge, unbekannte Band zu interessieren. Keine Chance. Wenn Du allerdings eine bekannte Band bist, sieht die Sache dann wieder anders aus. Dann kommen die Leute zu den Konzerten. Ansonsten haben wir in München einige coole Kneipen wie z. B. das Abseits, wo Metal gespielt wird. Ansonsten bin ich in der Münchner Metal Szene nicht mehr so drin, wie früher.

Angenommen, du würdest eure Musik zum ersten Mal hören. Worin siehst du persönlich ENVINYAs Stärken und Schwächen?

Thomas: Das sind immer ziemlich interessante Fragen. Dann fang ich mal mit den Schwächen an: Als Schwäche sehe ich in erster Linie einige Refrains oder Strophen, da dort noch des öfteren von der Gesangslinie her Luft nach oben ist. Vielleicht haben wir uns bei dem ein oder anderen Refrain etwas zu schnell zufrieden gegeben. Der Gitarrensound auf der CD könnte auch etwas härter sein. Ansonsten bin ich ganz zufrieden mit den Songs. Ich habe die Lieder jetzt wirklich schon zig mal gehört und es gibt kein Lied, das mir weniger gefällt, oder das ich nicht mehr hören kann. Ich finde auch, dass wir recht abwechslungsreich sind, und dennoch immer nach ENVINYA klingen. Ach ja. Ein oder zwei schnellere Songs hätten mir noch gefallen. Aber was nicht ist, kann ja bei der nächsten CD noch werden. Ich mag einfach schnelle Songs. ENVINYA wird in Zukunft definitiv nicht softer werden.

Ich habe "Inner Silence" jetzt bestimmt zehn Mal gehört. Bis auf einige Kleinigkeiten ist es absolut einwandfrei. Ich traute meinen Augen nicht, als ich den Verriss im Metal Hammer gelesen habe. Soweit das schon beurteilbar ist: Wie sind die Reaktionen denn im Schnitt generell ausgefallen und was hat euch ggf. richtig geärgert/gefreut?

Thomas: Tja, der liebe Metal Hammer. Die Kritik im Hammer war mit weitem Abstand die Schlechteste, die wir bekommen haben. Mich persönlich hat nicht die Note geärgert, sondern die Art und Weise, wie der Kritiker über uns geschrieben hat. Absolut respektlos und einfach nur unter der Gürtellinie. Und so jemand darf auch noch für den Metal Hammer schreiben. Das muss ich nicht verstehen. Ansonsten haben wir eigentlich nur durchschnittliche bis sehr gute Kritiken bekommen. Ist auch völlig OK so, da Musik nun mal Geschmacksache ist. Freuen tut mich jedes Mal eine Review, wo ich sehe, dass sich der Schreiber wirklich mit unserer Musik auseinandergesetzt hat. Wenn Du einmal eine zwei Seiten lange Kritik bekommst, ist das schon eine tolle Sache. Interessanterweise hat speziell dieser Kritiker oftmals genau ins Schwarze getroffen. Klasse finde ich auch Kritiken, wo ich merke, dass der Schreiber unsere Musik echt gut findet. So etwas merke ich an der Art und Weise, wie geschrieben wird. Das freut mich dann schon sehr.

Wie war es, das aller erste Konzert mit ENVINYA zu spielen? Was ist besonders in Erinnerung geblieben?

Thomas: Das erste Konzert war in Schongau und wir hatten keine Ahnung, wie unsere Musik überhaupt bei den Leuten ankommen würde. Bis dahin hatte kein "Nicht-Bandmitglied" überhaupt etwas von uns zu hören bekommen. Umso gespannter war ich dann auch. Die Reaktion auf unseren Auftritt war dann allerdings mehr als positiv, was mich ungemein gefreut hat. Da weiß man dann wieder, wofür man Musik macht.

Was war die größte Hürde, die ihr zusammen als Band bisher zu meistern hattet?

Thomas: Die größte Hürde war für uns, nicht an den zwischenmenschlichen Problemen innerhalb der Band zu zerbrechen, die seit der Veröffentlichung der EP "Beyond The Dark" immer grösser wurden. Letztendlich hat das dann zu der Trennung von unserer Sängerin Natalie geführt. Es hat einfach nicht mehr funktioniert und dieser Schritt war für beide Parteien das Beste.

Wie haben eure Familien das Album aufgenommen? Oder habt ihr sogar Fans im eigenen Umfeld, von denen ihr es u.U. nicht erwartet hättet?

Thomas: Meine Mutti sammelt unsere CDs, weil sie dann wieder ein Foto von mir hat. Des Weiteren stehen ein paar Arbeitskollegen total auf unseren Sound, was mir fast schon a bisserl peinlich ist, weil ich deswegen doch nichts "Besseres" bin. Nun ja, beim nächsten Konzert nehme ich sie einfach mit in den Backstageraum. Ich glaube, dass wird ihnen gefallen.

Was ist der für dich persönlichste Song auf "Inner Silence" und warum?

Thomas: Das ist der Song 'Beyond The Dark'. Als ich das Riff zu dem Refrain geschrieben habe, habe ich dann beim Anhören an dieser Stelle immer eine Gänsehaut bekommen. Da wusste ich, dass dieser Song etwas Besonderes wird. Ich liebe es nach wie vor, diesen Song zu spielen.

Jetzt mal ganz schwer: Wenn du für den Rest deines Lebens auf eine einsame Insel müsstest, die du nie wieder verlassen dürftest... Welche 5 Alben würdest du momentan mitnehmen, um dich mit Musik zu erfreuen?

Thomas: Also mit dabei wäre auf alle Fälle eine alte Platte von IRON MAIDEN, z.B. die "Powerslave". Dann was Schnelles, wie die "Darkness Decends" von DARK ANGEL, was Rockiges wie die "Futureworld" von PRETTY MAIDS und etwas Brutales wie die "Leprosy" von DEATH. Als letztes Album würde ich mir einen aktuellen Radio-Pop-Sampler mitnehmen, damit ich immer weiß, was ich am Metal habe.

So, das war's schon wieder. Danke für das Gespräch und auch weiterhin viel Erfolg mit ENVINYA. Noch irgendwelche letzten Worte? Nur zu!

Thomas: Ich muss sagen, es hat mir echt viel Spaß gemacht, auf Deine Fragen zu antworten. Du kannst mir ja bei unserer zweiten CD sagen, ob es mir gelungen ist, "Inner Silence" zu toppen oder nicht. Ansonsten hoffe ich, dass wir dem ein oder anderen mit unserer Musik etwas geben können. Ich habe das Glück, dass einige Bands das bei mir geschafft haben bzw. noch immer schaffen.

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