Boötes Void - C.O.L.D.

Review von Farvynn vom 22.03.2022 (8638 mal gelesen)
Boötes Void - C.O.L.D. Deutschland, ein Land der doch unzähligen Mythen, längst vergessenen Religionen und ein Schmelztiegel verschiedenster Subgenres unserer liebsten Musik. Es ist nicht verwunderlich, dass bald jede noch so kleine Region ein neues Subgenre erfindet. Würzburg lässt da, als ehemaliges Nebenprojekt, Occult Black Metal von der Leine. Das okkulte Unheil hört auf den Namen BOÖTES VOID, ich vermute mal benannt nach einem der größten bekannten Voids etwa 650 Lichtjahre von uns entfernt im Sternenbild des Bärenhüters (Bootes). Gegründet wurden sie schon zu Beginn des Jahres 2019 aus einer Schnapsidee heraus, mal etwas anderes zu machen. So vereinten sich also schlussendlich fünf junge Mannen aus Würzburg dazu und nach einigen Besetzungswechseln ward die erste EP geboren. Nach "Alder's Heresy" folgten schnell Songwriting und Aufnahmen zum mir nun vorliegenden Debütalbum "C.O.L.D.". Ob sich nun das Warten gelohnt hat oder ob es doch eines der weniger guten Debüts wird, werden wir sehen. So lasset uns nun hinabtauchen und die Leere und uns selbst finden.


Vorweg möchte ich hier das ein oder andere fragende Gesicht ein wenig erleuchten. "C.O.L.D." ist die Abkürzung für "Circle Of Life And Death", also dem Lebenszyklus. Dargestellt wird dieser mit sieben Song. Schon hier muss ich sagen, bei der Wahl der Thematik sind die Jungs nicht dumm gewesen, nur stört es meinen inneren Monk, dass es eben nicht acht, sondern nur sieben Titel sind. Denn jeder davon, trägt den Namen eines keltischen Feiertages (die auch den Heiden unter uns nicht unbekannt sind) und das sind nun mal acht ... gut, sei es drum, muss der Innere mal heulen. Nützt ja nichts, zuerst also die Instrumentalfront und da will ich mich im Ganzen aussprechen. Die vier Herren, ich nenne sie mal liebevoll Voidlings, verstehen ihr Handwerk. Es ist kein sinnloses Geballer oder Geschredder, wie man es gerade von anderen Jungbands des großen Genrebruders Black Metal kennt. Man hört Muster und Melodien raus, man hat sich also wirklich einen Kopf darum gemacht, was man damit erreichen will. Hut ab dafür. Mangel an Professionalität kann man den Voidlings nicht vorwerfen. Aber wo die Voidlings sind, kann Boötes als Sänger nicht weit sein. Zwar muss ich mich erstmal entschuldigen, brauchte ich doch erstmal das Booklet um den guten Mann überhaupt zu verstehen. Ein Danke geht da raus an meine Freundin und deren Social Media Fee Roksana. Doch wieder zurück zum Wesentlichen und der Frage. "Was hat der Lebenszyklus mit den Feiertagen zu tun und wie kam das textlich zu Stande?" Recht simpel, die Feiertage spiegeln im Jahresverlauf den Lebenszyklus aus Geburt, Reifung und Tod wider. Wo an Yule die Sonne wiedergeboren wird, huldigen wir der Vergänglichkeit des Seins an Samhain. und holy effing hell, Boötes bringt es mehr oder weniger direkt auf den Punkt ohne irgendwo depressiv zu wirken oder Ähnliches. Ich sehe ihn als Schamanen, einen Geschichtenerzähler, der mit seiner Musik eine längst vergessene Zeit wieder zum Leben erweckt. Das Bühnenoutfit tut dafür sein Übriges. Aber zurück zu den Texten. Auch, wenn Boötes selbst den Texten keine weitere Tiefe beimisst - nach einigen neugierigen Fragen meinerseits, erkenne ich doch ein Muster. Ähnlich eines Rituals besingt er die Texte, malt Bilder, warum wir auch noch heute so manch Brauch beschreiten und an was wir uns erinnern sollen. Alles in allem eine wohlklingende und ausgewogene Komposition.


Meine Damen und Herren des gepflegten Hau-drauf Black Metals werden hier nicht auf ihre Kosten kommen. Nicht mal einen Millimeter. Es hat eine atmosphärische Eigenart, die ich in der Form selten gehört hab. Es wirkt treibend, fast davonlaufend aber doch auch nicht ganz, irgendwas hält das ganze im Hier und Jetzt. Zwar verstehe ich nicht was meine werten Kollegen mit "... für das Genre eher untypischen Groove" meinen, aber ich meine zu verstehen. "C.O.L.D." ist ein zwiespältiges Werk. Treibend und doch entspannt. Nicht zu schnelllebig, als dass man es gleich vergessen könnte, aber auch nicht das, was einem mit dem ersten Hören direkt im Kopf bleiben will. Grundsolide, professionell und mit einem einschlägigen Weg kommt die ganze Platte daher und ist doch etwas, das noch ausbaufähig ist. Aber wo ein Wille, da ein Weg. Wo eine Idee, da ein Projekt und wo ein Anfang, da auch ein neuer Weg der beschritten und erkundet werden will. Ans Herz legen kann ich das gute Stück all jenen, die ein wenig abschalten wollen vom Alltagsstress. Lasst euch mit Boötes Stimme verzaubern und den Tönen der Voidlings treiben. Lasst euch auf den Tanz ein und taucht hinab in die ewige Leere.


imgcenter


Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Yule
02. Imbolc
03. Ostara
04. Beltane
05. Litha
06. Lughnasadh
07. Mabon/ Samhain
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 41:12 Minuten
VÖ: 09.03.2022

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten