Interview mit Jay Buchanan von Rival Sons

Ein Interview von Dweezil vom 10.10.2012 (14981 mal gelesen)
Wir befinden uns in den Katakomben unterhalb der "Garage" in Glasgow. Über uns fiebern einige hundert Hardrocker der Show entgegen, während ich mich mit einem tief entspannt wirkenden Jay Buchanan, seines Zeichens Frontmann der kalifornischen Senkrechtstarter, über ihre bisherige Karriere und die neue Platte "Head Down" unterhalte.

Ihr hattet die fragwürdige Ehre für Größen wie GUNS'N'ROSES oder JUDAS PRIEST zu eröffnen. Welche dieser Shows war die erinnerungswürdigste?

Jay Buchanan: [überlegt kurz] Support...am erinnerungswürdigsten? Mhh. Nein! Ich weiß es ganz genau: AC/DC. Für AC/DC zu eröffnen. Weil es AC/DC sind! Weißt du was ich meine? Wenn man Bands wie JUDAS PRIEST oder ALICE COOPER und GUNS'N'ROSES nennt, klingt das zunächst nach großen Namen. Aber wenn du das Wort AC/DC sagst, werden die ganzen anderen Namen plötzlich winzig klein und man braucht eine Lupe, um sie überhaupt zu sehen. AC/DC supporten; ja es ist wohl der Traum jedes jugendlichen Musikers, während man einen Joint raucht und sich das AC/DC Poster and der Wand ansieht und Sachen sagt wie: "Man, wär es nicht super cool, wenn Angus und Malcolm unsere Demo hören würden und uns einladen würden sie zu supporten?"

Habt ihr die Jungs denn backstage getroffen?

Jay Buchanan: Ich habe Brian getroffen und bin ungefähr auf einige Zentimeter an Angus herangekommen, als er backstage herumlief, aber er sah aus als hätte er den Teufel hinter sich. Ich zögerte sogar, Hallo zu sagen. Backstage war er sehr ruhig, und sah irgendwie müde aus. Der Mann ist ja verdammt klein, er sieht aus, als käme er aus dem Auenland. Trotzdem hat er eine einmalige Aura um sich, sodass man sofort weiß, "It's Angus Young". Ich würde keinen Streit mit dem Typen anfangen [lacht]. Als er aber auf die Bühne ging, war er wie bessessen, so viel Energie und Kraft, wirklich umwerfend!

Habt ihr den Auftritt an sich genießen können? Oftmals ist das Publikum bei solch großen Acts ja sehr auf den Headliner fokussiert.

Jay Buchanan: Wir waren noch nicht lange als Band zusammen, hatten auch noch nicht allzu viele Konzerte gespielt, und es ist ein riesiger Unterschied, in kleinen Clubs zu spielen, oder sogar mittelgroßen Orten, die wir selbst geheadlined haben, zum Autritt in einer Arena. Es gibt einen gravierenden Unterschied, eine Club-Band zu sein oder eine Arena-Band zu sein. Wir waren damals, natürlich keine Arena-Band und sind es bis heute nicht. Es ist eine komplett andere Erfahrung. Ein guter Gig allerdings. Die Arena war riesig und schlicht und ergreifend der Fakt, für AC/DC eröffnen zu dürfen reichte uns völlig aus, auch wenn das Publikum wirklich nicht übel war.

Wie habt ihr, als relativ junge Band, diesen Support-Slot bekommen?

Jay Buchanan: Es war wirklich so ähnlich wie ich es vorhin beschrieben habe. Angus und Malcolm suchen sich ihre Supports selber aus und hören sich die potentiellen Bands an. Unser Management hat ihr Management angeschrieben, weil wir hörten, dass sie einen Opener suchten und die Youngs haben es für gut befunden!

Gibt es einen Ort in Europa, den du besonders magst? Wegen der Location, den Fans, des lokalen Biers oder warum auch immer?

Jay Buchanan: Es ist immer wo du gerade bist. Das lernt man vom Touren. Genieße wo immer du auch gerade bist und finde etwas Positives an dem Ort.

Gut, kommen wir zum unvermeidlichen Gespräch über das neue Album. Es bewegt sich vom ziemlich geradlinigen, kompakten Songwriting weg, das auf "Pressure And Time" vorherrschte. Was kannst du mir über diese musikalische Entwicklung erzählen?

Jay Buchanan: Ich hoffe wir haben eine Entwicklung durchlaufen [lacht]. Wir hatten für Pressure kein Material, als wir ins Studio gingen, wussten aber, das wir den Bogen nicht überspannen sollten. Dies sollte unser Major-Label Debüt werden, also lautete die Devise, es auf den Punkt zu bringen, es kurz und knackig zu halten. Zu versuchen, eine gute Party-Platte zu machen, um möglichst direkt an den Hörer heranzukommen. Wir sind sehr entspannt an die Sache herangegangen, es gab niemals Diskussionen, von wegen, wir wollen die Platte so machen, sollten aber lieber doch was anderes aufnehmen um besser anzukommen oder sowas. So war es auch für das neue Album. Wir hatten wieder recht wenig Zeit, haben uns aber nicht beschränkt, sondern einfach gesagt, "Let's do some songs". Ich würde dir aber widersprechen, dass wir keine kürzeren kompakteren Rock'n'Roll Songs auf der neuen Platte haben. Es gibt immer noch eine handvoll dieser Songs, denn schließlich sind wir ja eine Rock'n'Roll Band.

"Pressure" hat sehr gute Kritiken bekommen, wie seid ihr mit Druck umgegangen, einen Nachfolger für solch ein Album zu schreiben?

Jay Buchanan: Wir haben uns darüber keine Gedanken gemacht. Wie du siehst, ist das hier, das Touren, unser Leben. Ich sitze zwar hier mit dir, einem Journalisten, aber eigentlich müssen wir so tun, als ob ihr gar nicht existiert. Ab und zu liest einer von uns mal ein Review, ob es nun gut oder schlecht ist, ist dabei irrelevant, denn im Grunde seid ihr für uns unsichtbar, nur so kann man die Kraft und die richtige Einstellung finden, das zu tun, was wir jede Nacht bringen müssen.

Ich habe auf verschiedenen Websites gelesen, dass die Band dich via MySpace gefunden hat, zudem ist euer Self-Release Debüt "Before The Fire" nur als Download erhältlich. Was hälst du vom Medium "Internet"? Verteufeln es die Leute mehr als ihm gebührt, besonders im Classic Rock und Metal?

Jay Buchanan: Ja, ich kannte Miley, aber er wusste, dass ich zu beschäftigt war, deshalb hat er mich nicht gefragt, ob ich einsteige, Scott hat mich dann aber auf MySpace gehört und so ist die ganze Sache ins Rollen gekommen. Leute beschweren sich gerne und nutzen jede Gelegenheit dazu. Bezüglich des Internets...Hat es das Musik-Business zerstört? Ja, das hat es, es hat das alte Modell der Musik-Industrie zerstört. Es hat sie nicht getötet, es hat sie verändert. Ursprünglich sollten wir als Band in der Lage sein, Geld zu verdienen, so wurde ich erzogen. Lerne Songs zu schreiben, werde so gut wie möglich in dem, was du tust und du wirst in der Lage sein Platten zu verkaufen, wenn du ein Publikum findest. Heutzutage verdienen wir mit unseren Platten bzw. unserer Kunst nichts mehr, wir verdienen das meiste unseres Lebensunterhalts durch Touring. Alles hat sich verändert, aber man kann es nicht mehr rückgängig machen. Wie ich vorhin schon sagte, du musst den Moment, den Ort an dem du dich gerade befindest genießen.

Auch wenn ihr offensichtlich im klassischen Blues-Rock beheimatet seid, ist es doch schwierig eine Band zu finden, die genau eure Musik spielt. Kommt ihr alle aus derselben Ecke oder ist der RIVAL SONS-Sound das Produkt verschiedener Einflüsse?

Jay Buchanan: Wir haben alle komplett unterschiedliche Einflüsse. Ich würde nicht das Wort "Streit" oder nicht mal "diskutieren" benutzen, wenn es um die Entstehung unserer Songs geht, es ist aber so, das jeder andere Einflüsse in die Band bringt. Ich persönlich genieße es sehr, mit drei andern Typen zusammen zu spielen, die alle aus unterschiedlichen Hintergründen stammen. Wir haben alle verschiedene kreative Quellen, so dass ich wohl niemals genau wissen werde, wie ein Michael Miley als Schlagzeuger tickt, er wird mich immer wieder überraschen können, wie auch Scott Holiday an der Gitarre. Er wird immer etwas Neues haben, das nicht aus meinem Genre stammt.

Was würdest du als dein Genre bezeichnen?

Jay Buchanan: Oh, schwer zu sagen. Ich höre eine riesige Bandbreite an Musik. Stimmlich neige ich definitiv zum Blues und auch zum Soul und Gospel. Aber auch abseits davon sind Blue Eyed Soul Leute wie Van Morrison ein wichtiger Einfluss für mich. Ich entdecke aber immer noch neues, es gibt soviele großartige Sänger da draußen. Auch die Einflüsse der anderen Bandmitglieder bringen mich immer wieder auf neue Künstler und andersherum.

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