Interview mit Shawna von War On Women

Ein Interview von Baterista vom 09.03.2015 (14567 mal gelesen)
WAR ON WOMENs Frontfrau Shawna Potter hat unsere Fragen beantwortet. Ich hätte diese Unterhaltung gerne noch ausgedehnt. Sollten die Damen und Herren tatsächlich mal nach Deutschland kommen, dann werde ich das bestimmt nachholen. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

Hi aus Deutschland! Ich hatte das Vergnügen euer Album "War On Women" zu reviewen und muss sagen, es war eine Inspiration für mich. Daher zunächst herzlichen Glückwunsch zu dieser Veröffentlichung. Wie fühlt ihr euch jetzt?

Shawna: Vielen lieben Dank! Wir fühlen uns gut und sind voller Vorfreude, was als nächstes passiert. Vielleicht eine coole Tour in Deutschland?

Im Moment seid ihr noch nicht so bekannt hier bei uns. Stellt euch doch bitte mal kurz vor.

Shawna: Jo, wir sind ein Haufen amerikanischer Punks, deren Songtexte feministische Inhalte haben. Wir sind alle LGBTQ-Verbündete. (Anm. d. Redaktion: LGBTQ = lesbian, gay, bisexual, transgendered, questioning).

Wie sieht euer Songwritingprozess aus? Gibt es ein Mastermind oder steuert jeder von euch Ideen bei?

Shawna: Es ist bei jedem Song etwas anders. Manchmal spielen wir gemeinsam mit Ideen und kommen so zu einem Ergebnis, aber manchmal kommt auch jemand von uns bereits mit einem Riff oder sogar einem fertigen Song zur Probe. Jeder bringt jedoch seinen eigenen Dreh mit rein, würde ich sagen.

Wie ich bereits am Anfang bemerkt habe, war euer Album sehr inspirierend für mich. Da es mir mal wieder bewusst gemacht hat, dass selbst wenn ich in einem Land lebe, in dem ich als Frau selbstbestimmt und sicher leben kann, es doch noch jede Menge zu tun gibt. Was ist für dich das Wichtigste bzw. worauf fokussierst du dich am meisten in diesem Kampf?

Shawna: Es ist schwer einzugrenzen, was mir dabei am wichtigsten ist, es hängt schließlich alles zusammen. Ich glaube, die Belästigungen / Schikanen in der Öffentlichkeit sind das, was mich am meisten umtreibt, weil ich denke, das ist eine Metapher dafür wie Frauen und alle LGBTQ-Folks weltweit behandelt werden. Wenn ein Mann öffentlich grundsätzlich alles sagen und tun kann, ohne Konsequenzen dafür befürchten zu müssen, was würde genau diesen Mann davon abhalten, keine Frauen einzustellen, jemanden körperlich zu attackieren und/oder dem Opfer für den Angriff auch noch die Schuld in die Schuhe zu schieben, nicht wahr?

Feminismus hat in unserer Gesellschaft oft einen hysterischen und zickigen Anstrich, der dazu führt, dass auch viele Frauen sich damit nicht identifizieren wollen. Nett, freundlich und angepasst zu sein, scheint oft nach wie vor der Heilige Gral zu sein, und es ist natürlich auch viel einfacher. Woher nimmst du all die Kraft, Stärke und Leidenschaft? Was ist deine Inspiration?

Shawna: Wenn du mich das zu einem anderen Zeitpunkt gefragt hättest oder wäre ich in einer anderen Stimmung, dann hätte ich dir sicher anders geantwortet. Aber genau in diesem Moment nehme ich meine Inspiriation von meinem zukünftigen Ich. Das hört sich völlig schräg an, aber ich stelle mir vor, wie ich sein will und was mir wirklich wichtig ist und versuche das in meinem Kopf zu manifestieren und mich darauf zu fokussieren. Anstatt meine Zeit damit zu verschwenden, mir darüber Sorgen zu machen, ob mein Körper perfekt ist, was andere von mir halten: it doesn't fucking matter! Ich sollte mich an meinem Körper erfreuen, solange ich aktiv und gesund bin, denn das wird nicht immer so sein. Und ich sollte meine Zeit nicht damit verschwenden, mir zu Herzen zu nehmen, was all die Hasser und Idioten denken. Ich konzentriere mich darauf, ein besserer Mensch zu werden und die Welt zu einem besseren Ort zu machen, für mich und für alle anderen Menschen. Und wenn jemand denkt, ich wäre zickig oder hysterisch deswegen, so what?! Ich bin nett, ich bin witzig, ich suche nicht den Konflikt, aber ich werde auch nicht klein bei geben, nur damit ich für netter gehalten werde.

Und wer inspiriert dich musikalisch?

Shawna: So viele, zu viele. Die Leute könnten sich selbst ausdenken, von wem wir unsere musikalische Inspiration nehmen. Die Hälfte davon wäre wahrscheinlich richtig.

Ich selbst bin Metaldrummerin und das seit 25 Jahren. Am Anfang war es manchmal ein regelrechter Spießrutenlauf. Ich musste mehr beweisen als jeder männliche Schlagzeuger, dass ich es "wirklich draufhabe". Und auch heutzutage muss ich mir manchmal noch anhören: "Gut gemacht, für 'ne Frau!" oder ähnlichen Bullshit. Was sind deine Erfahrungen damit?

Shawna: Genau dieselben! Eine Menge dämlicher, sexistischer Kommentare, eine Menge es gut meinender Idioten ... Grundsätzlich sollte es so sein, dass, wenn du eine Band magst, es unerheblich ist, ob eine Frau dabei ist oder nicht. Man sollte einfach sagen: Ich mag euch, nehmt meine Kohle ... haha.

Euer Albumcover ist bemerkenswert. Auf mich wirkt es wie eine Mischung aus "Soylent Green", "Matrix" und "1984". Was ist die Botschaft dahinter und wer ist der/die Künstler(in)?

Shawna: Oh, das ist cool, danke! Unser Freund Alex Fine hat das gezeichnet. Unser Gitarrist, Brooks, hat dieses Bild in einem Traum gesehen. Es visualisiert quasi, dass Frauen als Gebärmaschinen ohne höhere Bestimmung gesehen werden. Was wir natürlich für Bullshit halten.

Wie sehen denn eure Zukunftspläne für die Band aus?

Shawna: Wie hoffen, dass wir bald mal nach Deutschland kommen können!

Vielen Dank für deine Zeit! Die letzten Worte gehören dir ...

Shawna: Wir hoffen, dass die Leute unsere Platten mögen. Egal ob sie die Message verstehen oder nicht, am Ende der Scheibe hat es vielleicht Klick gemacht. So oder so, belästigt keine Frauen oder Leute, die anders sind, in der Öffentlichkeit!

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