Die Apokalpytischen Reiter - The Divine Horsemen

Review von Opa Steve vom 07.07.2021 (9670 mal gelesen)
Die Apokalpytischen Reiter - The Divine Horsemen "Die Reiter", wie man sie wie die besten Kumpels in Kurzform nennt, haben durch ihre Geschichte in den letzten 20 Jahren stets durch Enthusiasmus zu begeistern gewusst. Der Stil war anfangs aberwitzig, die Band schon oft missinterpretiert, aber auch mit einer etwas kleineren stilistischen Sprunghaftigkeit wussten sie auf den neusten Scheiben zu begeistern.

Was sie aber während der Corona-Pandemie fabrizierten, hätte ich nicht für möglich gehalten. Es liest sich wie ein Experiment, welches man üblicherweise als Schnapsidee während einer geilen Feier verabredet. Die Band hat sich nämlich mit einer kleinen Crew für zwei Tage im Proberaum eingeschlossen, ohne auch nur einen Plan oder gar Songs zu haben. Das Ziel war: Kommen wir zusammen und schauen, was passiert. Kommerziell natürlich ein absolutes Wagnis, auf der anderen Seite künstlerisch fast eine anarchistische Art, sich die Freiheit zurückzuerobern. So wundert es auch nicht, dass das ganze Drumherum ebenso aus der Art schlägt. Die obskuren Hinweise auf mögliche Rituale, die man während des Hörens der Doppel-CD durchführen könne, damit irgendwelche noch obskureren Kontakte hergestellt werden, haben mich zwar zum Schmunzeln gebracht, sind aber auch nicht allzu abwegig. Schließlich bedient sich die Band vieler Hinweise auf Schamanismus. Nicht nur im Promotion-Drumherum, sondern tatsächlich auch beim künstlerischen Entstehen dieser Scheibe. Es wurde viel gejammt, ungewöhnliche akustische Instrumente kamen zum Einsatz, und tatsächlich wurden 500 Minuten mitgeschnitten, in denen die Band ihre Ideen spontan zusammenbrachte.

Das Destillat in Form von 78 Minuten befindet sich nun auf diesem Tonträger. Die Songs haben nicht nur vom Titel wenig mit dem zu tun, was man von den Reitern gewohnt ist. "The Divine Horsemen" ist eine ganz andere Ebene, ein ganz anderes Bewusstsein. Man kann förmlich hören, wie sich 12-minütige Songs wie 'Duir' mit etwas Klavier, Bass, Percussions und allerlei Geräusche auf den unbekannten Weg machen. Auf der anderen Seite befinden sich aber auch eruptive und ungewohnt harte Songs auf dem Album, die fast schon an Black Metal grenzen. 'Salus' ist pure Raserei, aber auch 'Nachtblume' hat eine wilde Bösartigkeit, die man maximal aus den Anfängen der Band kennt. Das Schalkhafte, was die Band ja vor allem auf der Bühne so sympathisch macht, fehlt auf "The Divine Horsemen" hingegen völlig. Dass manche Texte auch eher ein kaum ausgefeiltes Grundgerüst darstellen, verwundert hingegen beim Konzept dieser Scheibe gar nicht ('Children Of Mother Night'). Die Produktion lässt viel natürliche Räumlichkeit bestehen und ist nicht auf Perfektion getrimmt. Auch das unterstreicht die Herangehensweise sehr, da man bei dem grob gemixten und gemasterten Sound mit ungezähmten Becken tatsächlich immer wieder - wie ganz prominent in 'Haka' - das Gefühl hat, in einem ohrenbetäubend lauten Proberaum zu sitzen. Trotz des ungewöhnlichen Entstehungsprozesses und des sehr ungewöhnlichen Stils sind die Stilmerkmale der APOKALYPTISCHEN REITER dennoch vorhanden. Die Stimme von Fuchs ist da natürlich ganz prominent zu nennen, aber auch das Pathos der Songs findet sich zwischen der rauen Raserei und der schamanischen Klangmuster immer wieder in typischer Weise wieder.

Fazit: Vermutlich ein unwiederholbares Experiment, aber in meinen Augen eine der aufregendsten Scheiben unserer "Reiter". Man darf gespannt sein, wie sich diese Ausnahmetitel später mal in Livesets wiederfinden. Oder ob sie durch die Entstehung auch schon wieder gestorben sind ... und nur diese Aufnahme ist Zeuge.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Tiki
02. Salus
03. Amma Guru
04. Inka
05. Nachtblume
06. Aletheia
07. Duir
08. Children Of Mother Night
09. Uelewa
10. Haka
11. Simbi Makya
12. Wa He Gu Ru
13. Akhi
14. Ymir
15. Eg On Kar
Band Website: www.reitermania.de
Medium: DoCD
Spieldauer: 78:34 Minuten
VÖ: 02.07.2021

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